Zur Geschichte der gegenwärtigen Stationen  unserer Freienohler Jesus Christus-Prozessionen

Erstes Kapitel: Vorbemerkung: Der ganze Text: erstes und zweites Kapitel ist erarbeitet im Jahr 2007. Der Inhalt des ersten Kapitels war noch ziemlich bekannt. Doch auch gewichtig ist der Inhalt des zweiten Kapitels; hier genannt die Checkliste. Ein damals und auch heutzutage gewichtiger Grund: Die Prozessionen sollen gut geordnet und in aller Ruhe als sinnvoller, glaubwürdiger Gottesdienst stattfinden.

 

Es lebe der Vor-Gang! So lautet für die Gemeinde eine alte Weisheit.

Wem das zu gekünstelt klingt: Die Dinge, die Vorgänge, die unsere Vorgänger „in die Gänge gebracht“ haben, sollen weiterleben, dürfen nicht vergessen, nicht entsorgt werden.

Schon längst hat das geschrieben der große Bischof Eusebius von Cäsarea (Kaisareia) in seiner Geschichte der Kirche (1,1-2) um 320: „Ich habe mich entschlossen, zu berichten über die Person, die Zahl und die Zeit derer, welche sich aus Neuerungssucht zu den schlimmsten Irrtümern hinreißen ließen, um sich dann als Führer zu einer Weisheit auszugeben, welche keine Weisheit ist.“ Dieses Zitat hat übrigens Papst Benedikt XVI. vor kurzem in seiner Generalaudienz am 13. Juni 2007 gebraucht.

Wer mehr Johann Wolfgang Goethes „Faust“ schätzt: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“ Selbstverständlich meint Goethe damit nicht den Erwerb mittels Geld.

Die hier vorgelegten Texte stammen größtenteils aus den genannten Familien, von den bekannten Freienohler Heimatforschern Franz Kroh, Ludwig Schwefer, Kunigunde Schminke, Willi Staudinger, Erwin Altenwerth, Ludwig Böhner, Dr. Manfred Wolf, Ursula Jung und manchen „Zulieferern“, u.a. Hermann Storm, Elsa Feldmann.

Ihre Arbeiten stehen hier und da. Sie sollen aber auch mit Hilfe dieser Textfassung nicht verloren gehen und also wieder auftauchen. Diese Textfassung bemüht sich, die Daten und Erfahrungen der Gegenwart (bis Juli 2007) mit einzubringen.

So kann diese Textfassung betitelt werden mit: Sammelwerk.

Auf jeden Fall muss noch ganz, ganz großer Dank festgehalten werden: Im Laufe der Jahre, oft vieler, vieler Jahre, schon mal über 100 Jahre haben die Betreuer der Stationen, ihre Familien, Freunde, Nachbarn, Förderkreise manches Geld gesteckt in die Gestaltung, Ausstattung, in den Erhalt ihrer Station, besser: ihres Prozessionsaltars, - auch zur Ehre Gottes, sagte, sagt man ehrlichen Herzens; und nicht nur, um bei der Prozessionsgemeinde einen guten Eindruck zu hinterlassen. Und dieses Geld kam und kommt nicht aus dem Säckel der Pfarrei oder des Pfarrers.

Diese Dankbarkeit möge sich auch darin zeigen, dass die Stationen zunächst den Namen ihrer Betreuer, ihrer Betreuer-Familie tragen und dann den Ortsnamen; das ist auch nichts Neues. Wie nahezu immer: es gibt zwei Ausnahmen: die Küppel-Kapelle und Schweiers Kreuz; beides ist inzwischen historisch bedingt.

Die Stationen der Fronleichnams- / Urbanus-Prozession

 

1. Schweiers Kreuz auf dem Marktplatz    

Die Station wird betreut von Bernward Nelle (2007).

Auch diese Schreibweise kam vor: Schweiher (mit „h“). Üblich ist jetzt: Schweier.

Woher kommt der Name Schweier? Und was hat dieser Name mit dem Marktplatz zu tun?

