Gieß-Gemeinschaft

Ein total neues Wort! Wunderbar! Wundertragend! Echt Freienohlerisch!  Auf unserem Waldfriedhof zu Füßen unseres Küppels, Küppelturmsbegegnete Opa bei seiner fast täglichen Friedhofs-Visite, nachmittags, aufgrund seiner Seh- und Geh-Behinderung einer Dame mit einer Gieß-Kanne in der Hand. Warum? Sie erklärte: sie sei Mitglied einer Gieß-Gemeinschaft. Das ist das exquisite Zauber-Wort! Und weiter: weil nicht jede, jeder Trauernde alle 10 oder 30 Tage und so weiter am Grab seiner, ihres Liebsten die Blumen gießen kann, deswegen hat sich die Gieß-Gemeinschaft gegründet. – Eine Erinnerung an Magdalene im Freienohler Trauer-Cafè: sie blieb bis zum Schluss des Nachmittags im Pfarrheim beim Aufräumen, Abwaschen, Abtrocknen. Immer wieder Dankeschön an Magdalene, an ihrem Grab, immer mit blühenden Blumen geschmückt und alles blitzblank sauber ohne die Gieß-Gemeinschaft bei der Friedhofs-Visite! Und immer wieder Danke an die echt Freienohler Gieß-Gemeinschaft!  Also zur Grabpflege: diese Kultur ist geöffnet zum Kult. Und bei einem Vorbeieilen der Dame mit der Gieß-Kanne und erhobener Gruß-Hand an Magdalenes Grab  schmunzelte der Opa das Kirchenlied etwa um 1970: „Der Himmel geht über alle auf!“

Heinrich Pasternak, April 2025