Kirchen-Austritte sind Kirchen-Tritte

Austritte. Kirchen-Austritte sind Kirchen-Tritte,
Kirchen-Tritte sind Treten gegen die Kirche. Gegen welche Kirche?
Und noch mehr als Wortspiele: Zutritte, Eintritte.
Eine kirchengeschichtliche Freiheits-Diskussion rund um 2022 und früher

Diese Diskussion fand schon ein paarmal statt, seit etwa 2005, mehr oder weniger öffentlich, nicht kirchenamtlich organisiert, gemeinsam mit Jugendlichen und Erwachsenen, jungen, älteren und ganz alten Frauen und Männern; mit unterschiedlichen Berufen und Lebensfeldern; Schule, Handwerk, Verwaltung, Medizin, Hauswirtschaft, Studium, Elternsein…
Die Beiträge sind nicht geordnet, nicht gewichtet; sie sind Meinungen, Überzeugungen, Erfahrungen, Erlebnisse, weniger oder auch ziemlich wissenschaftlich, dabei auch zum Schutz ohne Namen, Quellenangaben…
 
„Die Eucharistie-Feier ist unbezahlbar, Sie ist notwendig, Not wendend für mein Leben mit Jesus Christus und für mein Zusammenleben mit Christen, mit allen Christen. Vor, während und nach der Eucharistie-Feier ist nicht notwendig, ist nicht Not wendend die exquisite Kleidung der Pastöre, der Bischöfe, Kardinäle, des gesamten Klerus, - ein Kleidungs-Klerikalismus, der kulturgeschichtlich Vergangenheit ist.“ So ein Sozialarbeiter, der beruflich hautnah arbeitet für das menschenwürdige, zufriedene Zusammenleben mit jungen und alten Behinderten und Nicht-Behinderten. Wegen der Kirchensteuer ist er aus der Kirche ausgetreten, freilich ansonsten innerlich und äußerlich ein glaubwürdiger katholischer Christ geblieben.
Eine Mutter berichtet: „Unsere Tochter ist schon ein paar Jahre Ministrantin. Sie möchte gern Lehrerin werden; mit den Fächern Religion und Geschichte. Und dabei möchte sie gern Priesterin werden, Pastorin. Und weil das katholisch nicht geht, noch nicht, darum will sie evangelisch werden. Dann kann sie Pastorin werde. Also will sie aus der katholischen Kirche austreten.“ Ein alter Reli-Lehrer: „Dann möge sie doch noch zwei, drei Jahre mit ihrem Kirchen-Austritt warten. Vielleicht, hoffentlich ist dann Rom schon so weit, dass auch katholische Frauen katholische Priesterin werden können!“ – Ein anderer nickte: „Wir haben doch auch in Deutschland immer weniger Priester, Pastöre!“

Theologie der Natalität  = Gottes-Lehre der Menschwerdung von Jesus von Nazareth = Jesus Christus = Sohn Gottes = Gott: Der ungewöhnliche Eintritt Gottes. Einerseits. -  Andererseits ein nicht ungewöhnlicher Austritt: katholische Eltern lassen ihr gerade geborenes Kind nicht taufen, nicht in die Kirche, in die Gemeinschaft der Christen aufnehmen. „Das kann unser Kind eines Tages, seines Tages, selbst entscheiden.“ Im Kreis Kopfschütteln. Stille. Nach einer Weile: „Dafür gibt es doch das Sakrament der Firmung!“ Einer ergänzt: „Die Oberhirten sollten Entwicklungspsychologie studieren und dann spirituell handeln.“ Eine Mutter sagte: „Jedes Kind, jeder Mensch ist sowieso Kind Gottes, Geschöpf Gottes.“ Alle nickten wohl.„Outin Church“? Hat sich erübrigt.  Am 24.01.2023, siehe katholisch.de.

Auftritt statt Austritt. Aufstieg statt Ausstieg. Seit 1950, 1960, 1970 wird in der Entwicklungs-Psychologie (von Erik Homburger Erikson: Identität und Lebenszyklus) gelehrt die Geschwisterkonstellation. Konkret: In einer gut katholischen Familie, positiv gewichtet, möchte, will der jüngere, der kleine Bruder auch ´was zu sagen haben. Also wird er Pastor, auch dank der Vokabel: Geistliche Berufung. Damals für die geistliche Seminar-Leitung kein Diskussionsthema. Inzwischen, sicher seit rund um 2010, ist die pastorale Praxis zur Spirituellen Berufung zukunftsträchtig sinnvoll geändert, gebessert. Siehe: Dirk Gärtner: katholisch.de. - Seit etwa 1950 ist gewiss überholt, auch dank der Erfahrungen der Geschwisterkonstellation der Klerikalismus in katholischen Großfamilien: die große oder kleine Schwester ihres kleinen oder großen Bruders, des Herrn Pastors, wird selbstverständlich seine Haushälterin, - auch als sein „sexueller Schutz“.

