Ein blutiger Zwischenfall - 03.07.1932

Aus Freienohl berichtet ein Protokoll des örtlichen Landjägereipostens von 1938, S. 409-411 für das Jahr 1932 einen blutigen Zwischenfall:

Am Sonntag, den 3. Juli 1932, in der Zeit von 21 bis 21.30 Uhr marschierten ungefähr 60 SA-Männer von den Ortschaften Arnsberg und Bestwig in Uniform und geschlossener Formation singend durch Freienohl. Die Vorgenannten kamen zur angegebenen Zeit mit Lastkraftwagen aus Grevenbrück. Weil die SA-Männer aus Arnsberg angeblich am Abend vorher auf der Bahnhofstraße in Freienohl in ihren Kraftwagen von einer hohen Böschung aus mit Steinen beworfen und dabei einer von ihnen verletzt wurde, war die SA Bestwig zum Schutze durch Freienohl mitgekommen. Kurz vor der Stelle, wo sie am Abend vorher beworfen wurden stiegen sie aus und marschierten in geschlossener Formation weiter.


Freienohl, 1928

Bei dem Durchmarsch wurden sie dann von der hiesigen Zivilbevölkerung auf der Hauptstraße beschimpft und mit Stöcken bedroht sowie mit Steinen und dicken Holzstücken beworfen. Die SA-Männer marschierten daraufhin bis zum Hotel Bracht wieder zurück, machten dann kehrt und marschierten noch einmal den selben Weg. ... Der Führer der SA Bestwig war der Gastwirt Josef Müller aus Rödelstein bei Ramsbeck, Kreis Meschede, während die SA Arnsberg von dem Buchhalter Allendorf daselbst geführt wurde.

Zur Zeit des Marsches durch Freienohl waren auf der Hauptstraße etwa 450 bis 500 Menschen zusammengelaufen, so dass der Durchgangsverkehr vollständig gesperrt war.

Von denjenigen Personen, die auf die durchziehenden SA-Männer geworfen hatten, konnte ich nur den 40jährigen Pflasterer Josef Flinkerbusch in Freienohl Nr. 242 und den 27jährigen Maurer Arnold Winterhoff (Freienohl), Grabenstraße 357, ermitteln. Flinkerbusch kam aus der Gastwirtschaft Humpert gelaufen, holte sich vom Holzhaufen des Bierverlegers Blessenohl dicke Holzstücke und warf dieselben in die Reihen der Nationalsozialisten. Winterhoff warf vom Kirchhof aus mit Steinen nach den Nationalsozialisten. Die aufgeregte Menschenmenge wurde von den ortsansässigen Kommunisten Hans Ullmann, Josef Latzer, Josef Pinke, Ewald Klauke und Emil Schwefer mit den Worten: "Schlagt die Lumpen tot" und ähnliche Rufe laut zu Gewalttätigkeiten gegen die Nationalsozialisten aufgefordert. ... Als später Landjäger und Polizeibeamte aus Arnsberg und Oeventrop zur Hilfeleistung herangezogen waren, wurden in Freienohl die Straßen gesäubert und die Ruhe wieder hergestellt.

Fundstelle:
Das Hakenkreuz im Sauerland, Schieferbergbau-Museum Schmallenberg-Holthausen, 1988

Bildnachweis:
Karte aus der Sammlung von Karl-heinz Kordel, Freienohl