Albert Helnerus: Feldpost:

eine Freienohler Familien-Geschichte durch den Zweiten-Weltkrieg

Das Original der hier vorliegende Abschrift der Feldposr von Albert Helnerus befindet sich im Archiv Freienohl im Stadtarchiv Meschede in Grevenstein; diese Veröffentlichung entspricht korrekt der Geschäftsordnung mit den gesetzlichen Grundlagen der offiziellen amtlichen Archive.                                                       Diese Textfassung ist auch eine Motivation zum Gedenken an alle Kriegs-Gefallenen und Kriegs-Verwundeten und ihren Familien!

Der Gesamt-Text ist die Traueranzeige der Familie Julius Helnerus vom Freienohler Unteroffizier Albert Helnerus als Abschrift seiner Feldpost aus dem Zweiten-Weltkrieg

Traueranzige

Auf dem weißen DIN-A5-Blatt mit dem üblichen schwarzen Innenrand steht im oberen Drittel das schwarze Kreuz der Deutschen Wehrmacht. Dann folgte in unterschiedlicher Schriftgröße:

Immer in Gedanken bei ihm und auf ein Lebenszeichen hoffend, erreichte uns die schmerzliche Nachricht, dass mein lieber, lebensfroher Sohn, Bruder und Enkel

Unteroffizier

Albert Helnerus

im blühenden Alter von 34 Jahren, bei den schweren Abwehrkämpfen um Berlin am 28. April 1945 den Heldentod fand. Er nahm an den Feldzügen im Westen, im Osten und in Italien teil.                                                                                                       Wer Ihn gekannt, kann unseren Schmerz ermessen.                                                 In tiefer Trauer: Julius Helnerus,   Gerta Helnerus,   Emmy Waldeyer geb. Helnerus,   Helmut Waldeyer   und Kinder                                                                          Freienohl, den 20. November 1945                                                             Oeventroper Druckerei, Oeventrop

Traueranzeige vom Amt Freienohl

Der Gemeindevorsteher, Nr. 60                                                                                 (2) Sperenberg, Kreis Teltow, den 25. September 1945                                           An Herrn Julius Helnerus                                                                                             in Freienohl, Mittelstraße 114                                                                                     Es ist mir eine traurige Pflicht, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Sohn Albert Helnerus, geboren am 13. Januar 1911 in Freienohl, Kreis Arnsberg, bei den Kämpfen um Sperenberg, die am 28. und 29. April 1945 stattfanden, den Heldentod gefunden hat. Von den Suchkommandos der Einwohner von Sperenberg wurde Ihr Sohn in der Gemarkung Sperenberg an seiner Todesstätte zur letzten Ruhe gebettet. Ich spreche Ihnen zu diesem schweren Verlust, den Sie durch den Tod Ihres lieben Sohnes Albert erlitten haben, meine herzlichste Anteilnahme aus. Nähere Angaben über den Tod Ihres Sohnes Albert kann ich Ihnen leider nicht machen, da die Kämpfe, die hier stattfanden, sehr schwer waren und daher eine ordnungsmäßige Bestattung leider nicht möglich war. Diese Nachricht dient zugleich als amtliche Bestätigung über den Tod des Albert Helnerus. Um Ihnen die Nachlasssachen, die bei Ihrem Sohn vorgefunden wurden, zusenden zu können, bitte ich um Nachricht, ob Sie meine Mitteilung erreicht hat.   (L.S.) gez. Unterschrift (Nicht eingetragen) Stempel: Amt Freienohl Kreis Arnsberg (Adler + Hakenkreuz) 23.11.1945 Unterschrift: Niesen

Biographische Daten zur Familie Julius Helnerus                                                 Julius Helnerus, Gastwirt der Domschänke in Freienohl, Mittelstraße 114 (ursprünglich Haus-Nr. 114, dann Straßen-Nr. 1, dann St. Nikolaus-Straße), verheiratet mit Maria Antonia geb. Molitor am 25.1.1909 in Freienohl; sie, Maria Antonia Helnerus geb. Molitor ist geboren am 1.6.1880 in Calle, Kreis Meschede,                   gestorben am 4.11.1942 um 17 Uhr in ihrer Wohnung (Domschänke), Todesursache: Fingerverletzung und Venenentzündung: Embolie, ihre Eltern: Landwirt Wilhelm Molitor in Calle, verheiratet mit Josefine geb. Luigs in Calle. Julius Helnerus: gest. 2.5.1964 in Freienohl; seine Eltern: Gustav Helnerus, Schuhmacher, Witwer von Anna Trumpetter, verheiratet am 1.7.1876 mit Maria Gertrud Köster.                          

Tochter vom Ehepaar Julius und Maria Antonia Helnerus: Maria Gertrud Helnerus = Gerta verheiratet Kellermann aus Herblinghausen; Maria Gertrud: geb. 31.10.1909, nachmittgas 3 ½ Uhr in Freienohl; gez. Standesbeamter Niesen.                                                                                                         Sohn vom Ehepaar Julius und Maria Antonia Helnerus: Albert Helnerus: geb. 13.1.1911, 9 ½ Uhr in Freienohl, gez. Standesbeamter Niesen; gestorben / gefallen am 28.4.1945 in Sperenberg, Kreis Teltow.                                                                                                            Tochter vom Ehepaar Julius und Maria Antonia Helnerus: Emma Ottilia (Emmy) Helnerus, geb. 28.1.1914, mittags 12 ¼ Uhr in Freienohl, gez. Standesbeamter Bracht; verheiratet mit Helmut Waldeyer, deren Tochter Senta.

Emma Helneruas, Schwester von Julius Helnerus, geb. 23.7.1886 um 11 3!4 Uhr vormittgas in Freienohl, verheiratet mit Wilhelm Niesen (Amtssekretär) am 4.5.1909; Emma ist gest. 4.2.1966 in Freienohl.                                                

Fotos zur Domschänke mit Julius Helnerus: freienohler.de : Historische Fotos : Gasthöfe : Domschänke um 1950; und: Historische Fotos : Gaststätten, Pensionen, Hotels : Diverses : Speisekarte zur Hochzeit von Emma Helnerus mit Wilhelm Niesen am 4.5.1909.

Vorbemerkungen zur Abschreibe-Praxis: Der Inhalt der Feldpost-Briefe ist korrekt abgeschrieben. Zum Briefe-Inhalt gehört nicht die Beschriftung der Kuverts; die ist nicht abgeschrieben. Der Brief-Text ist nicht gekennzeichnet mit Anführungszeichen. Die können benutzt werden bei Zwischen-Bemerkungen, die selbst nicht Brief-Inhalt sind. Nicht korrekt lesbare Brief-Teile (z.B. Wörter, Silben, Sätze) beginnen mit 3 Pünktchen; dann folgen – kursiv – in Klammern stichwortartige Angaben.              Zur Erinnerung: der Zweite Weltkrieg begann am 1. September 1939 und endete am 2. September 1945.                                                                                                   Die Reihenfolge der Briefe oder Karten gibt das Brief-Datum von Albert Helnerus an. Die Brief-Anschrift ist die Familie, der Vater von Albert Helnerus: Julius Helnerus, Freienohl, Mittelstraße 114.

Die Abschrift der Briefe, Postkarten, Feldpost

Einberufungsbefehl A: Eilige Wehrmachtssache! Postkarte Einschreiben     Absender: Arnsberg, Wehrmeldeamt, Wehrbezirkskommando: Poststempel: 21.5.40, an Albert Helnerus, geb. 13.1.11, Freienohl, Mittelstr. 114. – Wohl nicht zuhause, darum: Poststempel: 22.5.40: bei Familie Waldeyer, Dortmund, Brunnenstr. 16. Innenseite: Einberufungsbefehl A / Gültig als Fahrtausweis auf der Eisenbahn. Sie werden hierdurch zum aktiven Wehrdienst einberufen und haben sich sofort (durchgestrichen, dafür) Mitteilung erfolgt später: zu melden für Fliegerhorst-Kommandantur Lippstadt, 6.6.40… Bei unentschuldigtem Fernbleiben haben Sie Bestrafung nach den Wehrmachtsgesetzen zu gewärtigen. Die besonderen Anordnungen auf anhängender Karte sind genau zu beachten. Sie 6 Punkte sind hier ausgelassen.

Postkarte / Einschreiben vom Wehrbezirkskommando / Wehrmeldeamt Arnsberg am 3. Juni 1940 an Albert Helnerus: Gekürzt, inhaltlich korrekt: Auf Grund des erhaltenen Gestellungsbefehls soll Albert Helnerus sich am 6. Juni 1940 um 9 Uhr bei Evgl. Vereinshaus in Arnsberg melden. Von dort erfolgt Absendung zur Dienststelle mit Sammeltransport… Auf der Postkarte steht gedruckt und umrandet: Frei durch Ablösung Reich.

Postkarte, Lippstadt, 7.6.1940                                                                              Meine Lieben! Ich bin von Arnsberg über Schwerte in Lippstadt gut angekommen. Drei Oeventroper sind in meiner Kompanie. Der Fliegerhorst hier ist eine sehr schöne Anlage. Selbst ein Freibad und eine große Turnhalle ist vorhanden. Ich werde vorläufig hier bleiben. Sonntag in acht Tagen gibt’s wahrscheinlich den ersten Stadturlaub. Auf meiner Stube liegen 3 Warsteiner, das (!) andere sind Kölner. Mein Privatzeug werde ich in den nächsten Tagen erst schicken. Dann mehr. Bis dahin herzliche Grüße   Albert   Meine Adresse: Lippstadt i. W. – Fliegerhostkompanie R . – Oben am Rand: Könnt mir wieder Plätzchen und Gebäck schicken. Sonst noch nichts nötig. Alb.

Brief: Lippstadt, d. 10.6.40: Meine Lieben! Habe heute das Päckchen mit den Plätzchen erhalten, kann sie sehr gut gebrauchen. Im Übrigen ist die Verpflegung gut und reichlich. Etwas Butter könnte es allerdings mehr sein. Ferner könnt Ihr bei dem nächsten Päckchen vielleicht ein Stück Schinken od. (oder) Speck (vielleicht durchwachsen) mit schicken. Die Plätzchen esse ich nämlich in den kurzen Pausen zwischen dem Dienst. Wir bekommen sogar täglich 5 Zigaretten. Was das (!) Dienst betrifft, so ist dies für mich überhaupt keine Anstrengung. Ich hatte ja schon genügende Vorbildung. Meine Ausbilder wollten mir nicht glauben, dass ich noch kein Soldat gewesen bin. Gestern waren wir zum Schießstand ca. 12 km von hier zum Scharfschießen. Ich habe drei Ringe geschossen und heute sogar beim Kleinkaliberschießen stehend freihändig als Bester: 32 Ringe. Unser Ausbildungspersonal sind alles junge Leute. Heute habe ich meinen Dienst in …ürslenken (?) machen müssen anstatt in Stiefeln. Ich hatte mir einen Knöchel am linken Schenkel durchgescheuert durch die harten Kappen an den neuen Stiefeln. Ist aber weiter nicht wichtig. Große Märsche werden nämlich nicht marschiert. Neisen Ernst hatte gemeint, ich hätte es mal wieder getroffen. Der weiß davon nichts. Wir können nach unserer Ausbildungszeit für alles Verwendung finden. Wie es in 3 Wochen weitergeht, wissen wir selbst noch nicht. Urlaub wird’s wohl vorläufig nicht geben. – Ich habe früher immer gesagt, ich würde nie in ein Flugzeug gehen. Wenn man aber das sichere Aufsteigen, Fliegen und Landen sieht, schwindet jegliche Angst. Wenn ich jünger wäre, hätte ich sogar Lust, aktiver Flieger zu werden. Ich könnte ja mehr von hier schreiben, aber es darf nicht sein. Meine Sachen sind immer noch nicht abgeschickt worden, wohl in den nächsten Tagen dazu kommen. Auch Helmut will ich morgen Abend schreiben. Wo steckt er jetzt? Hat Werner schon geschrieben? Könnt mir mal die Feldpostnummer mitteilen. Ebenso Niesen Erich gedenke ich zu schreiben. Hat er schon mal wieder etwas von sich hören lassen? – Habe jetzt keine Zeit mehr. Gleich ist Zapfenstreich. – Es grüßt Euch herzlichst Euer Albert - Grüße an alle Bekannte.

Feldpostkarte: Lippstadt, d. 19.6.40 Sehr schwach lesbare Bleistift-Schrift: Meine Lieben! Habe Eure beiden Kärtchen und Päckchen dankend erhalten. Schickt mir bitte 2 Hauthemden, ferner ein Stück Schinken und Speck, ein paar gek. (gekochte) Eier, eine kleine Wurst und Schokolade könnte ich auch gebrauchen, wenn wir noch ein paar Tafeln haben. Plätzchen natürlich wie vorher (könnt‘ auch mehr sein). Mein Zivilzeug werde ich noch nicht schicken. Im Übrigen fühle ich mich noch wohl. Nur einen geschwollenen Enkel (?) habe ich, sodass ich für ein paar Tage den Außendienst nicht mitmachen kann. Gestern haben wir zum ersten Mal einen 25 km Marsch gemacht. Inzwischen beste Grüße   Albert

Lippstadt, d. 2.7.40                                                                                                Karte im Kuvert, beidseitig mit Bleistift, sehr schwach lesbar: Meine Lieben! Habe einige Minuten Zeit, um ein paar Zeilen zu schreiben. Die Päckchen habe ich alle bekommen. Schönen Dank! Das Essen war nämlich in letzter Zeit schlechter geworden, anfangs war es gut. Wenn ich wieder etwas gebrauchen kann, schreibe ich oder rufe bei Gelegenheit an. Wir müssen hier fast jede Nacht in den Keller. Des Morgens ½ 5 Uhr aufstehen, aber Schlaf gibt es wenig. Eine Bombe ist allerdings schon ca. 100 m vom Horst (= Flugplatz) entfernt ins freie Feld geworfen worden. Das Ausrücken an die Front hat sich zerschlagen. Wir sollten mit 30 Freiwilligen bei einer Flughafen-Betriebs-Kompanie (Stuka-Staffel) (Sturz-Kampf-Flugzeuge) eingesetzt werden. Wir sollten anfangs nach Sizilien, schade drum, ich wäre gerne mitgefahren. Samstag haben wir Besichtigung, dann ist die Rekrutenzeit beendet. Was dann mit uns geschieht, wissen wir noch nicht. – Von Werner habe ich auch einen Brief erhalten. Helmut hat noch nicht geschrieben. Er wird wohl vorläufig in Münster bleiben. Recht herzliche Grüße   Euer Albert

Lippstadt, d. 8.7.40 Zwei Bleistift geschriebene schwer lesbare Postkarten in 1 Kuvert vom 9,7,40: Meine Lieben! Will Euch eben kurz mitteilen, dass ich hier in Lippstadt bleiben werde. Wir sind heute eingeteilt worden für die verschiedenen Fliegerhorste. Natürlich haben sich die Führer hier die besten Rekruten ausgesucht. Ich hätte gerne gesehen, wenn ich nach Dortmund gekommen wäre. Wir werden jetzt in Zukunft eine wesentliche Diensterleichterung haben. Sonst nichts Neues. Wegen der Esswaren schrieb ich ja gestern. Kofferschlüssel liegt im Brief bei. Schönen Gruß Albert                                                                                                              Die zweite Karte: Lippstadt, d. 9.7.40 M. Lieben! Habe heute meinen Koffer abgeschickt: Inhalt: 3 lange Unterhosen, 1 Flieger-Oberhemd, 2 Hauthemden, 1 Netzhemd, 1 Handtuch, 8 Taschentücher, 1 Turnhose, 1 Oberhemd, 1 P. Schuhe, 1 P. Socken u. S.-Halter, 1 Anzug. – An reiner Wäsche schickt mir: 1 lange Unterhose, 1 Flieger-Oberhemd, 2 Hauthemden (keine Netzh.), 1 Handtuch, Taschentücher: einige weiße T., 1 w. Turnhose. – Sonst ist nichts Neues. Wegen der Esswaren schrieb ich ja gestern. Kofferschlüssel liegt im Brief bei. Schönen Gruß Albert

Frankreich, d. 27.7.40                                                                                              Ein 10-Seiten langer mit Tinte geschriebener Brief.   Meine Lieben! Erst heute komme ich dazu, ein paar Zeilen mehr zu schreiben. Wir haben jetzt erst, nachdem wir schon fast 8 Tage hier sind, eine Feldpostnummer bekommen und Post ohne Absender und Feldpostnummer wird nicht befördert. – Ich habe eine interessante Reise hinter mir. Wir haben uns in Werl noch 2 Tage aufgehalten und sind dann die Reise per Bahn über Münster, Bentheim nach Holland angetreten. Ich hatte wohl schon gehört, dass es in Holland sehr schön sei, aber so hatte ich es mir nicht vorgestellt. Man konnte das Wohlhaben des Volkes auf dem ersten Blick erkennen. Jedes Häuschen, auch die der Arbeiter, ist eine kleine Villa mit Glasveranden und wunderbaren Blumengärten. Die Fabriken sind nur neuesten Musters. Nachdem ich nun auch Belgien und Frankreich gesehen habe, kann ich wohl sagen, dass Holland das best situierteste Völkchen der Welt ist. Und dann erzählt man uns von anderer Seite, Kolonien brächten nichts ein. – Unsere Feinde haben auf ihrem Rückzuge fast sämtliche Eisenbahnbrücken gesprengt. Es ist zu bewundern, wie schnell unsere Pioniere diese notdürftig wieder hergestellt haben, selbst die große Eisenbahnbrücke bei Deventer, über die wir gerollt sind. Mein größtes Erlebnis in Holland war, die Zerstörung Rotterdams gesehen zu haben. Leider fuhren wir des Nachts um 3 Uhr durch Rotterdam, aber es war mondklar und so noch allerhand zu sehen. Rotterdam ist bis auf einige Stadtteile vollständig dem Erdboden gleich gemacht. Nur die große Kilometer lange Eisenbahnbrücke ist unversehrt geblieben, sie ist scheinbar von unseren Fallschirmjägern gehalten worden. Wie uns die Holländer selbst bestätigten, haben allein 40 000 Zivilisten bei der Bombardierung ihren Tod gefunden. – Belgien ist im Großen und Ganzen ein dreckiges Land. Wenn wir auch nur die Eisenbahnstrecke gefahren sind, so kann man sich doch von dem, was man gesehen hat, ein Urteil bilden. Nur an einer Strecke habe ich schöne Villen gesehen. Die große Masse scheint in Belgien arm zu sein, also der große Klassenunterschied. Arm und Reich. (Seltsame Rechtschreibung) Wir sind gefahren über Antwerpen, Merhelm, Brüssel, Mons nach Valencienes in Frankreich hinein. Ich habe Gesehen Arras, Donai, St. Pol, Callais, St. Omer u.s.w. somit ein ziemlich großes Stück von Nordfrankreich. Die Aussprüche „Armes Frankreich“ und „Nichts über Deutschland“ sind bestimmt berechtigt. Ich kann nicht verstehen, wie ein Volk nach einem gewonnenen Kriege, so arm sein kann. Hier kann man so richtig sehen, wie das Volk von den Plutokraten, wie man so sagt, hinters Licht geführt worden ist. Die Häuser sahen sehr verwahrlost aus, besonders auf dem Lande, den Menschen sieht man die Armut an. Die Hauptstraßen sind sehr gut in Ordnung. An den Straßen haben auch die Hauptkämpfe stattgefunden. Man sieht Unmengen von Kraftwagen und Tanks an den Straßen liegen. Diese werden von der Organisation Todt (siehe Wikipedia usw.) auf großen Autofriedhöfen zusammengeschafft. Ich befinde mich jetzt auf dem Gebiet, wo die Kämpfe mit dem englischen Expeditionsheer stattgefunden haben. Der Ort hier ist ziemlich mitgenommen worden. Drum haben die Bewohner sehr viel Angst vor unseren Stukas. Die Leute hier sind sehr freundlich, aber noch (unterstrichen) immer England hörig und glauben, dass wir mit dem Tommy (siehe Wikipedia, Soldat) nicht fertig würden. Wir sind hier ca. 30 bis 40 Km von der Küste entfernt. Der Engländer kommt jede Nacht, hat aber unseren Flughafen, der gut getarnt ist, noch nicht gefunden. Siepen Wilhelm, aus dem Alten Weg, den ich zufällig hier traf, ist auf demselben Flughafen bei der Nachrichtenstelle. Ich habe hier keine angenehmen Dienststunden zu verrichten, besonders die Nachtstunden nicht, augenblicklich bei dem schlechten Wetter. Hier läuft noch allerhand Gesorks herum und Spione, die sich immer wieder an unsere Flugzeuge heranschleichen. Vor einigen Tagen ist noch einer unserer Werkposten angeschossen worden. Seitdem stehen wir des Nachts Doppelposten. Nachdem nun der Angriff gegen England begonnen hat, besteht die Möglichkeit, dass ich auch noch nach England komme. – Das Paket habe ich am letzten Tag in Lippstadt noch bekommen. Ich hätte es besser nicht mehr erhalten. Ich habe jetzt nämlich reichlich eigene Wäsche hier und konnte doch so billig was kaufen. Der Frank steht momentan auf 5 Pfg. Ein kleines Glas Wein kostet 5 Pfg., ein großes 10 Pfg., gute Doppel…(?) 5 bis 10 Pfg., eine kleine T. (Tasse) Kaffee 2 ½ Pfg., man kann sich für 50 Pfg. kugelrund saufen. Im Verhältnis sind auch die anderen Waren sehr billig. Schade, dass man nicht viel nach Hause schicken kann. Bisher konnte man 6 x ½ …(Abkürzung) Pakete im Monat schicken, jetzt 4 x 1 …(Abkürzung). Bei meinem Abmarsch hatte ich auch nicht mehr viel Geld. Schickt mir deshalb sofort per Einschreiben im Brief 50,- M, wenn es geht, sonst vielleicht 2 oder 3 Briefe mit je 5 M. Ich werde in einigen kl. (kleinen) Päckchen meine dreckige Wäsche nach Hause schicken und mir hier neue kaufen, vielleicht auch einen prima Anzugsstoff. Leider werden allmählich viele Geschäfte leer, sodass man viele gute Sachen nicht mehr kaufen kann. – Wie ich Euch in 2 Karten schon mitteilte, bin ich noch immer wohlauf. Die Verpflegung hier ist ausgezeichnet. Jetzt muss ich schließen, muss gleich wieder zur Wache antreten. In den nächsten Stunden werde ich auch mal nach Dortmund und Helmut schreiben. – Könnt mal schreiben, was sich alles Neues in Freienohl ereignet hat und wie der Fremdenverkehr ist. Nun sendet Euch recht herzliche Grüße Euer Albert     Recht viele Grüße auch an die Sportskameraden. Meine neue Adresse: Soldat A. H. Feldpostnummer 00555 Luftgaupostamt Münster i. W.

Frankreich, den 31.7. (1940)                                                                                Meine Lieben! Habe heute wiederum ein Päckchen abgeschickt. Bisher schickte ich 2 Karten, 1 Brief, 1 Päckchen mit 1 Netzhemd, 2 kurze Unterhosen, 1 Päckchen mit 1 Schlafanzug und heute 1 Päckchen mit 1 Paar Turnschuhe. Schreibt bitte umgehend, was hiervon angekommen ist. Da die Waren hier immer knapper werden und man keine Toilettenseife kaufen kann, schickt mir bitte 2 Stück Toilettenseife. Ebenso ist hier kein Wörterbusch zu kaufen. Ich habe in irgendeiner Schublade oder in dem Taschenbuchbehälter auf der Nachtkonsole ein kleines deutsch-französisches sogen. Liliput-Wörterbuch. Das Wörterbuch ist rot, ca. 5 cm hoch, 2 ½ cm breit und 2 cm dick. Solltet Ihr dieses Büchlein finden, könnt Ihr es mir umgehend mitschicken. Sonst hätte ich vorläufig nichts nötig. – Werden zuhause immer noch Leute eingezogen, ist Kosmas Alwis noch zu Hause? Bis auf Weiteres recht herzliche Grüße Euer Albert

Luftgaupostamt Münster i. W., 31.7.1940                                                                   M. Lieben! Da meine Feldpostnummer heute einen Zusatz bekommen hat, teile ich Euch diese zwecks schnellerer Geförderung (! Ge…) der Post mit: Soldat A. H. 00555 (L. Sh. Zg. 84 / VI) Luftpostamt Münster i. W. Sonst noch alles im Lot. Beste Grüße   Albert

Frankreich, d. 10.8.40                                                                                          Meine Lieben! L. (Liebe) Emmy, den Brief vom 31.7. habe ich erhalten, wofür ich herzlich danke. Die Post ist ca. 1 Woche unterwegs. Mittlerweile werdet Ihr ja auch schon mehr Post von mir bekommen haben. Könnt mir jeweils mitteilen, was an Karten, Briefen und Päckchen mit Inhalt angekommen ist. Von (?) Transport schickte ich 2 Karten, die vielleicht nicht befördert worden sind, da kein richtiger Absender. Dann noch eins, weshalb ich auch eiligst schreibe. Da Siepen Wilhelm reichlich Geld hatte, hat er mir 29 M (zwanzig!) geliehen. Emmy, Du könntest bei Deinen Spaziergängen bei Franziska Gebhardt auf dem Kump, Tochter des Gustav (unterstrichen) Gebhardt, vorbeigehen und ihr 20 M bringen. Sie kann dann sogleich von da Siepen Wilhelm schreiben, dass sie die 20,- M erhalten hat. Sie ist die Braut von Wilhelm Siepe. – Das Essen ist soweit noch ganz gut hier. Ist es mal (unterstrichen) nicht zufriedenstellend, dann holen wir uns bei den Bauern oder in der Kantine gute Butter, das Pfund für 60 Pf. – Die Militärunterhose braucht Ihr vorläufig nicht zu schicken, kann ja auch später eine andere mit abgeben. Die dreckige Wäsche lassen wir uns jede Woche für Pfennige waschen. Die Waten werden hier immer knapper, besonders Herrenartikel. Anständige Oberhemden sind hier nicht mehr zu haben. Ich habe mir heute noch einen Anzugsstoff gekauft, kariert, für den Sommer. Der ganze Stoff kostete mich 30,- M. Ferner habe ich mir braunes Wollgarn gekauft und mir einen dicken Pullover stricken lassen. Anfangs konnte ich ein seidenes Halstuch kaufen mit Phantasiebildern vom Skiesport, aber es war mir für 7,50 M zu teuer. Als ich heute dort war, war es fort und ich habe mir ein anderes nicht so schönes vom Sport für denselben Preis gekauft. Wenn ich keinen neuen Mantel hätte, würde ich mir hier einen prima dunkelbraunen ganz schweren Mantelstoff, das Meter für 14,- M, gekauft haben. Regulär komme ich mit dem Wehrsold, 20,- M alle 10 Tage, gut hin. Die anderen Waffengattungen bekommen keine Frontzulage. – Mit Fotografien sieht es so aus. In Lippstadt sind wir unzählige Mal geknipst (!) worden, haben aber kein Bildchen in die Finger bekommen. Hier in dieser Stadt gibt es nur einen Photograf (korrekt abgeschrieben), der nur einmal in der Woche Aufnahmen macht. Ich werde mal zu diesem hingehen. Filme sind hier überhaupt nicht zu haben. – Anfangs schrieb ich wegen 50,- M per Einschreibebrief. Das wird wohl nicht gegangen haben. Vielleicht habt Ihr schon einige Briefe mit je 5,- M abgeschickt, es ist weiter nicht schlimm, aber auch dieses darf nicht sein. Jetzt heißt es, dass 10,- M per Postanweisung überwiesen werden dürfen. An Päckchen dürfen wir im Monat 4 x 1 …(Kürzel?) schicken und auf Urlaub 20,- M mitnehmen. Von Kameraden höre ich, dass in Arnsberg Bomben abgeworfen worden sind. Stimmt das? Was haben sie angerichtet? – Noch eins, wenn Ihr das Wörterbüchlein noch nicht abgeschickt habt, dann lasst es, ich habe mir ein anderes besorgt. – Sonst alles noch in bester Ordnung. Wie ich höre, ist Senta auch noch gesund und munter. Für heute recht viele Grüße Euer Albert

Frankreich, den 20.8.40 Meine Lieben! Teile Euch eben mit, dass sich meine Anschrift wieder etwas geändert hat und zwar ist an Stelle des Luftgaupostamts Münster das Luftgaupostamt Brüssel zu setzen. Bis heute erhielt ich an Post: von Emmy Briefe vom 31.7. , 1.8. (kam erst sehr spät an und war von der Prüfstelle geöffnet worden, ist aber weiter nicht schlimm), 7.8. u. 9.8., ferner Vaters Brief und von Gerta 2 Karten mit Grüßen von Gästen. In zwei Briefen waren Einlagen, ferner habe ich das Päckchen mit der Seife erhalten. - Für alles meinen besten Dank. (Pst! zumeist ohne Ausrufezeichen.) Wie Emmy schreibt, sind 3 Päckchen angekommen, das 4. Werdet Ihr mittlerweile bekommen haben. Ich habe von verschiedenen Waren Quittungen, brauche aber den Päckchen keine beizulegen, da die Waren in den uns zustehenden Päckchen (4 x 1 …(Kürzel?) im Monat) nicht verzollt werden. In dem 4. Päckchen ist ein Schlafanzug für die Kleine, wird ihr noch zu groß sein, schadet aber nicht, denn der Anzug kostet ja nur 1,45 RM. Die Sachen kommen auch alle an, so ist hier noch kein Fall zu verzeichnen, wo ein Teil nicht angekommen ist. Das Überweisen von Geld ist nicht möglich. Ich komme auch mit meinem Geld gut hin. Werdet Ihr von Dortmund auch regelmäßig noch mit Zigaretten beliefert? Wenn Ihr welche überhabt, könnt Ihr mir einige Päckchen schicken, die ich dann an meine Kameraden verkaufe. Sie sind froh, wenn sie deutsche Zigaretten bekommen, denn die französischen haben schwarzen Tabak und sind kaum zu genießen. – Wie gestern im Radio höre, hat der Tommy in Dortmund gewütet. Was hat er dort für einen Schaden angerichtet? Von hier aus bekommt er tagtäglich sein Fett schon wieder. – Wie es so aussieht, werden wir vorläufig hier noch bleiben. – Nach vielem Hin und Her wegen Urlaubsperre hat nun doch der Urlaub bei uns begonnen. Es kommen aber zunächst die dran, die schon seit dem 1.1.40 Soldat sind und bisher noch keinen Erholungsurlaub gehabt haben. Ich käme somit praktisch vor dem ersten halben Jahr nicht dran. Hoffen wir, dass bis dahin alles zu Ende ist. Sonst wüsste ich nichts zu berichten. Viele Grüße sendet Euch auch an unsere Gäste u. Sportkameraden, sowie Leni   Euer Albert     Grüße auch an die Verwandten und Familie Gördes. – Gerade erhalte ich noch Emmy’s Karte vom 10.8. – Noch eins: Etwas Spritzgebäck könnte ich zwischendurch auch mal wieder gebrauchen. Sonst ist das Essen im Allgemeinen zufriedenstellend. E. A.

Frankreich, d. 27.8.40                                                                                          Meine Lieben! Da ich inzwischen verschiedene Post von Euch bekommen habe, habe ich mich heute hingesetzt, um hierauf zu antworten. Ich habe Brief Nr. 1, Karte Nr. 2 und Brief Nr. 3 erhalten. Bisher scheint alles angekommen zu sein. Ich werde von nun an alle Briefe und Karten nummerieren. Der Brief Nr. 1 ist wiederum von der Prüfstelle geöffnet worden. Siepen Wilhelm sagte mir, dass er heute Bescheid bekommen hat, dass seine Braut die 20,- M erhalten hat. Nun kann er nichts mehr verleihen, da er selbst abgebrannt ist (= nichts mehr hat). Schickt mir ruhig die 30,- M Geld …(1 Wort nicht lesbar) in kleinen Beträgen per Briefe und in Zigaretten-Päckchen. Das Risiko muss man schon eingehen, denn wie es heißt, soll das auch nicht sein und bei einer evtl. Kontrolle das vorgefundene Geld für die NSV verwandt wird. – Ich habe bisher gekauft und auf Reise geschickt: 1 Päckchen mit 2 m weißer Kleiderstoff (Preis 5,- M), 1 Päckchen mit ½ Pfund Kaffee (1,25 N), 2 Schlüpferchen (á 0,40 M), 1 Hauthemd und 4 Fotos von mir und heute 1 Päckchen mit ca. 5 m Stoff (4,75 M), Rest Wolle und ein Halztuch (!). Kaffee haben wir jeder ½ Pf zu kaufen angeboten bekommen von unseren Vorgesetzten. Vielleicht wird sich das in nächster Zeit wiederholen. In Geschäften ist keiner zu kaufen. Auch in reiner Seide ist wenig zu machen. Ich sah in einem Geschäft einen Rest roter Crépe de China und habe ihn für 4,75 M gekauft. Bei der Verpackung habe ich aus Unvorsichtigkeit etwas reingeschnitten, wird vielleicht nicht viel schaden. Emmy, Du schreibst, Du brauchst bei einer Breite von 1,30 m – 2 m Stoff, ich höre hier von 2,50 m Stoff (Wolle) mehr als ein Pf an Gewicht. Wie wäre es mal mit Woll-Garn in verschiedenen Farben? - Wie Ihr seht, habe ich mich 2 x fotographieren lassen. Der hiesige Fotograf macht keine besonderen Aufnahmen. Aber ein Andenken ist es für mich immerhin. – Ein Paar Schuhe für Dich, Emmy, könnte ich schließlich auch noch kaufen, kosten hier ca. 6,- M, es gibt, glaube ich, auch welche für´s doppelte Geld. L. Emmy, Eure Karte vom Uhlenhorst habe ich auch erhalten, besten Dank. Helmut kommt ja sehr oft in Urlaub. Ich werde wohl vor dem ersten halben Jahr nicht in Urlaub kommen, es sei denn, dass alles frühzeitig zu Ende geht. – Nun für heute genug, muss gleich wieder zum Dienst antreten. Das Wetter ist hier noch zu ertragen. Viele herzliche Grüße von Eurem Albert   Ich lege noch je 1 Photo bei.