Der Freienohler Bauer Albert Flinkerbusch besaß bis 1953/54 seinen Hof auf dem jetzigen 1956 eingerichteten Marktplatz. Von hier siedelte er aus auf die Domäne Bockum. Zu seinem Hof gehört seit alters her ein Kreuz: Schweiers Kreuz. So lautete auch der Beiname dieser Familie Flinkerbusch „Schweier“. Albert Flinkerbusch hat bei seiner Umsiedlung dem Freienohler Pfarrer Theodor Dolle eindringlich mitgeteilt, dieses Schweiers Kreuz dürfe die politische Gemeinde nicht beseitigen oder ohne Einverständnis der Kirchengemeinde dürfe das Kreuz keinen anderen Platz erhalten. Pfarrer Dolle fügte in seiner Pfarrchronik hinzu: „Ob man sich darum kümmern wird?“ „Eigentlich“ ganz selbstverständlich.

1636. Die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Zwei Jahre vorher hatten „durchziehende“ mit den Schweden verbündete hessische Landsknechte aus der Freienohler Kirche wertvolle liturgische Geräte geraubt, auch einen silbernen Kelch. Im Freienohler Rentenregister – angelegt 1633 – steht: „Anno 1636 Herman von Schwerte ein langgewesener keyserlicher Soldat der Kirche for eine beute zur ablution der communicanten einen silbernen verguldenen becher verehrt. gott gebe belohnungh.“ (Eingeschoben sei die Bedeutung eines solchen Bechers: Unter „ablution“ verstand man die Reinigung des Mundes auch der Maien, die zur Kommunion gegangen waren, durch einen Schluck nicht konsekrierten Weines, damit mögliche Reststücke der Hl. Hostie mit hinuntergeschluckt werden. Dieser Ablutions-Wein, ein kleiner Schluck davon, wurde nicht aus einem Mess-Kelch zu sich genommen, um eben keine irrigen Auffassungen zur Verwechslung aufkommen zu lassen, sondern er wurde aus einem anders geformten Becher gereicht. Eine im 16. / 17. Jahrhundert gängige Praxis besonders an den „großen Kommuniontagen“, so an Ostern üblich.)

Dieser Soldat hat sich in Freienohl niedergelassen und ist zum Stammvater der Familie Schwert (Schreibweise 1685) geworden. Andere Schreibweisen kommen vor: Schwerdt, Schwerth, Schwehert (1781), Das Wort „von“ kann die Herkunft aus adliger Familie bedeuten; später taucht es nicht mehr auf. Nach einer Kirchenrechnung von 1642 handelte Hermann von Schwerte damals mit Bier. Gelegentlich (1652) brachte er auch Steine zur Kirche, für eine Mauer an der Kirche. Diese Familie Schwerte / Schweiert / Schweier wird – wie allgemein üblich - ein „Familien-Kreuz“ besessen haben, „Schweiers Kreuz“. In der Freienohler „Rauchschätzung“ vom 10. Juli 1664 ist Johannes Schwerte mit einer Feuerstätte, mit einem Haus aufgelistet. Knapp 100 Jahre später, 1759, ist einer seiner Nachkommen bekannt: Heinrich Schwer „Ackermann, mit seiner Frau, 2 Pferden, Tochter und Mann, Sohn, Mädchen, Diedrich 8 Jahre“ und vor allem „Kämmerer“ (in heutiger Sicht: Ratsherr). Auf dem ehemaligen Grundstück Schweiers steht jetzt (2007) das Modehaus Humpert – Adams, der rechte Teil – zur Twiete hin. Ältere Freienohler und Zeitungsberichte von 1954 wissen an dieser Stelle von der Konditorei Korte.

Im selben Jahr, 1759, ist ähnlich bekannt die Familie Flinkerbusch: Albert Flinkerbusch, „Kämmerer, Ackermann, mit 2 Pferden, seine Frau, alte Schwester, junge Eheleute, Caspar 3 Jahre, Joan 1 Jahr“.

Die Familie Flinkerbusch gab es 1664 auch schon in Freienohl, Johann Flinkerbusch; in jener Rauchschatzung wird er als „arm“ angegeben (dieser Zusatz steht bei keinem anderen).

1792 heiratete ein Franz Flinkerbusch in die Familie Schwert ein. Dessen Sohn Heinrich Flinkerbusch betrieb neben der Landwirtschaft eine Lohgerberei auf der Kaiserwiese. Ein Tagelöhner Kaspar Flinkerbusch war als Gemeiner Soldat bei den deutsch-französischen damals so genannten Befreiungskriegen von 1813 – 1815 bei Gefechten 1814 und 1815 gegen Frankreich. – Im Freienohler Gemeindeprotokoll vom 31. August 1865 stehen bei den Namen der Hufenberechtigten: Heinrich Flinkerbusch 1 Berechtigung, Kaspar Neise-Flinkerbusch 1 Berechtigung.