Nicht austreten und nicht eintreten und – leider – umtreten, Ein historisches plus geschichtliches Beispiel im Jahr 1951: Wie sonst regelmäßig gehen an einem einmaligen Sonntag-Nachmittag zahlreiche Katholiken nicht in die Eucharistische Andacht, sondern Freienohler*innen strömen in hellen Scharen über die Schersse nach Oevebtrop ins Kino: „Die Sünderin“ (Das Internet weiß viel, nicht dies:) Ob die kleinen und großen Kinder in die Kirche zur Andacht kamen? Die Jungen auf die rechte Seite, die Mädchen auf die linke Seite? Damals noch üblich; auch auf dem Pausenhof  zwischen der Alten Schule und dem Kirchen-Portal; männlich rechts, weiblich links… -  Nun zum Austritt statt Andacht. Im Wort „Andacht“ steht das Wort „denken“. Der Philosophie- und Theologie-Professor Thomas von Aquin, mit dem Beinamen: der Stumme Ochse von Köln, 1225 – 1274, hat gelehrt: „Erst denken, dann glauben!“  Umgekehrt Anselm von Canterbury, 1o33 – 1109: „Erst glauben, dann denken.“ – Andacht meint die Eucharistische Anbetung Jesu Christi von seiner Kirche, dem Volk Gottes.

Noch ein Tritt aus dem Jahr 1951 und drumherum: Als unsere Freiheit Freienohl auch noch das Amt Freienohl war (1844 – 1975) begleiteten zwei Freienohler Hanse-Freunde (Mitglieder) die Arnsberger Abordnung zum Hanse-Tag in die Hanse-Stadt Soest. Mit dieser Hanse-Erinnerung nun in die Hanse-Stadt Hamburg (HH !) wieder ins Jahr 1951 zum Tritt. Einer der Schlauen Jungs (Societas Jesu), der Jesuitenpater Johannes Leppich stand vor der Marienkirche (heute Marien-Dom) auf dem Dach eines kleinen Lastwagens (LKW) als „Das Maschinengewehr Gottes“. Das Internet weiß mehr über seine Predigten, auch über seine Lauthals-Verkündigungen abends, nachts auf der Reeperbahn in Hamburg. Damals attraktiv katholisch. Heutzutage wäre das mehr als ein unziemlicher Tritt gegen die Kirche. Heutzutage sind unziemliche Tritte:  flappsige Wort-Gottes-Verkündigung und sich systemisch distanzierender Klerikalismus.

Ganz andere Zutritte, nämlich Eintritte öffnet das Internet. Hier aufgelistet, nicht gewertet: hinsehen.net  /  explizit.net  /  Das 11. Gebot  / kath.de  /  katholisch.de  / Die neue Ordnung  / Stimmen der Zeit  /  Wort und Antwort  / Bibel Jesus-Zitate… Spezial-Texte für Kinder (Kinder-Bibel) und Jugendliche… ZDK  /  EKD… Aus zwei Büchern wird immer wieder zitiert: Dr. theol. Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen Katharina Ganz: „FRAUEN STÖREN und ohne sie hat Kirche keine Zukunft“, Fischer Verlag Würzburg, 200 S., € 16,90: 1. Aufl. 2021, 2. Aufl. 2022 (!). – Prof. Dr. Klaus Wengst (Neutestamentler, Evang. Theol. Fakultät Ruhr-Universität Bochum): „Wie das Christentum entstand im 1. und 2. Jahrhundert“, Gütersloh V., 2021, € 22,00.

Auch ab und zu wurde in der Runde zitiert Hans Conrad Zander aus seinen kleinen geist- plus humor-vollen, selbstverständlich überhaupt nicht flappsigen, dünnen Büchern: „Der erste Single: Jesus, der Familienfeind“, - „Warum es so schwierig ist, in die Hölle zu kommen“, - „10 Argumente für den Zölibat“, - „Lob der Dummheit“, - „Von der rechten Art, den Glauben zu verlieren“, - „Dummheit ist Sünde – Thomas von Aquin im Interview“: XL: „Ist die katholische Kirche eine Vorschau des Himmels?“ - „Die kirchliche Hierarchie ahmt die himmlische irgendwie nach, aber sie erreicht ihr Urbild nicht ganz.“ – LV: „Nenne uns eine Sünde des Geistes!“ – „Manche sind sogar auf ihre Demut stolz.“ – XXVIII: „Was können wir von Gott wissen?“ – „Weder Katholik noch Peganus (früher sagte man: Heide) erkennt das Wesen Gottes, wie es in sich selber ist.“ – XLI: „Trotz ihrer Schwäche hast du die Kirche leidenschaftlich geliebt. Warum?“ – „Die Kirche ist ein Garten. Deshalb heißt es im Hohenlied im AT: „Meine Schwester, meine Braut, du bist ein verschlossener Garten.“ Da sind viele Beete, jedes anders entsprechend den verschiedenen Berufungen. Doch alle sind angelegt von Gott. Bewässert aber wird der Garten von den Strömen der Sakramente, die aus der Seite Christi fließen.“ – Eine Kita-Kinder-Gärtnerin meldet sich: „In unserer kfd haben wir mal unsere Weiberfastnacht ausfallen lassen. Der einzige Mann, der Hirte, der beim Fest dabei sein durfte, hatte uns peinlich bewässert.“

Schmunzelnd stellte einer die Frage: „Nur eine rhetorische: Welche Anzahl ist größer?  Die der Kirchen-Austritte? Oder die der Rosenkranz-Gesätz-Gebete von Papst Johannes Paul II. (1978-2005): Jesus, der die Kirche für die Menschen gegründet hat?“ Statistiker schmunzeln auch. – Da wurde noch geflüstert: „Manche verwechseln das Papsttum mit Jesus Christus.“

Heinrich Pasternak, Januar 2023, Mitglied: ND - KMF