Luftpostamt Brüssel, Frankreich, d. 30.8.40                                                        meine (m…!) Lieben! Ich erhielt heute das Päckchen mit Zigaretten u. Emmy’s Karte vom 24.8., für beides sage ich besten Dank. Ich kann die Zigaretten sehr gut gebrauchen und könnt solche Päckchen fortlaufend schicken, soweit Ihr Zig. Über habt. - Das Wetter ist hier auch nicht sehr schön, aber immer noch zu ertragen. – Gesundheitlich bin ich noch immer vollauf, sogar die gewohnten kleinen Erkältungen sind bei mir noch nicht eingetreten. Seid vielmals herzlich gegrüßt von Eurem Albert.

No. 5 (!) Frankreich, 6.9.40 Meine Lieben! Habe Emmys Brief vom 26.8., 27.8. u. Mutters Brief vom 31.8. erhalten und will Euch heute kurz darauf antworten. Die Sieben habe ich im Brief aufgefunden. Ferner habe ich das Zigaretten- und das Plätzchen-Päckchen erhalten. Zigaretten könnt Ihr mir wöchentlich (ohne dass ich besonders schreibe) zuschicken. Es können Päckchen sein im Werte von 10,- M oder wenn Ihr sie überhabt, meinetwegen noch mehr. Plätzchen kann ich auch immer gebrauchen. Ebenso kann mir Vater alles Soldatengeld, was er vereinnahmt, zukommen lassen im Päckchen oder in Briefen. Ich habe schon wieder gekauft u. kann somit viel gebrauchen. Von uns fahren alle 14 Tage 2 Mann in Urlaub. Zunächst kommen aber diejenigen dran, die schon 10 Monate Soldat sind, ohne jemals Urlaub gehabt zu haben. Die Urlauber können 20 M im versiegelten Paket mit in die Heimat nehmen. Vielleicht werde ich irgendjemanden von Dortmund etwas mitgeben, der mir auch Geld mitbringen kann. Ich habe gestern ein Päckchen auf den Weg gebracht mit einem fertigen Wollkleid und einem Jäckchen für die Kleine. Sollten die Sachen nicht passen, muss sie Emmy verändern. Die Preise steigen hier immer mehr. Das Kleid kostet 9,- M, das Jäckchen 5,- M. Das Kleid gefällt Euch vielleicht nicht, ist aber doch als Arbeitskleid im Hause gut genug. Wie Ihr Euch die Sachen, die ich schicke, verteilt, ist mir gleich. Besondere Wünsche könnt Ihr mir ja mal mitteilen.- Augenblicklich verlebe ich hier bei wunderbarstem Wetter „schlaue“ Tage. Ich habe mir nämlich beim Sport eine Verletzung am linken Schienbein zugezogen u. musste mich so in ärztliche Behandlung begeben. Die Wunde heilt scheinbar sehr schnell, sodass ich bald meinen Dienst wieder antreten kann. – Dass Helmut von Köln so schnell vorangekommen ist, ist ja ehrenwert. Er ist scheinbar beim Militär erst ein Mann geworden. Zudem war er ja auch kein Dummkopf, was ich schon damals gesagt habe. Ich nehme an, dass er die Offizierslaufbahn eingeschlagen hat und sich so verpflichtet hat. Ich konnte gleich, als ich hier in Frankreich war, einen Unteroffizierslehrgang mitmachen, habe es aber abgelehnt, da ich es bei meiner Truppe sehr gut habe u. ich im Lehrgang sehr gestrietzt würde. - Für heute empfanget (!) von mir recht viele Grüße   Euer Albert

Nr. 6 Frankreich, d. 16.9.40                                                                                  Meine Lieben! Zunächst will ich mitteilen, was ich inzwischen an Post von Euch erhalten habe. Das zweite Päckchen mit Plätzchen und heute 1 P. (1 Päckchen) mit Zigaretten, ferner Vaters Brief vom 5.9. und heute Emmy’s Brief vom 7.9. von Dortmund. Für alles meinen herzlichsten Dank. Ich glaube, bisher alles erhalten zu haben. Ach so, Mutters Brief vom 31.8. habe ich auch erhalten mit Einlage. Ich glaube, ich teilte Euch schon mit, dass ich inzwischen wieder 2 Päckchen mit Stoff, Halztuch (Halstuch),1 Kleid u. 1 Jäckchen abgeschickt habe. Weitere 4 Päckchen kann ich erst ab 20. Sept. abschicken. Siepen Wilhelm wird höchstwahrscheinlich nächste Woche in Urlaub fahren. Er wird mir einen Anzugsstoff, Futter und 1 Paar Schuhe mitnehmen. Für Emmy habe ich auch ein Paar Schuhe gekauft. Alle gekaufte Waren sind nicht sehr teuer, mein Anzugsstoff kostet 30,- M, meine Schuhe 7,40 M, Emmy’s Schuhe 5,90 M, die kleinen 1,20 M. Emmy’s Schuhe werde ich sehr wahrscheinlich einem Dortmunder Kameraden, der nächste Woche in Urlaub fährt, mitgeben. Er kann sie bei Waldayer’s abgeben. Wolle kostet durchweg -,50 M das 50 g Dock, ich werde nächste Woche 500 g grüne Wolle kaufen u. sie auf den Weg bringen. Mittlerweile sind die Preise für sämtliche Waren immer mehr gestiegen. Vater, kannst Du alles Besatzungsgeld, was Du bekommen kannst, annehmen u. es Siepen Wilhelm mitgeben. (kein: ?) Emmy, Du schreibst da von Pelz oder Pelzkragen. Ich kenne zwar nichts davon, aber ich will mich mal umhören. Zudem müsste ich dann noch allerhand Geld haben. Vielleicht kann ich noch mal für Gerta einen schönen Kostümstoff kaufen. Da ich meine Kenntnisse im Französischen wieder aufgefrischt habe, kann ich mich prima mit der Bevölkerung verständigen. – L. Emmy, von der Kleinen kannst Du mir laufend die neuesten Aufnahmen zuschicken. Helmut werde ich in den nächsten Tagen auch mal wieder schreiben. In Freienohl gibt’s ja wohl nicht viel Neues. – Meine Verletzung am Bein hat sich sehr gut gebessert. Ich brauche jedoch noch keinen Dienst mitzumachen. Für heute nun genug und seid vielmals gegrüßt   Euer Albert   Viele Grüße auch an alle Verwandte, Nachbarn und Gäste. - Ich erhielt dieser Tage auch von der Volksschule in Freienohl 2 Illustrierte. – Habe soeben noch 1 P. Zigaretten und 1 P. Plätzchen erhalten.

Frankreich, d. 11.10.40 Meine Lieben! Will Euch eben kurz mitteilen, dass ich mittlerweile allerhand Post…(?) von Euch erhalten habe, unter anderem auch verschiedene Mal Zigaretten, besten Dank. Ich werde auf alles ausführlicher nächste Woche schreiben. Ich befinde mich nämlich momentan im Krankenrevier. Mein verletztes Bein war über Nacht sehr schlimm geworden. Zudem hatte ich hohes Fieber bekommen, sodass ich sofort ins Revier einziehen musste. Es war das Anfangsstadium einer Blutvergiftung. 4 Tage habe ich keinen Happen gegessen. Jetzt bin ich aber über den Berg und glaube, nächste Woche wieder dienstfähig zu sein. Für heute genug. Es grüßt herzl. Albert     Schickt mir mal umgehend die w. (?) Couverts mit der Aufschrift „Feldpostbrief“, circa 20 – 30, die hiesigen sind sehr schlecht.

Frankreich, d. 19.10.40 (Mit weichem Bleistift geschrieben, schwer zu lesen.)  Meine Lieben! Heute erhielt ich Vaters Brief vom 16. cr. (latein.: currente: vom laufenden Monat) und habe mich gleich hingesetzt, um zu antworten. In letzter Zeit sind die Briefe von dort nach hier nur 3 Tage unterwegs. Ich habe an Briefen bekommen: Br. v. 28.9., 30.9., 3.10., 8.10., 3.10., 8.10., 14.10. u. 16.10., ferner im Päckchen Plätzchen, Zigaretten u. Kuchen u. Zig. (Siepe W.). Für alles herzlichen Dank. Was meine Gesundheit betrifft, bin ich wieder vollständig hergestellt, allerdingsmacheich immer noch keinen Außendienst mit. Ich habe 2 Wochen im Krankenrevier gelegen, denn mein Bein hatte sich plötzlich derart verkleinert, dass ich keinen Tag mehr zögern durfte, ins Revier zu gehen. Ich ver…(?) an einer bösen Blutvergiftung und zu allem hatte ich eine Lymphbeinentzündung. Obendrein war ich von einer großen Übelkeit befallen und habe 4 Tage keinen Happen gegessen.. Jetzt geht’s aber wieder und habe guten Appetit. Das Bein war recht tief aufgeschlagen, vielmehr, als ich anfangs glaubte….(5 Wörter nicht korrekt lesbar wegen Papier-Faltung) Bein und wirkt das rechte Knie, wo ich die alte Verletzung dran hatte. – Dass unser Bürgermeister gefallen ist, hat mich sehr gewundert. Jetzt wird wohl vorläufig Onkel Willi den Laden dort weiter führen. Ich habe einen Kameraden, ein Dr. von Arnsberg, beschäftigt bei der Regierung, der schon Interesse (unterstrichen) hat, Bürgermeister von Freienohl zu werden. - Von Siepen Wilhelm habe ich das Geld erhalten. Neuerdings könnt Ihr monatlich 30.- M überweisen, braucht dann nichts mehr den Briefen beizulegen. Gestern erhielt ich Emmys letzten Brief, der seitwärts fein aufgeschnitten war. (Wegen Blatt-Faltung 1 Zeile nicht lesbar) Geld vermutet. Bisher habe ich aber alles erhalten. Du schreibst, ich solle keine unsinnigen Sachen kaufen, sollte ich etwas, was ich doch billig erstanden habe, später nicht mehr haben wolle, so kann ich es immer noch mit Dank verkaufen. Ich weiß nicht, ob ich es schon schrieb, dass Deine Schuhe 9,- M, mein weißer Pullover 9,- M, die Garnitur 8,- M und der Kaffee nur ein paar Groschen gekostet haben, Diesen habe ich …(1 Wort?) 800 g Schokolade, 1 Fl. Sekt u. …(2 Wörter?)-fleisch ein …(1 Wort?) alles zusammen für ca. 2,- M von unserer Dienststelle kaufen können. Dies war alles gut. …(2 Wörter? wegen Blatt-Faltung) wegen Gertas Costümstoff will ich heute mal sehen, werde ihn eventuell übermorgen einem Kölner Kameraden mitgeben. Ich glaube, es ist richtiger, wenn ich hierfür einen Herrenstoff kaufe. Es ist nicht so leicht, in diesem Nest von 2500 Einwohnern gute Ware zu kaufen. In größeren Städten kann man natürlich besser kaufen. Ebenso will ich mal nach einigem Stoff für Emmys Rock und für die Kleine sehen. Heute habe ich noch die 4 fehlenden Jorks (?) braune Wolle und 3 weiße auf den Weg gebracht. Die Wolle wird auch immer teuerer (!), die 50 g kosten jetzt schon 65 Pf …(3, 4 Wörter? wegen Blatt-Faltung) Schuhe kann ich natürlich in diesem Nest nicht kaufen. Ich hatte mir schon gedacht, dass Emmys Schuhe nicht passten, aber sie waren für 5,90 M nicht sehr teuer. Nachträglich habe ich in einem Geschäft sehr schöne geformte Schuhe, allerdings von schwarzem Wildleder, gesehen. L. (liebe)Emmy, wenn Du solche Schuhe haben willst, musst Du mir umgehend schreiben. Vielleicht kann ich auch mal in Kürze nach Lille fahren, dort kann man besser kaufen. Wie es neuerdings heißt, kann man 2 …(Abkürzung?) Päckchen schicken u. zwar beliebig viele. Das angekündigte Päckchen habe ich noch nicht erhalten. Nun genug für heute. Was mein Urlaub angeht, so werde ich wohl vor Januar keinen bekommen, es kommen nämlich zunächst die Verheirateten an die Reihe. Übrigens möchte ich auch vor Januar nicht in Urlaub gehen. Für heute empfanget recht viele Grüße von   Eurem Albert

Frankreich, 21.10.1940                                                                                          Meine Lieben! Will Euch eben mitteilen, dass ich heute einem Kölner Kameraden mitgegeben habe: für Gerta einen Costüm-Stoff 2,30 m (1,50 breit) für 12,- M pro Meter, für Emma 1 m Stoff für einen Rock = 9,50 M, für Lioba1,… m grünen Stoff (1,40 m breit) für 7 M pro Meter, für Gerta habe ich einen dunkelblauen Stoff gekauft. Ihr könnt mir nächstens die gewünschte Farbe mitteilen. Ich konnte auch einen hellblauen, aber viel leichteren u. billigeren Stoff kaufen. Emma, für Dich hatte ich keine große Auswahl an Stoffen. Ich habe einen Kameraden (?) vom …(?) mitgenommen, der mich für diesen Stoff riet. Den grünen Stoff für Liobas Mant…(?) finde ich …(?). Ich habe nur 1,40 m gekauft, da die Stoffe …(?)kreich alle 1,40 be…(?) 1,50 m breit liegen und nur …(?) wurde, dass dieses überreichlich wäre. Wie ich heute schon vorgestern mitteilte, könnt Ihr mir die …(?) Adresse 30- …(?) überweisen, es ist uns nämlich die …(?)zulage von 10,- M gestrichen worden. Jenen Kölner Kameraden habe ich gesagt, er solle das Päckchen als Wertpaket aufgeben, sodass die Gewissheit des sichereren Ankommens …(?) vorliegenden ist. Gestern Sonntag hatten wir …(2 Wörter?) hier ein Platzkonzert. Als ich hörte, dass es die Wa…(?)kapelle sei, bin ich hinausgegangen u. habe auch …(3 Wörter?) das Holzgreven …(1 ?) in dem kleinen alten Unteroffizier die sehr viel in Freienohl …(1 ?) getroffen. Sonst wüsste ich nichts zu berichten. Seid inzwischen …(1 ?) herzlich gegrüßt von Eurem Albert   Das Zigaretten-Päckchen ist noch nicht da. Werde …(1 ?) aber …(1 ?) heutiger Post bekommen. Die Zeitungen sind regelmäßig angekommen.   Habe soeben das Päckchen erhalten. (Mit weichem Bleistift geschrieben, darum nicht immer korrekt lesbar.)

Frankreich, 27.10.1940                                                                                        Meine Lieben! Soeben erhalte ich E…(?) Brief v. (vom) 23.10., nachdem ich vorgestern schon einen bekommen habe. Inzwischen habt Ihr sicher schon meine beiden Briefe bekommen und heute wieder beruhigt. Ich schreibe heute nochmal, dass ich mich der besten Gesundheit erfreue. Ich habe 8 Wochen lang die reinste Sommerfrische erlebt. Nur 4 Tage war ich sehr übel und während dieser Tage wurde der Dortmunder Kamerad entlassen. Er scheint bei Waldegeter (?) die Sache schlimmer gemacht zu haben, als sie war. – Die Pa…(?) , ich glaube, es waren in den letzten Tagen 3 habe ich bekommen besten Dank dafür (Interpunktion nicht korrekt lesbar). Ich bin …(2 Silben?) mit 7 weiteren Kameraden …gezogen. Wir …(Von den nächsten 15 Zeilen dieser Seite ist nur ab und zu 1 Wort zu entziffern, aber kein Zusammenhang herzustellen. Die letzte Seite:) Nun verbleibe ich bis auf Weiteres mit den besten Grüßen an Euch alle, ferner an die Verwandten, Nachbarn, …tofreunde u. Gäste. Euer Albert     Wenn die Stoffe von Köln angekommen sind, könnt Ihr es mir sofort mitteilen. D. O. (Mit weichem Bleistift geschrieben)

Brüssel, 11.11.1940                                                                                            (Keine Anrede) So eben erhalte ich noch E…(?) Brief vom 4.11. und die Couverts. Besten Dank. Couverts habe ich vorläufig genug. Mutters Schuhewerde ich kaufen. Butter haben wir bisher bei den Bauern noch immer kaufen können. Aber jetzt ist es aus, da es von den Kommandanturen verboten ist. Dass Karl Wrede gefallen ist, hat mich sehr überrascht. Ich wusste gar nicht, dass er bei der Luftwaffe war. Von Kameraden höre ich, dass er eine Me 110 (siehe Internet) flog und schon mehrere Luftsiege zu verzeichnen hatte. Eigentlich ist es ein Glück, dass ich damals kein Abitur gemacht habe, sonst wäre ich vielleicht auch noch ein aktiver Soldat geworden. Die Scheu vor Flugzeugen habe ich überwunden. Ich würde heutzutage sofort einsteigen. Bei meiner sportlichen Veranlagung wäre ich sicherlich auch zur Luftwaffe geru…(?). Nun muss ich plötzlich abbrechen, da unser Courier den Brief noch mitnehmen soll. Herzliche Grüße Albert. (Mit Tinte geschrieben.)

Nordfrankreich, Brüssel, 16.11.1940                                                                    Meine Lieben! Ich habe in letzter Zeit einige Päckchen abgeschickt und teilt mir bitte umgehend mit, ob folgende angekommen sind: am 30.10. 1 Päckchen mit 10 (1 Zeichen?) Wolle; 30.10. 11 (?) Wolle sort. u. 1 P. Handschuhe (1,40); 7.11. 10 (?) Wolle und 2 Schlafanzug-Senta (?) (2,45); 12.11. 10 (?) Wolle sort. u. 14 K. Knöpfe (1,75); 12.11. 5 Hauthemdchen (á 1,40). Das Hemdchen, das ich damals schickte, war für mich gedacht, aber wenn Ihr sie gut gebrauchen könnt, kann ich noch einige schicken. Die Postbeförderung scheint momentan nicht so gut zu klappen wie zuvor u. zudem hört man schon mal von Verlusten an Päckchen u. Briefen. Ich glaube aber, dass von mir bisher noch alles angekommen ist. Die überwiesenen 30.- M habe ich erhalten. Da sie anfangs November ankamen, sind sie mir für diesen Monat angerechnet worden. Für Dezember können wir 60,- M überweisen lassen, schickt bitte diesen Betrag Ende November ab, sodass er Anfang Dezember hier eintrifft. Liebe Emmah (Emmy), für Dich habe ich noch 1 ½ m von dem braunen Stoff kaufen können, etwas passendes Kariertes konnte ich nicht finden. Ferner habe ich einen wunderschönen braunen Mantelstoff, einen Rest von 3,50 m gekauft, das Übermaß reicht vielleicht noch für einen Rock oder sonst wozu. Er kostete pro Meter 14,- M, teuer, aber auch prima Ware. Für Mutter habe ich noch ein Paar passende, sehr billige Schuhe gekauft (5,- M). Hochmoderne Schuhe sind hier nicht mehr zu kaufen. Die Stoffe und die Schuhe werde ich einem Neheimer Kameraden mitgeben, welcher am 20. in Urlaub fährt. Er wird sie vielleicht persönlich nach Freienohl bringen, könnt ihm einige Zigarren u. Zigaretten geben. – In absehbarer Zeit werde ich für 3 Tage nach Paris fahren können. Es ist der ausdrückliche Wunsch Hermann Görings gewesen, dass jeder Soldat der Luftwaffe wenigstens einmal in Paris gewesen ist. – Vorgestern Nacht brauste hier übers Land ein Orkan, Windstärke 12 = 100 Stundenkilometer. Wir waren gerade draußen, mussten Deckung nehmen, um nicht durch die Lüfte getragen zu werden. Bäume mit einem halben Meter Durchmesser u. mehr wurden in Unmengen auf die Seite gelegt. Wir Posten sind aber jetzt wetterfest angezogen, schwere Mäntel und Gummistiefel. Ich fühle mich noch immer wohlauf und wüsste soweit nichts von mir zu berichten. Auch Euch hoffe ich in bester Gesundheit. Könnt mir noch 1 Stück Toiletten-Seife und 1 Tube Rasiercreme, die ich damals von Dortmund mitgebracht habe, schicken, keine Kernseife, unsere Wäsche lassen wir wöchentlich waschen. Nun zuletzt meine neue Adresse: Flieger A. H. – Ls. … 36534, 4.P.A. Brüssel … Herzliche Grüße u. Heil Hitler! Euer Albert (Am linken Rand in 2 Zeilen) Der Unteroffizier, Plugriegersolm (?) von Holzgrenden (?) erzählt mir soeben, dass sich Michal (?) selbst erschossen hat, ist es wahr?

Frankreich, d. 26.11.1940                                                                                    Meine Lieben! Soeben erhalte ich Emmy’sBrief vom 22. er u. (?) sage hierfür besten Dank. Ich habe mich nun gleich hingesetzt, um zu antworten. So, Vaters, Mutters u. Emmys Brief von Dortmund habe ich auch erhalten, ferner das Paketchen mit Wurst und Speck, nochmals für alles herzlichen Dank. Die zweiten überwiesenen 30,- M sind auch eingetroffen. Für Dezember kann man das Doppelte, also 60,- M sich leisten lassen. Wenn dieser Brief eintrifft, könnt Ihr sie überweisen. Ein Päckchen von mir mit Mutters Schuhen sind mittlerweile wohl auch angekommen. Wie ich aus Euren Briefen lese, sind wohl alle P. (Päckchen) eingetroffen. Es waren allein 4 mit je 10 D. (?) Wolle. Wann (Wenn?) Ihr sie verzeichnet haben solltet, können wir später mal vergleichen. Für Vater habe ich auch schon wieder ein Paar Schuhe gekauft und zwar dieselben wie damals und noch zu demselben sehr günstigen Preise. Ich habe sie aber noch nicht auf den Weg gebracht, es eilt ja auch nicht so. – L. Emmy, Du schreibst, dass das Kind so munter ist. Ich sehe es auch sehr gerne mal wieder. Wir sind jetzt zum dritten Mal geimpft worden, habe aber alles sehr gut überstanden. - Dass Gustav in Dortmund sehr viel Arbeit und Ärger im Geschäft hat, kann ich mir denken. Und so wird er auch keine Zeit – (Hier endet die 2. Seite, ein weiteres Blatt mit Abschied usw. liegt nicht bei.)

Frankreich, d. 9.12.40                                                                                                  (2 Seiten plus eine 2/3 Seite) Meine Lieben! Bis zu meinem Streifengang ist noch ½ Stunde Zeit u. benutze sie, noch ein paar Zeilen an Euch zu schreiben. Die Briefe vom 26., 30. und 2.12. habe ich erhalten, ferner heute das Päckchen mit Zigaretten u. Plätzchen, besten Dank. Die Bildchen von Senta sind sehr nett geworden, sie muss sich fabelhaft gemacht haben. Wie ich lese, hat Vater auf Grund des beigelegten Zeitungsabschnittes 100,- M überwiesen, dies ist etwas zu viel. Es durften für Dezember für mich höchstens 72,- M überwiesen werden. In dem Zeitungsartikel fehlt der Zusatz „in Höhe des Wehrsoldes“. Dieser ist bei mir monatlich 36,- M, für Dezember kann man das Doppelte schicken, also 72,- M. Ich werde mit meinem Oberfeldwebel sprechen. Vielleicht rechnet er den Restbetrag einem anderen Kameraden an. Sollte der Betrag zurückkommen, überweist bitte …(1 Silbe?)gebend 72,- M, damit er wohl Ende Dezember ankommt. – Reiner Pfeffer ist hier nicht mehr zu kaufen, vielleicht treibe ich noch einige 10 Pf. Tüten auf oder etwas mit so’n anderen Zeug gemischt. Mittlerweile wird das letzte Päckchen wohl auch angekommen sein, nämlich 10 D. (?) bunte Wolle, etwas Pfeffer und einige Knöpfe. Dieselbe braune Wolle mit buntem Faden konnte ich nicht mehr bekommen, schickte daher die andere. Ich werde jetzt vorläufig keine mehr schicken. Ab 15. Ist auch Postsperre für Feldpost-Päckchen. Ferner habe ich heute einem Sunderaner Kameraden 1 Päckchen mitgegeben mit folgendem Inhalt: (Beginn der 3. Seite) 1 P. Schuhe für Vater, 2 R. Zwirn, 5 D. Wolle, 2 Apfelsinen und Kaffee. Wir haben heute ein Pfund Kaffee gratis empfangen, den Rest habe ich selber behalten. Gekauft habe ich noch einen Mantelstoff und einen Kleiderstoff, werde sie höchstwahrscheinlich selbst mitbringen. Über die Feiertage komme ich nicht in (!) Urlaub, sehr wahrscheinlich im Januar. – Gesundheitlich bin ich noch auf der Höhe, hoffentlich Ihr auch. – Für heute recht herzliche Grüße! Euer Albert

Frankr. d. 13.12.40                                                                                                Meine Lieben! Ich schreibe eben noch einen kurzen Brief, den ein Arnsberger Kamerad, der morgen in (!) Urlaub fährt, mitnehmen soll. Emmy’s Brief vom 7.12. habe ich soeben erhalten. Die 2 angekündigten Weihnachtspäckchen sind noch nicht eingetrudelt. Ihr braucht anschließend keine Päckchen mehr zu schicken, da ich höchstwahrscheinlich um die Neujahrswende in Urlaub kommen werde. Für Weihnachten sind immer allerhand schöne Sachen angekündigt worden. Die überwiesenen 100,- M sind zurückgegangen, überweist mir also nochmals (wie ich schon schrieb) 72,- M postwendend (Original unterstrichen), damit sie noch frühzeitig eintreffen. Ferner schrieb ich auch nach Dortmund, dass sie mir für den Mantel 60,- M auf den Namen eines Kameraden überweisen sollen, hoffentlich kommt dies noch früh genug an. Wenn Ihr irgendwie noch Wünsche habt, müsst Ihr sie mir noch umgehend mitteilen. Wie mir Emmy schreibt, ist dort hundsmiserables Wetter, immerzu am Schneien. Hoffentlich liegt Anfang Januar im Sauerland so viel Schnee, dass ich etwas Schneelaufen kann. Ich wollte schon deswegen mit einem Kameraden den Urlaub tauschen. Nun genug für heute. Ich hoffe Euch alle wohlauf u. seid vielmals gegrüßt von Eurem Albert.

Freienohl, d. 5. Jan. 1941                                                                                      Liebe Kameraden! Aus der Heimat sendet Euch recht herzliche Grüße Euer Albert. Ins neue Jahr bin ich, wie nicht anders zu erwarten, in heiterer Stimmung hineingerutscht. Heute zählen wir den 5. Januar und die restlichen Urlaubstage erscheinen mir hier in Freienohl länger zu werden als ein ganzer Monat dort. Es ist hier kalt und es fällt leichter Schnee, so kann ich punkto Sport doch noch zu meinem Recht kommen. Nun empfanget nochmals viele heimatliche Grüße von Eurem Stubenkameraden Albert. Bitte auch Grüße verrichten an Fdw. Wagner und unseren Spieß.

Nordfrankreich, d. 19.1.1941 Meine Lieben! Bin dieser Tage glücklich wieder gelandet. Meine Kameraden habe ich in Lille wieder getroffen. Leider ist alles so eingetroffen, wie ich erwartet hatte. An unserem alten Standort fanden wir keinen Soldaten mehr vor. Unser Zug war mit Sack und Pack zum Flughafen verfrachtet worden. Wir liegen jetzt wieder in Baracken. Die ganze Umverlegung hat natürlich, wie ich Euch schon sagte, wesentliche Nachteile für uns. Na, der Winter wird auch noch einmal vorübergehen. Eine andere Feldpostnummer haben wir auch bekommen. Sämtliche auf die alte Nummer laufenden Postsachen werde ich nicht mehr bekommen und wird von dort unten an die Absender zurückgehen. Somit auch die überwiesenen 36,- M. L. (lieber) Vater, überweise mir aber nochmals nach Erhalt dieses Briefes sogleich 36,- M. In Lille kann man noch allerhand kaufen, während es über Land immer weniger wird. Ich liege jetzt ganz in der Einsamkeit, denke aber zum Einkaufen mal zur Stadt fahren zu können. Wir haben jetzt auch eine eigene Küche errichtet, wie sie ausfällt, muss man erst mal abwarten. Im Übrigen liegt hier Schnee und des Nachts ist es sehr kalt, andauernder Schnee fällt noch. Meine neue Feldpostnummer lautet: Flg. A. H. L 40985 LPA Brüssel. Sonst bin ich wohlauf. Herzliche Grüße sendet Euch Euer Albert

Ein Brief an dieser Stelle ohne Datum, nicht von Albert Helnerus, sondern von Josefine; 1 Blatt, beidseitig beschrieben:                                                              Liebe Tante Irmi! Du musst nun dem Schwein erst etwas geben und nicht so steif, nicht viel Mehl in dem Eimer, sondern trocken über das …(1 Wort?). Das wird auch erst etwas jammern, weil sie doch zu zweien gelegen haben. Mit dem Jungen von Neheim habe ich nicht getraut (?). Wie konnte der Gerta so allein zu den alten Leuten gehen lassen. Soviel Zeit hatte er, ehe er zum Militär musste und stellten Gerta den Eltern als seine Braut vor. Er konnte ja froh sein, dass ihn Gerta überhaupt nahm mit seinem kl.(kleinen) alten Häuschen. Ein Bruder hat sich doch mit dem Jungen überfahren lassen. So sind Männer, Sie taugen nicht mehr. Leute auszubeuten. Wenn ich an Gerta ihre Stelle gewesen wäre, ich wäre sofort außer Hause gegangen, sofort verloben, wenn eben auch heiraten, dann hörte sie sofort, was los war. Das Hin und Her hat heutzutage kein(en) Zweck mehr. Nun … (3 einsilbige Wörter?) gut für (ihn?) ist, er wird seine Strafe auch noch bekommen. Weiß Gott, kommt er nur aus dem Kriege zurück. – Sobald ich kann, komm ich mal nach dort. Mutter und ich haben etwas die Grippe. Wir wollen auch schlachten. Die Hose und Garn zur …(1 Wort?) kannst du mitschicken. Ludwig liegt in Frankreich an der Loire-Mündung am Atlantischen Ozean. Sobald ich kann, komme ich mal. Grüß alle von mir   Josefine - Die meisten Kommata sind vom Abschreiber; damit vielleicht auch etwas verständlicher Text; wenig der Zusammenhang von Satz zu Satz.

Frankreich, 31.1.1941 Meine Lieben! Gestern habe ich die beiden Päckchen erhalten, wofür ich herzlich danke, ferner Emmy’s Briefe vom 24. Und 27. 1.Die eine Dose mit Suppe könnt Ihr noch schicken (vielleicht ist sie schon unterwegs), dann ist es vorläufig nicht mehr nötig. Unsere Küche ist ja nicht besonders, aber wir haben (ich bin jetzt wieder mit den alten Kameraden von jüngst (?) zusammen in einem kleinen Bauernhaus, welches leer stand) uns eine eigene Küche geschaffen und eine dazu notwendige Haushaltskasse. Wir können Butter und Eier genügend kaufen und leben somit nicht schlecht. Nur hin und wieder könnt Ihr uns ein Päckchen mit Plätzchen schicken. Heute werde ich ein Päckchen mit Butter abschicken, nachdem ich vorige Woche schon zwei auf den Weg gebracht habe. Habt Ihr sie schon erhalten und war sie noch frisch? Eure Post nach hier ist momentan nur 2 – 3 Tage unterwegs. Wie ich gestern auf unserem Geschäftszimmer hörte, sind die 36,- M für mich eingelaufen, ich werde sie dieser Tage ausgeliefert bekommen. Lieber (ausgeschrieben!) Vater, kannst Du für Februar nochmal 36,- M überweisen? Die ersten 36,- M werden zurückgehen, oder sie kommen später noch hierher. Wegen den Schühchen für Senta will ich mal, sobald es möglich ist, sehen. Für Vater habe ich das Futter gekauft und heute abgeschickt. Es ist schon sehr teuer geworden, das Meter kostet 4,- M. Ferner habe ich 2 Fensterla…(?), das Stück zu 3,- M gekauft. L. (liebe) Emmy, ich konnte in St. Omer’s Veleurhut für 8,- M kaufen (St. Omer: Wikipedia!!!). Meine Kameraden sagen, in Deutschland ist kein Valeur mehr zu kaufen. Wollt Ihr einen haben und in welcher Farbe. Der Hut müsste noch geformt werden. (Veleur-Hut: ein besonders wertvoller Hut) Inzwischen haben unsere Kameraden auch schon von Sizilien geschrieben, nämlich 3 von unseren Kameraden sind mit dort runter gezogen. Wäre ich nicht im Urlaub gewesen, wäre ich sicher mitgegangen. Es ist zwar dort nichts los, nur kleine Lehmhütten und verlauste Menschen gibt es dort, also noch ärmlicher als hier. Manch deutscher Soldat wird bestimmt noch Malaria krank dort werden. (1941!) Nun genug für heute. Beiliegend schicke ich die Marken zurück. – Von Dortmund erhielt ich die Verlobungsanzeige. Seid für heute vielmals gegrüßt von Eurem Albert.   Legt mir im nächsten Brief 10 20-Pfennig Freimarken bei.