1876 erwarb der Hoferbe Kaspar Flinkerbusch den alten Feltmanns Hof, erbaut 1777, urkundlich erwähnt 1633 (Feltmann), 1685 (Veltman), 1781 (Feldman). Diesen Hof bewohnte vor Flinkerbusch ein Wirt und Müller aus Hirschberg oder namens Hirschberg.

Der alte Feldmans Hof trug diese Inschrift: „ICH PHILIP FELDMAN UND KLARA MEINE FRAU / HABEN ERRICHTEN LASSEN DISEN BAU / WIR HABEN DABEI SEHR OFT GEDACHT / WIE MAN IM ALTEN SPRICHWORT SAGT / WER AUF SEINEN GOTT VERTRAUT / HAT JEDER ZEITEN WOLGEBAUT / WILL NUN BEREND UND CHRISTINA AUCH GUT BAUEN / MÜSSEN SIE WIE WIR AUF GOT VERTRAUEN / ANNO 1777“.

In diesem Haus wurde 1880 der anfangs genannte Albert Flinkerbusch gen. Schweier geboren. In der Tageszeitung Westfalenpost 1954 steht: „Er und seine Frau Maria geb. Brüggemann haben das Ansehen der Familie zu wahren gewusst. 1949 traten sie von ihrem Grundbesitz einen geräumigen Platz ab für das Gemeinde-Bauvorhaben der Volkshalle“, der jetzigen Schützenhalle.

Übrigens: die Lage der Grundstücke der erwähnten Familien Schwerte/Schweier, Flinkerbusch und Feldmann/Veltman – für das Jahr 1827 – lassen sich gut einsehen in der Freienohler Chronik von Dr. Wolf auf den Seiten 17 – 20.

Schweiers Kreuz wird jedenfalls heutzutage in Ehren gehalten, von der politischen Gemeinde und bei den beiden Freienohler Prozessionen: als erste Station der Fronleichnamsprozession und als vierte Station der Küppelprozession.

Von Schweiers Kreuz sind 2 Fotos in dem schmalen Büchlein „Kirchen, Kapellen, christliche Zeichen in der St. Nikolaus-Gemeinde Freienohl“, das Ludwig Schwefer mit der Firmgruppe IV und ihren Firmhelfern von 1978 im Jahr 1979 herausgegeben hat. – Auch von den anderen Kreuzen und Stationen sind hier Abbildungen.

 

2. Storms Kreuz am Stückelhahn

Hier wird nahezu vollständig übernommen der Text und vor allem die Vorarbeit von Erwin Altenwerth, natürlich mit den Informationen der Familien Franz Storm (Jg. 1930, Bergstr. 36) und Hermann Storm (Jg. 1926, St. Nikolaus-Str. 7). Der Text steht in „Haus- und Wegekreuze aus alter und neuer Zeit in der St. Nikolaus-Gemeinde zu Freienohl und Olpe“, 1991 herausgegeben von der Firmgruppe und ihren Firmhelferinnen Antonie Kriner und Doris Weinand.

Über den Ursprung, die Entstehung von Storms Kreuz gibt es keine schriftlichen Nachweise. Die mündliche, familiäre Überlieferung freilich ist schon über hundert Jahre alt. Und seitdem ist dieses Kreuz im Besitz von Familie Storm.

1962 stand das Kreuz in einer Mauerausbuchtung vor Storms Garten am Ende der Bergstraße. Dann wurde auf dem Platz dieses Gartens das Haus Bergstraße Nr. 36 gebaut. Das Kreuz musste weichen. Es fehlte auch vier Jahre lang an der Prozessionsstation. Die bestand weiter. Der Altar wurde in der Einfahrt des Hauses errichtet und geschmückt. Das Kreuz wurde zunächst nicht wieder aufgestellt. Es gab keine geeignete beständige Stelle.

