Der Reichstagsbrand und seine Auswirkungen auf Freienohl

Nach dem Reichstagsbrand am 27.02.1933 wurde gegen die Kommunisten in ganz Deutschland eine Verhaftungsaktion in Gang gesetzt. Bis zum 26. 02.1933, also zwei Tage vor dem Reichstagsbrand, waren auf Anweisung die Kommunisten listenmäßig zu erfassen. In der Nacht vom 27. auf dem 28. Februar hatte Göring die Verhaftung der KPD-Abgeordneten und die Verhaftung der führenden Funktionäre der KPD, die Schließung der Parteibüros und das Verbot der KPD-Presse angeordnet.


Der Reichstag brennt, 27.02.1933 (www.chronik-berlin.de)


Verhaftungswelle in Freienohl

Der Reichstagsbrand in Berlin führte ein Tag später zu einer Verhaftungswelle, auch in Freienohl. So wurden mind. 6 Personen aus Freienohl am 28.02.1933 verhaftet. In Zusammenhang mit den Verhaftungen erfolgten Hausdurchsuchungen, bei denen nach Geld, Waffen, Schriften, Flugblättern, Kassenbüchern und Mitgliederlisten geforscht wurde. Die in so genannte "Schutzhaft" genommenen Kommunisten wurden zum Teil einige Tage im örtlichen Polizeigefängnis festgehalten und dann ins Gerichtsgefängnis nach Arnsberg transportiert. Die Schutzhaft unterlag keiner gerichtlichen Kontrolle. Ein Teil der in Schutzhaft genommenen Kommunisten wurde von Arnsberg aus in Konzentrationslager transportiert.

Auszug aus der "Liste" von im Landkreis Arnsberg inhaftierten KPD-Mitgliedern bzw. der KPD nahestehenden oder ihr zugerechneten Personen:

Organisierter Widerstand gegen das NS-Regime war bei den überschaubaren Verhältnissen der Gemeinde Freienohl so gut wie unmöglich. Als Heinrich Klauke nach seiner Entlassung versuchte, Flugblätter zu verteilen, wurde er sofort erneut verhaftet. Er wurde durch Urteil des OLG Hamm vom 19.08.1933 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 1 Jahr und 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Er galt als besonders aktiver Kommunist und hatte in Freienohl Flugblätter verteilt (Fundstelle: Stadtarchiv Meschede, Amt Freienohl 2188). Heinrich Klauke berichtete, dass er im Gerichtsgefängnis Arnsberg mit 13 Mann in einer Zelle auf engstem Raum eingesperrt war.

Emil Schwefer scheint noch einmal im Dezember 1934 an seiner Arbeitsstelle in der Nähe von Plettenberg/Kr. Altena "wegen staatsfeindlicher Äußerungen" festgenommen worden zu sein, so der Vermerk des Freienohler Amtsbürgermeisters in seinem Lagebericht von Dezember 1934. In Januar meldet er die Freilassung Schwefers  (Fundstelle: Stadtarchiv Meschede, Amt Freienohl 2188).

August Bürger versteckte sich drei Monate bei seinem Schwiegervater in Katharinenberg / Eichsfeld. Eine Zeit, die er als "dauerndes Gehetzt sein ohne Ruhe" empfand.

Der Maurer Josef Latzer aus Freienohl wurde von einem ihm bekannten SS-Mann gewarnt und hielt sich 14 Tage lang versteckt, bevor er verhaftet wurde.

Wie die Verhaftungsaktion in Freienohl ablief, schilderte nach dem Krieg Polizeimeister Josef Gertz: "Am Tage des Reichstagsbrandes war in Freienohl eine Versammlung der NSDAP. Der damalige Gendarmerie Hauptwachtmeister Stahl und ich besuchten diese Versammlung. Während der Versammlung wurden wir beide durch den damaligen Kreisführer der Gendarmerie, Herrn Gendarmerie Obermeister Bentlage aus der Versammlung herausgerufen. Im Beisein mehrerer Gendarmerie Beamten erklärte uns Herr Bentlage, dass das Reichstagsgebäude in Brand gesetzt worden sei. Alle KPD Mitglieder und der Partei nahestehenden Personen müssten sofort festgenommen werden. Seitens der Gendarmeriebeamten wurden dann die Namen der Festzunehmenden namhaft gemacht. Durch Herrn Bentlage wurden dann die einzelnen Beamten beauftragt, die namhaft gemachten Personen festzunehmen. ... welche Personen durch mich festgenommen wurden, ist mir heute nicht mehr erinnerlich. Der Transport der Festgenommenen erfolgte dann mittels Lastwagen bis Oeventrop, wo weitere Festnahmen erfolgten. (Fundstelle StAM, Regierung Arnsberg, Entschädigung 56792)

Die Aussage von Josef Gertz zur Verhaftungsaktion am 28. Februar bestätigte ein Mithäftling aus Freienohl: "Mir ist der Tag genau in Erinnerung, weil ich am gleichen Tage, während ich mich mit meiner Ehefrau auf einem Tanzvergnügen befand, geholt worden bin und mit Pinke zusammen per LKW abtransportiert wurde. Die Verhaftung erfolgte durch mehrere Gendarmerie-Beamte und mehrere SA-Leute"

Literaturnachweis:
Widerstand gegen die Nationalsoziallisten im Sauerland von Frau Dr. Ottilie Knepper-Babilon und Hanneli Kaiser-Löffler, Hochsauerlandkreis Schriftenreihe  Band IV, Podszun Verlag, 2003

Bildnachweis:
www.chronik-berlin.de