Frankreich, d. 5.2.1941                                                                                        Meine Lieben! Da ich heute Nacht keinen Wachdienst, sondern Telefondienst habe und somit in einer schön geheizten Stube sitze, will ich auf Emmy’s und Mutter‘s Brief, die ich gestern und heute erhielt, einige Zeilen erwidern. Am Freitag voriger Woche habe ich wiederum eine Dose mit Butter abgeschickt und zwar dieses Mal im Papier verpackt, da die Dosen immer rostig sind. Am kommenden Freitag werde ich nochmals 1 oder 2 Dosen abschicken. Dann wird wohl vorläufig das Schicken von Butter zu Ende sein, da wir sehr wahrscheinlich in den nächsten Tagen wieder von hier ausrücken. Wir werden allerdings hier in der Gegend bleiben. Wie die Verpflegung dann wird, darüber werde ich später schreiben. Vorläufig habe ich außer einigen Plätzchen nichts nötig. Die Kinderschuhe für Senta habe ich bis jetzt noch nicht gefunden. Nach Dortmund schickte ich Handtücher im Wert von 9,60 M, sodass ich also noch 4,60 M zu bekommen habe. Heinz kann sie ja von Dortmund mitbringen. Die Handtücher sind nicht besonders. Man kann hier keine guten Waren mehr kaufen. Wegen dem Pelzmantel war ich noch nicht in Lille, einer meiner Kameraden will auch einen kaufen, wir werden später zusammen hinfahren. – Wie wir von den Franzosen hörten, werden die Mäntel im Sommer aber billig, vielleicht sind sie im März auch schon billiger. – Was das Wetter hier betrifft, so hatten wir schon einige schöne Frühlingstage, aber jetzt liegt wieder etwas Schnee und es ist draußen sehr kalt, allerdings keine 20 (Grad?) wie in Deutschland. – Wie ich höre, sind auf Sizilien sehr ärmliche Verhältnisse und es ist so vielleicht doch noch richtiger, nicht mit dorthin gekommen zu sein. – Gesundheitlich bin ich noch wohlauf, ihr sicher auch. Für heute viele herzliche Grüße von Eurem Albert.   Schöne Grüße bestellt bitte an Niesen Erich.

Frankreich, d. 14.2.1941 Meine Lieben! Ich habe Eure Briefe, Mutter 2 und Emmy 1 und 2 Päckchen mit Plätzchen erhalten, für alles herzlichen Dank. Inzwischen sind wir schon wieder ausgerückt und ich liege jetzt auf einem anderen Feldflughafen. Es ist ein bedeutend größerer Hafen, im Übrigen aber eine sehr öde Gegend. Im weiten Umkreis nur ganz kleine Bauernörtchen. Kaufen kann man nur in einer Stadt, welche 10 km entfernt liegt, und hierfür müssen wir einen besonderen Erlaubnisschein haben. Bei der Kommandantur, der wir jetzt unterstellt sind, scheint es überhaupt mehr „Dienst“ zu geben. Als uns der Hauptmann empfing, versprach er uns weiter mit 20 …(Abkürzung?) in Urlaub fahren zu können, sodass ich spätestens anfangs April wieder an der Reihe gewesen wäre, aber schon heute kam der Befehl, den Urlaub auf ein geringes Maß einzuschränken. Ich werde somit erst im Sommer wieder in Urlaub fahren, es sei, dass wir überhaupt noch hier sind. Soeben …(1 Verb?) die Maschinen schon wieder in der Luft umher und es scheint hier sehr interessant zu werden, vielleicht gibt’s auch „etwas“ von oben (korrekt abgeschrieben!), da dies ein bekannter Flughafen ist. Wir sind die Umzieherei jetzt redlich leid, denn man hat uns mit unseren Habseligkeiten von Baracke zu Baracke geworfen und liegen jetzt in einer recht guten deutschen Baracke. – Das Wetter ist schon sehr schön, heute scheint die Sonne, die Nächte sind ziemlich klar. – Liebe Emmy, das Geld will ich erstmal bei mir behalten, ich werde natürlich den Mantel nicht Knall auf Fall kaufen, sondern erst mal einige Weilen warten. – Von hier aus habe ich einige gute Bahnverbindungen nach Lille. Ich würde natürlich einen Kameraden, der etwas Ahnung hat, mitnehmen. Die Valeur-Hüte kann ich vielleicht in der nächsten Stadt kaufen. – Gesundheitlich geht es mir heute ausgezeichnet, ich hoffe natürlich auch Euch bei ausgezeichneter Gesundheit. Nun zu guter letzt habet die besten Grüße von Eurem Albert

Brüssel, 26.2.1941 (Im Original ohne Ortsangabe Brüssel, erst auf dem Kuvert)                                                                                                 Meine Lieben! Nachdem ich vorgestern schon einen Brief an Euch abschickte, will ich heute schnell noch einige Zeilen schreiben. Wir werden von hier wieder ausrücken und zwar scheint die Reise diesmal ziemlich weit fort zu gehen. Wir rechnen mit dem Süden (Italien). Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass wir in Frankreich bleiben. Auf jeden Fall werde ich gleich schreiben, sobald als möglich. Ihr braucht Euch also nicht zu beunruhigen, wenn Ihr einige Zeit keine Post von mir bekommt. Der Aufbruch kann sich vielleicht auch noch 8 Tage hinziehen. Das Geld werde ich aber wahrscheinlich bei mir behalten und falls wir durch Deutschland kommen sollten, dort einwechseln. - Die ge…(?) Sachen könnt Ihr mir ruhig schicken, da wir unsere Feldpostnummer behalten werden. – Das weitere Plätzchen-Paket habe ich vorgestern erhalten, besten Dank! Ich wünsche Euch alle wieder Gesundheit und seid vielmals gegrüßt von Eurem Albert.

Belgien, d. 6.3.1941 Meine Lieben! Ich habe nicht viel Zeit, will Euch aber trotzdem eben kurz mitteilen, wo ich ungefähr stecke. Nachdem wir tagelang in Marschbereitschaft gestanden hatten und plötzlich wieder alles abgesagt wurde, ist es nun doch wohl wahr geworden, dass wir aus der Dreckgegend (?!) herausgekommen sind. Wir sind noch nicht zum Süden oder Osten gekommen, aber die Möglichkeit besteht immer mehr. Wir hatten uns schon darauf gefreut. Ich sitze jetzt in Belgien in unmittelbarer Nähe einer Großstadt. Wir sind jetzt direkt einer ganz hohen Dienststelle unterstellt und scheinen jetzt für die vielen Monate, die wir im Dreck gelegen haben, belohnt zu werden. Wie ich jetzt schon beurteilen kann, ist es hier ausgezeichnet in jeder Beziehung. In den nächsten Tagen schreibe ich mehr. – Dass Gördes Fritz schon sterben musste, ist ja sehr bedauerlich. Ich habe das in meinem Urlaub, als ich ihn zuletzt gesehen habe, kommen sehen. Ihr könnt Frieda noch nachträglich in meinem Namen das herzlichste Beileid aussprechen. – Nun zum Schluss kann ich heute sagen, dass es mir gesundheitlich noch ausgezeichnet geht und, wie ich von Emmy höre, seid auch Ihr wieder gesund und munter. So, noch schönen Dank für die Plätzchen und die letzten Briefe. Wenn Ihr schlachtet, denkt Ihr ja an die frische Wurst. Im Übrigen ist die Verpflegung hier gut. Habt Ihr meine zwei Lederpakete erhalten? Nun für heute die herzlichsten Grüße Euer Albert

Belgien, d. 17.3.1941 Meine Lieben! Ich erhielt heute Emmy´s Brief nebst 2 Päckchen mit Plätzchen, 1 mit Waschpulver und Zahncreme und 1 mit Leberwurst.. Durch unseren Umzug haben wir fast 14 Tage überhaupt keine Post erhalten. Für obige Sachen noch meinen herzlichsten Dank. Ich schrieb schon, dass ich mich jetzt schon in der Nähe einer Großstadt befinde, wir sind sozusagen aus der Hölle in den Himmel gekommen. Wir bilden jetzt mit anderen Einheiten zusammen eine Kompanie. Das Wacheschieben Nacht für Nacht in Wind und Wetter ist jetzt vorbei, das kommt jetzt nur noch jede dritte Woche in Frage, das heißt für mich ist es vorläufig ganz aus, denn ich befinde mich jetzt auf der Schreibstube. Ich trage mich allerdings mit dem Gedanken, wieder nach draußen zu kommen, da doch der Sommer beginnt und ich nicht den ganzen Tag in der Stube hocken möchte. Tags über müssen wir im Geschäftszimmer lange arbeiten, aber man hat doch wenigstens seine Nachtruhe. – In Belgien ist alles sehr teuer und man hat viel Geld nötig, Vergnügen gibt´s hier auch viel, man lebt so richtig auf! Von der Wehrbetreuung ist hier auch viel zu merken. Zeitungen und Illustrierte in rauhen (!) Mengen, jede Woche Kino, Theater und dgl., ferner fahren wir jede Woche 1 – 2 mal zum Schwimmbad. Während wir an unserem letzten Standort in Frankreich manchmal noch nicht einmal Wasser hatten zum Gesichtswaschen, wird unsere Wäsche hier wöchentlich gereinigt und zwar kostenlos. Ihr braucht mir daher auch kein Waschpulver mehr zu schicken. – So viele Nachteile Frankreich auch hat, man konnte dort aber Butter und Eier kaufen, was es hier natürlich nicht gibt. Ich habe einmal in der Stadt ohne Scheine 3 Spiegeleier und ein paar Bratkartoffeln dazu für 2,- M gegessen, sehr teuer, nicht wahr. (kein Fragezeichen!) Das Mittagessen ist hier ausgezeichnet, aber die Trocken-Verpflegung sehr schlecht. Heute Mittag haben wir z.B. jeder ein gebratenes Hühnchen bekommen, ich konnte es nicht ganz vertilgen. Da die übrige Verpflegung sehr schlecht ist, Butter bekamen wir sehr wenig, wollt Ihr mir bitte regelmäßig etwas Wurst schicken, meinetwegen auch mal wieder Suppe in Dosen. – Liebe Emmy, Du schreibst, das 1 Päckchen von mir angekommen ist, teil mir bitte mit, ob inzwischen das zweite Päckchen mit Leder und Hut angekommen ist? Valeurhüte kann ich hier noch kaufen im Preis von ca. 9,-, 10,- M, ich werde dieser Tage einige kaufen u. sie auf den Weg bringen. – Liebe Emmy, Pelzmäntel gibt es hier noch in rauhen Mengen. Mein Kamerad aus Erkelenz, der auch einen kaufen wollte u. ich haben uns schon mal erkundigt, aber keinen vom Fohlen oder Bisam gefunden. Die meisten Felle sind von französischen Kaninen (Preis 100,- bis 300,- M), fremdländischen Ziegen u. amerikanischen Tieren (aus ganz kleinen schw. Stückchen zusammengesetzt (Preis 400,- M). Schreib mal bitte umgehend, ob Du noch Interesse hast, im andern Falle werde ich versuchen, das Geld wieder zurück zu schaffen. Ich habe auch das bestimmte Gefühl, dass wir nicht lange Zeit hier bleiben werden und dass wir im April doch noch auf „große Reise“ gehen werden. Heute sind die letzten vier von uns in Urlaub gefahren, ich war auch bald wieder an der Reihe, aber inzwischen tritt die Urlaubssperre ein. Ein Neheimer, namens Gerwinn, wie unser Pastor, konnte noch fahren. Helmut kommt ja überraschend oft in Urlaub, er kann froh sein, dass er bei der Truppe ist, bei uns käme das niemals in Frage. Uns steht Urlaub zu, aber der Einsatz darf darunter nicht leiden, also mit anderen Worten, beanspruchen können wir nichts. Bei Helmut ist der Urlaub auch sehr angebracht, er kann so immer, wenn auch nur für kurze Zeit, im Geschäft einspringen. Gustav will wohl die auswärtigen Touren doch noch nicht ganz fallen lassen. So, nun genug für heute. Gesundheitlich geht es mir noch ausgezeichnet, wie ich in Euren letzten Briefen lese, ist dies auch bei Euch der Fall. Zuletzt empfanget die allerherzlichsten Grüße von Eurem Albert. - Hoffentlich könnt Ihr alles lesen, ich habe sehr schnell geschrieben. A. - Schreibt bei meiner Anschrift jetzt immer „Schütze“, nicht mehr „Flieger“, das ständige Wechseln ist durch häufige Wechsel unserer übergeordneten Stellen zu erklären. Alb.

Belgien, den 29.3.1941                                                                                         Meine Lieben! Für heute ganz kurz ein paar Zeilen, denn wir haben auf der Schreibstube nun (oder auch als Schlängellinie anzusehen) heimlich viel zu tun, die ganze Kompanie wird neu aufgebaut. Ich denke, dass wir´s in 14 Tagen, 3 Wochen, wenn mal alles seinen Gang läuft, besser haben. Vorläufig schreibe ich (unterstrichen) den ganzen Tag auf der Schreibmaschine, da mein Kamerad, ein Lehrer, nicht auf der Maschine schreiben kann. Wir haben einen neuen Spieß erhalten, ein sehr strenger Mann, er sieht uns den ganzen Tag auf die Finger. – Schönen Dank für Emmy´s Briefe vom 17. Und 20.3., ferner für das Päckchen mit Plätzchen und der Wurst, das ich heute erhielt. Wie ich Euch schon schrieb, schickt mir bitte alle paar Tage eins, besonders mit Wurstwaren, da die Trockenverpflegung hier nicht besonders gut ist. Selbst das Brot wird hier zugeteilt, welches wir in Frankreich in Fülle hatten. - Den Pelzmantel werde ich nicht kaufen, liebe Emmy, ich will heute versuchen, Dir 300,- M durch unsere Amtskasse zu überweisen. Die Hüte habe ich noch immer nicht gekauft, da ich tagsüber hier nicht fortkomme. Zudem habe ich die Farben vergessen. Ich werde mir dieser Tage durch einen Kameraden 2 braune H. mitbringen. Wie ich hörte, kosten die Stumpen nicht 9,- M sondern ca. 12,- M das Stück. In den nächsten Tagen werde ich auch noch meinen kleinen Koffer mit allerhand überflüssigem Kram nach Hause schicken. – Gesundheitlich geht es mir noch sehr gut. Dick und fett werde ich allerding nicht hier, besonders nicht in der miesen Stubenluft hier. Vor einigen Tagen traf ich in einem Lokal in der Stadt den Jüngsten von Kehrs, ein zufälliges Treffen, nicht wahr. Er ist sehr fett geworden, dass er wohl beinahe 2 Zentner wiegt. – In der Hoffnung, dass auch Ihr alle noch wohlauf seid, grüßt Euch recht herzlich Euer Albert   Einen besonders lb. (lieben) Geburtstagsgruß noch nachträglich für Klein-Senta. O. A. (Onkel Albert)

Gefechtsstand, 28.3.1941                                                                                      Brief-Adresse: An Frau E. Waldeyer b. F. (Familie) J. Helnerus – Freienohl i. Westf. – Mittelstr. 114:                                                                                                          Liebe Emmy! Heute war ich in der Stadt zum Baden, ein herrliches Schwimmbad, anschließend wollte ich die Velourstumpen kaufen (Velour, Stumpen: siehe Wikipedia), bin aber zu dem Entschluss gekommen, zunächst noch mal bei Dir anzufragen. Die allerbesten Hüte (beidseitig …(?)) kosten 16,- bis 18,- M, die anderen (innen glatt) kommen auf 12,- bis 14,- M. In welcher Farbe willst Du bzw. Gertaeinen Stumpen haben? (bei braun – hell oder dunkel) Weinrot ist auch zu haben. Antworte bitte umgehend. Gestern überwies ich an Vater für Dich 300,- M. Inzwischen hatte ich aus Gefälligkeit Kameraden deutsches Geld in Franken umgewechselt. Lt. (laut) neuster Verfügung kann man kein deutsches Geld in die Heimat mehr überweisen. Da ich aber noch ca. 350, - M in fremdländischem Geld hatte, habe ich 300,- M davon überwiesen, weil hier Bedarf an Waren so ziemlich gedeckt ist und ich so nicht mehr viel kaufen werde. Lt. Verfügung kann man sich das Geld auch nicht mehr zurück überweisen lassen, nur im Rahmen des monatlichen Geldes. Ich werde mir das deutsche Geld im Laufe der Wochen wieder einwechseln und habe dann noch über 150,- M. Für heute in Eile die besten Grüße auch an Vater, Mutter und Gerta von Deinem Bruder Albert

Gefchtsstand, d. 9.4.1941                                                                                     Lieber Vater, zu Deinem 65. Geburtstag sowie zu Deinem Namenstage gratuliere ich Dir herzlichst. Ich wünsche und hoffe, Dich gerne bei bester Gesundheit noch viele Jahre. Gördes Fritz musste leider schon mit 60 Jahren das Zeitliche segnen. Als ich ihn zum letzten Mal in meinem Urlaub sah, war mir klar, dass ich („ich“ ist durchgestrichen; bitte zum allerersten Text zurück!) er diesen Krieg nicht mehr überleben werde. Ja, ja, innerhalb eines Jahres können in einem Orte allerhand Veränderungen eintreten, es ist der Welten Lauf, und so muss auch Frieda diesen Schicksalsschlag hinnehmen. Wir können froh sein, dass wir von solchen Schlägen noch nicht getroffen worden sind. Das Geschäft soll wohl sehr schleppend gehen, wenn nun noch die Letzten eingezogen werden. Das macht aber nichts, die Hauptsache ist, Ihr könnt leben. Ein Krieg ist und bleibt nun einmal eine ungerechte Sache, die einen haben den Schaden, während andere daran verdienen. Hoffentlich findet unsere Regierung nach dem siegreich beendeten Kriege einen passenden Ausgleich. (! : Das Ausrufezeichen ist vom Abschreiber 2018) Nach dem Kriege gibt es sowieso für viele, so auch für mich ein neues Anfangen. – Allmählich haben wir hier auf dem Geschäftszimmer die Arbeit bewältigt und es beginnt für uns eine geregelte, ruhige Arbeitszeit. In allernächster Zeit werden wir allerding, so glaube ich, eine große Reise antreten und zwar geht´s in eine sehr heiße Gegend. Nachdem ich vor 8 Tagen schon meinen Koffer nach Hause schickte, sandte ich gestern noch 2 Päckchen ab mit 2 Hauthemden, 1 Unterhose, 1 w. (weiße) Turnhose (wir haben hier neues Sportzeug empfangen) und einigen Taschentüchern. Nach Durchsicht habe ich diese Wäschestücke als überflüssig festgestellt. – Wie ich gestern auf der Osterkarte schon mitteilte, habe ich die beiden Päckchen erhalten, ferner 2 Briefe von Emmy vom 31.3. und 1.4. und 2 Briefe von Mutter, für alles meinen herzlichsten Dank. Schickt mir bitte wie bisher alle paar Tage ein Päckchen mit Wurst, bzw. Fleischwaren, Suppe kann ich natürlich auch gebrauchen. – Nehme nun für heute nochmals meine Glückwünsche zu Deinem Festtagen entgegen und viele Grüße auch an Mutter, Gerta, Emmy und Senta! Dein Sohn Albert

O. 26, den 13. April 1941                                                                                      Meine Lieben! Sende Euch heute ganz kurz einen Sonntags- und Ostergruß. Ich habe heute und werde auch morgen meinen Dienst verrichten müssen, für uns Soldaten geht die Arbeit trotz Feiertage weiter. Wir machen sie gerne, besonders wenn man sieht, wie Erfolge zu verzeichnen sind, wie im Südosten und der endgültige Sieg immer näher rückt. - Emmy´s Brief vom 19.4. erhielt ich heute, ich sage meinen herzlichsten Dank. Heute schickte ich 2 kleine Päckchen ab mit je 1 Velourstumpen u. die neuesten Fotos von mir. Die Stumpen kosten 16,- M je Stück. Ich hatte nicht so viel Zeit, das Richtige zu suchen. Ich glaube trotzdem, Euch hiermit gedient zu haben, andernfalls Ihr schreiben könnt und ich dann noch mal suchen werde. Soeben erhalte ich mit der Post eine Konservendose, meinen besten Dank. Da ich die Suppe bei einer Mahlzeit verzehre, schickt bitte vorwiegend Wurst u. zwar möglichst jeden 4. Tag. Ich habe schon wieder einige Tage mit den kleinen Portionen auskommen müssen. Wartet nicht so lange, bis die Bestätigung von mir für ein Päckchen eintrifft. Für heute nun nochmals beste Grüße   Euer Albert                Ganz besondere Grüße an Tante Clara, ich hoffe, sie noch gesund und munter und wünsche ihr noch weitere gute Erholung in Freienohl. 2 Fotos beiliegend.

Flandern, d. 24.4.1941 Meine Lieben! Habe Eure Päckchen, erst 3, dann 2 und heute 1, insgesamt 6 erhalten, herzlichsten Dank! Legt bitte in Zukunft ein Zettelchen zu der Konservendose und schreibt dort den Inhalt der Dose drauf, damit ich mir das Fleisch besser verteilen kann. Im Übrigen habt Ihr jetzt plötzlich zu viel geschickt, schickt nur immer 1 Päckchen, aber regelmäßig alle 4 – 5 Tage. Vorläufig habe ich für 1 – 2 Wochen genug. – Wie Ihr schreibt, sind der Koffer und die Päckchen (3 Stück) eingetroffen und fehlte somit noch 1 Päckchen mit Wäsche, welches wohl inzwischen auch angekommen ist. Da Euch die Hüte gefallen haben, werde ich noch die gewünschten Stumpen kaufen, muss aber zunächst das deutsche Geld, welches ich noch besitze, einem Urlaube mitgeben, der es mir von dort nach hier wieder überweist. – Das Wetter ist hier sehr schön. Die Bäume stehen schon in voller Blüte. – Im Süd-Osten warten unsere Soldaten ja mit ganz großen Erfolgen auf und werden wohl in den nächsten Tagen den endgültigen Sieg erzielen. Über unsere Verwendung wird so allerhand gemunkelt, aber es darf nicht sein, in Briefen davon zu schreiben. – In den letzten Tagen hatte ich mir eine kleine Erkältung zugezogen, die mir auf das linke Ohr u. die Zähne geschlagen war. Nach einem Höhensonnenbad, welches ich heute mir morgen nahm, geht´s jetzt besser u. hoffe, morgen wieder vollständig hergestellt zu sein. – Ich werde in den nächsten Tagen, wenn ich mal Nachtdienst habe, mehr schreiben. Dies für heute in Eile. Seid nun alle im Haus vielmals gegrüßt von Eurem Albert

O, 26,. den 21.4 (ohne Jahreszahl)                                                                      Meine Lieben! Beiliegend übersende ich 4 Ansichten von Massina (korrekt abgeschrieben; Massina : Mali mag wohl nicht gemeint sein, oder mit Schreibfehler: Messina : Sizilien?) mit der Bitte, sie zur Aufbewahrung zu den anderen zu legen. Sonst noch alle okeh (korrekt abgeschrieben) ! In den nächsten Tagen mehr. Gute Grüße Euer Albert

Feldpostbrief, abgelegt an dieser Stelle, ohne Datum und ohne Anrede, die „erste Seite“ fehlt; der Inhalt weist freilich auf einen späteren Monat hin, auf November; also                                                                                                                             … Zeit gehabt haben, auf meine 2 letzten Briefe zu antworten. Es ist auch möglich, dass einer meiner Briefe verloren gegangen ist. In letzter Zeit wird sehr viel von meinen Kameraden über die Postbeförderung geklagt. Zu Gustavs Geburtstag schickte ich eine Feldpostkarte. – Ich schrieb schon mal, dass es mir gleich ist, wer von Euch beiden die Sachen nimmt. Teilt mir Eure Wünsche mit auch für Gerta u. ich werde sie, soweit es mir möglich ist (auch finanziell), erfüllen. Ich will noch einen schönen Mantelstoff kaufen, ebenso einen im Dezember für Anna in Dortmund. Vielleicht kann ich mir auf den Namen eines Stubenkameraden im Dezember noch Geld schicken lassen. Wegen Pelz habe ich mich noch nicht umgesehen, da mein Portemanee zu klein dafür ist. Die Wolle mit dem bunten Faden kann ich sehr wahrscheinlich noch kaufen. – Nun zuletzt zu mir. Wünsche zu Weihnachten habe ich keine. Wenn ich gesund und munter bin, bin ich überall zufrieden, auch hier. Schickt mir nur mal wieder ein Stück Toilettenseife, eine Tube Rasiercreme, ferner Anfang Dezember 1 Wurst und 1 Zigarettenpaket. Wir beginnen jetzt mit 20 % in Urlaub zu fahren, sodass wir Junggesellen mit Ende Januar, Februar mit Urlaub rechnen können. Einmal sind wir schon um unseren Urlaub betrogen worden. Dies liegt an unserem Einheitsführer, ein älterer Mann, der sich sehr wenig für uns einsetzt. – Nun will ich schließen, da ich noch ausgehen will. Ich hoffe Euch alle wohlauf, was ich auch von mir sagen kann und seid für heute recht vielmals gegrüßt von Eurem Albert.   Da ich mich bei dem Schreiben beeile, wird die Schrift immer etwas unleserlich, ich hoffe aber, dass Ihr sie noch lesen könnt. E. A.

Gefechtsstand, den 3. Mai 1941 (Schreibmaschine geschrieben, schwach lesbar) Meine Lieben! Habe Eure Briefe (v. Vater, Mutter u. Emmy) bestens dankend erhalten, ebenso die angesagten Päckchen. Habe immer noch sehr guten Appetit gehabt trotz der heftigen Zahnschmerzen, die ich einige Tage hatte. Ich befinde mich noch in ärztlicher Behandlung und glaube (es ist ein Backenzahn unten), dass er noch durch eine Plombe erhalten bleiben kann. Der Arzt erklärte mir allerdings, dass dies in den wenigsten Fällen gelingen würde. Der Zahn sah außen noch gar nicht so schlecht aus, war aber von innen heraus gefault und der Nerv fast vollständig vermodert. Na, hoffe ich, dass er ihn nicht ziehen brauch(t). – Im Übrigen sind wir hier mit der Arbeit hier im Geschäftszimmer vollständig bei und der Posten ist für mich sehr ertragbar geworden. Ich lerne und erfahre sehr viel und er hat auch sonst noch allerhand Vorzüge zu verzeichnen. So habe ich schon einen neuen tadellosen Anzug erhalten und werde vielleicht auch, wenn mein Arbeitskamerad aus dem Urlaub zurück ist, einige Tage in Urlaub fahren. Lange Zeit wird´s nicht sein, da dies aus bestimmten Gründen nicht möglich ist. - Das Wetter ist hier herrlich, zwar etwas windig und kühl, aber alles prangt schon in Blüte und vollem Grün. Ja, die schöne, freie, frische Luft ist es, die wir Kommandierten entbehren müssen, man bleibt ein Weißgesicht trotz des anrückenden Sommers. Dick und fett werde ich natürlich auch nicht trotz der Ruhe, die ich hier habe; diese Veranlagung habe ich nun einmal nicht. Ich fühle mich aber so, wie ich immer war, am wohlsten. - Nun zu Euch, wie Ihr schreibt, seid auch Ihr noch immer wohlauf, das ich auch wünsche. Wie ich aus Emmy´s Berichten entnehme, muss die kleine Senta sich prächtig herausgemacht haben, sie sieht auf dem kleinen Bildchen, welches mir Emmy schickte, sehr niedlich aus. Bald kommt die Zeit, wo sie Emmy mit zum Strandbad nehmen kann und sich dort austummeln kann. – Da ich noch immer Schütze bin und noch nicht den sehr hohen Dienstgrad eines Gefreiten errungen habe, werdet Ihr wohl bald annehmen, dass ich irgendetwas ausgefressen habe (vielleicht den Zapfenstreich überschritten oder sonst etwas); nein, dem ist nicht so. Meine Kameraden und auch ich hatten am Geburtstag des Führers bestimmt mit einer Beförderung gerechnet und waren auch vorgeschlagen, aber die Kommandanten, welche ausschließlich alte Reservisten sind, stellen sich stur auf den Standpunkt, den Richtlinien für Beförderungen nachzugehen und demnach soll ein Soldat erst nach einjähriger Dienstzeit zum Gefreiten befördert werden. In der Heimat richtet man sich wohl weniger danach, denn wie wir gehört haben, sind die Kameraden, die mit uns in Lippstadt ausgebildet sind, fast ausschließlich nach 5 bis 6 Monaten befördert worden und dazu noch Leute, die aus innerer und äußerer Haltung heraus bestimmt keine Soldaten waren. Na, da ist eben nichts dran zu machen, man muss sich den Meinungen der Kommandanten fügen. Wir haben vor kurzer Zeit einen Kompanieführer bekommen, ein Oberleutnant, ein sehr feiner Mensch, soweit man ihn bis jetzt einschätzen kann; hoffentlich hat dieser eine andere Einstellung als die alten Reservisten. Und zudem haben wir noch verhältnismäßig jungen Leute insofern Pech gehabt, dass wir zu den Landesschützen geraten sind. Als wir hierher kamen, trafen wir eine Einheit vor, deren Angehörige zur Hälfte aufgrund ihrer Kriegsteilnehmerschaft zum Unteroffizier befördert worden war. Also freie Planstellen sind auf lange Zeit hin nicht zu erwarten. Man müsste also, um weiter zu kommen, sich zu einer aktiven Truppe versetzen lassen, welches ich aber im Moment nicht beabsichtige. – Meine neue Feldpostnummer habt Ihr meinen beiden letzten Briefen sicher schon entnommen, nochmals: sie lautet L 04932 Luftgaupostamt Brüssel. Benutzt also nur die („die“ ist handschriftlich eingefügt) noch neu angegebene Nummer. - Hüte habe ich noch nicht gekauft, vielleicht habe ich in den nächsten Tagen Zeit und Gelegenheit dazu. – Schickt bitte im Moment nicht viel Päckchen mit Fleischwaren, da, wie ich schon oben sagte, die Möglichkeit besteht, dass ich für einige Tage in Urlaub fahren kann. Für heute seid nun alle im Haus recht vielmals gegrüßt von Eurem Albert

Flandern, den 6. Mai 1941 (Schreibmaschine geschrieben)                                 Meine Lieben! Nachdem ich vorgestern schon einen Brief schrieb und ihn einem Urlauber mit nach Deutschland gab, will ich Euch heute ganz kurz noch einige Zeilen schreiben. Die Hoffnungen, die ich Euch betreffs meines Urlaubes machte, sind schon wieder hin. Beim Kommis kann sich eben so etwas innerhalb 24 Stunden einige Male ändern. Aus dienstlichen Gründen ist es unmöglich geworden, auch nicht einmal für einige Tage in Urlaub zu fahren. – Betreffs meiner zusätzlichen Fleischverpflegung Eurerseits schickt mir also bitte wieder alle 4 – 5 Tage ein Päckchen mit Wurst oder Büchsenfleisch. Suppe braucht Ihr demnächst nicht mehr zu schicken, da wir wegen der vorgerückten Jahreszeit den Ofen nicht mehr immer heizen und ich somit keine Gelegenheit mehr habe, sie heiß zu machen. Die Schmerzen an meinem Zahn haben vollständig aufgehört, befinde mich allerdings noch in Behandlung, und der Zahn wird voraussichtlich Ende der Woche plombiert. Im Übrigen befinde ich mich wohlauf, hoffe von Euch dasselbe. Da dieses Briefchen noch mit der heutigen Post fort soll, schließe ich mit den besten Grüßen   Euer Albert

Luftpostamt Brüssel, 15.5.1941 (mit weichem Bleistift – schwer lesbar – handgeschrieben)                                                                                                Meine Lieben! Habe Eure Briefe nebst 2 Päckchen (Rauchfleisch, Plätzchen und 1 Bü...(?)) erhalten, meinen besten Dank hierfür. Das Rauchfleisch schmeckt ausgezeichnet. Broleiner (?Kocheier?) kann ich natürlich jetzt auch gebrauchen, solltet Ihr so viel zugeteilt bekommen wie früher, könnt Ihr einige schicken; ich glaube nicht,, dass sie so schnell schlecht werden. – Vor einigen Tagen sandte ich ein Päckchen mit 3 Hüten (2 x braun, 1 x schwarz). Teilt mir bitte sofort mit, ob das Päckchen angekommen ist, denn es ist ein Wert von über 50,- M darin. Da große Päckchen nicht so leicht verloren gehen wie kleine P- , habe ich die Hüte nicht einzeln verschickt. Der schwarze Stumpen kostet 18,50 RM und der leichte braune St. RM 16,50. Vater, Du kannst das alles mal notieren, damit wir später abrechnen können. Noch eins! Ich hatte einem Urlauber RM 100,- in deutschem Geld mitgegeben und dieser hat an meine Adresse und an die eines anderen Kameraden 2 x 37,- RM überwiesen. Durch irgendeinen Umstand sind 37,- RM wieder zurückgegangen. Ich habe nunmehr meinem Kameraden gesagt, er solle seiner Frau mitteilen, dass sie das Geld zu Euch überweisen soll. – Dieses zur Aufklärung, im Falle, dass Ihr 37,- RM von Stapelfeldt, Essen oder Oberhausen erhaltet. Sodann höre ich, dass das Geschäft sehr nachgelassen hat. Wie ist es dann möglich, dass wir uns ein Kontingent von 93 Ltr. pro Gooche (?) haben? Nach welchem Zeitraum ist dann das Kontingent festgesetzt worden? Es müsste doch somit weniger als 50 % des früheren Bezuges geben. – Was meinen Zahn angeht, so ist die ärztliche Behandlung am vergangenen Montag abgeschlossen worden. Ich verspüre aber oben wieder etwas Schmerzen und ich glaube, dass er doch noch gezogen werden muss. – Nun zu guter letzt seid vielmals gegrüßt, auch Tante Clara aus Köln   von Eurem Albert     Vor einigen Tagen traf ich mal wieder einen Freienohler und zwar Korten Paul aus dem Breiten Weg. Er sah mich in der Schwimmhalle und kam zu mir. Er ist bei der Infanterie und erst vor kurzem aus dem Osten gekommen.