1966 fand sich die. Dank einer Einigung mit der politischen Gemeinde Freienohl. Die Bürger und Pfarrgemeindemitglieder, also auch die Familie Franz Storm und dazu gehört auch die Familie Hermann Storm, die mit Hilfe ihres Kommunikationsprozesses, - so sagt man heute -, die Einigung erzielten, praktizierten das Leitwort: Es lebe der Vor-Gang.

Der jetzige Platz (also seit 1966) ist an der Weggabelung Rietbüsche / Stückelhahn. Die Geschichte, die Tradition bietet das Plädoyer für die Reihenfolge: Familienname – Ortsbezeichnung.

Das ursprüngliche Kreuz konnte freilich seine Aufgabe nicht mehr erfüllen. So entschloss sich die Familie Franz Storm, ein neues Kreuz zu erstellen. Das Holz für die Balken erwarb Franz Storm beim damals (1966) noch bestehenden Sägewerk Schröer. Ein neuer Corpus wurde ebenfalls geschaffen.

1986 wurde dann der Platz um das Kreuz herum von der extra gegründeten „Initiative Bergstraßengemeinschaft“ neu gestaltet und bepflanzt, siehe www.freienohler.de.

Und 2007 hat Malermeister Hermann Storm tags zuvor unserer Fronleichnams- und Urbanusprozession noch mal eben Corpus und Kreuz schmuck gestrichen.

Ein Seitenblick auf dem Weg von Storms Kreuz zu Necker/Siepes Kreuz: der Kreuzweg

Die Geschichte dieses Kreuzweges, entstanden in den Jahren 1987 – 1989, ist an anderer Stelle zu lesen.

 

3. Necker / Siepes Kreuz am Bergmecke-Altar

Betreut wird dieses Kreuz schon seit einigen Jahren von Maurermeister Ludwig Böhner mit der „Straßengemeinschaft Bergmecke – Tannenweg – Obere Urbanusstraße“.

Die Familien Necker und Siepe gehören mit zu den ganz alten Familien Freienohls. Neckers stehen im Urkataster für die Jahre 1759 und 1781 mit ihrem Grundstück Auf dem Kump, wo inzwischen die Urbanusstraße ist. Neckers stehen im Kirchenbuch der Trauungen schon von 1714, weiter 1748, 1750, 1771, 1799, 1800, wohl das Jahr mit der Verbindung zur Familie Siepe. Sie selbst ist auch schon länger in Freienohl: Trauungen fanden statt 1693, 1699, 1780, 1819.

Necker/Siepes Kreuz wurde 1813 hergestellt.

Nach einem schlimmen Ereignis und Erlebnis noch ein dankbarer Ausgang: Die Völkerschlacht bei Leipzig war zu Ende. Vom 16. bis 19. Oktober 1813 fand die Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege statt: von 510 000 Soldaten kamen 115 000 um, - früher sagte man: fanden den Heldentod. Verbündete waren Österreich, Preussen und das Russische Reich, auf der anderen Seite Napoleon mit Frankreich; beteiligt waren noch 12 andere verschiedene Völker. Die Franzosen waren geschlagen, zogen Richtung Rhein. Hinterher russische Truppen. Alle kilometerlang. Auch durch Freienohl. Die Leute erzählten, der französische Soldat sei als Feind nicht so schlimm wie der russische Soldat als Freund. Ins Haus Siepe gen. Necker (an der St. Nikolaus-Straße, damals Mittelstraße, gegenüber der Kerstholtsgasse) drang ein russischer Soldat ein und bedrohte die Frau Siepe. Seine Degenspitze stieß er in den oberen Türbalken. Man schrie um Hilfe, auch Georg Siepe. Ein russischer Offizier vertrieb den Eindringling. Beim Losreißen des Degens splitterte ein Span aus dem Balken. Stecken blieb die abgebrochene Spitze. Die und die Kerbe blieben lange sichtbare Zeichen der Erinnerung. Zum Dank für den glücklichen Ausgang gelobte Georg Siepe die Errichtung eines Wegekreuzes. Noch 1813 wurde es aufgestellt, in der Bergstraße dem Haus Kampmann gegenüber. Dieses Kreuz diente als Stationskreuz bei der Urbanus-Prozession. Die führte damals von der Kirche aus durch die Bergstraße, durch die Felder, durch „Schlade und Kump“. 1848 wurde das Kreuz in die Bergmecke – an den jetzigen Platz - versetzt, weil die Prozession durch die Bergmecke führte. Später befand sich hier auch eine eiserne Kanzel. Eine „Waldkanzel“ für die Predigt. – 1931 erneuerte Wilhelm Siepe, der Enkel von Georg Siepe, das Kreuz. Pfarrer Ferdinand Gerwinn weihte es am Pfingstmontag ein. In das Holz am unteren Teil des Kreuzes war eine Flasche eingearbeitet worden. Landwirt Wilhelm Siepe hatte darin eine Urkunde gelegt, in der die Geschichte des Kreuzes aufgeschrieben war. Außerdem hatte Wilhelm Siepe darin den Wunsch deutlich gemacht, dass seine Nachkommen das von seinem Grosvater Georg Siepe gegebene Versprechen, das damals als Gelöbnis verstanden worden war, einhalten mögen. Mit in die Flasche gesteckt wurden Geldscheine, Banknoten aus den Inflationsjahren (1931 und davor). Gewichtig für unsere Dorftradition ist auch noch der Zettel mit den Namen derer, die das Kreuz 1931 erneuert hatten: Stellmacher Johann Köster und Maurer Theodor Kordel. – 1932 wurde dem Haus Kampmann gegenüber ein neues Kreuz aufgerichtet.   – 1976 war wieder eine Erneuerung notwendig. So schreibt Pfarrer Bernhardt Hagemeyer in seiner Chronik : „Familie Siepe-Necker richtet das Bergmecke-Kreuz wieder würdig her. Bei der Fronleichnamsprozession wird hier die Hl. Messe gefeiert.

