Der Freienohler Tunnel

Die Gemeinde Freienohl wurde mit den Planungen für die Ruhrtalbahn seit dem Jahre 1867 konfrontiert. Für die Eisenbahngesellschaft war es sicherlich nichts Neues, dass die betroffenen Grundbesitzer von einer Landabtretung wenig erbaut waren. Der Widerstand der Einwohner richtete sich aber auch gegen den geplanten Tunnel, da man befürchtete, dass dieser dem Ort das Grundwasser entziehen werde. Nach dem Planungsentwurf der Eisenbahngesellschaft trat die Linie beim Verlassen des Ortes Oeventrop in ihren schwierigsten Terrainabschnitt. da die Bahn den scharfen Krümmungen des begrenzten Tals bei Glösingen und Freienohl nicht zu verfolgen mochte, musste der Berg mit einem Tunnel durchbrochen werden. Das Absinken des Grundwasserspiegels glaubt man nicht befürchten zu müssen, da ein Gutachten des Bergmeisters Emmerich eine solche Gefahr verneinte. Die "Eventualität" dieses Ereignisses bedeutete schlimmstenfalls eine Kostenfrage für die Eisenbahngesellschaft. Das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten in Berlin hatte nämlich am 5.3.1869 verfügt, dass nach § 14 des Gesetzes vom 3.11.1838 darüber zu befinden sein werde, in welcher Weise die Eisenbahngesellschaft für Wasser zu sorgen habe, wenn der Gemeinde Freienohl das Wasser entzogen würde.
Für den geplanten Tunnel waren die geologischen Vorraussetzungen günstig. Wie die Untersuchungen ergaben, bestand das Gebirge aus regelmäßig von Westen nach Osten, fast rechtwinklig zur Bahnrichtung einfallenden Sandsteinschichten. Nur im Scheitel der Bergrückens gab es eine Verwerfung. Zu beachten war lediglich, dass die Tunnel bei Freienohl und Glösingen in fester Grauwacke und nicht aus Kalksandstein erstellt wurden.


Der Freienohler Tunnel ist 650 m lang.

Am 10. Oktober 1871 meldete die Eisenbahngesellschaft, dass die Strecke Arnsberg-Meschede bis zum 21. Oktober betriebsfertig sein werde. Am 23.10.1871 erfolgte ihre Revision und ihre Abnahme.

Freienohl hatte durch die Bahn zunächst mehr Nachteile als Vorteile. Der früher auf der Landstraße passierende Güterverkehr ebbte ab, da er sich auf der Bahn verlagerte. Am 24.11.1871 musste der Färber Arnold Geissler den Antrag stellen, ihn wegen der Wasserentziehung zu entschädigen. Bald beschwerten sich auch andere Einwohner Freienohls, dass ihre Brunnen versiegt seien. Die Bahnverwaltung zahlte den betroffenen eine Entschädigung. Da aber immer mehr Quellen versickerten, sah sich die Staatsregierung nach langen Prozessen veranlasst, in Freienohl eine Wasserleitung und eine Pumpanlage mit Dampfbetrieb anzulegen. Im Jahre 1886 wurde bei der großen Brücke des Pumpenhaus gebaut. Die Wasserleitung lief von dort durch die Hauptstraße.

Literaturnachweis: Freiheit Freienohl 1272 - 1975, Dr. Manfred Wolf, 1985

Bildnachweis: Karl-Heinz Kordel, Freienohl