Brüssel, O. H. , den 25.5.1941 (Bleistift!)                                                             Meine Lieben! Habe Eure Briefe u. 1 Päckchen mit Wurst, Speck und Plätzchen erhalten, besten Dank hierfür. In Freienohl ereignen sich ja tolle Geschichten. Es ist ja sehr bedauerlich, dass Hütters Willi auf so tragische Weise sein Leben lassen musste. Dass der Cossmann´s Junge (?) nichts taugte, war mir bekannt, aber dass er zu solchen Taten fähig war, hätte ich nicht geglaubt. Wenn ich nicht irre, hat er uns auch schon mal um einige Groschen betrogen und eine Fensterscheibe zertrümmert. Solche Elemente müssen natürlich vom Erdboden verschwinden und da ist wohl kein anderes Urteil zu erwarten als die Todesstrafe. Die Familie Corade (?) ist ja bedauerlicherweise besonders schmerzlich getroffen, da sie jetzt schon den zweiten Jungen opfern mussten. Ja, meistens ist es so, dass die Besten fallen. – Ein Kamerad von mir erfuhr von Hause, dass ein Freienohler Holzgroßhändler zu einigen Monaten Gefängnis verurteilt worden ist, weil er mit einer Soldatenfrau verkehrt hat, was ist das gewesen? – Im Übrigen geht es mir noch ausgezeichnet. Es gefällt mir hier noch sehr gut. Aber der Termin des Ausrückens scheint immer näher zu rücken. So lernt man eben noch mehr Länder und Völker kennen. Für heute nun genug. Indem ich Euch alle wohlauf wünsche, sendet Euch nebst Tante Clara viele herzliche Sonntagsgrüße Euer Albert

Brüssel, Gefechtsstand, d. 3.6.1941 (Bleistift)                                                      Meine Lieben! Zunächst besten Dank für das letzte Päckchen (Rauchfleisch, 1 Büchse, Plätzchen) und Vaters und Emmys Brief. Sodann hoffe ich, dass Ihr die Pfingsttage froh verlebt habt. Da wir im Augenblick mit Hochdruck arbeiten, bin ich noch nicht einmal dazu gekommen, Pfingstkärtchen zu schreiben, nehmt so noch nachträglich beste Grüße entgegen. Die beiden Feiertage habe ich wie auch die Ostertage im Dienst verbracht. In nächster Zeit werdet Ihr von mir zunächst keine Post bekommen. Ich trete nämlich eine große Reise an. Werde sobald wie möglich schreiben. Es war mir so auch nicht mehr möglich, für Leute den gewünschten Gummiball zu kaufen. Ebenso konnte ich für Anna aus Dortmund den Hut nicht mehr besorgen. In dem Land, nach wo wir verlegt werden, kann ich – glaube ich – gar nichts mehr kaufen. Und zudem wird uns auch das Verschicken von Päckchen verboten. Die nächste Zeit scheint für uns recht interessant zu werden. Allerdings werden wir aus dem so kulturellen Flandern in die primitivsten Verhältnisse kommen. Aber es macht nichts, auch dieses wird keine Ewigkeit dauern. Man lernt auf jeden Fall neue Länder und Völker kennen. Tiere wie Kamele werde ich noch nicht zu Gesicht bekommen. Nun genug, ich könnte Euch noch Näheres mitteilen, aber es darf nicht sein. – Die Efo-Pakete (?) könnt Ihr wie bisher weiter schicken, sie werden uns nachgeschickt. – Da der Brief mit der heutigen Post fort soll, schließe ich mit den besten Wünschen für Eure Gesundheit u. den herzlichsten Grüßen auch an Tante Clara Euer Albert

Posen, Gefechtsstand, 9.6.1941 Meine Lieben! Trotzdem es schon sehr spät am Abend ist, empfangt für heute noch herzliche Grüße. Es geht mir noch – besonders gesundheitlich – ausgezeichnet. Meine Erfahrung ist in den letzten Tagen um vieles reicher geworden. Ich würde Euch gerne einen aufschlussreichen Bericht geben, aber es darf nicht sein. Trotzdem unsere Truppe immer die besten zur Verfügung stehenden Quartiere bezieht, reichen unsere jetzigen Unterkünfte bei weitem nicht an die letzten, die wir gehabt haben. Sand, Sand und immer wieder Sand ist zu sehen. Arme, dreckige, verlauste Menschen! Für Esswaren bestehen Fantasiepreise wie 1 Brot 10.- M, 1 Zentner Kartoffeln 120,- RM. Also, kaufen kann man nichts, so das wieder einsparen, was man in den letzten Wochen zu viel ausgegeben hat. Ein besonderes Kapitel sind leider die Juden-Ghettos; sie können nur ihr Testament machen, denn sie sahen ihren Tod vor Augen. In einem Ghetto sind hier 13000 Menschen zusammen gepfercht. So büßen sie alle für ihre h…(1 Wort?) ihrer Rassegenossen Sünden. - So, noch besten Dank für das Päckchen mit Rauchfleisch, 1 Büchse und Plätzchen. Es traf gerade noch rechtzeitig ein. Später mehr! Haltet Euch gesund, seid vielmals, recht vielmals gegrüßt von Eurem Albert                                    Schütze A. H., Fp. Nr. L 04932 Lp. P. A. Posen

Posen, 16.6.1941                                                                                                  Meine Lieben! Habe gestern Euer Päckchen (1 Büchse R Fl., 2 Stück Mettwurst u. Plätzchen) nebst je 1 Brief von Mutter u. Emmy erhalten, wofür ich bestens danke. Es ist schade, dass wir unseren letzten Standort verlassen mussten, wir hatten uns dort sehr gut eingelebt. Das Volk hatte wenigstens noch etwas Kultur. Unsere Einheit lag in der Nähe einer Großstadt, die Ihr ja kennt, und hatte mit ihren Abteilungen 3 prachtvolle Schlösser belegt. Wir hatten jeden Abend Stadtausgang und so nach der Tagesarbeit u. Last schöne Abwechslung. Kino, Theater, Konzerte, Oper, Operetten u. Lustspiele, alles, was das Herz begehrte, und dieses alles kostenlos. Das war die Stadt der großen Etappe, die sie im Weltkrieg schon war (Erster Weltkrieg!). Trotz dieser für uns Soldaten kostenfreien Veranstaltungen, brauchte man noch viel Geld, da alles sehr teuer war. …(?) wir dort zu viel ausgegeben haben, werden wir jetzt natürlich wiedersparen, da wir die Fantasiepreise hier nicht bezahlen könnten, zumal wir an Sold jetzt weniger bekommen. Will nur ein Beispiel hierfür angeben. Im Anschluss an einen Abendspaziergang trank ich mit einigen Kameraden ein Gläschen Wein (nicht größer als unsere Schnapsgläser) und bezahlten hierfür 1,25 M. – Diese Reise war sehr interessant, und wir freuten uns, mal wieder deutsche Lande zu sehen. Die Reise ging durch meine Heimat (allerdings nicht unsere Bahnstrecke) und konnte mal wieder feststellen, dass unsere Heimat – insbesondere die engere – landschaftlich zu den schönsten Flächen des Landes gehört. – Gewundert habe ich mich über das lebhafte Zuwinken der Bevölkerung der Reichshauptstadt. Hoffentlich bleiben wir nicht zu lange in diesem unhygienischen Lande. Das Volk ist so arm und dreckig, dass Seuchen gar nicht ausbleiben. Ihr seid wohl neugierig zu wissen, wo mein näherer Standort ist, aber es darf nicht sein, darüber zu schreiben. Helmut wird sich bestimmt jetzt in meiner Nähe befinden. Na, wenn´s dann sein soll, dann je eher, desto besser. Ich selbst habe weniger zu befürchten, da ich mich ja auf der Schreibstube befinde. Mein Schreibstubenkamerad, ein Volksschullehrer, muss seit einiger Zeit wieder Kompaniedienst mitmachen, sodass ich jetzt mit dem Spieß u. einem Unteroffizier allein die Arbeit verrichten muss. Die Arbeit ist manchmal sehr interessant. Vor einigen Wochen durfte ich auch mal beisitzender Richter sein und einen Gefreiten (die 2 letzten Wörter sind durchgestrichen) im Verein mit einem Kriegsgerichtsrat und einem Hauptmann einen Gefreiten, der ein Feldpostpäckchen entwendet hatte, zu 4 Monaten Gefängnis und 20 Tagen geschärften Arrest verurteilen. – Der Zapfenstreich rückt näher u. es wird Zeit, den Brief zu beenden. Gesundheitlich fühle ich mich noch sehr wohl. Im Glauben, dass auch Ihr wohlauf seid, grüßt Euch nebst Tante Clara aus Köln Euer Albert.

Feldpostkarte: Posen, Gefechtsstand, d. 1.7.1941                                               Meine Lieben! Nachdem ich schon Emmy´s Briefe und ein Kärtchen erhalten hatte, hat mich nun auch ein Päckchen erreicht. Ich sage für alle meinen besten Dank. Ich kann Euch ferner noch mitteilen, dass es mir noch ausgezeichnet geht. Werde in den nächsten Tagen, sobald es die Zeit erlaubt, mehr schreiben. Für heute viele herz. Grüße Euer Albert

Posen, 8.7.1941                                                                                                    Meine Lieben! Wenn auch meine Freizeit sehr bemessen ist, will ich Euch doch heute den versprochenen Brief schreiben. Zunächst meinen allerbesten Dank für Emmy´s Briefe, ich habe hier gerade noch 5 Br. u. 1 Kärtchen vorliegen. Ferner danke ich nochmals für das Päckchen, welches 1 Büchse Fleisch und Zwiebackplätzchen enthielt. Nun ist der Versand von Päckchen ja gesperrt. Unsere Verpflegung ist im Übrigen auch seit der Offensive reichlicher geworden. – Ja, nun hat der unausbleibliche Kampf im Osten begonnen. Ihr werdet neugierig sein, zu wissen, ob ich mich vorne oder hinter der Front befinde. Zu Eurer Beruhigung teile ich mit, dass ich mich vorläufig noch nicht in allzu gefährlicher Lage befinde. Einige meiner Kameraden sind allerdings sehr vorne. Ich musste, da der Hauptgeschäftsbetrieb hier bleibt, auch zurück bleiben. Die meisten der Kameraden wünschen sich nach vorne und so wäre auch ich gerne mitgegangen, aber Befehl ist Befehl. Sehr schmerzliche Verluste haben wir noch hinter der eigentlichen Front zu verzeichnen, da die politischen kommunistischen Kommissare zum Partisanenkriegaufgerufen haben. Aber es wird ihnen nichts helfen, denn in absehbaren Tagen werden sie doch restlos entwaffnet werden. Die Russen können trotz ihrer Menschenmassen und Masse an Material nicht gegen uns bestehen. Nämlich, wenn es schon solch etwas Blödes in einer Armeeführung gibt, dass man unchiffrierte Funksprüche loslässt, dann ist Hopfen und Malz verloren. Wir haben sämtliche Funksprüche von den Russen abgefangen; sie waren in russischer Sprache abgefasst und konnten so jedem Gegenangriff wirksam entgegentreten. Die Russen haben Menschenmassen, aber keine Intelligenz; während in der deutschen Wehrmacht jeder einzelne Soldat in seinem Aufgabengebiet – man kann wohl sagen – eine Intelligenz ist. Das Wort „Kriegsmaschine“ ist schon berechtigt. Ich selbst wünschte mir, nur noch einmal Moskau sehen zu können, nachdem ich nun auch Warschau kennen gelernt habe. Nach Abschluss der Operationen im Osten wird unsere Truppe höchstwahrscheinlich sofort wieder eingesetzt gegen England und wir werden in unsere schöne alte flämische Stadt wieder zurückkehren. Die Tommy´s versuchen ja jetzt, wo wir im Osten alle Hände voll zu tun haben, uns in Westdeutschland einen Schlag beizubringen. Wie ich aus den Nachrichten höre, wird besonders Köln heimgesucht. Unter diesen Umständen wird Tante Klara sicher wieder Köln verlassen. – Ich muss nun meine Zeilen beenden, da der Zapfenstreich näher rückt. Hoffe Euch alle bei bester Gesundheit, was ich auch von mir mitteilen kann. Als Letztes herzliche Grüße Euer Albert

Posen, Gefechtsstand, d. 7.8.1941                                                                      Meine Lieben! Ich bin gestern glücklich am Standort meiner Truppe wieder angelengt. Da mich Blessenohls Albert mit dem Auto mit nach Bestwig genommen hatte und der D-Zug noch obendrein Verspätung hatte, bekam ich guten Anschluss. Den Arnsberger Kameraden traf ich gleich in Bestwig schon im Zug. Der Zug war sehr besetzt, bekamen aber schon bald Platz. Ferner traf ich noch den Guntermann´s Willi und einen von Pöttgen´s aus Wildshausen, beide fuhren nach Berlin, da sie dort beschäftigt sind. Die Zeit während der Fahrt haben wir uns mit Skatspielen vertrieben. Da der Zug ca. 1 Stunde Verspätung hatte, bekamen wir in Berlin nicht gleich Anschluss: Wir hatten 4 Stunden Aufenthalt, sind mit Guntermann´s Willi zu seiner Wohnung nach Charlottenburg gefahren und haben uns anschließend ein wenig Berlin angesehen (die Zoogegend und den Kurfürstendamm). Hier am Standort habe ich wieder einige veränderte Verhältnisse vorgetroffen (vorgefunden / angetroffen). Der Rest unserer Kompanie nebst anderen restlichen Kommandos haben ein anderes Gebäude bezogen. Unser Geschäftszimmer sowie mein Wohnzimmer sind sehr nette Zimmer, nachdem sie vorerst gründlich vergast worden sind. Meine alten Kameraden von früher sind nun restlos nach vorne gekommen, der Letzte der Sunderaner, der mich vertreten hat, kommt nun, da ich wieder zurück bin, auch zum vorderen Gefechtsstand. Man fühlt sich somit etwas verlassen hier. Von meinem Arbeitsplatz habe ich einen schönen Blick in den Park mit schönen gärtnerischen Anlagen und netten Blumenbeeten. Ich habe somit vielmehr an Bequemlichkeiten als die anderen, die dort vorne in Zelten hocken und kann es so schon aushalten. – Die Post kommt augenblicklich sehr unregelmäßig, so dauert es von der Heimat zur Front oft 14 Tage. Den von Helmut angekündigten Brief habe ich bis heute noch nicht. Für heute seid nun vielmals gegrüßt Euer Albert

Posen, 16.8.1941 (mit weichem Bleistift schwer lesbar)                                       Meine Lieben! Soeben bekommen wir Befehl, unsere Sachen zu packen, da wir in aller Kürze nach vorne abrücken. Ich will Euch deshalb schnell noch einige Zeilen schreiben. Wir werden ca. 500 – 600 km fahren. Die Reise wird ungefähr eine Woche in Anspruch nehmen, da die Transporte zur Front sehr langsam von statten gehen. Wie ich Euch schon schrieb, habe ich nach meinem Urlaub ein sehr nettes Quartier gehabt. Wir hatten sogar fließendes Wasser auf dem Zimmer. Das Gebäude ist früher eine erstklassige Pension – jüdischer Besitz – gewesen, wie Ihr aus anliegendem Prospekt erseht. (Das ist leider nicht mehr anliegend.) Allerdings gibt es trotz … …(2 Wörter nicht lesbar) sehr viele Wanzen, in diesem Bau. Jeden Abend bevor dem Schlafengehen findet erst eine Flohjagd statt. Gott sei Dank gehen diese Tierlein nicht so leicht an mich heran. Einer meiner Stubenkameraden wird jede …(1 Wort?) von Kopf bis Fuß von diesen Viechern zugerichtet. – Vorne müssen wir natürlich in Zelten schlafen und unser Geschäftszimmer (wir nahmen nur das Allernotwendigste mit) wird sehr wahrscheinlich auch in einem Zelt untergebracht. – Ich werde somit erstmal (vorläufig) nicht mehr so schreiben können. Im Übrigen habe ich neue Post noch nicht wieder erhalten. Erst gestern erhielt ich Helmut´s Brief vom 16.7. u. einen Brief von Mutter vom 6.7. Er war also 5 Wochen unterwegs. Wie ich Euch schon sagte, ist unsere Einheit auf verschiedene Gefechtsstände verteilt und so kann es passieren, dass ein Brief alle Stände durchläuft, ehe er den Adressaten erreicht. So, nun will ich meine Zeilen beenden in der Hoffnung, dass Ihr noch gesund und munter seid. Von mir kann ich dasselbe sagen. Für heute seid nun bestens gegrüßt: Euer Albert   Das Bild von Gent, was ich dieser Tage schickte, könnt Ihr mir aufheben. Das Titel-Bild beiliegenden Heftes zeigt unseren General als Weltkriegsflieger. Er wurde auch vor einigen Tagen im Wehrmachtsbericht genannt.

29.8.1941 (ohne Ortsangabe)                                                                               Meine Lieben! Habe gestern Euren und heute Vaters Brief erhalten und danke Euch herzlich für die lb. (lieben) Zeilen. – Ich habe eine sehr interessante Fahrt hinter mir und gleichzeitig von dem Projekt Para…(?) ordentlich die Nase voll bekommen. Herrschten in Polen schon Zustände, die – wie ich glaubte – kaum zu überbieten waren, so bin ich überzeugt worden, dass es Menschen gibt, die auf einer noch tieferen Stufe ihr Dasein fristen und dazu haben diese Völker ein Land, dass unglaublich fruchtbar ist. Schon hinter Brest-Litowsk (im Osten von Polen, nahe an Russland) eröffneten sich unseren Augen Äcker (? nicht korrekt lesbar) und Weiden von unendlichen Weiten. Man sah immer wieder dasselbe Bild von weidenden Kühen und Schafen und Pferden u. eine Menge Störche. Auf diesen Äckern (? nicht korrekt lesbar) hausten die Bewohner – man kann wohl sagen in „strohbedeckten Hundehütten“. Die Kleidung der Menschen ist mehr …(?) natürlich erbärmlich. Das nannte man Paradies, für uns kultivierte Menschen würde es auf die Dauer eine Hölle sein. Ich denke hier oft an die Freienohler Kommunisten und wünschte, dass sie dieses Mal zu sehen bekämen. Auf unserer Fahrt, die übrigens 8 Tage lang gedauert hat, kamen wir auch durch Schmolensk Smolensk, siehe Wikipedia, 2018!). Nach Rotterdam habe ich solch eine Verwüstung nicht wieder gesehen. Fast die ganze Stadt liegt in Schutt und Asche. Vor der Stadt waren die Trümmerhaufen noch am Rauchen. – Wir liegen hier in einer Kollektivwirtschaft. Alles nur Holzhäuser und voll von Bienen. In jedem Raum ist ein Kachelofen, worauf sich die Russen des Nachts gelegt haben. – Ferner haben wir eine Menge Gefangene hier. Alles Truppen, wie Ihr sie in den Wochenschauen (kurzer Nachrichtenteil vor dem Kinofilm) sehen könnt. Man lässt ihnen hier viel Freiheit und helfen, die Ernte einbringen oder werden zu sonstigen Arbeiten herangezogen. Sie sind landfromm und froh, dass sie aus dem Kugelregen heraus sind. – Liebe Emmy, hier ist weder etwas zu kaufen, noch irgendetwas zu ergattern. Ich habe mir das auch etwas anders vorgestellt. Deine Wünsche werde ich somit vorerst nicht erfüllen können. - Unsere Truppe ist etwas weit vorgerückt und hier ist es nicht ganz „stubenrein“. Ich denke aber, dass alles gut geht. – Von Boeselager hat ja besonders Pech gehabt. Dieser das (?) Heremann war mein früherer Mitschüler, aber den anderen habe ich auch gekannt. Er ist in der Nähe der Stadt gefallen, wo ich jetzt bin. Über die Gefallenen und Verwunde .. gen (?) könnt Ihr mich laufend unterrichten. – Gesundheitlich bin ich wohl auf der Höhe, hoffe von Euch dasselbe. Will nun meine Zeilen beenden, da ich bei Kerzenlicht schreibe. Zuletzt viele herzliche Grüße. Albert

Posen, 8.9.1941   (mit Bleistift, schwer lesbar)                                                    Meine Lieben! Habe einige Minuten Zeit und will Euch kurz eben ein paar Zeilen schreiben. Emmys Karten habe ich erhalten und sage hierfür Dank. Janie (?) hat sich vieles verändert, auch in unserem Geschäftszimmer. Ich arbeite nun mit 6 Mann zusammen, fast alles neue Leute. Wir haben viel zu tun und somit habe ich auch weniger Zeit zum Schreiben. Des Abends wird es um 7 Uhr dunkel, elektrisches Licht haben wir nicht, also geht es früh in die Falle. Unser Nachtlager besteht aus Stroh. Die Hose bekommen wir Tag und Nacht nicht aus. Da hier in der Nähe ein Fluss ist, können wir – Gott sei Dank – mal baden. Gestern hatte ich Gelegenheit, eine russische Wohnung zu besichtigen. Der Raum war 5 x 5 m groß, hierin hausten 9 Personen. Sie saßen um einen Napf, woraus sie ein Graupenbrei löffelten. Die Wäsche, die mit Zeitungspapier beklebt waren, saßen voll von Fliegen. Wanzen und Flühe fehlten natürlich auch nicht, sie gehören ja zu den Lebensgewohnheiten der Russen. Der üble Geruch in dem Raum warf einen bald zu Boden. – Ich befinde mich jetzt ziemlich nahe am Feind. Täglich werden wir von Fliegern angegriffen. Sie fegen wie der Sturm dicht über den Erdboden hinweg und schießen aus allen Rohren auf unsere Quartiere. Bis jetzt hat aber noch alles gut gegangen. Ich denke, in ca. 5 Wochen wieder in Deutschland zu sein. Heute habe ich schon mal wieder eine Impfe bekommen, übermorgen folgt die nächste. Im Übrigen fühle ich mich gesundheitlich noch wohl, hoffe, dass auch Ihr noch (nebst Senta) wohlauf seid. Dieses für heute in Eile. Herzliche Grüße und Sieg Heil Albert (Interpunktion fehlt)

Einheit L= 4932, Posen, 3.10.1941                                                                      Meine Lieben! Soeben erhalte ich Mutters Brief, nachdem ich schon gestern …(?) Päckchen (Man…?) erhalten habe. Irrtümlicherweise habe ich Helmut´s Tafel empfangen. Er wird wohl meine Tafel erhalten haben. Es scheint so, als wenn die Post von der Front zur Heimat nicht sehr schnell von statten geht. Ich habe in den letzten Wochen einige Male geschrieben. Solltet Ihr die Briefe und Karten inzwischen noch nicht bekommen haben, so sind sie sicher verloren gegangen. Die Post von der Heimat zur Front ist ca. 14 Tage unterwegs. Vor einiger Zeit schickte ich auch meinen Schlafanzug nach Hause, die Ankunft wollt Ihr mir bitte mitteilen. – Für uns scheint die Mission hier dem Ende zu zu gehen und rechnen wir mit einem Abtransport zum Westen noch in diesem Monat. Wir sind froh, dass wir dieses Elendsland bald verlassen. Ich schilderte in meinen früheren Briefen schon davon. Trotz Mühseligkeiten und Entbehrungen habe ich die Zeit in Russland verhältnismäßig gut überstanden. Abgesehen von kleineren Erkältungen wie Gerstenkorn, steifem Nacken u. sonstigen kleinere rheumatische Leiden bin ich während dieser Zeit gesund geblieben. – Seitdem die Offensive hier in der Mitte im vollen Gange ist, zeigen sich sowjetische Flieder immer weniger. Vor der Zeit hatten wir täglich mit 4, 5, 6 Flieger-Tiefangriffen zu rechnen. – Ich schreibe diesen Brief in Eile bei einer Tranfunsel, elektrisches Licht gibt es hier nicht. Morgen fliegen 2 meiner Kameraden nach Deutschland, ihnen gebe ich den Brief mit und so werdet Ihr ihn sehr schnell erhalten. – Ist eigentlich noch kein Freienohler an der Ostfront gefallen? Andere Ortschaften haben schon eine Menge Gefallene zu beklagen. Ich hoffe Euch alle bei bester Gesundheit und sende Euch für heute die herzlichsten Grüße   Albert (wieder fehlt: Euer)

12.10.1941 (ohne Ortsangabe, mit Bleistift, schwer lesbar und dann ganz langsam lesen)                                                                                                                    Meine Lieben! Soeben erhalte ich von Emmy 2 Briefe v. 21. u. 23.9., nachdem ich vor einigen Tagen schon Vaters vom 16.9. u. Emmy´s vom 15.9. erhalten habe. Danke Euch bestens für alle Schreiben und Nachrichten. Wenn Ihr mal eine Zeit lang keine Nachricht von mir erhaltet, so trifft die Schuld nicht immer mich. Manchmal trägt die Feldpost die Schuld, da doch die Post ca. 3 Wochen unterwegs ist. Besondere Störungen in der Postbeförderung gibt es immer bei Verlegungen der Truppe nach vorwärts und solche Verlegungen kommen augenblicklich des Öfteren vor. Im Übrigen raucht Ihr Euch nicht zu sehr um mich zu ängstigen, da ich doch nicht in erster Linie liege. – Mit großer Überraschung habe ich die Nachricht von dem Vermisstsein von Altenwerth´s Kuno vernommen, das tut mir außerordentlich leid, auch für den Vater. Er war ein lieber aufrichtiger und ehrlicher Kerl, ohne jegliche schlechte Neigungen. Ich bedauere besonders, in ihm einen interessierten Sportskameraden verloren zu haben. Hoffen wir, dass er noch mal lebend wieder auftaucht. Ebenfalls ein harter Schlag ist natürlich der Heldentod von Wießbrock. Es sind Schicksalsschläge, die eben im Kriege nicht zu vermeiden sind. Kämpfe erfordern dieses. Wie manche uralte Geschlechter erlöschen durch den Tod ihrer einzigen Söhne. Es ist unsagbares Leid für die, die es trifft. - Von Helmut erhielt ich gestern ein Päckchen und von unserer Seite 2 Briefe, sodass ich gestern mit Post sehr gut bedacht worden bin. Helmut schickte mir 2 Döschen leckere Ölsardinen. Er scheint sehr gut dort zu leben. Ich kann natürlich auch nicht klagen. Unsere Verpflegung ist ausreichend und das Mittagessen gut, schon begründet darin, dass das Offizierskorps auch aus der Truppenküche empfängt. – Das Wetter. – Wie ich von Euch höre, ist die Ernte des schlechten Wetters wegen in der Heimat sehr schlecht eingekommen. Ich kann von hier sagen, dass das Wetter bisher durchweg gut und trocken war und die Ernte mit Hilfe von Kriegsgefangenen gut eingekommen ist. Dies gleicht sich aber aus u. die Versorgung unseres Volkes mit Lebensmitteln scheint bis auf weiteres sichergestellt zu sein. Allmählich aber beginnt es hier zu wintern, es wird kälter und vor einigen Tagen schon war der Boden mit einer dünnen Schneedecke bedeckt. Dass die Irren in den Anstalten abgeschafft werden, wundert mich nicht (be)sonders, denn es liegt in der Lehre der neuen Weltanschauung, dass alles Minderwertige u. Schwache dem Starken, Kräftigen und Edlen in der Welt beugen muss. Dies ist ein Gesetz des Lebens, was auch in der Pflanzen- u. Tierwelt zu beobachten ist. Und so ist diese Handlung schon gerechtfertigt, besonders zu Kriegszeiten, wo die Anstalten zu anderen Zwecken verwendet werden müssen. Viel trauriger ist, dass täglich wertvolle Menschen an der Front ihr Leben geben müssen und kostbares Blut verloren geht. - So, nun genug für heute. Zu Eurer Beruhigung werde ich mich befleißigen, des Öfteren einen Gruß zu schicken. Ich habe sehr schnell geschrieben, denke aber, dass Ihr meine Zeilen lesen könnt. – Gesundheitlich kann ich mein bestes Wohlbefinden melden. Hoffe auch Euch bei bester Gesundheit und sende für heute die herzlichsten Grüße   Albert   (doppelt so groß wie die laufende Schrift, wieder ohne Personalpronomen)

Posen, den 18. Oktober 1941 (mit Schreibmaschine geschrieben)                    Meine Lieben! Um mal wieder etwas von mir hören zu lassen, will ich heute während dem Dienst kurz einige Zeilen schreiben. Zunächst Mitteilung, dass ich gestern von Euch 2 Briefe (Vater u. Emmy) vom 4.10. erhalten habe. Meinen herzlichsten Dank hierfür. – Wie ich höre, habt Ihr schon alle Vorsorge für den Winter getroffen: Kohlen, Holz, Kartoffeln und sogar ein gutes Schwein im Keller. Nun kann der Winter ja auch dort seinen Einzug halten, seitdem er sich hier schon vor einiger Zeit sehr bemerkbar gemacht hat. Die Erdoberfläche ist mit Schnee bedeckt. Von den Blockhütten hängen dicke, lange Eiszapfen, ein sehr schönes Bild. In den letzten Nächten hatten wir schon ca. 20 Grad Kälte. - Unsere Mission hier im Osten ist bald beendet und ich kann Euch mitteilen, dass ich schon für den Monat November einen längeren Sonderurlaub bekommen kann, ihn aber vorläufig aufschieben werde. Ich werde versuchen, ihn Ende Dezember / Januar zu nehmen. Wenn auch beim Kommis der Wahlspruch herrscht: alles sofort nehmen, was man bekommen kann, so ziehe ich trotzdem die spätere oben vorgesehene Zeit vor. Es besteht die Möglichkeit, dass ich inzwischen versetzt werde u. zwar zu einem Kampfgeschwader. Mein früherer „Spieß“ hat mich nach dorthin angefordert. – Ansonsten bin ich immer derselbe, und indem ich Euch alles Beste wünsche, bin ich für heute mit den herzlichsten Grüßen: Euer (Schreibmaschine geschrieben; freilich handschriftlich: Albert

31.10.1941 (ungewohnter Kuvert-Inhalt: 2 Feldpostkarten: 31.10. und 8.11.Bleistift, sehr schwer lesbar; eine Geburtsurkundeausgestellt vom Standesamt Freienohl Kreis Arnsberg)                                                                                            31.10.1941:  (als Feldpostkarte geschickt)                                                                                                         Meine Lieben! Sende Euch für heute meine herzlichsten Grüße aus dem Osten. Bin noch wohlauf und hoffe auch Euch bei bester Gesundheit. Emmy Briefe 2 vom 10.10 und 1 vom 13.10. habe ich erhalten, wofür ich vielmals danke. Die Antwort werde ich in den nächsten Tagen folgen lassen. Dieses in Eile. Und nachmals herzliche Grüße Euer Albert                                                                                                     8.11.1941: (Postkarte, beidseitig beschrieben, im Kuvert verschickt)                   Meine Lieben! In Eile einen Gruß für heute. Es ist bereits 11 Uhr und ich bin noch immer am Arbeiten. Wir haben in den letzten Wochen wahnsinnig viel arbeiten. Unsere Rückverlegung nach Deutschland steht bevor. Wenn Ihr in nächster Zeit von mir vorübergehend keine Post bekommt, braucht Ihr Euch nicht zu ängstigen. In absehbarer Zeit werde ich einen längeren Urlaub antreten, der mir nach so vielen Tagen redlich zusteht. Da ich diese Karte morgen einer Maschine mitgebe, werdet Ihr in aller Kürze …(?). Nun Schluss u. gute Nacht! Albert Die 2 kleinen Päckchen habe ich heute erhalten. Geburtsurkunde: Albert Helnerus, geb. 13. Januar 1911; Vater: Julius Helnerus, Gastwirt; Mutter: Antonia geb Molitor. Ausgestellt: Freienohl, 19.11.1936

22.12.1941: (Auf dem Kuvert: Briefstempel: Innsbruck 2, 23.12.41, Rückseite: München II; im Kuvert 1 Bleistift geschriebene Postkarte) Meine Lieben! Die letzten Grüße aus Deutschem Lande übersendet Euch Albert. Wie erwartet geht´s zum Süden. Ich befinde mich schon in den wunderbaren, sagenumwobenen Alpengebirgen. In einigen Tagen sind wir am Ziele, eine klimatisch sehr warme Gegend. Nach der Ankunft werde ich von dort schreiben. Bis dahin seid recht herzlich gegrüßt. Euer Albert

Am 28.12.1941 (Brief ohne Kuvert, Bleistift, sehr schwer lesbar9 Meine Lieben! Es ist kurz vor dem Schlafengehen, will Euch aber trotzdem schnell noch einige Zeilen schreiben. Schon wieder bin ich um ein gewaltiges Erlebnis reicher geworden. Mussten wir auch die Feiertage auf der Bahn verbringen, so war als Entschädigung hierfür diese Fahrt zum Süden eine der schönsten, die wir je erlebt haben. Den Eindruck, den ich von Italien und seinem Volk gewonnen habe, will ich Euch später mündlich erzählen. Alles in Allem kann ich sagen, dass der Spruch auf Wahrheit beruht: „Es geht nichts über Deutschland“. Eine kleine Weihnachtsbescherung haben wir am Heiligen Abend auch gehabt, und zwar auf dem Bahnhof Florenz durch die Auslandsdeutschen. – Auf den höchsten Berggipfeln (2000 – 3000 m hoch) sieht man den Schnee liegen, während im Tale herrlichstes Frühjahrswetter herrscht. Wenn die Sonne scheint, zählen wir 20 – 25 Grad Wärme u. dies zur Weihnachtszeit. Hier ist das Land, wo die Zitronen und Apfelsinen blühen. Die Apfelsinen gehören zu unserer täglichen Ernährungsportion. Eine leckere Angelegenheit, was? Hier ist noch fast alles zu kaufen. Allerdings im Preisniveau wie in Deutschland. Ich habe mal wieder den Fehler gemacht, zu wenig Geld mitgenommen zu haben. Schicken ist verboten. Nun genug für heute. Indem ich Euch bei bester Gesundheit wünsche, grüße ich Euch aus dem schönen Süden Albert   Gruß an Lippskas Käppe

Heimaturlaub, darum Brief-Lücke!