1986 übernahm das Versprechen für Familie Necker-Siepes Kreuz die „Straßengemeinschaft Bergmecke – Tannenweg – Obere Urbanusstraße“ mit Ludwig Böhner an der Spitze. Mit ihren Spenden und ihrem Arbeitseinsatz wurde auch ein schwerer Grauwackenblock aus einem Hellefelder Steinbruch angeschafft. Der ruht nun als Altarstein auf dem fachmännisch aus Kopfsteinen gepflasterten Plateau, - selbstverständlich mit Hilfe von Maurermeister Ludwig Böhner. Das Holzkreuz mit dem Corpus wurde wieder kunstgerecht aufgearbeitet und restauriert. Er und der ganz neue Kreuzweg wurden am 4. Mai 1989 – am Fest Christi Himmelfahrt - von Pfarrer Werner Gerold eingeweiht, gemeinsam mit Franziskanerpater Heribert Griesenbrock OFM (Dorsten), freundschaftlich und familiär verwandt mit Freienohl. Er hielt auch die Festpredigt. Nachmittags bei schönstem Sonnenwetter mit anschließendem gemütlichem Beisammensein unserer Gemeinde.

Leider wurde dieses Kreuz am 14. Januar 1994 geschändet.

Schon mal – im Oktober 1989 – zudem im Jahr der Einweihung wurde der Kreuzweg mit Nazi-Zeichen geschändet. Da trauten sich die Übeltäter mit ihren Gewalttätigkeiten nur an die Tragebalken der Bronzebilder. Diesmal auch an den Christus-Corpus.

Inzwischen ist das Necker-Siepe-Bergmecke-Kreuz auch wegen seines schönen Standorts eine geradezu liebgewordene Prozessionsstation.

4. Station Alfons Pöttgen am Alten Weg

 

Die Stationen der Küppelprozession, mit Plastenberg-Kapelle

Station Noeken Kreuz

Betreut wird diese Station von der Familie Noeke. Mit ihr wird wieder das Leitwort deutlich: „Es lebe der Vor-Gang“. Da die Familie Sasse 1895 ausgestorben war, übernahm die Familie Joseph Noeke die Betreuung der Station, die Erhaltung des Kreuzes und den Schmuck des Prozessionsaltars.

Der Hof der Familie Sasse ist urkundlich belegt seit 1633; zuletzt Mittelstraße, umbenannt in St. Nikolaus-Straße. Mit dem heutzutage ungewöhnlich klingenden Vornamen steht ein Tönnis Sasse im Trauungsregister (Antonius!). Darin ist 7. Oktober 1876 fest gehalten die „Goldhochzeit“ von Heinrich Sasse mit Maria-Theodora Spiller (Spieler). Von ihm ist noch aktenkundig eine Hufenberechtigung vom 31. August 1865. Eine Catharina Sasse trägt den Beinamen Weyngs; verheiratet mit Joes Mester am 22. Juni 1830.

