Mein liebes, schönes Sauerland

von Josef Bierbaum, Holzwickede

Wie friedlich liegst Du mir zu Füßen,
Mein liebes, schönes Sauerland.
Vertraut mich deine Berge grüßen,
Die blau der Himmel überspannt.
So kühn, wie diese Berge ragen,
Steht auch ihr markiges Geschlecht;
Das weiß zu kämpfen und zu wagen;
Denn seine Heimatlieb' ist echt.
So hab ich Dich als Kind gesehen,
Wenn ich der Heimat Blumen brach:
Sah so im Traum dich vor mir stehen,
Wenn mich der Fremde Heimweh stach.
Bei seiner heil'gen Wälder Rauschen
Regt sich das Volk im weiten Land;
Ich muss der Arbeit Lieder lauschen,
Und arm scheint mir der Fremde Tand.*
Mild kosen mich die Heimatlüfte;
Mich grüßt der Wälder Herber Hauch.
Der Heimatblumen zarte Düfte
Sind mir wie süßer Opferrauch.      
Hier geht der Frohsinn durch die Auen;
der Friede lagert auf der Trift;*²
in diesen wonnesamen Auen
Gedeihet nicht das fremde Gift.
Wie dringen mir der Heimat Zungen
Melodisch süß und weich ans Ohr.
So hat die Fremde nie gesungen,
Da sich mein Herz im Schmerz verlor.
Hier steht das Volk wie seine Eichen
Und duldet Neid und Missgunst nicht;
Hier müssen Zwietracht, Hader weichen,
An anderen Deutschlands Kraft zerbricht.
Wie mir der Heimat Vögel singen
das Wonnelied der Kinderzeit!
Und wenn die Heimatglocken schwingen,
dann wird mein Herz so froh und weit.
Fest wurzelt noch der alte Glaube
Und seuet nicht der Toren Hohn;
Hier kniet man noch vor Gott im Staube,
Baut Erdengötzen keinen Thron.
Hier herrschen auch die alten Sitten,
die Biederkeit nach Väterart;
Und Treue wohnt in Haus und Hütten
Mit echter Gottesfurcht gepaart.
Drum lass' ich niemals mein Land nicht schmähen;
Ich bin in Lieb' ihm angetraut
Und will nach seinen Reizen spähen
Und freuen mich am Mutterlaut.

* Tand ist die sprachlich gehobene und nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für ein hübsches Ding, das keinen Wert hat.

*² Der Begriff Trift (abgeleitet von treiben) bezeichnet einen vom Vieh benutzten Weg, breitere Schneise zwischen Weideland und Stall