O.H., den 21.2.1942 (Bleistift geschrieben, nicht leicht lesbar)                           Meine Lieben! Bin glücklich mit 1 Tag Verspätung bei meiner Truppe wieder eingetroffen. Als ich in Dortmund ankam, erfuhr ich, dass der Zug, den ich benutzen wollte, ausgefallen war. Ich musste somit noch am selben Abend nach München fahren. Ich habe versucht, Gustav zu erreichen, habe ihn aber nicht angetroffen. In München hatte ich eine ga. (ganze?) Stunde Aufenthalt, die ich dazu benutzt habe, mir die Stadt anzusehen. Auf der Strecke Rom – Reggio hatte sich ein kleineres Eisenbahnunglück ereignet, wodurch unser Zug mit über 13 Stunden Verspätung in R. ankam. Dies war ja nicht mein persönliches Verschulden, sodass man mir betr. Des Zuspätkommens nichts anhaben konnte. Während noch in Oberbayern unheimlich hoher Schnee lag, verringerte sich dieser, je mehr man zum Süden kam. Aber noch in Rom schneite es munter. Auch hier in Mo. (?) herrscht z. Zt. noch nicht sehr erfreuliches Wetter. Aber es wird schon in kürzester Zeit besser werden. Bekanntlich gibt es im Laufe von 4 Wochen bei einer Truppe immer mal Veränderungen u. so ist es auch während meiner Urlaubszeit bei meiner Truppe gewesen. Der ganze Verein ist auf ein Mindestmaß herabgedrückt und sind über 100 Mann versetzt worden. Ich bin hier geblieben, habe aber meine Arbeit in einer anderen Abteilung aufnehmen müssen, natürlich mit derselben Tätigkeit wie früher. Soweit ich jetzt schon übersehen kann, habe ich, glaube ich, recht gut abgeschnitten. – Für heute will ich es nun gut sein lassen, schreibe in den nächsten Tagen noch einmal. Seid alle herzlichst gegrüßt von Eurem Albert

O.U., den 2.3.1942 (Schreibmaschine geschrieben; Kuvert: München II) Meine Lieben! Nun bin ich schon fast 14 Tage bei meiner neuen Dienststelle beschäftigt und gefällt mir sehr gut, wenn ich auch jeden Abend bis 7 – 8 Uhr arbeiten muss. Wir scheinen hier doch längere Zeit liegen zu bleiben. Hoffentlich kommt keine Verfügung, wonach alle jüngeren Jahrgänge zu Fronttruppenteilen versetzt werden. In Kürze werden wir leichtere Uniformen bekommen. Das Wetter ist allerdings noch nicht sehr einladend. – Heute Morgen war ich mal wieder beim Zahnarzt. Um endlich von den lästigen Schmerzen frei zu werden, muss ich den schon in Freienohl behandelten Zahn ziehen lassen. – Noch eins, was ich Euch schon eher mitzuteilen vergessen hatte. Ihr werdet vielleicht in nächster Zeit ein Nachnahme-Päckchen von jemandem namens Hackstein bekommen, löst bitte das Päckchen ein, da sich dort drinnen einige Fotos aus dem „Osten“ befinden. – Apfelsinen habe ich bisher noch nicht verschicken können, da ich 1) noch keine Zeit gehabt habe, man 2) den italienischen Großhändlern im Allgemeinen misstraut. Einige meiner Kameraden haben während meines Urlaubs vor ca. 4 Wochen durch einen Sammeltransport von der Wehrmacht Apfelsinen verschickt (die Apfelsinen haben sie allerdings selbst nicht gesehen), auch diese sind noch nicht restlos eingetroffen. Sollte in diesem Monat wieder ein Sammeltransport abgehen, werde ich für Euch und Onkel Paul je eine Kiste verschicken lassen. - Euch immer gesund wünschend, grüßt für heute recht herzlichst Euer (handschriftlich:) Albert

O.U. , den 5.3.1942 (Schreibmaschine geschrieben)                                          Meine Lieben! Da es mir möglich ist, während des Dienstes unauffällig an der Schreibmaschine einige private Worte zu schreiben, will ich es nicht unterlassen, Euch hin und wieder einen kurzen Gruß zu schicken. Ich bin hier auf der Dienststelle bei dem Abteilungsleiter, einem Oberinspektor, momentan ganz alleine. Ein Unteroffizier, der sonst hier noch tätig ist, befindet sich augenblicklich im Urlaub. Wenn dieser zurück ist, werde ich vielleicht mehr freie Zeit für mich haben und dann mal sehen, ob ich für Euch Muskatnüsse u. sonstige Gewürze kaufen kann. Wie steht es mit Damenstrümpfen? Ich sehe, dass diese von Kameraden sehr viel gekauft werden. Wenn Ihr Bedarf habt, müsst Ihr mir umgehend die Größe mitteilen. Es gibt die, glaube ich, in allen Preislagen bis 4 – 5 Mark. – Den Zahn habe ich mir gestern ziehen lassen, er musste raus. Die Wurzel hing voller Eiterbläschen. - Im Übrigen geht es mir noch gut. – Auch das Wetter scheint nun so langsam beständig gut zu werden. Nun viele herzliche Grüße aus dem sonnigen Süden. Euer Albert (handgeschrieben) Von dort (?) habe ich noch keine Post erhalten.

O.U., den 11.3.1942 (Schreibmaschine geschrieben) Meine Lieben! Gestern erhielt ich Emmy´s und Vaters Brief, wofür ich bestens danke. Die Post nach hier ist ca. 8 Tage unterwegs und nach dort scheint es eben solange zu dauern. Der Heldentod von Hans Jung hat mich sehr erstaunt; er war sicher noch keine 2 Jahre Soldat und scheint immer ganz vorne gewesen zu sein. Er war ein Mensch, der großes Geltungsbedürfnis hatte und dieses wird manchem zum Verhängnis. Gestern habe ich es gewagt und 2 Kisten á 10 kg Apfelsinen verschickt und zwar eine an Euch und die andere an Onkel Paul in Arnsberg. Hoffentlich kommen sie gut an. Der Transport wird ungefähr 4 Wochen in Anspruch nehmen. Ich denke, dass währenddessen auch in Deutschland mildes Wetter vorherrscht und eine Erfrierungsgefahr nicht vorliegt. In den nächsten Tagen werde ich auch versuchen, Muskatnüsse, Mandeln und sonstige Gewürze einzukaufen und sie nach dort in kleinen Mengen verschicken. - Auf meiner neuen Dienststelle gefällt es mir sehr gut. Meine Dienstzeit geht meistens bis 7 – ½ 8 Uhr abends. Anschließend gehe ich fast regelmäßig in das deutsche Konzert-Kaffee, welches hier für uns Soldaten eingerichtet ist. Es ist natürlich kein Kaffee im Stile des Konzert-Kaffees Corso in Dortmund, es ist einfach gehalten. Die Kapelle ist 5 Mann stark. Hier höre ich mir jeden Abend 1 Stündchen die Musik an, da sie nach der Tagesmühe und –arbeit recht erholend auf die Nerven wirkt. Ich hoffe Euch alle im Hause gesund und munter und seid für heute recht vielmals gegrüßt von Eurem Albert (handschriftlich, auch folgendes) Die Apfelsinen kosten 75 Lire, das sind 9,86 Reichsmark. A.

O.U. den 20.3.1942 (Schreibmaschine geschrieben) Meine Lieben! Ich habe gerade einige Minuten Zeit, um auf Emmys Brief. Den ich vor einigen Tagen erhalten habe, zu antworten. Aus Niessen’s Erich Brief ersehe ich, dass auch er allerhand Strapazen hinter sich hat. Hoffentlich behält er seinen Posten und übersteht alles gut. Ich werde ihm, sobald es die Zeit erlaubt, mal schreiben. – Die Strümpfe (je 1 Paar) werde ich in den nächsten Tagen kaufen und Euch zuschicken. Päckchen dürfen nur bis zu 100 gr geschickt werden. Mir ist aber durch meine Abteilung die Möglichkeit gegeben, hin und wieder einige größere Teile auf den Weg nach Deutschland zu bringen. So habe ich heute ein Kistchen nach München in Marsch gesetzt, welches folgenden Inhalt hat: 1 Kanister mit ca. 4 Ltr. Olivenoel, 1 Flasche Olivenoel, 2 Ltr. Cognac (ein Kreuzchen verweist auf den Papierrand, da steht: Den Cognac haben wir …(?) zur Verpflegung bekommen. Er scheint ja nicht der allerbeste zu sein. – (Fortsetzung im Haupttext:) und 10 Muskatnüsse. Von München aus wird dieses Paket durch Kameraden nach Freienohl weitergeleitet. Hoffentlich kommt es richtig an. Der Kanister selbst kostet 3,75; die 4 Ltr. Oel 16,50; die Flasche Oel 4,60 und die 10 Muskatnüsse 1,30 RM. Gestern war ich nochmal in dem Apfelsinen-Versandtgeschäft und habe mich überzeugt, dass nach Freienohl 2 mal 5 kg und nach Arnsberg 1 Kiste zu 5 kg abgeschickt worden sind. Die 2. 5-kg-Kiste nach Arnsberg wird in den nächsten Tagen nachgeschickt. - Liebe Emmy, seinerzeit habe ich Euch vom Westen einige Stumpem geschickt. Solltet Ihr noch Bedarf haben, dann kann ich hier welche besorgen im Preis von 15 – 17 RM. – Dass die Tommys in Dortmund gewesen waren, hatte ich schon gehört. Nach den Schilderungen müssen sie ja toll gewirkt haben (Der Abschreiber: das Wort „toll“ hatte 1942 gewiss eine andere Bedeutung als 2018.). Hier kommen sie sehr selten hin; vor einigen Tagen hatten wir mal wieder nach sehr langer Zeit einen Angriff zu verzeichnen. Das wird wohl, so glaube auch ich, nicht der letzte Angriff auf Dortmund gewesen sein. - Der Freitod der alten Frau Korte ist ja sehr tragisch. War sie krankhaft oder was für ein Grund hat dort vorgelegen? – Mir geht es soweit noch gut, habe aber 4 harte Wochen hinter mir, die mich sehr mitgenommen haben. Ich habe Arbeit für zwei leisten müssen. Es war nicht so einfach, sich ohne Einweisung in die Materie einzufinden, zumal ich kraftfahrtechnische Kenntnisse nicht besitze. Unsere Abteilung behandelt nämlich das Kraftfahrwesen. Aber nun habe ich seit einigen Tagen Hilfe bekommen, da ein Unteroffizier aus dem Urlaub zurückgekommen ist. – Ich muss nun meine Zeilen beenden, da der Zapfenstreich immer näher rückt.. Wie ich aus Euren Briefen ersehe, seid Ihr noch alle wohlauf. Euch dieses auch weiterhin wünschend, grüßt Euch für heute recht herzlichst Euer (handschriftlich:) Albert Gfr. (darunter:) N.N.: In der Anlage liegen noch einige Bilder vom Osten bei, die Ihr zu meinen anderen legen könnet. Die gewünschten Zitronen, die es hier in rauhen Mengen gibt, schicke ich Euch bei nächster Gelegenheit. (Beobachtung des Abschreibers: Albert H. hat nach seinem Maschine-Schreiben Korrektur gelesen und mit Bleistift Schreibfehler korrigiert; die Stellen sind hier nicht aufgenommen.)

Kuvert: Lg.P.A. München 2 – Briefkopf: 25.3.1942                                               Meine Lieben! Gestern habe ich 1 kg Mandeln gekauft und werde sie staffelweise nach dort übersenden. Insgesamt sind es 10 Päckchen = 1 kg zu 4,25 Rmrk. Den Einlauf dieser Päckchen wollt Ihr mir bitte mitteilen. Ferner habe ich heute 1 Päckchen mit 5 Tütchen schwarzen Pfeffer à 13,5 Pf. auf den Weg nach dort gebracht. Solltet Ihr lieber weißen Pfeffer haben wollen, werde ich mich nach diesem mal umsehen. Wie ist es mit anderen Gewürzen, z. B. Zimt, Nelken, Citronat usw.? An Rosinen habt Ihr wohl kein Interesse, kosten ca. 3,- RM per Pfund, allerdings allerbeste Sorte. Dieses kurz als Mitteilung. Gesundheitlich ist noch alles in bester Ordnung, hoffe von Euch dasselbe. Beste Grüße (handschriftlich:) Albert (Zur Erinnerung: Vater Julius Helnerus ist Gastwirt. – Das Wort „dort“ meint zuhause, Freienohl, oder zeitübliche, militärüblich Geheimsprache?)

O.U. , den 31.3.1942                                                                                            Meine Lieben! Vor einigen Tagen haben wir schon wieder unsere Unterkunft gewechselt. Wir liegen jetzt in einem alten Kloster. Als Schlafraum wird der Raum in den kommenden heißen Tagen sehr angenehm sein, aber als Aufenthaltsraum und als Tagesraum ist er sehr ungemütlich. Daher halten wir uns sehr viel, auch abends, in unseren Diensträumen auf und finden somit Gelegenheit, unsere Korrespondenz zu erledigen. So werde ich Euch heute mal eine Aufstellung machen über die bisher auf den Weg gebrachten Waren mit Preisangabe. – (Im Original Datum für Datum untereinander geschrieben, hier fortlaufend nebeneinander; immer 1942) - Am 30.3.: 1 Kanister : 20,- Lire / 20.3.: mit ca. 4 Ltr. Oel: 125,- Lire / 2 Flaschen Cognac: -,- Diese Waren wurden zusammen in einem Paket verschickt. / 9.3.: 2 x je 5 kg Apfelsinen: 75,- Lire. / 24.3.: 3 Päckchen Mandeln / 25.3.: 3 Päckchen Mandeln / 26.3.: 4 Päckchen Mandeln: zusammen 1 kg Mandeln: 32,- Lire / 25.3.: 1 P. schw. Pfeffer (5 Tütchen) 5,- Lire / 27.3.: 3 Päckchen Tabak -.- / 28.3.: 2 Päckchen Tabak -.- / 31.3.: 1 Päckchen (2 Sch.) Zimt: 6,- Lire / 31.3.: 1 kg Mandeln : 32,- Lire: (einem Urlauber nach München mitgegeben) / 1.4.: 1 Päckchen Tabak -,-. –(Am Rand steht handgeschrieben) Paul bezahlt 10,00 M. – Forts.: Den Cognac und den Tabak haben wir zur Verpflegung erhalten, kostet daher nichts. Die Preise der anderen Waren sind Selbstkostenpreise und zwar in Lire angegeben. Die Lire steht auf 13,5, Pf. und könnt Ihr die Preise selbst umrechnen. Den Einlauf der oben angeführten Pakete müsst Ihr mir von Fall zu Fall mitteilen, damit ich einen genauen Nachweis darüber führen kann. Für heute wäre das alles. Seid nun herzlich gegrüßt von Eurem (erst Maschine geschrieben, dann durchgekreuzt, dann handgeschrieben) Albert

O.U., den 17.4.1942 (2 ½ Seiten Schreibmaschine geschrieben!)                       Meine Lieben! Da ich schon fast 14 Tage keinen Brief mehr an Euch geschrieben habe, habe ich mich heute im Anschluss an meinen Dienst hingesetzt, um Euch mal wieder einige Zeilen zu schreiben. – Zunächst will ich die inzwischen eingetroffene Post von Euch bestätigen, und zwar 5 Brief und 2 Karten (davon 1 Brief von Vater), Ich sage Euch hierfür meinen allerherzlichsten Dank. Da die Briefe teilweise in primitiven Umschlägen gehüllt (!) waren, habe ich vor einigen Tagen 30 Briefumschläge nach dort abgeschickt. Liebe Emmy, solltest Du noch mehr haben wollen. Musst Du es mir mitteilen. Ferner habe ich nach meiner letzten Mitteilung nach dort abgesandt: 1 Päckchen Tabak am 5.4.; eins am 14.4.; ferner am 14.4. 3 Päckchen mit Pfeffer. Der Pfeffer ist zwar weiß, scheint aber nicht besonders gut zu sein. Ich konnte keinen besseren weißen Pfeffer auftreiben. Onkel Paul schrieb mir auch wegen Gewürzen, wenn Ihr wollt, könnt Ihr ihm etwas abgeben, ich würde dann nochmal was schicken. Es waren insgesamt 200 gr und kosteten 1,60 RM. Heute habe ich dann noch ein Päckchen mit Zigarillos abgeschickt. Die Zigarillos wie der Tabak sind Verpflegungswaren, und ich weiß nicht, was ich mit dem Ballast anfangen soll, da Kameraden auch nicht sehr verlegen darum sind. Vater, wenn Du selbst keine Verwendung dafür hast, kannst Du sie ja an Bekannte weitergeben. Den laufenden Eingang der Päckchen wollt Ihr mir bitte wie bisher mitteilen. - Nun zu den neuen bzw. alten Wünschen. Dass Ihr bisher nur 1 Kiste Apfelsinen bekommen habt, ist wohl ein Irrtum der absendenden Firma gewesen, die die Namen auf den Quittungsbelegen verwechselt hatte. Da noch 1 Kiste ausstand, habe ich natürlich veranlasst, dass die 4. Kiste an Onkel Paul abgesandt wurde. Die Angelegenheit ist aber erledigt, da Onkel Paul die 4. Kiste ja an Euch abtritt. Ich hätte ja noch mehr schicken können, wollte aber erst gerne die Ankunft dieser Kisten abwarten, Mittlerweile ist leider die Zeit zum Verschicken vorüber. Die Apfelsinen ertragen wohl nicht mehr den langen Transport. Ende dieses Monats kommt die neue Ernte. Aber diese soll auch – wie es heißt – nicht sehr gut für einen Transport sein. Wollen wir einmal abwarten! In einem Brief schreibt Ihr wegen Weizenmehl, es ist nicht möglich, dieses weder zu besorgen, noch zu verschicken. Ja, dann die Stumpen-Frage, ich bin noch nicht dazu gekommen, mich ernstlich danach umzusehen. Da ich der italienischen Sprache nicht mächtig bin, ist es natürlich bedeutend schwerer als wie in Frankreich, anständige Waren einzukaufen. Jedenfalls habe ich davon Kenntnis genommen und werde mal sehen, was sich machen lässt. – Was Oel betrifft, so habe ich schon wieder einen Kanister von über 6 Liter stehen und warte nur auf die Gelegenheit, dass ich ihn fortbekomme. Leider ist es nicht so einfach, das Zeug fortzubekommen. Citronat ist nicht zu bekommen und Rosinen konnte ich bekommen, waren mir aber viel zu teuer, sie waren zwar wunderbar, kosteten aber ca. 3 RM per Pfund. Die Möglichkeit, Schokolade zu kaufen, besteht, lehne es aber ab, da man hierfür für meine Begriffe Fantasiepreise zahlen muss. Strümpfe habe ich auch noch nicht gekauft, war schon mehrere Male beim Handeln, habe mich aber bisher noch nicht entschließen können. Im Übrigen gibt´s hier auch nur fast ausschließlich hauchdünne Strümpfe. Die rein seidenen Strümpfe kosten 4 – 5 RM. Die benötigten Größen-Nummern habe ich vergessen, nehme aber an, dass es 8 ½ ist. So, nun glaube ich, sämtliche Eure Wünsche durchgesprochen zu haben und möchte für heute hiermit Schluss machen. – Ich glaube schon, dass Ihr froh seid, dass der grässliche Winter auch in Deutschland sein Ende gefunden hat. Wir haben seit dem 1.4. schon unsere Tropen-Bekleidung an und sind schon ganz nett von der Sonne gebräunt. Die Sonne ist doch was Herrliches. Man kann schon verstehen, dass die Urvölker und noch heute die primitiven Völker der Urwälder in der Sonne einen Gott erblicken. Im Übrigen muss ich immer wieder erwähnen, dass die Landschaft hier wunderbar ist. Es gibt hier alles in einer Jahreszeit, was die Wandernden und die Erholungsbedürftigen in der Heimat suchen: Sonne, klare reine Luft, Wasser und sogar Schnee. Auf unserem Gebäude ist seit einiger Zeit ein Dachgarten eingerichtet, wovon man einen herrlichen Ausblick in die Umgegend und auf´s Meer hat. Der Blick ist so großartig, dass man diesen gar nicht in Worte kleiden kann. Man muss es selbst erleben und auf sich einwirken lassen, um es zu verstehen. – Gesundheitlich fühle ich mich ausgezeichnet, habe allerdings seit einiger Zeit ein etwas blutunterlaufenes Auge, rührt scheinbar von einer Erkältung her, verursacht mir allerdings keine Schmerzen. - So, wollte Euch noch mitgeteilt haben, dass Ihr mit einer Abgabe der mitgeschickten Sachen an andere vorsichtig sein müsst, da ich einige Artikel, wie z. B. Muskatnüsse, sehr wahrscheinlich nicht wieder beschaffen kann. – Ich glaube, nun genug geschrieben zu haben und möchte schließen, da sich bei mir auch eine Müdigkeit einstellt. Zudem ist es gleich 10 Uhr und das ist für uns der Zapfenstreich. – Eine Bitte hätte ich allerdings noch an Euch zu richten, nämlich, dass Ihr mir mal wieder laufend Plätzchen schickt. Wenn auch nur 100 gr. verschickt werden dürfen, dann schickt Ihr eben öfter, und wenn die 100.Gramm-Grenze mal überschritten wird, wird´s auch nicht schlimm sein. Sind die Plätzchen einmal beim Postamt angekommen, werden sie auch weiter befördert. – Nun empfangt zu guter Letzt die herzlichsten Grüße von Eurem (handschriftlich:) Albert

23.4.1942                                                                                                              Meine Lieben! Für heute will ich Euch schnell noch einige Zeilen schreiben. Zunächst kann ich Euch die Ankunft von 2 Karten mitteilen, worauf Ihr mir bestätigt, dass die 2. Kiste Apfelsinen angekommen ist. Dass die Hälfte faul war, ist natürlich ein Pech. Der Transport hat zu viel Zeit in Anspruch genommen und zudem ist die Zeit auch schon zu sehr vorgeschritten. Die nächste Ernte, die Anfang Mai kommt, soll zwar nicht so gut sein, werde aber höchstwahrscheinlich trotzdem einige Kisten auf den Weg nach dort bringen. Nach meiner letzten Mitteilung habe ich ferner nach dort verschickt: am 18.4. 1 P. Zimt (12 Tütchen) á 13,5 Pf., i P. mit 10 Muskatnüssen á 27 Pf. – Ihr seht, dass ich die Nüsse um die Hälfte teurer eingekauft habe als voriges Mal, am 21.4. 2 P. Tabak u. heute 1 P. Tabak. Da die Urlaubssperre aufgehoben ist, sind zwei Kameraden von mir in Urlaub gefahren. Dem einen, namens Gerwin aus Neheim, habe ich 1 Paket mit Apfelsinen und 2 Paar Strümpfe mitgegeben. Die Strümpfe kosten pro Paar 3,59 RM. Dem anderen Kameraden, - (handschriftlich eingeschoben) Horn, Sundern, - gab ich heute ein Päckchen mit Apfelsinen u. einigen Zitronen mit. Hoffentlich werden sie nicht so gedrückt, dass sie wiederum faul ankommen. Solltet Ihr von den Muskatnüssen u. dem schlechten Pfeffer etwas übrig haben, so könnt Ihr meinetwegen Onkel Paul etwas abtreten. Im Übrigen gebt an andere nicht zu viel ab, da auch hier einige Artikel sehr knapp werden. Außerdem werde ich in der nächsten Zeit kaum Gelegenheit haben, Euch etwas zu schicken, da ich zu einem Lehrgang kommandiert werde. Ebenso werde ich weniger schreiben können, da mir dazu die Zeit fehlen wird. Na, es ist aber nur vorübergehend. Morgen werde ich eine Fahrt nach Taormina, am Etna (!?) gelegen, mitmachen, wonach ich mich immer schon gesehnt habe, sie zu sehen. Lasst mich nun schließen und empfangt einstweilen herzliche Grüße von Eurem (handschriftlich) Albert (handschriftlich angefügt:) Beiliegende Karten (zwar weniger schön) legt bitte zu den anderen.

3.5.1942 (handschriftlich, kaum zu entziffern)                                                     Meine Lieben! Emmy´s Karte vom 14.4. u. Brief v. 26.4. habe ich erhalten. Besten Dank. Wie ich Euch schon schrieb, werde ich in nächster Zeit nicht mehr viel schreiben können, da ich zu einem Lehrgang kommandiert bin. Aber es ist ja nur vorübergehend und ich werde später alles nachholen. Zudem höre ich auch, dass Ihr mit Waren ziemlich gedeckt seid. Briefumschläge kann ich zwischendurch mal schicken; der Preis beläuft sich auf 2,70 M pro 100 Stück. Das Oel ist natürlich von allen meinen Kameraden als gutes Oel gekauft worden. Da ich vorerst überhaupt keine Gelegenheit mehr haben werde, größere Teile zum Versand zu bringen, habe ich inzwischen 2 Kanister mit Oel jemand anderem überlassen in der Absicht, mir in einigen Wochen einigen anderen zu besorgen. Den gewünschten Klebestreifen kann ich leider nicht schicken, da ich einen solchen nicht auftreiben kann. Ebenso wie Helmut so werde auch ich vor Ende des Jahres nicht mehr mit Urlaub rechnen können. Vor einigen Tagen war ich zum ersten Mal am Mittelmeer baden. So schön die Wellen auch sind, aber das Wasser ist widerlich salzig, sodass das Freienohler Strandbad doch vorzuziehen ist. Nun will ich meine Zeilen für heute beenden. Gesundheitlich fühle ich mich ausgezeichnet und hoffe von Euch allen im Haus dasselbe. Ich verbleibe auch mit den herzlichsten Grüßen Euer Albert

7.5.42 (wieder handgeschrieben)                                                                        Meine Lieben! Ganz herzlich möchte ich Euch die Bestätigung Eurer Briefe v. 29.4. (Vater) u. 1.5. (Emmy) mitteilen, sowie die Ankunft des Päckchens mit Plätzchen. Sage für alles herzlichen Dank. Von den Neuigkeiten in Freienohl habe ich Kenntnis genommen. Teilt mir weiterhin alles Neue mit, da ich mich dafür interessiere. Wie ich aus meinem Versandnachweis ersehe, sind bis auf 1 Päckchen Zimt u. 1 Päckchen Tabak, die aber inzwischen vielleicht auch schon angekommen sind, alle versandten Päckchen eingetroffen. Was mein(en) Wunsch betrifft, so schickt bitte 1 Päckchen mit Plätzchen (ca. 1 – 2 (?) an folgende Adresse eines Kameraden: Gefr. Heinrich Gerwin, Neheim / Ruhr, Jägerstr. 2. Dieser hat auch z.Zt. Urlaub und wird am 26. o. 27.5. wieder von Deutschland abfahren und kann das Päckchen für mich mitnehmen. Nun genug für heute. Seid herzlichst gegrüßt Euer Albert

21.5.42 (handgeschrieben)                                                                                   Meine Lieben! Vor dem Schlafengehen noch schnell ein paar Worte. 3 kleine Päckchen mit Gebäck u. das große Paket von dem Kameraden Horn habe ich erhalten. Ferner habe ich in letzter Zeit einige Briefpost von Euch bekommen (heute 1 Brief von Vater v. 16.5. u. 1 Karte von Emmy). Zur Freude höre ich, dass Senta wieder wohlauf ist. Mir geht es soweit auch gut, werde in nächster Zeit mal wieder mehr schreiben. Indem ich Euch für die Pakete u. die neuesten Nachrichten aus der Heimat herzlich danke, verbleibe ich für heute mit den besten Grüßen   Euer Albert

20.6.42 (handgeschrieben, mit Bleistift, sehr schwer lesbar)                                                                                     Ihr Lieben! Vor Abfahrt zu einer Dienstreise nach dem schönen Neapel will ich Euch schnell noch ein paar Zeilen schreiben. Gestern erhielt ich mit Freude 2 Briefe u. 1 Karte von Euch, ferner vorgestern 2 kl. Päckchen mit Plätzchen, wofür ich herzlichst danke. Wie ich aus Tante Klara´s Brief ersehe, ist Köln ja ordentlich von den Tommy´s heimgesucht worden. Die armen Menschen müssen ja mehr mitmachen wie mancher Soldat an der Front. Zum Glück haben die feindlichen Angriffe in letzter Zeit wieder aufgehört. Wie ich Euch schon schrieb, haben sie auch hier zünftig dreingeschlagen. Näheres hierüber später mündlich. Einige Bildchen von den Verwüstungen lege ich bei zur Aufbewahrung. Was Sensationen betrifft, ist ja Freienohl wirklich auf der Höhe. Solche Elemente wie Molitor´s Emil müssen natürlich verschwinden; Berufungen werden überhaupt keine Aussicht auf Erfolg haben. Wer so etwas betreibt, muss sich vorher darüber im Klaren sein, dass er das bei Aufdeckung mit dem Kopf bezahlen muss. – Mein Knie ist wieder in Ordnung und ich fühle mich im Großen und Ganzen wohl. Mit Durchfall haben wir natürlich ständig zu tun, ein paar Tage geht´s gut, aber dann setzt es wieder ein. Vielleicht liegt es an der Verpflegung, vielleicht auch am Obst, das es augenblicklich in rauhen Mengen hier gibt, oder vielleicht auch am Klima, denn es wird immer drückender. – Nun muss ich aufhören, da ich meine Reise antreten muss. Es werden einige nette Tage geben. Zu guter Letzt seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Albert

29.5.42 (handgeschrieben, mit Bleistift, sehr schwer lesbar)                               Meine Lieben! Lieber Vater, Deine beiden Briefe vom 16. Und 23.5. habe ich erhalten und sage hierfür herzlichen Dank. Ich staune, dass in Freienohl, dem kleinen Örtchen, immer wieder neue Sensationen sich ereignen. Sind noch keine Freienohler wieder gefallen? Ich fühle mich augenblicklich gesundheitlich sehr wohl. Der Dienst ist sehr streng. Man sorgt dafür, dass uns in der glühenden Sonne auf dem heißen sizilianischen Boden der Schweiß am Körper herunter fließt. Zu Eurer Beruhigung teile mit, dass ich einstweilen bei meiner Dienststelle bleibe. Aber was besagt das schon beim Kommis. Eine Verordnung höheren Ortes und man befindet sich beim Sturmbataillon in Russland oder Afrika. In diesem Fall würde ich Afrika natürlich vorziehen. Na, vorerst ist die Frage noch nicht akut. So, noch eins, inzwischen habe ich einige kleine Päckchen mit Plätzchen in das Paket vom Kameraden Horn erhalten. Besten Dank! Der Kamerad Gerwin wird übermorgen zurückkommen und das andere mitbringen. – Da ich sehr wenig Zeit habe, sei dies für heute genug. Ich verbleibe weiterhin mit herzl. Grüßen Euer Albert

7.6.1942 (mit Bleistift geschrieben, sehr schwer lesbar)                                     Meine Lieben! Zunächst herzlichen Dank für Eure letzten Kärtchen und Grüße. Ich befinde mich seit 2 Tagen im Krankenrevier und werde voraussichtlich noch einige Tage hier verbleiben müssen. Ich bin beim Sport (Stafettenlauf) gestürzt und habe außer einigen geringfügigen Hautabschürfungen eine leichte Prellung unterhalb des linken Knies davongetragen. Es ist weiter nicht schlimm. In einigen Tagen wird der Schaden behoben sein. – Wie ich aus den Zeitungen entnehme, wird ja augenblicklich wieder Westdeutschland, insbesondere Köln sehr oft von den Tommys heimgesucht. Ich bin oft von Bekannten beneidet worden wegen der Zugehörigkeit zu einer Truppe, die sich in der Etappe befindet. Es braucht mich niemand mehr zu beneiden, denn auch wir hier haben in letzter Zeit einige Feuerproben (Bombardements) überstehen müssen. Und in nächster Zeit ist das Schlimmste zu erwarten. Es besteht auch durchaus die Möglichkeit, dass wir alle noch mit der Waffe in der Hand gegen den Feind – vielleicht im Osten – antreten müssen, um ihn endgültig niederzuringen. Wenn ich die Altersgrenze nicht überschritten hätte, würde ich, glaube ich, mich wohl dazu entschließen, mich zum fliegenden Personal zu melden. Über meine jüngsten Erlebnisse später mündlich, - Ich hoffe Euch alle noch gesund, insbesondere auch Senta. Und seid für heute herzlichst gegrüßt von Eurem Albert   (am Rand:) Das Paket vom Kameraden Gerwin habe ich erhalten, besten Dank.