Die Familie Noeke war mit der Familie Sasse verwandt; auch ein Grund für das Leiwort „Es lebe der Vor-Gang“. Wer an dieser Station einmal nicht immer andächtig zum Allerheiligsten in der Monstranz schaut, wird in Altarnähe die Mitglieder der Familie – jetzt – Ernst Noeke entdecken und ihnen freundlich und dankbar zunicken. So ist es selbstverständlich Sitte auch bei allen anderen Stationen!

Das Noeken Kreuz stand nicht immer an dieser Stelle.

Aus der Freienohler Chronik von Franz Kroh zitiert: „1694 ging schon die Plastenberg-Prozession. Anfangs führte diese Gottestracht Gott-Tragen) über d en alten Fußweg unterhalb des jetzigen Küppelweges (1937, 2007), unter dem heutigen Pflanzgarten (1937) her zur Bremke. Die Station war in der Plastenbergkapelle. – Als in den Umlegungsverfahren 1883-1894 der untere Küppelweg höher verlegt wurde (1937, 2007), verkürzte der damalige Pfarrer Julius Falter den Prozessionsweg. Die ging jetzt nicht mehr bis zur Plastenbergkapelle, sondern nur noch bis ans Knäppchen (der Wohnbereich zwischen Küppelweg und Plastenberg). Das Prozessionskreuzwurde deshalb 1890 von der Plastenbergkapelle an den Hohlweg und 1895 an die jetzige Stelle versetzt (1937, 2007). Das Kreuz stand in Obhut der Familie Sasse. Nach Aussterben dieser Familie übernahm 1895 die Familie Joseph Noeke diese Station.“  

Zweites Kapitel:

Checkliste zur Prozession

 

Welche Prozession? Wegen der unterschiedlichen Wegstrecke und Informationen an die Betreuer.

Fronleichnams- / Urbanus-Prozession:

Weg: Kirche – Hauptstraße -     Marktplatz – Hauptstraße – Bergstraße – Stückelhahn / Rietbüsche – Bergmecke – Grasweg – Bergmecke – Urbanusstraße – Alter Weg – Hauptstraße – St. Nikolaus-Straße – Kirche.

Altar-Stationen: Schweiers Kreuz: Bernward Nelle. Storms Kreuz: Franz und Hermann Storm / Stückelhahn. – Neckers Kreuz: Ludwig Böhner / Bergmecke. Pöttgens Kreuz: Alfons Pöttgen / Alter Weg.

Küppel-Prozession:

Weg: Kirche – St. Nikolaus-Straße – Hauptstraße überqueren – Am Hügel – Kaiserwiese – Langelbrücke – Unterer Küppelweg – Kapellenstraße – Bahnhofstraße – Breiter Weg – Marktplatz – Hauptstraße – St. Nikolaus-Straße – Kirche.

Altar-Stationen: Am Hügel: Frau (Kaspar) Weber, Johannes Blessenohl. – Küppelkapelle: Erwin Kordel. Nöken Kreuz: ErnstNöke, Paul Nöke. Schweiers Kreuz: Bernward Nelle.

Polizei (Amtshaus) über die Wegstrecke informieren. Damals links im Alten Amtshaus.

Betreuer der einzelnen Altar-Stationen informieren (s.o.).

Lautsprecher / Mikrophon: Ablage in der Sakristei, wo?; Batterien prüfen, neue kaufen; 2 Ministranten: Mädchen (Jungen tragen die Fahnen), informieren zum deutlichen Abstand zwischen Mikro und Lautsprecher (zur Gemeinde halten).

Stationen-Informant über Handy an den „Läutnant“ in der Sakristei; dann können beim Erreichen der Altar-Station die Kirchenglocken läuten.

Kirchenglocken läuten:

Zum Abschluss der Prozession: ausschalten kurz vor dem Erreichen der Kirche; damit die Orgel allein alle Herzen durchtönt.

Sofort nach dem Schluss-Segen: einschalten bis zum Schluss des Schluss-Liedes.

 

8 Fahnen: Fahnen (brauner Schrank) + Stangen auf dem Sakristei-Balken;

2 Rote Fahnen, Stangen: rotes Kreuz in „Silberrahmen“;

2 Batik-Fahnen: Stangen: Naturholz hell;

2 schwere weiße, bestickte Fahnen: Stangen: Naturholz hell (wie Batik-F.);

2 Orange-alte Fahnen: Stangen: Naturholz dunkel, ganz einfaches Holzkreuz.

Beim Einhaken der Fahnen auch die Ösen unterhalb der Fahnen die Fahnenstange durchschieben; damit die Fahnen unterwegs nicht flattern.

Im Tabernakel-Raum aufstellen, die beiden Roten Fahnen im Alten Kirchenschiff in die Löcher der vorderen Bank einstielen, (für die ältesten Jungen, immer am Schluss gehen, „Sicherheit“ für die Polizei).

Beim Zurück-Hängen die Querstangen an den Fahnen lassen.

 

„Himmel“: 2 Stück: 1 kleiner für die Küppel-Prozession und bei unsicherem Wetter, 1 großer für die Fronleichnamsprozession, liegen mit Gestänge für das Himmel-Tuch in der Alten Sakristei / Taufkapelle; 4 Tragestangen (rot / weiß mit Spitzen-Krone) + 4 Einstiel-Füße auf dem Sakristei-Balken.

Zu zweit zusammenstecken, wer?

4 Träger, wer? In der Regel Kirchenvorstand.

Praxis:

Den „Himmel“ zusammenstecken:

  1. Herbeiholen: 4 Einstiel-Füße, 4 Tragestangen, Gestänge für das Himmel-Tuch, das Himmel-Tuch, kleine Leiter (Alte Sakristei). Einschlagtuch für den Himmel im Schrankfach liegen lassen.
  2. Aufstellen vor der Alten Sakristei: 4 Einstiel-Füße, 4 Tragestangen.
  3. Himmel-Tuch über die beiden vorderen Kirchenbänke ausbreiten.
  4. Schrauben am Gestände lösen, bereitlegen; Gestänge trocken abwischen, dann einschieben; die Enden passen hälftig übereinander.
  5. Schrauben zusammen schrauben.
  6. Immer zu zweit: Mit Hilfe der kleinen Leiter den Himmel an die 4 Tragestangen einhaken, erst die eine, dann die andere Seite.
  7. Kontrolle: die bestickten Seitenränder „zeigen“ nach außen.

Den „Himmel“ auseinander nehmen und weglegen:

  1. Kontrolle: der Himmel muss völlig trocken sein.
  2. Immer zu zweit:
  3. Mit Hilfe der kleinen Leiter den Himmel aushaken, erst die eine, dann die andere Seite.
  4. Den Himmel über die vorderen Kirchenbänke legen.
  5. Die 4 Tragestangen stecken lassen.
  6. Das Gestänge lösen; die Schrauben wieder eindrehen; die 4 Teile Gestänge zusammenbinden (damit die sich nicht selbstständig machen).
  7. Das Gestänge oben auf den Schrank in der Alten Sakristei legen.
  8. Beim Zusammenfalten des Himmels: das Stickbild in der Mitte muss innen liegen, die bestickten Seitenränder nach innen legen; für die große Schrankfläche passend zusammenlegen, also wenig falten; in das zugehörige Tuch einschlagen.
  9. Himmel ins Schrankfach legen, nicht mit anderen Gegenständen beschweren.

10   Die 4 Einstiel-Ständer und die 4 Tragestangen auf den Sakristei-Balken bringen.

Weihrauchkörner (3 Esslöffel-Menge) + 3 Stück Ersatzkohle in je 1 Tütchen an Weihrauchdienst.

 

4 Schellen während der Prozession.

Priester: Chormantel, Albe, Stola, Velum. Prozessionsbuch, Burse mit Corporale (an Zeremoniar oder 1 Ministrant)

Die leichte Monstranz bereitstellen.

Das gute Evangeliar zum Mittragen bei der Prozession (Pfarrgemeinderat).

Zum Schluss-Segen in der Kirche zum Abschluss der Prozession auf dem Altar: Sakramentsfahne + Ständer + Corporale; links und rechts je 2 oder 3 Messingleuchter + angezündete Kerzen (die anderen Kerzen bleiben angezündet).

Heinrich Pasternak, Erstfassung 2007, ergänzt Juni 2025