15.6.42 (handschriftlich mit Bleistift) Ihr Lieben! In der Anlage übersende ich einige Fotos mit der Bitte, sie genau wie die anderen aufzubewahren. Gestern erhielt ich eine Karte v. 10.6. von Emmy. Sonst geht´s mir noch gut, hoffe von Euch dasselbe. Dies in Eile, herzlichst Euer Albert (auf der Rückseite:) Heute werde ich 2 Päckchen mit je 1 Paar Strümpfe abschicken. Kostenpunkt 2,70 RM per Paar. A.

26.6.1942 (Schreibmaschine geschrieben, d.h. gut lesbar) Meine Lieben! Soeben komme ich vom Baden und will Euch noch einen kleinen Brief schreiben. Es war mal wieder ein heißer schwüler Tag. Die Schwüle scheint jetzt zu beginnen und steigert sich bis zum höchsten im Juli und August. Das Strandbad, in dem ich heute war, ist sehr nett, und ganz besonders schön finde ich das Baden im Meer mit seinem Wellengang. Augenblicklich habe ich wieder des Öfteren Gelegenheit, hinaus zum Baden zu fahren. – Den Brief von Mutter vom 15.6. habe ich heute erhalten, ebenfalls gestern 2 Päckchen mit Plätzchen. Besten Dank! Von meiner Dienstfahrt nach Neapel bin ich vorgestern zurückgekommen. Die Dienstfahrt habe ich mit einer Vergnügungsfahrt verbunden, mein Chef hatte mir dieses gestattet. Ich bin nach Pompeji gefahren und habe mir die ausgegrabene Stadt angesehen. Sie war kurz nach Christi Geburt infolge eines Ausbruchs des Vesuvs mit einer 12 Meter hohen Ascheschicht verschüttet worden. Erst im 16. / 17. Jahrhundert hat man sie entdeckt und ist heute fast vollständig ausgegraben. Es war für mich sehr interessant. Ferner habe ich den Vesuv bestiegen, ich kann nur sagen, ein einmaliges Erlebnis. Man kann fast bis an den Krater, ca. 1200 Meter hoch, mit einer Seilbahn fahren. Die letzten Meter habe ich per pedes erklommen. Der Vesuv ist seit 2 Jahren wieder in Tätigkeit und ich habe direkt an dem ausspeienden Loch gestanden. Die glutheißen Dämpfe werden unter ungeheurer Atmosphäre mit erstickendem Schwefelgeruch aus dem Loch gestoßen. Auch dieses ist für mich ein unvergessliches Erlebnis. Die schöne Stadt Neapel habe ich eingehend besichtigt, einige Fotos liegen zur Aufbewahrung bei. Einige Serienbilder brachte ich schon gestern auf den Weg nach dort auf den Weg. – Im Übrigen geht es mir wie immer recht gut. Durchfall muss allerdings hin und wieder in Kauf genommen werden, es ist eine allgemeine Krankheitserscheinung der Soldaten hier unten im Süden. Nun will ich für heute meine Zeilen beenden. Indem ich Euch alle gesund hoffe (hoffe: handgeschrieben, darunter: wünsche: durchgestrichen), seid aus dem ewig sonnigen Süden recht vielmals gegrüßt von Eurem (handschriftlich sehr groß:) Alberrt

Uffz. A. Helnerus 3.7.42 (handgeschrieben mit Bleistift, 4 Seiten)                     Meine Lieben! Gestern erhielt ich Emmy´s Brief vom 22.6. u. heute Vaters Brief v. 27.6. u. 1 Päckchen mit Plätzchen, wofür ich herzlichst danke. – Von den Freienohler Neuigkeiten habe ich Kenntnis genommen und mich sehr darüber gewundert. Man sieht, dass sich in dem kleinen Örtchen immer wieder etwas ereignet. Zunächst zum Verkauf der Schützenhalle. Natürlich hat solch ein Verkauf Vor- und Nachteile. Aber nach genauer Abwägung des Für und Wider bin ich der Meinung, dass der Verkauf der Halle sich für uns Freienohler als günstig auswirken wird. Auf der einen Seite ist es schade, eine solche schöne Halle, und vor allen Dingen das einzigartig idyllisch gelegene Gelände herauszugeben. Es ist aber falsch und es wirkt sich zu großen Nachteil aus, wenn man beständig an der Tradition hängen bleibt. Es hemmt den Fortschritt. Was die Frage der Zukunft als Kurort betrifft, so dürfte diese minimale Industrialisierung der zukünftigen Entwicklung als blühender Kurort keinen Abbruch tun. Ein Ort steht erst dann in voller Blüte, wenn er neben einem umfangreichen Fremdenverkehr noch eine gute Industrie besitzt. Und diese Möglichkeit besteht, denn es ist nicht unbedingt erforderlich, dass ein Erholungsort 110 %tig frei ist von jeglicher Industrie. Zudem bringt die Halle zur Kriegszeit nicht nur nichts ein, sondern frisst auch noch Zinsen, die sich zu einem großen Schuldkapital anhäufen. An eine Schützenhalle werden wir schon wieder dran kommen. – Nun zu mir. Wie Ihr schon aus dem Absender ersehen habt, bin ich mit Wirkung vom 1.7. zum Unteroffizier befördert worden. Braucht nun nicht zu denken, diese Beförderung hätte stattgefunden, vielleicht aufgrund einer freiwilligen Herausforderung zu einem Sturmbataillon. Ich befand mich schon im Lehrgang, als die Frage der Bw. (?) Sturmbataillone akut wurde. Den Lehrgang habe ich auf Anraten meines Chefs mitgemacht. Bei meiner körperlichen und geistigen Verfassung war es für mich nicht schwer, ihn mit „gut“ zu bestehen. Und so hat man mich für hiesige Verhältnisse in gewissermaßen kurzer Zeit zum Unteroffizier befördert. Ich werde auch solange wie eben möglich hier gehalten werden. Sollte ich mal fortkommen, werde ich versuchen, meinen Zivilführerschein auf Militärführerschein umgeschrieben zu bekommen und dann werde ich eben Kraftfahrer. Ich habe heute Antrag auf Kriegsbesoldung gestellt und dabei den Wunsch geäußert, die Beträge (ca. 70 – 80 RM monatlich auf das Konto 29 der Amtssparkasse Freienohl zu überweisen. Lieber Vater, kannst Du der Kasse gelegentlich mitteilen, die Beträge jeweils meinem Sparguthaben zuzuschreiben? Ich brauche eigentlich meine Steuerkarte, könnt ja mal sehen, ob ich sie zu Hause habe und wenn Ihr sie finden solltet, könnt Ihr sie mir zuschicken. – Ich habe bei einem Kameraden wieder Fotos hergestellt, welche Euch vielleicht in einigen Wochen zugehen werden. (Name: Hackstein, per Nachname). – Nun lasst mich bitte für heute schließen, werde in einigen Tagen wieder etwas von mir hören lassen. Euch weiterhin gesund wünschend, grüßt für heute herzlichst Euer Alber

15,7,1942 (Schreibmaschine geschrieben)                                                              Ihr Lieben! Will Euch heute Abend schnell noch einige Zeilen schreiben. Zunächst bestätige ich den Empfang von einigen Karten, Briefen und Päckchen. Sie sind alle in den letzten Tagen angekommen und sage hierfür herzlichen Dank. Die Päckchen kommen alle wohlbehalten hier an. Da wir unsere Nachmittagsverpflegung am Abend restlos verzehren, kann ich sie am nächsten Morgen sehr gut gebrauchen. Ich wusste schon, dass von der Heimat zur Front monatlich 1 Zweipfundpäckchen geschickt werden darf, aber ich konnte bisher noch keine Marke für den Versand von unserer Kompanie bekommen. Sobald solche angegeben werden, werde ich Euch eine zuschicken. Mandeln sind – glaube ich – etwas teurer geworden, werde Euch bei nächster Gelegenheit mal wieder 1 kg schicken. Wie steht es mit Oel? Wenn Ihr mal wieder was haben wollt, (es ist zwar nicht die beste Sorte), dann müsst Ihr es mir mitteilen. Vielleicht besteht auch mal die Gelegenheit, den leeren Kanister durch einen Urlauber oder durch Feldpost nach hier zurückzuschaffen. – Hier scheint ewig die Sonne und eine große Schwüle ist eingetreten, die sich noch immer mehr steigern wird. Ich glaube, dass wir 50 Grad Hitze im nächsten Monat erreichen werden. Ich gehe sehr viel baden am Meer und die Sonne schadet meiner Haut nicht mehr, da sie schon ziemlich braun ist. - Helmut wird doch sicher auch mal bald auf Urlaub kommen, aber, wie ich höre, werden im Osten Platzkarten ausgegeben und solche werden bei den einzelnen Kompanien Raritäten sein. – Ich will nun dieses Briefchen beenden. Ich wünsche Euch weiterhin alles Gute und im Besonderen auch der kleinen Senta und verbleibe für heute mit den herzlichsten Grüßen Euer (groß handgechrieben:) Albert (darunter:) Emmy, wenn Du mal wieder weiße Briefumschläge haben willst, musst Du es mir mitteilen. D.O. (Dein Onkel?)

28.7.1942 (Maschine geschrieben)                                                                      Meine Lieben! Da Ihr schon einige Zeit nichts mehr von mir gehört habt, will ich Euch heute Abend schnell noch ein paar Zeilen schreiben. Zunächst meinen herzlichsten Dank für das Paket, welches der Kamerad Horn aus Sundern mitgebracht hat. Um es besser im Koffer verpacken und transportieren zu können, hatte er es geöffnet. Ich habe erhalten: die Aktentasche, 1 Dose Leberwurst, 1 Stück Dauerwurst und eine große Mehltüte mit Plätzchen. All diese Sachen konnte ich sehr gut gebrauchen. – Ich lege diesem Brief eine Zulassungsmarke für ein 2-Pfundspäckchen bei und könnt Ihr mir in einiger Zeit mal wieder ein Päckchen mit Plätzchen schicken. Emmy´s Brief vom 17.7. habe ich gestern erhalten. Leider bietet sich nicht oft eine Gelegenheit, einem Urlauber ein Päckchen mit nach Deutschland zu geben, da die meisten zu sehr behangen sind. Ich würde Euch sonst des Öfteren Obst schicken. Das letzte ist von einem Fräulein unserer Abteilung mitgenommen worden. Die Zeit der Pfirsiche ist nun vorbei, aber nun beginnt die der Weintrauben. Wir lassen uns diese schönen Dinger täglich munden. Anschließend werden es Bananen geben, worauf wir uns schon sehr freuen. Ihr seht, die Ernte nimmt hier kein Ende. Wir sind allerdings genügend darüber belehrt worden, wie wir mit dem Obst umzugehen haben. - Gesundheitlich fühle ich mich augenblicklich wie ein Fisch im Wasser. Auch Euch hoffe ich noch bei bester Gesundheit. Seid nun für heute herzlichst gegrüßt Euer (groß handgeschrieben:) Albert   (darunter mit Schreibmaschine:)   In den nächsten Tagen will ich mal wieder Briefumschläge schicken, 100 Stück kosten hier 2,70 RM.

9.8.1942 (Schreibmaschine geschrieben) Meine Lieben! Emmy´s Karte vom 3.8. dankend erhalten. Ich wüsste für heute nichts Besonderes zu berichten, will Euch nur einen kurzen Sonntagsgruß senden. Es ist jetzt 6 Uhr und habe gerade meinen Dienst beendet. Anschließend werde ich noch 1 Stündchen im Liegestuhl auf unserem schönen Balkon (jedes Dienstzimmer hat einen Balkon) die wunderbare, reine Abendluft genießen. Dann gehe ich noch in die Stadt und werde mir in einem Eiskaffee – mit Konzert im Freien – eine leckere Eisportion munden lassen. – Anliegend übersende ich Euch 2 Zulassungsmarken für 2 Pfundpakete. Es gibt Kameraden, die sie nicht verwenden, da ihnen ihre Angehörigen doch nichts schicken können. Ich nehme an, dass Ihr immer noch so viel Mehl, Zucker, Fett u. dergleichen habt, um einige Plätzchen zu backen. Wenn Ihr mal wieder eine Konservendose mit Wurst schickt, dann bitte – wenn möglich – keine große Dose, da der Inhalt, wenn die Dose einmal angebrochen ist, sich bei dem hiesigen Klima nicht lange hält. Die große Dose, die mir der Sunderaner mitgebracht hat, habe ich noch aufgehoben als eisernen Bestand. – Ist es nicht möglich, dass Ihr mir den leeren Oelkanister auf eine Zulassungsmarke hierher schickt, da er doch bei weitem keine 2 Pfund wiegt? – Gesundheitlich geht es mir noch sehr gut. Durchfall habe ich schon wochenlang nicht mehr gehabt. Es ist für uns Pflicht, des Nachts die Leibbinde zu tragen und die trägt sicher zu unserem Wohlbefinden bei. – Von Euch höre ich ja auch immer, dass Ihr noch wohlauf seid. In der Hoffnung, dass dies weiterhin der Fall ist, sendet Euch die herzlichsten Grüße Euer (groß handschriftlich) Albert

17.8.1942 (Schreibmaschine geschrieben)                                                         Meine Lieben! Inzwischen habe ich Vaters Brief vom 7.8., 10.8 (mit Steuerkarte) u. einige kleine Päckchen mit Plätzchen – ich glaube – es waren 5 Stück und den Oelkanister erhalten. Für alles meinen herzlichsten Dank! Den Kanister hättet Ihr sauber machen können, er roch sehr stark ranzig. Ich habe ihn vorhin mit heißem Wasser ausgespült und so den Geruch ziemlich fort gekriegt. Füllt das nächste Mal bitte das Oel sofort um in Flaschen und füllt den Kanister mit kaltem Wasser, lasst ihn einige Zeit stehen u. spült ihn dann ordentlich aus. – Das Oel bekommt die hiesige Bevölkerung auch nur gegen Lebensmittelkarten u. zahlt für den Liter ca. 2,- RM. Wir Soldaten müssen es unter der Hand kaufen u. natürlich entsprechend mehr dafür bezahlen, ca. 5,- RM pro Liter. Das Oel ist nicht schlecht, müsst es nur stehen lassen, damit sich der Unrat setzt. – Wie ich höre, habt Ihr schon ordentlich Vorsorge getroffen für den Winter u. tüchtig eingemacht. Dann werdet Ihr ja den kommenden Kriegswinter noch einmal gut überstehen. Ich denke oft an die Leute in den Großstädten, die auf die zugewiesenen Rationen angewiesen sind. – Vielleicht gelingt es mir, zum Schlachtfest wieder dort zu sein. – Für heute nun genug. – Indem ich hoffe, von Euch immer gute Nachrichten zu bekommen, grüßt Euch herzlichst Euer (handschriftlich:) Albert

22.8.42 (Schreibmaschine geschrieben) Meine Lieben! Es ist heute Samstagabend und ich befinde mich noch auf der Dienststelle, da ich heute wegen der schlechten Witterung nicht ausgegangen bin. Seit langer Zeit hat es hier heute zum ersten mal wieder geregnet und soeben tobt noch draußen ein schweres Gewitter. – Mittlerweile sind wieder 2 kl. Päckchen mit Plätzchen hier eingetrudelt. Ferner erhielt ich heute Emmy´s Brief mit der Nachricht vom Tode Öls Paul. Es hat mich etwas überrascht. Fleckfieber ist eine Krankheit, die im Osten sehr verbreitet ist. Der Überträger des Erregers ist – glaube ich – die Kleiderlaus. Es ist ja schwer für den Infanteristen, sich frei von Ungeziefer zu halten. Als wir noch im Osten lagen, legte unser Kommandant größten Wert auf Truppenhygiene. Er hatte selbst primitive Badegelegenheit herrichten lassen, und waren wir verpflichtet, uns alle paar Tage zu baden. All dieses wird es wohl bei der Infanterie nicht geben und es ist daher die Gefahr, sich eine böse Krankheit zuzuziehen, sehr groß. - Waldeyers Erich ist ja nun auch der Front etwas näher gerückt. Vielleicht kommt für ihn auch mal die Stunde, wo er eingesetzt wird, denn ich glaube, dass im mittleren Frontabschnitt das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Helmut hat ja nun nicht so viel Glück, er befindet sich momentan scheinbar so richtig im Bewegungskrieg. Er muss doch sicher auch bald zur Beförderung zum Feldwebel heranstehen. – Mir geht´s noch immer ausgezeichnet, esse täglich mindestens 1 kg der leckersten Trauben. – Liebe Emmy, die gewünschten Strümpfe will ich Dir in nächster Zeit besorgen. Hast Du nicht Lust für einen weißen langhaarigen Hut mit sehr breitem Rand? Er wird hier sehr gerne von unseren Tippfräuleins gekauft. Kostenpunkt 25 – 30 RM. Oder ist die Jahreszeit für so helle Hüte schon zu weit vorgeschritten? Will nun für heute schließen, bleibt gesund und munter und seid vielmals gegrüßt von Eurem (handschriftlich) Albert

1.9.42 (Schreibmaschine geschrieben)                                                                     Ihr Lieben! Für heute mal wieder ein paar Worte. Das 2-Pfunfs-Päckchen habe ich bestens dankend erhalten. Augenblicklich bin ich besorgt, möglichst viel Oel und preiswert herbei zu schaffen. Ich werde voraussichtlich, wenn nichts mehr dazwischen kommt, in 3 Wochen in Urlaub fahren. Allerdings ist dieses schon der Urlaub für das kommende Urlaubsjahr. Ich habe lange überlegt, ob ich ihn hinausschieben soll, bin aber zu dem Entschluss gekommen, ihn sofort zu nehmen. Wenn Ihr noch etwas Besonderes wünscht, was ich Euch mitbringen soll, dann müsst Ihr mir umgehend schreiben. Ach, für Emmy sollte ich ja noch 2 Paar Strümpfe besorgen, das werde ich dieser Tage tun. So, nun genug. Euch immer wohlauf hoffend grüßt Euch für heute herzlichst Euer (handschriftlich) Albert

23.10.42 (handschriftlich mit Tinte) Meine Lieben! Soeben erhalte ich Emmy´s Brief vom 17.10. Hierfür meinen herzlichsten Dank. Zu meinem Erstaunen erfahre ich,, dass Mutters Verletzung doch strengere Formen angenommen hat. Es ist eigentlich unverantwortlich und immer dasselbe, dass Ärzte zum Schaden ihrer Patienten keine Überweisungen zu Fachärzten oder Chirurgen veranlassen. In dem Alter wäre es doch vielleicht besser gewesen, wenn der Finger gleich abgenommen worden wäre und ihr so allerhand Schmerzen erspart geblieben wären. Ich hoffe und wünsche, dass sie alles gut überstanden hat und sich keine weiteren Komplikationen einstellen werden. - Anliegend übersende ich einige kleine Fotos, die ich noch als Andenken an meine Russland-Zeit (es sind russische Typen u. Landschaftsaufnahmen) erstanden habe. Ferner übersende ich beiliegend 2 Feldpost-Zulassungsmarken zu Eurer Verwendung. Dass ich gut hier gelandet bin, habe ich Euch bereits in meinem vorigen Brief (?, der fehlt), den Ihr sicher inzwischen bekommen habt, mitgeteilt. - Mein früherer Mitarbeiter, ein Oberfeldwebel, ist inzwischen nach Deutschland zu einem Lehrgang abkommandiert worden, sein Nachfolger, ein Feldwebel, soweit ich schon jetzt sehen kann, auch in Ordnung zu sein. – Nun will ich meine Zeilen für heute beenden. Ich sende Euch nebst Tante Clara recht herzliche Grüße und Wünsche der Mutter baldigste Genesung. Euer Albert (darunter) Emmy, was machen meine Fotos? Warst Du schon bei Beikars (?) ?

1.11.42 (Schreibmaschine geschrieben) Meine Lieben! Soeben habe ich Emmy´s Karte und vorgestern den Brief vom 24.10. erhalten. Herzlichsten Dank! Meine Hoffnung, dass sich dort gesundheitlich alles wieder zum Besten wenden würde, hat sich ja nicht bewahrheitet. Der menschliche Körper ist eben im Alter nicht mehr so widerstandsfähig wie in jungen Jahren. Trotzdem will ich hoffen, dass Mutter sich bei guter Pflege recht bald wieder erholt. Und Senta Scharlach? Sind denn noch mehr Scharlach kranke Kinder in Freienohl u. hat sie sie sich vielleicht durch Ansteckung im Kindergarten geholt? Auch ihr wünsche ich recht baldige Genesung. Hier lassen wegen der vorgerückten Jahreszeit die Krankheitsfälle ein wenig nach. Lediglich haben wir in den letzten Tagen einige Gelbsuchtkranke zu verzeichnen. – Ich fühle mich weiterhin wohl, das heißt augenblicklich nicht, da wir gestern bis heute früh um 5 Uhr eine Feier innerhalb der Kompanie gehabt haben u. hierbei ordentlich einen gehoben haben, sodass ich im Laufe desheutigen Tages ein mächtiges Schädelbrummen hatte. – Beiliegend übersende ich Euch 10 Zulassungsmarken. In diesem Monat gab´s pro Mann 6 M. (Marken), 4 habe ich geschenkt bekommen. Bisher hatte ich noch immer Plätzchen vom Urlaub, gehen aber allmählich zur Neige. Augenblicklich habt Ihr ja sehr viel Arbeit u. Sorge, später könnt Ihr mir ja mal wieder ein Paket mit Plätzchen schicken. Gewürze, wie Muskatnüsse, weißer Pfeffer usw. kann ich nicht mehr auftreiben, dies könnt Ihr auch Onkel Paul mitteilen. – Indem ich nun zum Schluss nochmals Mutter und Senta baldige Genesung wünsche, verbleibe ich weiterhin in Herzlichkeit Euer (ganz groß handschriftlich) Albert

4.11.1942: Sterbetag seiner Mutter

21.11.42 (4 Seiten mit Bleistift handgeschrieben, sehr schwer lesbar)               Meine Lieben! Am heutigen Abend will ich Euch den versprochenen Brief schreiben und Euch ein wenig von meinem neuen Standort und Unterbringung erzählen. Ich sagte Euch schon zu Hause, dass wir vor einer Verlegung stünden und ich auf der Rückfahrt sehr wahrscheinlich weiter zu de dem neuen Standort fahren müsste. So ist es auch gekommen! Konnte ich schon früher zweimal anlässlich von kurzen Dienstfahrten den so wunderschön gelegenen Ort Taormina bewundern, so lerne ich ihn jetzt in seiner vollen Pracht und Herrlichkeit kennen. Ich glaube, ich finde nicht die richtigen Worte, um die Naturschönheiten dieser Gegend wahrgetreu schildern zu können. Dies muss man selbst erlebt haben, durch eine Schilderung wird man – selbst wenn man eine starke Vorstellungskraft besitzt, nicht das richtige Bild gewinnen. In diesem Dörfchen, das auf halber Höhe eines durch tiefe Schluchten zerklüfteten Bergriesen gebaut ist, liegt an sehr günstiger Stelle ein Hotel namens „Paradiso“. Auf der dritten Etage in einem Zimmer mit fließendem warmen und kalten Wasser, Dampfheizung, einer freundlichen Tapete an der Wand, Linoleum auf dem Fußboden, einen großen Schrank in der Ecke, kleinem Tisch und bequemem Klubsessel in der Mitte, zwei gut federnden sehr hübschen Kirschbaumholzbettchen und Balkon zur Meerseite wohne ich augenblicklich mit einem Kameraden. Leider werden wir in den nächsten Tagen einen weiteren Kameraden hinzunehmen müssen, sodass alles etwas beengt wird. – (Wikipedia zeigt Taormina und Paradiso von heute – 2018 - ) – Ein Blick vom Balkon morgens um 7 Uhr: Die Sonne lässt schon ihre warmen Strahlen auf uns hinab. Vor mir geht´s einige hundert Meter an schroffen Felsen hinunter bis zum Meer. Ganz unten schlängelt sich am Felsenrand entlang die Eisenbahn. Das Meer schimmert unter der Wirkung des Sonnenlichtes und der Wolken mal tiefblau, mal heller, mal silbrig. Niedliche Segelboote und andere ziehen schon frühmorgens friedlich dahin. Zur linken Hand vor mir der sehr gut gepflegte mit hübschen Blumen gezierte Stadtpark. In ihm kann man einige sehr seltene zoologische Tiere bewundern. Ferner bietet sich für Sport-Begeisterte auf einigen Plätzen Gelegenheit zum Tennisspielen. Anschließend eine Menge von Villen inmitten von reizenden Gärtchen mit Palmen, Zypressen und anderen subtropischen Gewächsen gelegen. Von unten windet sich in selten serpentinischer Art die Straße hinauf. Der Blick nach rechts ist ein phantastischer. Der Riese Ätna zeigt sich ganz nahe im vollen Glanz. Seine mit Schnee bedeckte Kuppe zeichnet sich scharf am blauen Himmel ab. Die fast immer scheinende Sonne trägt ihrerseits zu dem sich weithin wiederspiegelnden Glanz bei. Taormina ist ein Ort, wo zu Friedenszeiten Tausende von reichen Leuten ihre Ferien verbringen. Von den Einwohnern sind ca. 80 % Deutsche, die angesichts der vielen Naturwunder wohl hier hängen geblieben sind. Sie fristen ihr Dasein durch gut gehende Geschäfte in den verschiedenen Branchen. So, nun genug! Lasst bitte bei Verwandten u. Bekannten von diesen meinen Ausführungen nicht so viel verlauten, da es der Neider sehr viele gibt. Sonst verbleibe ich weiterhin mit den herzlichsten Grüßen Euer Albert (An Rand:) Da Tinte auf diesem Papier sehr leicht ausläuft, habe ich mit Blei geschrieben, entschuldigt dieses aber. (Danke! Ach so! notiert der Abschreiber. Und: 1940! Mitten im Zweiten Weltkrieg von der Besatzungsmacht geschildert, nicht von den Werbe-Bildern und Werbe-Textern in Wikipedia um 2018.- Und: im Brief kein Wort vom Tod seiner Mutter, von einem – möglichen? – Heimaturlaub. Doch s.u. 11.12.42.)

27.11.42 (Mit Tinte handgeschrieben.) Ihr Lieben! Für heute ganz kurz einen Gruß und die Mitteilung, dass ich die Gasmaske erhalten habe. Es ging ja sogar ohne Postwertmarken. Also liegt die Beförderung allein an der Postannahme. - An den mitgenommenen leiblichen Vorräten zehre ich noch heute und werde auch noch einige Zeit damit auskommen. Oel habe ich schon wieder hier stehen, warte auf die nächste Gelegenheit, dass ich es zum Versand bringen kann. Im Übrigen braucht Ihr Euch vorläufig noch nicht um mich zu ängstigen, wir leben hier, wie ich Euch schon mitteilte, wie im Paradies. Ich wünschte, Ihr könntet mal einen Blick in diese herrliche Landschaft tun. – Was macht Senta? – Seid nun für heute herzlichst gegrü0t von Eurem Albert

11.12.42 (mit Tinte handgeschrieben, gut lesbar) Ihr Lieben! Soeben erhalte ich Emmy´s Brief v. 3., nachdem ich vor einigen Tagen 2 Karten bestens dankend erhalten habe. Ich höre, dass Ihr das Schlachtfest beendet habt und allmählich wieder zur Ruhe kommt. Ja (unterstrichen), ich wäre gern bei diesem schönen Fest dabei gewesen; es ist ja heutzutage – in Kriegszeiten -, eines der schönsten Feste im Laufe des Jahres. Überhaupt, nachdem nun noch Helmut einen Kanister Fett geschickt hat, könnt Ihr mit Zuversicht der nächsten Zeit entgegensehen. Auch ich habe wieder Oel nach dort auf den Weg gebracht („dort“ meint immer: zuhause, eigenartig). Allerdings befindet sich das Paket mit ca. 7,5 Ltr. erst auf dem Flugplatz drüben auf italien. Festland und wartet auf den Einsatz der nächsten Flugmaschine nach München, von wo es dann weiter geleitet wird. Durch unsere Verlegung ist es besonders schwierig geworden, die Pakete zu dem Einsatzhafen der Maschinen nach Deutschland zu schaffen. Wäre ich nicht auf dieser Abteilung beschäftigt, wäre es mir unmöglich, irgendein Paket solchen Inhalts nach dort zu bekommen. Ich bin eben dabei, mir wiederum in den restlichen Dosen 7 Ltr. über Land besorgen zu lassen, um sie dann anschließend nach Hause in Marsch zu setzen. Schickt mir bitte nach Ankunft die leeren Behälter mit Hilfe der Zulassungsmarken sofort zurück. Ferner bitte ich um Übersendung von Paketkarten im nächsten Brief. Bei einer Südfrüchte-Versandfirma bestellte ich durch unsere Dienststelle für Euch 1 Kiste = 20 kg Apfelsinen und 1 Kiste = 10 kg Mandarinen, ferner für Onkel Paul an seine Adresse 20 kg Apfelsinen. Leider werden die Früchte vor den Festtagen nicht mehr dort eintreffen und habe ich auch hierfür noch kein Geld bezahlt. Überhaupt glaube ich, dass es äußerst schwierig ist, für diese Zwecke Waggons zu bekommen. Sollten sich weitere Gelegenheiten zum Versand bieten, werde ich an Euch denken. Ihr könnt ja, wenn Ihr wollt, Tante Maria und sonstigen einige abtreten, da ich für jeden keine Kiste versenden kann. – Im Übrigen kann ich Euch mein Wohlbefinden mitteilen. - Über die hiesige Gegend schrieb ich Euch schon eingehender. Ich falle immer wieder in Verwunderung über die bezaubernde Landschaft. Wenn ich bisher noch kein 100 %iger Naturfreund war, dann bin ich es bestimmt jetzt geworden. Ja, wie schön ist die Welt, wie glücklich könnten die Menschen sein, aber leider… Da mein Zapfenstreich sehr nahe rückt, muss ich meine Zeilen beenden. Ich wünsche und hoffe Euch alle bei bester Gesundheit und sage für heute recht gute Nacht Euer Albert

O.U., den 11. Dezember 1942 An dieser Stelle der Feldpostbriefe liegt ein Kuvert mit einem Brief und einer Postkarte: Kuvert: An Frau Emmy Wakdeyer,Julius Helnerus, Freienohl / Sauerland b. Arnsberg i. W. – Absender: Erich Waldeyer, 19926 a – Brief: O.U., den 11. Dezember 1942 Meine liebe Emmy! Zunächst meinen herzlichsten Dank für Dein Weihnachtspäckchen! Ich habe mich sehr darüber gefreut. Es kam schon ziemlich früh an und ich konnte dem verführerischen Anblick nicht widerstehen, so musste schon ein erheblicher Teil der Plätzchen sein Leben lassen und wurde zu Gemüte geführt. Leider kann ich mich von hier aus nicht revanchieren, aber ich hatte Irmgard bereits im Urlaub gebeten, für Senta etwas zum Fest zu besorgen. Ich hoffe, dass sie etwas Passendes findet, worüber sich Klein-Senta freut. – Inzwischen bin ich schon wieder 3 Wochen in Paradiso. Heute vor 3 Wochen fuhr ich ab Berlin und musste Irmgard mit einem lachenden und einem wehen Auge stehen lassen. Ab Reichsgrenze fuhr ich in die Schneewüste und nun kommt es einem vor, als ob es noch nie anders gewesen wäre. Das Einleben fiel mir ziemlich schwer, aber jetzt bin ich wieder drin. Nun freut man sich schon auf den nächsten Urlaub und das Ganze ist dann unser (unterstrichen) Lebensinhalt. – Am Dienstag besuchte mich überraschend Jupp Treut. Er musste einen Kranken nach …(euch?) bringen. Wir haben einige Schnäpse getrunken und im Laufe des Abends seine Frau angerufen. Sie haben sich beide sehr darüber gefreut. – Was macht Helmut und Albert? Schreiben sie Dir laufend? Wie geht es Dir, Klein-Senta und dem Opa? Ich hoffe, Ihr seid alle wohlauf. Ich kann von mir auch nur das Beste berichten. - So grüße ich Dich, liebe Emmy und wünsche Euch allen ein den Umständen entsprechendes Weihnachtsfest und wenn Ihr alle zusammen seid, dann denkt auch mal an uns hier draußen, die wir mit unseren Gedanken viel bei Euch sind. Dir, liebe Emmy, Klein-Senta, Opa und Gerta herzliche Grüße und alles Gute Euer Erich   Im Kuvert liegt eine Postkarte, auf der einen Seite der Ostergruß „Frohe Ostern“ mit Zeichnung: 2 Osterhasen + Geschenkkorb; auf der anderen Seite: Poststempel: Gelsenkirchen 1, 4.4.42 + Adolf-Hitler-Briefmarke; an: Fräulein G. Helnerus / Freienohl / …(?) / Gastwirth: Frohe Ostern und viele, viele Ostereier wünscht Dir sowie Eltern u. Geschwister : Klärchen.

18.12.42 (4 Seiten Bleistift handgeschrieben, schwer lesbar)                             Meine Lieben! Heute mal wieder einige Zeilen für Euch, nachdem ich gestern Emmy´s Karte vom 8.12. erhalten habe. Ich freue mich zu hören, dass dort noch alle in Ordnung geht und insbesondere Senta gesund und munter ist. – Nun zu den Paketen. Wie ich Euch schon schrieb, versandte ich per Flugmaschine 1 Paket mit ca. 7 ½ Ltr. und 1 kl. Koffer mit ca. 7 Ltr. Oel, ferner 1 Päckchen mit einem gebrannten Kaffee (1 kg). Das Oel stammt aus diesjähriger Ernte und – (nur nebenbei: die 1. Seite) - erscheint etwas dunkler, ist aber trotzdem nicht schlechter als das vorige. Die leeren Kanister in dem Koffer schickt bitte zurück, da ich dann weiteres besorgen werde. Ihr könnt meinetwegen an Verwandte und Bekannte was abtreten, Kostenpunkt 7,- RM, da es teurer geworden ist und somit noch einige Unkosten darauf sind. Ebenso sind die Apfelsinen versendet worden. Es besteht die Möglichkeit, dass sie, da sie die ersten sind, noch nicht so sehr süß sind. Ich schicke dann später noch einmal welche, die vielleicht süßer sind. – Teilt Onkel Paul bitte den Preis von 16,- RM für 20 kg mit, da ich an ihn auch eine Kiste abgesandt habe. – Den Kaffee hat uns unser Chef in Tunis besorgt, etwas habe ich für mich behalten, um mir auch mal einen guten zu brauen. Lieber Vater, überweis bitte hierfür an Post-Scheck-Konto Berlin 185765 für Herrn Oberst Gieche, Berlin W 15, Kairar-Allee 15: 21,20 RM (Einhundertzwanzig 20/100). - Du kannst ja der Kasse durch Scheck den Auftrag zum Überweisen geben. Meine Adresse angeben! Sind übrigens die 50,- Mark von meinem Kameraden Fw. Fegar, aus Frankfurt a. M., bei der Kasse eingetroffen? - Das Telegramm habe ich bis heute noch nicht bekommen., vielleicht hat man es mir nicht mehr ausgehändigt, weil es als erledigt betrachtet wurde. – Wenn nach den Feiertagen die Päckchensperre wieder aufgehoben ist, sendet mir mal wieder bitte Gebäck. Dass Helmut nochmal Fett geschickt hat, ist ja sehr fein. Ach so, dann würde ich Euch noch mal um etwas Zucker gebeten haben, nur, wenn es möglich ist. – Nun genug für heute Abend. Bei mir ist noch alles allright und ich verbleibe weiterhin herzlichst Euer Albert   -   Emmy, Du wolltest mir ja mal die Daten mitteilen! – (Am Rand steht kaum lesbar:) Anbei noch 4 Zulassungsmarken, die zwar aneinander geklebt, aber noch zu lösen sind.

26.12.42 (4 Seiten mit Tinte handgeschrieben) Meine Lieben! Nachdem ich vor einigen Tagen Vaters Brief erhalten habe, erreichte mich heute Emmy´s Brief vom 19.12., für beide meinen herzlichsten Dank. Ich bin natürlich leicht erschüttert zu hören, dass Senta schon wieder krank darnieder liegt. Ich nehme aber an, dass sie im Allgemeinen doch gut dabei ist, dass sie auch diese Krankheit übersteht. Emmy, Du kannst mich mal umgehend und laufend – wenn auch nur ganz kurz – über ihr Befinden unterrichten. – Ferner habe ich die Verlegung Helmuts in die Stadt Stalingrad vernommen. Liebe Emmy, Du brauchst Dir nicht allzu große Sorge zu machen, denn er steht ja nicht am Geschütz und so nur mehr oder weniger den Angriffen von oben oder einem weiten Artilleriegeschoss ausgesetzt. Um nicht einem Schuss aus dem Hinterhalt zum Opfer zu fallen, wird er wohl die nötige Vorsicht walten lassen. Ich habe ihm gestern auch einen Brief geschrieben. – Lieber Vater, die Angelegenheit Schenk lass nur, wie Du schon richtig machst, ruhig laufen. (Wikipedia: Claus Graf Schenk von Stauffenberg) Allerdings, - irrst Du Dich wohl in der Meinung, dass wir 1933 (33 ist unterstrichen) ordnungsmäßig einen Konkurs angemeldet haben, das muss wohl vor Deiner Bestellung zum Geschäftsführer, also vor 1932, geschehen sein. Du bist ja eigentlich heute noch Geschäftsführer der Firma. Ich kann aber noch nicht glauben, dass ein Geschäftsführer einer G.m.b.H., wo ja selbst der Teilhaber nur für einen bestimmten Betrag haftet, über die Bürgschaft hinaus gerade stehen muss. Wenn kein Krieg und ich zu Hause wäre, würde es für mich interessant sein, mich mal wieder in diese Angelegenheit zu vertiefen. Lassen wir vorerst mal alles laufen – kommt Zeit, kommt Rat. – Vater, es stimmt schon, dass eine einzelne feindliche Maschine hier 3 Bomben mittleren Kalibers geworfen hat, ohne Schaden anzurichten. Da kann man also sehen, dass unsere Nachrichten selbst die kleinsten Angriffe per Rundfunk wahrheitsgetreu bringen. Im Übrigen seid nicht zu sehr besorgt um mich, denn immerhin befinde ich mich noch in Sizilien und nicht in Tunis. Zudem habe ich das Gefühl, als wenn man in der Heimat die Lage hier unten kritischer ansieht, als wie sie in Wirklichkeit ist. - Ich hatte schon mal wieder Gelegenheit, nach Deutschland zu fahren und zwar zu einem 14-tägigen Schiekurs in den Alpen. Mein Abteilungsleiter riet mir ab und ich habe ihm auch beigepflichtet und somit abgelehnt. Hier weiß ich, was ich hab´ und ob ich nach Absolvierung eines solchen Lehrgangs hier weiter Verwendung finden könnte, war in Frage gestellt. Einen sportlichen Lehrgang in Berlin-Spandau, die leider abgesagt sind, hätte ich ohne weiteres mitgemacht. - Am Heiligen Abend hatten wir eine gemeinsame Weihnachtsfeier. Es war sehr nett und die Bescherung war entsprechend der Masse gut. Die Küche hat sich an diesen Tagen besonders gut bewährt. – So, nun möchte ich Euch Gute Nacht sagen und Dir, liebe Emmy, verzage nicht. Es wird sich schon alles zum Guten wenden. Wie immer herzlichst Euer Albert

11.1.43: (Schreibmaschine geschrieben)                                                              Meine Lieben, ich bestätige Euch den Empfang folgender in den letzten Tagen erhaltene Briefe: vom 22.12. (Vater), 26.12. u.1.1. (Emmy) und heute eine Karte vom5.1.; für alle meinen herzlichsten Dank. Die Ankunft des Kaffees habe ich vernommen, inzwischen wird auch wohl das Oel (2 Pakete), welches mit gleicher Maschine nach Deutschland ging (Flugzeug), angekommen sein. Liebe Emmy, ich würde ja gern des Öfteren Kaffee schicken, aber leider wird es wohl das letzte Mal gewesen sein, denn unser Oberst, der hin und wieder nach Tunis flog, kann keinen mehr besorgen. Hoffentlich haben die Apfelsinen u. Mandarinen, die ich auch vor Weihnachten absandte, die lange Reise vertragen können. Bei nächster Gelegenheit werde ich wieder welche nach dort auf den Weg bringen. Obwohl hier so allerhand Manufakturwaren oder sonstige Artikel zu kaufen sind (allerdings für sehr hohe Preise), ist es wohl am besten, wenn ich Euch solch etwas Essbares schicke, damit Ihr Euch mal richtig von diesen Dingen satt essen könnt. Ob ich nicht Tante Maria nicht auch mal eine Kiste zukommen lasse? Da es in Deutschland im Februar noch sehr kalt ist, besteht allerdings die Gefahr des Erfrierens. - Im Übrigen freue ich mich mit Euch, dass von Helmut wieder Nachricht da ist. Es ist schon so, dass man nicht gleich das Schlimmste annehmen soll, denn meistens trägt die Postbeförderung die Schuld, besonders vor solchen Tagen. Auch hier treffen jetzt noch Päckchen ein, die im November aufgegeben sind, u. Briefe von Mitte Dezember, während die reguläre Beförderungsdauer 1 Woche beträgt. - Auf das angekündigte Päckchen freue ich mich schon, da ich augenblicklich wieder was gebrauchen kann. - Da ich noch weitere Brief zu schreiben habe und ich diese noch einem Urlauber (die Urlaubssperre ist seit einigen Tagen aufgehoben) mitgeben will, muss ich für heute meine Zeilen beenden. Für mich wird vorerst Urlaub nicht in Frage kommen, werde aber mal sehen, dass ich in einigen Monaten mal die Filmkuriere nach Berlin fahren kann und bei dieser Gelegenheit 3 Tage zu Hause sein kann. Die Kuriere, die fast wöchentlich fahren, haben die Aufgabe, für das Korps die neuesten Filme von Berlin zu holen. - Nun zuletzt wünsche ich Euch alles Gute u. Senta weiterhin bestes Wohlergehen. Herzlichst (handgeschrieben:) Albert

25.1.43: (Schreibmaschine geschrieben) Meine Lieben! Emmy, soeben erhalte ich Deinen Brief v. 19., nachdem ist gestern Deine Karte erhalten habe. – Es ist natürlich sehr ärgerlich, dass gerade die Kiste Apfelsinen (20 kg, während die Mandarinen nur 10 kg betrugen) nicht angekommen ist. Ehe ich reklamiere, will ich erst noch mal abwarten, vielleicht könnte sie noch ankommen. Mit der Kiste für Onkel Paul geht´s diesmal in Ordnung, ich hatte sie so bestellt. Es führt so leicht zu Verwechslungen bei den hiesigen Exportgesellschaften, wenn man zur gleichen Zeit so ziemlich gleich lautende Adressen aufgibt. Das Volk ist ja hier so blöde und ziemlich schwer von Begriff. Wie gesagt, ich will noch mal eine Nachricht von Euch abwarten, bevor ich reklamiere, zudem verspreche ich mir auch nicht viel von einer Reklamation. Augenblicklich findet – wohl wegen der Kälte in Deutschland – kein Transport statt. Sobald wieder ein Waggon geht, werde ich wieder 2 Kisten zu Euch u. 1 Kiste zu Tante Maria versenden. - Übrigens, soeben ist auch das Paket angekommen. Es sieht zwar sehr mitgenommen aus, ist aber noch alle drin. Wie ich in der Eile feststellen kann: 2 Dosen, 1 Wurst u. Plätzchen. Meinen allerherzlichsten Dank dafür. Es wird mal wieder ein Leckerbissen für mich sein. – Gestern Nachmittag hatte ich dienstfrei und habe mal einen ausgedehnten Spaziergang gemacht. Bei dieser Gelegenheit machte ich eine Kahnpartie in die Grotten der Isolo Holo, eines sagenumwobenen, mächtigen aus mehrtausendjährigen Lavagesteinsmassen bestehenden Felsblockes. Es war mal wieder ein kleines Erlebnis für mich. – Mit einer Versetzung von hier brauche ich vorläufig nicht zu rechnen und über den Bach nach Tunesien komme ich auch nicht, sodass Ihr Euch vorerst meinetwegen keine Sorge zu machen braucht. - Da ich eilig bin, will ich es heute für genug sein lassen. Empfangt nun viele liebe Grüße von Eurem (handgeschrieben) Albert (darunter Maschine geschrieben) Gerta kann auch einen recht freundlichen Gruß an Herrn Lenzen übermitteln.

1.2.43: (Schreibmaschine geschrieben)                                                                    Ihr Lieben, zunächst herzlichsten Dank für Emmys Brief vom 24.1. Sodann sollen diese Zeilen zugleich als ein Zeichen dafür dienen, dass ich immer noch da und wohlauf bin. Ihr werdet sicher schon gehört und gelesen haben, dass die Luftangriffe auf das hiesige Gebiet in verstärktem Maße zugenommen haben. Insbesondere Messina ist in den letzteren Tagen sehr mitgenommen worden. Ihr braucht Euch um mich nicht so sehr zu ängstigen, da ich doch nicht mehr in dieser Stadt, sondern in einem kleinen Ort inmitten der Gebirge bin. Und in diesen Ortschaften liegt weniger das Interesse des Feindes als vielmehr in den größeren Städten Siziliens. Ich werde des Öfteren kürzere Grüße und Lebenszeichen von mir hören lassen, um Euch eine Unruhe zu ersparen. Von den neuen Blutopfern Freienohls habe ich Kenntnis genommen und war sehr erstaunt. Hoffen wir, dass Helmut diesen Winter gut übersteht! Ich persönlich bin nun der Meinung, dass wir die größere Hälfte dieses Krieges überschritten haben und sobald es die Witterung erlaubt, auf beiden Seiten die letzten Trümpfe – und sei es die allerschlimmsten – aufgespielt werden (korrekt abgeschrieben). Und in diesem letzten Ringen glaube ich, dass wir dennoch Sieger bleiben, da wir unter keinen Umständen verlieren dürfen. Beruhigend höre ich von Euch, dass dort alles in Ordnung geht und auch Senta wieder munter und lebhaft ist. – So, nun sendet Euch die allerherzlichsten Grüße Euer (handschriftlich) Albert

4.2.43: (Schreibmaschine geschrieben)                                                               Meine Lieben, soeben erhalte ich das Geburtstagspaket mit Plätzchen und Zucker. Vor einigen Tagen erhielt ich bereits das Paket mit der Wurst und den 2 Dosen. Für beides herzlichsten Dank! Ebenso habe ich vorgestern den Koffer mit 3 Dosen u. gestern den großen Kanister u. 2 Büchsen erhalten. Ein Glück, dass sie vor der Päckchensperre noch abgesandt sind. – Heute ist wieder ein herrlicher Tag. Ich nehme fast täglich des Mittags ein Sonnenbad. Die Mandelbäume stehen hier bereits in voller Blüte. Einige Wochen weiter u. alles wird in bezaubernder Blütenpracht sein. – So, nun beginnt mein Dienst wieder, die Mittagspause ist zu Ende. Herzliche Grüße Euer (handgeschrieben) Albert

12.2.43: (Postkarte im Kuvert, Maschine geschrieben)                                             Ihr Lieben, habe gerade Eure Kartengrüße gerade dankend erhalten und möchte sie sofort herzlichst erwidern. Ich kann von mir sagen, dass es mir noch ausgezeichnet geht u. Eure große Sorge um mich ist vorläufig noch nicht berechtigt, zumal für mich nicht im Geringsten die Gefahr besteht, über den Bach nach drüben zu kommen. – Als Anlage sind noch mal drei kleine Bildchen beigefügt; es sind Aufnahmen vom Balkon unseres Arbeitszimmers, eine kleine Erinnerung für mich. Nochmals herzlichst Euer (handgeschrieben) Albert

19.2.43: (Schreibmaschine geschrieben)                                                                    Ihr Lieben, vor einigen Tagen erhielt ich Emmys Brief v. 7.2. und möchte Euch hierauf einen kurzen Gruß erwidern. Da noch mehrere Apfelsinenkisten von Kameraden ihr Ziel nicht gefunden haben, ist von Seiten der Truppe eine Nachforschung nach dem Verbleib in die Wege geleitet worden. Ich habe im Moment keine Gelegenheit, weitere zu verschicken. Schade, ich hätte Tante Maria auch ganz gerne ein Kistchen zukommen lassen. Na, vielleicht wird´s doch noch! - An Oel habe ich schon wieder 12 Liter stehen und habe höchstwahrscheinlich in den nächsten Tagen Gelegenheit, dieses mit einer JU (Flugzeug, siehe Wikipedia) nach Deutschland zu geben. Von München aus wird es durch einen Soldaten unseres Korps weiter nach dort geleitet („dort“ meint schon immer: nach Hause, nach Freienohl). Es besteht allerdings seit einigen Tagen das Verbot, irgendwelche Waren, ganz gleich, ob deutschen oder italienischen Ursprungs, nach Deutschland zu versenden. Trotzdem wird es mir aufgrund meiner Beziehungen möglich sein, weiterhin meine Pakte nach dort in Marsch setzen zu können. - Tante Maria könnt Ihr ja noch etwas Oel überlassen, was sicherlich wertvoller ist als Apfelsinen. – Leider scheint die letzte Oelernte nicht besonders gut gewesen zu sein. Es ist nicht sehr klar und ich habe den Eindruck, als wenn es etwas muffig riecht. Obendrein ist der Preis um das Doppelte gestiegen und man rechnet noch mit weiterem Steigen des Oelpreises. – Emmy, mit Verwunderung vernehme ich, dass Du schon wieder mal gezwungen warst, einen Weg zum Arzt anzutreten. Es wird sicher eine Nervensache sein, hervorgerufen durch die vergangenen aufregenden Wochen. Da Du so sehr gefühlvoll bist, musst Du mit aller Energie versuchen, Dich von den Gedanken frei zu machen und Dich mit den Tatsachen abzufinden. Zwar kommen mir noch sehr oft noch die Gedanken u. führen mir die ganze Tragödie vor Augen, aber ich finde immer wieder Ablenkung durch die Ferne der Heimat und den angespannten täglichen Dienst. - Also, Emmy, Mut gefasst und nicht verzagen, einmal wird die Wiese wieder grün und es beginnt ein neues Leben. Du kannst mich mal laufend über Helmuts Nachrichten sowie die Neuigkeiten in Freienohl unterrichten. - Seid nun, Du, Vater, Gerta und Sentalein wie immer recht herzlichst gegrüßt von Eurem (handgeschrieben) Albert

24.2.43: (Bleistift handgeschrieben)                                                                           Ihr Lieben, soeben erhalte ich Vaters Brief, nachdem ich gestern Emmy´s Karte v. 12.2. erhalten habe. Ich sage herzlichsten Dank! Es freut mich sehr, dass die Apfelsinen noch angekommen sind. Nach einiger Zeit werde ich bei Gelegenheit eine folgen lassen. Vor einigen Tagen habe ich an Tante Maria eine abgesandt und zwar habe ich sie einem Uffz., der ein Kraftfahrzeug nach Deutschland überführte, mitgegeben. Übrigens habe ich gestern auch von Tante Maria einen Brief erhalten. Sie scheint um einen Blusenstoff sehr verlegen zu sein, aber wahrscheinlich werde ich ihr den Wunsch nicht erfüllen können, da es mir an den nötigen Liren mangelt. Oel habe ich wieder 12 Liter stehen. Leider habe ich vor einigen Tagen die Maschine verpasst (das Flugzeug) und muss nun warten, bis die nächste geht. Die Oelpreise steigen rapide u. die Qualität ist nicht mehr die wie früher. Ihr könnt ja Tante Maria später noch mal 1 Ltr. überlassen. – Für heute sei´s nun genug. Zum Genuss der Apfelsinen wünsche ich guten Appetit! In Herzlichkeit verbleibe ich Euer Albert

28.2.43: (Schreibmaschine geschrieben, sehr blass) Ihr Lieben, für heute einen kurzen Sonntagsgruß! Bei uns ist zwar ein Tag wie der andere und wir merken kaum, dass Sonntag ist. Heute Nachmittag habe ich mal wieder meinem alten Sport, dem Fußballsport gehuldigt. Ich muss schon sagen, diese körperliche Arbeit ist ein guter Ausgleich für uns Schreiberseelen. Von Seiten der hohen Vorgesetzten wird gerne gesehen, dass in den freien Stunden Sport zur Stählung (NS-Zeit Sprache!) der Körperkraft getrieben wird (getrieben, nicht: betrieben…). So ist auf Befehl unseres Generals vor einigen Wochen eine Fußballmannschaft aufgestellt worden, und wir haben bisher in unseren Spielen nur Siege herausgeholt. Meine alte Verletzung macht mir zur Zeit keine Sorgen. Überhaupt habe ich festgestellt, dass ich meinen Kameraden trotz weit höheren Alters an Schnelligkeit, Gewandtheit u. Kraft voraus bin. Es macht sich hier meine frühere vielseitige sportliche Tätigkeit sehr bemerkbar. Ich fühle mich momentan äußerst wohl, das wohl in dem hiesigen Klima, welches mir sehr gut bekommt, begründet liegt. – Erkältungen, wie ich sie zu Hause im Winterhalbjahr ständig hatte, sind mir vollständig fremd geworden. - Soeben erhalte ich auch den Brief mit den 10,- RM und eine Karte vom 22.2., herzlichen Dank hierfür. Ihr könnt dasselbe noch zwei oder dreimal wiederholen, da ich mein deuzsches Geld auf der Rückfahrt vom letzten Urlaub durch eine günstige Gelegenheit in Lire einwechseln konnte. Aber nun bitte in 5-Markscheinen. – Anbei nochmal einige Bildchen von Taormina. – Nun seid alle nochmals herzlichst gegrüßt von Eurem (handgeschrieben) Albert /Darunter steht noch Maschine geschrieben) Das angekündigte Oel wird in den nächsten Tagen abgehen. - Ebenso hatte ich Gelegenheit für Tante Maria eine Kiste (10 kg) Apfelsinen mit nach Deutschland zu geben. Es wurde nämlich ein reparaturbedürftiges Kfz. von hier nach Deutschland überführt. So habe ich durch meine Abteilung allerhand Beziehungen und es bietet sich mir immer wieder Gelegenheit, etwas mitzugeben.

19.3.43 : (Schreibmaschine geschrieben)                                                           Meine Lieben! Emmy, Deine Briefe vom 26.2. u. 13.3. habe ich bestens dankend erhalten. Ebenso für die mir übermittelten vielen Neuigkeiten u. die 10,- RM meinen herzlichsten Dank. Ich kann noch 20,-RM gebrauchen, da es mal immer etwas in der Kantine für deutsches Geld zu kaufen gibt. – Ob und wieviel Oel Ihr an Bekannte u. Verwandte abgebt, müsst Ihr ja am besten selber wissen. Ich weiß ja nicht, wieviel Ihr verbraucht. Auf jeden Fall musst Ihr so disponieren, dass Ihr für einen gewissen Zeitraum Vorrat habt. Die Oelpreise steigen hier unaufhörlich, sodass ich sowieso erstmal meine Sendungen unterbrechen muss. Im Verhältnis zu den Fantasiepreisen, die in Deutschland für solche Raritäten gegeben werden, sind die Preise hier natürlich noch annehmbar. Meine letzte Sendung wird inzwischen angekommen sein oder in den nächsten Tagen ankommen. Die Güte des Oeles ist – glaube ich – dieses Mal nicht so wie das vorige. Ihr könnt es ja mal gleich ausprobieren u. evtl. dieses zuerst vergeben. – Ein Apfelsinenwaggon soll in den nächsten Tagen wieder nach Deutschland rollen und bestellte ich für Euch wieder 1 Kiste (20 kg). – Ach so, ich habe bei der letzten Oelsendung auch 2 Tüten Feigen verpackt. Es ist ratsam, vor dem Genuss die Feigen zu öffnen, da mal eine darunter sein könnte, worin kleine Käfer sitzen. Im Moment kann ich keine mehr kaufen, ich habe hiervon auch viele genossen, sie sind sehr süß. – Dann habt Ihr ja jetzt wieder Betrieb ins Haus bekommen. Somit besteht für Gerta wohl keine Aussicht, auch zum Arbeitseinsatz herangezogen zu werden. Oder ist es in unserer Gegend mit der Heranziehung von weiblichen Arbeitskräften noch nicht so schlimm? Sind im Zug der Schließung von Geschäften auch schon Freienohler betroffen worden? Wie steht´s mit den Wirten? Leuers Wilhelm! - Emmy, dass Du die Möbel nach Freienohl schaffst, ist unbedingt richtig. Du kannst von Glück reden, überhaupt noch solch eine Transportgelegenheit gefunden zu haben. Ich glaube nämlich auch, dass Dortmund noch mit größeren Angriffen zu rechnen hat. Der Tommy wird die starke Beanspruchung unserer Kräfte auf anderen Kriegsschauplätzen (Was für eine Vokabel! Meint der Abschreiber) auszunutzen wissen und mich wundert überhaupt, dass er dieses nicht schon früher in vollem Maße gemacht hat. Seine Luftstreitkräfte sind nämlich anderweitig kaum gebunden, sodass er sie ausschließlich auf unsere im Moment wehrlose Heimat einsetzen kann. Hoffentlich kommt mal die Zeit, wo der Spieß umgedreht wird und ihn die Vergeltung trifft. Er beabsichtigt wohl, die Bevölkerung mürbe zu machen und sie in ihrer Gesinnung, Glauben u. Willen wankend zu machen. Es ist bestimmt nicht so einfach, wenn der Tommy die Städter 5 – 10 mal täglich und wenn auch nur mit Störangriffen in den Keller schickt. Mancher nicht gefestigte Charakter wird abfällig und mürrisch werden. Vom Urlaub zurückkehrende Kameraden berichten nicht von allzu guter Stimmung in der Heimat (0der umgekehrt? …von nicht…). Hoffen wir, dass es sich an der Ostfront in den kommenden Wochen wieder zum Guten wendet. Es darf nicht wahr werden, dass das Spiel für uns (!) verloren geht, denn dann haben wir nichts Gutes zu erwarten. Wir müssten vorerst alles aufs Spiel setzen. – Euch die Lage hier unten allzu optimistisch zu schildern, wäre wohl falsch, ich sage Euch daher offen, dass durchaus die Möglichkeit besteht, dass auch unser Karabiner in kommender Zeit zu Recht (!) kommen kann. Ich glaube nämlich, auch hier unten der Feind durch eine Aktion die Entscheidung herbeiführen will. – Noch sitze ich hier auf meinem Posten fest im Sattel, aber über Nacht kann auch ich versetzt sein zu einer anderen Front. Eine Austauschaktion durch Frauen ist wieder in vollem Gange. Die Jüngeren bis Jahrgang 06 sollen restlos verschwinden. Ich bin momentan am Überlegen, ob ich bei einer evtl. Versetzung schnell Kraftfahrer werde. Jedenfalls werde ich nach drüben übern Bach wohl nicht hinkommen, da ich tropendienstuntauglich bin. – Nun muss ich plötzlich aufhören, da der Zapfenstreich sehr nahe gerückt ist. Auf Wiederhören bis zum nächsten Brief u. Herzlichste Grüße     von Eurem (handgeschrieben)   Albert    

22.3.43: (Maschine geschrieben)                                                                        Meine Lieben, gerade habe ich Helmut mal wieder einen Brief geschrieben, ich hatte dieser Tage von ihm einen bekommen, der über 8 Wochen unterwegs war. So will ich auch Euch vor dem Schlafengehen noch kurz einen Gruß senden. Seit langer, langer Zeit war ich mal wieder etwas erkältet, bin aber jetzt wieder vollständig klar. Die Temperatur war nämlich gewaltig gesunken und 10 Tage lang hatten wir miserables Regenwetter. Was die Kriegslage betrifft, seid Ihr wohl besser im Bilde als ich, da Ihr doch Zeit u. Gelegenheit habt, die Nachrichten zu hören. Seit einigen Tagen haben auch wir wieder ein Radiogerät auf der Dienststelle und können uns so auch eingehend über die Lage informieren. – Die Eisenbahnstrecke Neapel nach hier ist mal wieder unterbrochen, sodass wir 3 Tage schon keine Post mehr bekommen haben nd dieses auch noch einige Tage dauern wird. - Wenn die Päckchensperre aufgehoben ist, schickt mir bitte wieder Plätzchen, da ich mal wieder Appetit darauf habe. Nun Schluss für heute. Herzlichste Grüße sendet Euch Euer (handgeschrieben) Albert      

27.3.43: (mit Bleistift handgeschrieben, schwer lesbar)                                      Meine Lieben, Auf den heute erhaltenen Brief mit den 10,- Mark, wofür ich bestens danke, als Erwiderung auf das Schnelle ein paar Worte! - Emmy, dass Du die Möbeln (korrekt abgeschrieben; freienohlerisch?) von Dortmund schaffst, kann auch meiner Ansicht nach kein Fehler sein. Selbst wenn die Gefahr besteht, dass Du die Wohnung verlierst und es dem Herrn Schön nicht passen sollte, ist es unbedingt richtig. Und ich glaube auch, dass Helmut für diesen Entschluss Verständnis aufbringen wird. Dortmund ist immerhin ein für den Feind sich lohnendes Ziel, und die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, dass es genauso wie Essen heimgesucht wird (durch Bombenangriffe zerstört wird). Du brauchst Dir später dann nicht das Wort: „hätte…“ vorwerfen oder vorwerfen zu lassen. Und wenn nichts passiert und die Wohnung ist fort, ist es auch gut. Es ist schon eine wieder zu bekommen, kommt Zeit, kommt Rat. - Dass die Apfelsinen für Tante Maria so kümmerlich angekommen sind, ist ja nicht sehr erfreulich. Man sieht, es ist eigentlich ein undankbares Geschäft, denn es besteht durchaus die Möglichkeit, dass eine solche Sendung von hier überhaupt nicht sicher ihr Ziel erreicht. Ich weiß, dass Tante Maria eine verständnisvolle Frau ist und einem hierin vollstes Vertrauen schenkt. Es gibt natürlich welche, die bei Nichteintreffen einer Sendung gleich Zweifel hegen. In einem solchen Falle würde ich den Schaden großzügiger weise selber tragen und auch für ein zweites Mal hüten (?). Leider kam für mich die Transportmöglichkeit urplötzlich, sodass ich die Apfelsinen und ihre Verpackung selbst nicht gesehen habe. Ein weiterer Apfelsinenwaggon soll in aller Kürze abrollen u. habe ich für Euch wiederum eine Kiste bestellt und sie bereits gestern (20 kg) bezahlt. Hoffen wir, dass sie diesmal nicht so lange auf der Bahn liegen. – Emmy, betreffs des Seidenstoffes muss ich mal zuhören, ob er noch zu haben ist, sehr wahrscheinlich ist er nicht etwas am Preise gestiegen. Seiner Zeit sah ich auch eine sehr schöne weiße Rohseide, die aber ca. 20,- M das Meter kostete. Um diesen zu kaufen, müsste ich allerdings fast meinen ganzen Lire-Bestand opfern. Ich will mal sehen, was sich machen lässt. – Für heute seid nun alle von Herzen gegrüßt von Eurem Albert    

1.4.43: (3 ½ Seiten Bleistift ganz schwach geschrieben, kaum lesbar)                Lieber Vater und Ihr Lieben anderen, heute erhielt ich Deinen Brief, sage Dir hierfür, sowie für die neuesten Nachrichten herzlichen Dank. Du teilst mir mit, dass der Koffer angekommen ist, das hat ja schnell gegangen. Wenn Ihr auch nun einen guten Bestand an Oel habt, so habe ich mich dennoch entschlossen, noch einmal eine Sendung einzukaufen. Ich habe nämlich eine einmalige sehr günstige Gelegenheit zum äußerst günstigen Preise prima Oel (klar und goldgelb) zu erstehen. Nach Eingang dieser Sendung könnt Ihr die vorige, was sowieso nicht die beste Qualität war, an Verwandte und Bekannte veräußern. Berücksichtigt bitte dabei auch die Kölner, wenn sie von ihrem Helmut aus dem Osten nichts zugeschickt bekommen. Unter Berücksichtigung all meiner Unkosten und Versandkosten dürftet Ihr wenigstens 8,- M pro Liter nehmen. Die Preise für solche Waren steigen hier weiterhin rasend. Wie man von Urlaubern hört, zahlt man in Deutschland bei Schiebern für solche Sachen Fantasiepreise. Da die Päckchen-Sperre aufgehoben ist, möchte ich Euch bitten, mir umgehend die leeren Kanister nach hier zurück zu senden. Verpackt die Dosen bitte so, dass sie fest im Paket liegen. Das vorige Mal lagen sie lose u. machten ein fürchterliches Getöse, sodass man einen Draht durchgekniffen u. aus Neugierde hinein geschaut hatte. Nun scheint die Angelegenheit …(1 kurzes und ein langes Wort?) doch endgültig ins Rollen zu kommen. Vater, es war schon richtig, bei der Anmeldung unserer Forderung nicht so engherzig zu sein und neben der Bürgschaft noch den Lohn für geleistete Arbeit zu verlangen. Bei der derzeitigen …(1 Wort?) mit Kemper …(1 Wort?) wir ohne Perücke (?) …(2 Wörter?) Gehaltes gerade glatt. Wir haben zwar …(1/2 Seite: 10 Zeilen im Zusammenhang nicht lesbar, nur ab und zu 1, 2 Buchstaben), da Schenk in seiner Eigenschaft als Lügen da…(1 Silbe) bestrebt sein wird, von den monatlichen M…(?) des Reichsluftfahrtministeriums zunächst seine Forderungen zu begleichen. Ich möchte mal gern seine Aufstellung sehen, sie kann natürlich jetzt, wo Kemper tot ist, kaum bestritten werden. - Ich dachte, Ihr hättet unsere Zimmer mit Angestellten der F…(?)klug belegt! Wie stark ist deine …(1 Wort?) Professorfamilie? - Von den Geschäftsschließungen Freienohls habe ich Kenntnis genommen. Es ist nicht erlaubt, diese …(1 Wortteil)wirtschaft des Orts gewaltige Ichsprache diesen Herrn jeglichen Gerechtigkeitssinn und darüber hinaus Nationalsozialismus ab. Der Sinn der Schließungen war meiner Ansicht nach Freimachung von Soldaten und Arbeitskräften und war dort durchzuführen, wo dieses in Frage kam. – Die 40,- habe ich erhalten. Ihr könnt dieses noch 2 x (zweimal) wiederholen, einmal davon 5 x 2. – So, nun lasst mich schließen. Ich bin noch immer bei bester Gesundheit. Die Schlechtwetterperiode scheinen wir überstanden zu haben, …(1 Wort?) hatten wir mal wieder …(2 Zeilen?) Bleibt weiterhin gesund und munter …(1 Wort?) empfangt die allerherzlichsten Grüße von Eurem Albert

9.4.43: (Schreibmaschine geschrieben)                                                                      Ihr Lieben, herzlichen Dank sage ich Euch für das Paket mit Plätzchen, das ich gestern erhielt und Gerta, Dir ebenfalls Dank für das Namenstagskärtchen. Du kannst mir mal den Geburtstag von Herrn Lenzen mitteilen, von dem ich ebenfalls ein Kärtchen erhielt. Plätzchen sind für mich ein Leckerbissen, schickt mir daher, wenn möglich, des Öfteren hiervon. - Vor einigen Tagen ist mein Chef in Urlaub gefahren, er wird Euch von Halle ein kleines Paket mit 4 Pfund Apfelsinen zuschicken; ich sage hierzu der kleinen Senta guten Appetit. Ferner schrieb ich Euch schon, dass wiederum eine 20 kg-Kiste unterwegs nach dort ist. Hoffentlich sind sie dieses Mal nicht so lange Zeit auf dem Transport und kommen sie unbeschädigt an. Die Ankunft wollt Ihr mir bitte umgehend mitteilen. – Überhaupt kann ich froh sein, dass ich die Beziehungen habe, noch immer Pakete auf dem Luftwege nach dort schaffen zu können. Kameraden haben Wochen lang, Monate lang Pakete stehen, ehe sie Gelegenheit finden, sie nach Deutschland zu schicken. - In diesen Tagen ist eine 2. Rate Urlaub genehmigt worden, sodass ich im Laufe des Sommers mit Urlaub rechnen kann. Bis dahin allerdings vergeht noch eine geraume Zeit und es kann inzwischen viel passieren. Die Kriegslage wird hier unten gespannter und gewaltige Gewitterwolken ziehen sich am Kriegshimmel zusammen. Na, komme, was da wolle, wir werden die Ohren steif halten und uns verteidigen. - Indem ich Euch alle gesund und munter wünsche, empfangt für heute die herzlichsten Grüße von Eurem (handgeschrieben) Albert

15.4.43: (Hand geschrieben, mit Tinte) Lieber Vater, soeben stelle ich fest, dass es meiner Aufmerksamkeit entgangen ist, Dir zum Geburtstag zu gratulieren. Durch unseren augenblicklich angestrengten Dienst habe ich leider an den Termin nicht gedacht. Nehme daher noch nachträglich umso herzlichere Glückwünsche entgegen. – Wenn man so von morgens früh bis abends spät durchgehend beschäftigt ist, gehen die Tage dahin wie der Wind. Zum Sonnenbaden bleibt mir nicht mehr viel Zeit übrig wie im vergangenen Jahr, höchstens während der Mittagspause ein Stündchen. Der immer größer werdende Papierkrieg raubt uns jegliche Freizeit. - Gestern erhielt ich auch Emmys Brief und Karte vom 9.4. In einem meiner vorigen Briefe schrieb ich mal von einem Austausch und einer evtl. Versetzung zu einem anderen Kriegsschauplatz (was für eine Vokabel!). Dies wird sich wohl nicht bewahrheiten, da die Kriegslage sich hier etwas geändert hat. Nicht ausgeschlossen ist, dass ich durch Verlegung auch noch nach Südfrankreich komme, das wäre mir sehr recht. - Dass Helmut zum Geschütz gekommen ist, habe ich vernommen. Man weiß ja nun nicht, ob er kommandiert worden ist oder ob er freiwillig den Posten abgegeben hat und welche Motive zugrunde liegen, die ihn hierzu evtll. veranlasst haben. Hoffen wir, dass das Soldatenglück uns weiter zur Seite steht. - Wenn nicht eine Sperre eintritt, werde ich im Laufe des Sommers noch einmal in Urlaub kommen. - In einigen Tagen fährt ein Kamerad von Arnsberg in Urlaub. Schickt bitte an seine Adresse ein Päckchen mit Plätzchen oder einem Kuchen, das er mir mitbringen kann. Es müsste am 7. Mai in Arnsberg sein. Seine Adresse: Obgfr. Hubert Schosland, Arnsberg, Hubertusweg Nr. 7. - Im Übrigen kann ich Euch meine beste Gesundheit melden. Dir, lb. Vater, wünsche ich auch weiter viele, viele Jahre gesund und grüße Dich ebenso, Emmy, Gerta und Sentamaus! Herzlichst Dein Sohn Albert

19.4.43: (Schreibmaschine geschrieben)                                                             Meine Lieben, nachdem ich vorgestern einen Brief an Vater geschrieben habe, will ich heute Abend noch schnell einige Zeilen auf die beiden Briefe, die ich soeben von Euch (Vater u. Emmy) erhalten habe, erwidern. Zunächst herzlichen Dank für die Nriefe mit den je 10. Ihr hattet schon angenommen, dass ich das Oel bereits zum Preis von 15,- , 16,- M erstehen müsste. Nein, die 10 Liter, die ich jetzt besorgen konnte, kosten pro Liter nur ca. 5,- Mark. Ich habe das Oel in 2 geliehenen Kanistern und lasse momentan von unserem Bauzug ein Kistchen dafür machen. Da vor Ostern keine Maschine mehr ins Reich geht, werde ich es gleich nach dem Festtag nach dort auf den Weg bringen. Die Kanister könnt Ihr einzeln mit je 1 Marke zurückschicken. Aber bitte gut mit Papier verpacken, da sie sonst so zerlumpt hier ankommen, und vor allen Dingen umgehend zurückgehen. Anliegend 4 Wertmarken, mehr habe ich im Moment nicht. In den nächsten Tagen werde ich noch 2 für Monat Mai bekommen. Ich werde sie Euch sofort zukommen lassen. Meine alten Kanister laßt erstmal dort, ich werde Euch frühzeitig Bescheid geben, wenn Ihr sie mir zuschicken sollt. - Emmy, ich glaube, ich schrieb Dir schon, dass Du Dich noch vorerst wegen des Seidenstoffes gedulden musst, sobald es möglich ist, werde ich darauf zurückkommen. - Im Übrigen geht es mir noch gut. Augenblicklich trinken wir regelmäßig jeden Abend auf unserer Dienststelle eine gute Tasse Kaffee und anschließend brauen wir uns noch einen anständigen Punsch. - Indem ich Euch alle wohlauf wünsche, verbleibe ich in Herzlichkeit Euer (handschriftlich) Albert   (Am Rand steht noch Maschine geschrieben) Zur schnelleren Beförderung gebe ich morgen diesen Brief dem Arnsberger Kameraden mit in Urlaub.

24.4.43: (Schreibmaschine geschrieben)                                                                   Ihr Lieben, heute ist Vorabend zum Osterfest und aus diesem Grunde will ich Euch schnell noch einige Zeilen u. herzliche und frohe Ostergrüße senden, wenn sie auch verspätet ankommen. – Soeben habe ich meinen Tagesdienst beendet und werde jetzt mit einem Kameraden noch ein Stündchen zum Soldatenheim, - ein sehr hübsches Heim, welches vor kurzem eingerichtet worden ist -, gehen. Hier werde ich vor dem Schlafengehen beim Genuss einer sehr netten Musik und beim Fläschchen Weine noch Entspannung finden. – Heute erhielt ich auch Emmys Brief vom 18.4., wofür ich herzlichst danke. Die Kiste Apfelsinen ist ja nun auch angekommen; man muss schon froh sein, dass sie einigermaßen unversehrt angekommen sind. Die Apfelsinenzeit geht ihrem Ende zu und es werden wohl die letzten gewesen sein. Ich hörte schon, dass in Deutschland auf den Bahnhöfen und während der Transporte unheimlich viel gestohlen wird. Ich habe die 10 Liter Oel in einem Kistchen verpackt hier stehen, habe aber wegen des Ankommens diesmal große Bedenken. Bis München werde ich sie wieder unversehrt hinschaffen (auf dem Luftwege), aber dem Weitertransport nis nach Freienohl traue ich nicht. Zudem kluckst (!) das Oel in der Kiste so sehr, dass es Neugierige dazu hinreißt, sie aufzubrechen. Daher ist es wohl besser, dass Ihr mir umgehend das Köfferchen mit den Dosen und den anderen Kanister zurückschickt, denn diese kann ich besser verpacken und die Gefahr des Aufmachens ist nicht so groß. Zudem sind die Kanister, die ich hier habe, geliehen und könnte ich dann hier lassen. Also, ich rechne umgehend mit der Zusendung des Köfferchens, aber bitte gut verpacken. Dem Arnsberger Kameraden gebt sie nicht mit, da ihm dies sicher zu viel wird. - Nun nochmal herzlichste Grüße von Eurem (handgeschrieben)  Albert

29.4.43: (mit Bleistift handgeschrieben) Ihr Lieben, heute Abend ist die Zeit zum Schreiben für mich sehr kurz bemessen und möchte Euch daher nur Kurz eine Bitte vorbringen. Wenn ich nicht irre, muss in dem Schrank auf meinem Schlafzimmer zwischen so allerhand Utensilien eine so komische Sonnenbrille (2 klappbare Celloloid-Scheiben) sein. Solltet Ihr dieses Ding finden, schickt es mir bitte im Brief zu. – Eine brüllende Hitze hat nun hier eingesetzt, also das Gegenteil von dort. Urlauber erzählen, dass augenblicklich in Deutschland miserables Aprilwetter herrscht. – Mir geht es immer noch bestens und freue mich, von Euch dasselbe zu hören. Das wär´s für heute! Ich verbleibe wie immer herzlichst Euer Albert

13.5.43: (mit Bleistift handgeschrieben) Meine Lieben! Da ich in letzter Zeit sehr viel zu tun hatte, bin ich zum Schreiben nicht gekommen. Für Eure letzten Briefe und Karten herzlichen Dank! Mein Kamerad Schosland ist vorgestern wieder hier gelandet und hat mir das Paket übergeben. Hierfür ganz besonderen Dank, da ich es gut gebrauchen kann. Die 10 Stk. Habe ich wunschgemäß in diesem Paket vorgefunden. – Es freut mich, dass Ihr den Schosland gastfreundlich behandelt habt. Er ist bei mir auf der Abteilung und sind wir sehr viel zusammen. – Habt Ihr schon die leeren Oelkanister nach hier auf den Weg gebracht? – Über die augenblickliche Kriegslage brauche ich Euch nichts zu sagen, da Ihr sicher neugierig die Nachrichten verfolgt. Über unser Schicksal (ob wir hier bleiben oder nicht) ist uns noch nichts Positives bekannt, wird sich wohl in Kürze entscheiden. – Von Schosland hörte ich, dass Ihr gesund seid, kann von mir dasselbe sagen. Dies für heute! Ich verbleibe weiterhin herzlichst Euer Albert

17.5.43: (Bleistift geschrieben, 3 ½ Seiten)                                                           Meine Lieben! Heute erhielt ich Emmy´s Brief vom 10.5., danke herzlichst! Siehst Du, Emmy, es war doch richtig, dass Du alles nach Freienohl geschafft hast. Mar Waldeyer hat natürlich großes Pech gehabt. Dass die Tante Adele bei ihm wohnte, wusste ich noch gar nicht. Hoffen wir und wünschen, dass Dortmund so schnell nicht wieder besucht wird und es die anderen Dortmunder nicht auch noch trifft. Im Kriege ist es eben ein großer Vorzug, auf dem Lande zu wohnen. – Um mich braucht Ihr Euch vorerst noch nicht allzu große Sorge zu machen. Ich bin noch immer guter Laune, noch immer satt geworden und genehmige mir auch des Öfteren ein gutes Gläschen Wein oder einen ausgezeichneten Schnaps. Was uns die nächste Zeit bringen wird, wäre abzuwarten. Man bildet sich zwar durch eigene Beobachtungen ein Urteil, aber es ist nicht angebracht, hierüber an dieser Stelle zu plaudern. O ja, unser Bundesgenosse! – Dass ich augenblicklich sehr viel Arbeit habe, schrieb ich Euch schon. Daher meine Schreiben auch immer in Eile gefertigt. - Emmy, wegen der weißen Seide habe ich mich schon mal umgesehen, aber sie noch nicht gefunden. Weiße Rohseide kann ich noch kaufen, werde sie sehr wahrscheinlich nehmen. Ebenso seidener, bunter Kleiderstoff ist noch zu haben. Aber, wie gesagt, der Zeit entsprechend etwas teuer. Werde mal sehen, was sich machen lässt. Schade, der Schosland hätte mir eigentlich noch einige Dinge mehr mitbringen können. Na, vorerst genügt´s erstmal! Werde mich evtl. diesbezüglich nochmal melden. – Anliegend nochmal 2 Zulassungsmarken, wir bekommen nur monatlich 2. Nun will ich zum Schluss kommen. Ich nehme an, dass Ihr gesund seid und wünsche, dass es weiterhin so bleiben wird. Bis zum nächsten Mal seid nun herzlichst gegrüßt und Sentalein ein inniges Küsschen! Euer Albert

24.5.43: (mit Bleistift handgeschrieben)                                                              Meine Lieben! Heute erhielt ich Vaters Brief und Emmy´s Karte vom 17.5. Für beide herzlichen Dank. Gestern erreichte mich auch das kleine Köfferchen mit den 3 Dosen. Der Kanister ist hier noch nicht gelandet, oder ist er noch nicht abgesandt? Da ich vor einigen Tagen Gelegenheit hatte, etwas mit der Maschine nach Deutschland zu geben, habe ich die Kiste (à 5 Ltr. I a Oel) mitzugeben. Habe sie aber gut verpackt und mit 200,- M versichern lassen. Hoffen wir, dass sie unbeschädigt das Ziel erreicht. - Vater, was Du mir da von Dortmund erzählst, ist ja erschütternd. Soeben höre ich aus den Nachrichten, dass Dortmund in der vorgegangenen Nacht schon wieder einen Großangriff zu verzeichnen hatte, bei dem 33 Bomber (Bomben werfende Flugzeuge) abgeschossen sein sollen. Es kann auch möglich sein, dass ich mich verhört habe. Ob bei diesen immerwährenden Angriffen und äußerst harten Proben die aufrechte Gesinnung u. tapfere innere Haltung der Heimatfront auf die Dauer standhält, ist zweifelhaft. Wir leben eben in einer sehr schweren ernsten Zeit, worin die fernere Zukunft wohl nicht im Geringsten klar durchsickert. Wir müssen eben abwarten und können als Individuum im Moment nichts anderes tun, als dort, wo wir stehen, unsere Pflicht zu tun. Der Fall Möhnetalsperre ist ja grauenvoll. Mein Kamerad Gerwin hat hierbei auch seine ganze Wohnungseinrichtung verloren. - Nun will ich schließen. Seid allesamt für heute herzlichst gegrüßt von Eurem Albert

2.6.43.: (mit Bleistift handgeschrieben)                                                                      Meine Lieben! Vater, Deinen Brief mit den neuesten Nachrichten habe ich dankend erhalten, ebenso eine Karte von Emmy. – Die Auswirkungen des Bombardements auf die Möhnetalsperre sind ja grauenvoll. Ich glaube, es war der uns bisher härtest getroffene Schlag. Wir befinden uns augenblicklich in einer sehr ernsten Krisenzeit. Hoffentlich überwinden wir sie. Die Zerstörung westdeutscher Städte geht mit einer Planmäßigkeit vor sich. Es ist ja schade, dass unsere Kräfte so sehr verzettelt sind, sonst würden wir dem Tommy das Handwerk legen. Hoffen wir, dass die Zeit nicht mehr ferne ist, wo der Spieß umgedreht wird. Wir können froh sein, dass wir auf dem Lande wohnen u. dort auch unser Besitztum haben. Lieber Vater, in der Anlage ist ein Zettel, überweise bitte die 22,- M an die angegebene Adresse. Sie sind für eine sehr nette Armbanduhr, die ich von der Dienststelle empfangen habe. – Ich schrieb Euch vor einiger Zeit, dass ich eine Kiste mit 10 Ltr. Oel nach dort auf den Weg gebracht habe. Leider habe ich sie soeben zurück erhalten. Sie ist beim Zwischenlanden der Maschine in Rom mit anderen ausgeladen worden, um Platz für Marketenderwaren zu schaffen. So erhielt ich sie heute zurück u. muss nun einen späteren Termin zum Versenden abwarten. Oder ich muss sie später persönlich mit in Urlaub nehmen. Es besteht dann nur die Gefahr, dass man sie am Brenner abgenommen bekommt. - Trotz der nun eingetretenen drückend heißen Temperatur geht es mir noch sehr gut. Wir tragen bereits seit einiger Zeit das kurte Seppelhöschen. Wenn keine Sperre eintritt, glaube ich, in einigen Wochen in Urlaub fahren zu können. Bis dahin seid alle, besonders Sentamaus, herzlichst gegrüßt von Eurem Albert (Der zitierte kaum lesbare – Schreibmaschine – Rechnungszettel ist hier nicht abgeschrieben.)

15.6.43: (mit Bleistift handgeschrieben)                                                                     Meine Lieben! Ich habe in den letzten Tagen erhalten: 1 Brief von Emmy (2.6.), 1 v. Vater (9.6.) und das Päckchen mit dem Schlafanzug u. den Plätzchen. Herzlichsten Dank für alles! Nach Euren Mitteilungen ist ja Freienohl schon voll belegt mit Bombenbeschädigten des Industriegebietes. Ja, die Leute haben schon ein bitteres Los zu ertragen gehabt u. es ist ihnen zu gönnen, dass sie nun in Freienohl wenigstens die nötige Nachtruhe finden. Ja, wenn man sich in Gedanken versinkt und über den Krieg mit all seinen harten Folgerungen grübelt, kann man schon sagen, dass alles maßlos traurig ist. Ich kann mir vorstellen, dass es dann Unzählige gibt, die lieber heute als morgen „ex-sein“ haben möchten. Ob gewinnen oder verlieren, ich habe das bestimmte Gefühl, dass der Soldat draußen gesinnungsmäßig standhafter dasteht als die Heimatfront. Dies ist schon ein Glück, denn wenn dieser auch noch wankelmütig würde, wäre das unglückliche Ende sehr nahe. – Na, sprechen wir lieber vom Urlaub! Wenn alles gut geht und nichts Außergewöhnliches dazwischen kommt,, werde ich bald in Urlaub fahren können. Haltet mal bisschen den Daumen. Ich wäre auch mal froh, eine kurze Zeit von diesem „segelnden Schiff“ Sizilien herunter zu kommen. – Nun soll´s für heute genug sein! Wie immer sendet Euch die herzlichsten Grüße aus südlicher Zone Euer Albert

9.7.43: (mit Bleistift handgeschrieben, 3 ¾ Seiten)                                                   Meine Lieben, heute möchte ich mal wieder ein Lebenszeichen von mir geben. Ich kann Euch mitteilen, dass es mir noch immer ausgezeichnet geht. Die Verpflegung ist sehr gut, wir bekommen den besten Verpflegungssatz. Die Weintrauben als Nachtisch fehlen nie. Abends bereiten wir uns zu viert eine große Pfanne Bratkartoffeln zu und setzen uns mit einer Gabel bewaffnet, wie das früher in manchen Familien üblich war, um sie herum und picheln. - was die Körperhygiene betrifft, so können wir uns auch trotz der Wasserarmut ordentlich pflegen. Gleich in der Nähe unseres Zeltes ist eine Brause-Anlage gebaut worden, sodass wir täglich mittags unser Brausebad nehmen können. Also, Ihr seht, ich kann´s augenblicklich schön aushalten. Leider wird´s lange wohl nicht mehr so bleiben. Der Feind wird uns bald sehr nahe auf´s Fell rücken. Momentan ist er ja eifrig dabei, anzulanden. Der kaufmännische Tommy, der sonst sehr vorsichtig vorgeht und sich in keine großen Abenteuer einlässt, ist sich dieses Mal seiner Sache gewiss und wird sich nicht mit der Anlandung an der äußersten Spitze Calabriens zufrieden geben, sondern wird bestimmt in den nächsten Tagen an mehreren Stellen Mittel-Italiens seine Massen ansetzen. Und wem haben wir hier unten diese Schlappe zu verdanken? Na, Ihr wisst´s von meinen früheren Erzählungen. - Emmy, für Deinen Brief vom 8. habe herzlichsten Dank! Ich weiß ja, dass Du alle Hände voll zu tun hast, zudem war Helmut da und ein paar Wochen sind schnell dahin. Die Hauptsache ist, dass Du die Krankheit gut überstanden hast und Dich gut erholst. Die Gesundheit gehört tatsächlich zu den ersten Werten, die ein Mensch besitzt. Drum lebt danach. – Die Arbeit, die ich augenblicklich zu schaffen habe, es sind 3 Sachgebiete, kann ich gut bewältigen. Wir haben nämlich noch 2 Mann, ein Oberfeld (korrekt abgeschrieben, zeitübliche Sprechweise) und ein Feldwebel dazu bekommen, sodass wir uns die Arbeit schön verteilen können. Wir gönnen uns augenblicklich jeden Mittag eine 2-stündige Pause, die ich in einer Hängematte, die ich mir organisiert habe, verbringe. – So, nun will ich für heute schließen! Ich verbleibe weiterhin mit den herzlichsten Grüßen, auch an die Dortmunder Euer Albert

15.7.43: (mit Bleistift handgeschrieben) Ihr Lieben, schneller als ich dachte, habe ich meine Truppe aufgefunden. Ich bin gestern Mittag in Rom gelandet und dort auf gut Glück ausgestiegen. Ich traf gleich am Bahnhof einige Kurierfahrer. Meine Einheit, die mich mit zum neuen Gefechtsstand (ca. 80 km südlich Rom) nahmen. Ich habe wieder einmal bei der Wahl der Urlaubstage den richtigen Riecher gehabt. Tags vor den feindlichen Anlandungen auf Sizilien sind unsere Quartiere in Taormina mit Bomben belegt u. Bordwaffen aus geringster Höhe beschossen worden. Leider mussten dabei einige Kameraden ihr Leben lassen und eine Menge wurden verwundet, insbesondere Kameraden meiner Abteilung, die besonders schwer betroffen wurde. Dem Schosland ist nichts passiert. Ich kann wohl wieder von Glück sprechen, nicht dabei gewesen zu sein. Bei dem fluchtartigen Rückzug ist das gesamte Gepäck nicht mitgekommen, es ist abzuwarten, ob ich wieder in den Besitz des meinigen komme. Na, wenn auch einige Privatsachen zum Teufel gegangen sind, wichtig ist, dass ich nicht mehr ´rüber brauche. – Wir haben hier Zeltlager bezogen u. eine zeltende Nacht habe ich schon hinter mir. Tagsüber ist es sehr heiß, aber nachts auch ziemlich frisch. Der Boden war hart und kalt, werde mal gleich sehen, dass ich ein weicheres Nachtlager bekomme. Hier halte ich es schon einige Monate aus. Wegen der Wünsche betr. Einkäufe kann ich vorerst nichts unternehmen, …(1 Wort?) später. Dies für heute kurz zur Informierung. An Euch alle herzlichste Grüße von Eurem Albert

22.7.43: (mit Bleistift geschrieben, deutlich lässiger) Ihr Lieben, erst heute komme ich wieder dazu, Euch einige Zeilen zuschreiben. Unser Zeltlager ist ein sehr umfangsreiches und liegt sehr idyllisch in einem Eichenwalde. Bis heute habe ich mich körperlich betätigt und zwar haben wir uns einen anständigen Splittergraben vor unser Zelt gebaut. Nun wird meine Schreibertätigkeit wieder beginnen. Ich kann wirklich froh sein, bei dieser Verlegung nicht dabei gewesen zu sein! Meine Einheit hat dort unten in Sizilien ordentlich Zunder bekommen, das eine große Kopflosigkeit und Nervosität hervorgerufen hat. Allmählich aber rundet sich der ganze Betrieb wieder ein. Meine Ausrüstungsgegenstände und Privatsachen sind mittlerweile bis auf 3 Paar Socken auch noch eingetrudelt. - Was den Krieg hier im Süden betrifft, sieht die Lage nicht besonders rosig für uns aus. Der Krieg in Italien wird meiner Ansicht nach nicht mehr lange dauern. Ich befinde mich zwar ziemlich weit von Sizilien entfernt, aber trotzdem nicht sicher. Feindliche Maschinen fliegen fast täglich über uns hinweg u. hat man uns erstmal entdeckt, dann beginnt der Tanz von Neuem. Zudem spielt der Verrat hier in Italien eine große Rolle. Sonst bin ich gesund! Das Lagerleben macht vorübergehend auch mal Freude. Ich wünsche Euch alle bei bester Gesundheit und grüße Euch sowie die Dortmunder recht herzlichst Albert („Euer“ fehlt)

26.7.43: (mit Bleistift handgeschrieben)                                                                           Ihr Lieben, in Eile will ich ein paar Zeilen schreiben. Wie Ihr aus den Nachrichten erfahren habt, ist eine veränderte Lage im Kriegsgeschehen eingetreten. Mit der Abdankung Mussolinis können meiner Ansicht nach für uns deutsche Soldaten 3 Lagen hier unten eintreten. Na, die allernächste Zeit wird eine Klärung bringen u. wir werden positiv wissen, wo wir dran sind. Unsere Frauen (Mitarbeiterinnen) werden heute noch nach Deutschland abreisen. Diesen Brief gebe ich einer mit. Ich weiß nicht, ob in den nächsten Tagen Züge nach Deutschland verkehren. Wenn Ihr also in nächster Zeit keine Post von mir bekommt, braucht Ihr Euch nicht gleich zu ängstigen. Morgen fliegt eine Maschine nach Deutschland, die überflüssige Akten fortschafft. Dieser Maschine gebe ich den kleinen Koffer mit. Inhalt: einige Bücher, Laufschuhe u. eine Rolle mit 165,- Rm (korrekt abgeschrieben). Somit wird auch mein Gepäck wesentlich leichter. Emma, 100,- M sind für Dich und 65,- M für Anna. Eure Wünsche kann ich leider nicht erfüllen, ich habe mein Lager weit draußen in einem Wald u. habe somit keine Gelegenheit, Einkäufe zu betätigen u. werde auch in nächster Zeit in Anbetracht der Lage keine Gelegenheit haben. So, nun muss ich schließen, da der Brief fort muss. – Ich wünsche Euch weiterhin beste Gesundheit und seid alle, sowie die Dortmunder recht herzlichst gegrüßt von Eurem Albert

3.8.43: (mit Bleistift handgeschrieben) Meine Lieben! Schon 1 Woche ist´s her, als ich Euch zum letzten Mal schrieb. Will Euch daher schnell einige Zeilen schreiben. Vaters Brief v. 23.7. habe ich inzwischen bestens dankend erhalten. Bei Euch scheint alles seinen gewohnten Gang zu gehen, was ja sehr erfreulich ist. Auch von mir kann ich beste Gesundheit melden. Soeben entleere ich wieder einen großen Napf Milch. Da wir unser Quartier draußen in der Provinz aufgeschlagen haben, haben wir Gelegenheit, Milch einzukaufen, was ich durch Kauf eines halben Liters jeden Abend ausnutze. Durch meine guten Beziehungen zur Truppenküche bekomme ich sie gekocht. Es ist momentan das Beste, was man machen kann, zur Truppenverpflegung noch für zusätzliche Verpflegung zu sorgen. Wenn man auch für Landesprodukte sehr hohe Preise zahlen muss, - 1 Ei = 70 Pf – so kann mich dieses nicht daran hindern. Dadurch, dass wir ziemlich weit von Ortschaften abgesetzt sind, haben wir leider keine Gelegenheit mehr, Obst zu kaufen. Infolge der durch die Abdankung des Duce neu eingetretenen Lage können wir aus unserem Zeltlager auch nicht mehr heraus. - Wie die militärische Lage in Sizilien war, habe ich Euch ja bereits in meinem Urlaub erzählt. Es geht dort langsam aber sicher dem Ende entgegen. Als nächstes wird natürlich Süditalien drankommen, und auch dieses ist nicht zu halten. Die Möglichkeit liegt nahe, dass man uns hier eines Tages abschneidet u. einkassiert. Meiner Ansicht nach wäre es richtig, wenn sämtliche deutsche Truppen bis zur Po-Ebene zurückgezogen würden und hier eine nur durch Deutsche besetzte Riegelstellung gebildet würde. Na, von Einzelheiten des augenblicklichen Geschehens später einmal mehr. So, ich muss nun abbrechen, da es inzwischen 9 Uhr und dunkel geworden ist. Für heute sage ich Euch die allerherzlichsten Grüße! Euer Albert

9./11.8.43: (mit Bleistift handgeschrieben)                                                                Ihr Lieben, es ist 12 Uhr nachts, soeben habe ich die neuesten Nachrichten gehört. Ich habe zwar vor einigen Stunden noch einen Brief an Euch geschrieben, will aber schnell noch in Anbetracht der soeben eingetretenen neuen Kriegslage auf hiesigen Kriegsschauplatz einige Zeilen schreiben. Der Brief wird morgen früh mit einer Maschine nach Deutschland befördert und wird Euch sicher in kurzer Zeit erreichen. Ich werde höchstwahrscheinlich in nächster Zeit nicht mehr schreiben können, braucht Euch also um mich nicht zu beunruhigen. Ich werde sofort (unterstrichen) schreiben, sobald es möglich ist. Post wird ab dieser Stunde mit der Bahn wohl nicht mehr befördert werden. Die Wahrscheinlichkeit ist nahe, dass wir morgen früh den Befehl erhalten, uns zur Po-Ebene durchzuschlagen. Dort stehen massi…(1, 2 Silben?) deutsche Truppen u. ich glaube, dort können wir den Feind schon antreten lassen. – Nun möchte ich zu Bett gehen. Ich wünsche Euch weiterhin alles Gute und hoffe, dass wir bald ein frohes Wiedersehen feiern können. Wie immer herzlichst Euer Albert

14.8.43: (mit Tinte handgeschrrieben, 4 Seiten)                                                         Ihr Lieben, schon einige Zeit ist´s her, als ich Euch das letzte Mal schrieb und da gerade ein Kamerad von mir nach Deutschland versetzt wird, will ich ihm diese Zeilen für Euch mitgeben. Die Postbeförderung geht augenblicklich so unregelmäßig, sodass Briefe insbesondere von Westdeutschland oft wochenlang unterwegs sind. Ich bin heute gerade 4 Wochen wieder hier und habe während dieser Zeit von Euch erst 1 Brief erhalten. Dies mag wohl mit der Evakuierung der Westgebiete, die wohl augenblicklich im vollen Gange ist, zusammenhängen. Die Post muss all eben diesem vordringlichen Probleme den Vortritt lassen. Mir ist überhaupt noch rätselhaft, wie man das alles schaffen will. Ist man dabei, nur einzelne Städte zu evakuieren oder will man alle größeren Städte …(1 Silbe?)hin entvölkern? Es werden sich natürlich ungeheure Transportschwierigkeiten ergeben und gewaltige Aufgaben, die hierbei entstehen werden, werden zu bewältigen sein. Der Tommy wird die Krise, in die wir hineingeraten sind, klar erkannt haben und drückt natürlich gewaltig auf die Tube. Verheerend müssen die Auswirkungen in Hamburg, wo er ja Typhus-Bazillen geworfen haben soll, gewesen sein. (Der Abschreiber ist Hamburger und kann sich an manches erinnern.) Ebenso hat er Kohlenstoff angewandt. Die Humanität scheint in diesem Krieg nun vollends gestorben zu sein. Ob wir wohl die Kräfte und Mittel haben, eine wirksame Vergeltung auszuüben? Durch die Vernichtung des westdeutschen Rüstungszentrums ist unser Rüstungspotential trotz Einführung der Totalität gesunken. Das wird auch zum Teil Schuld sein an der Krise, die uns überfallen hat. Die Verlegung der Rüstungswerke zum Osten wird natürlich Zeit in Anspruch nehmen und ehe diese auf vollen Touren arbeiten u. wir so dem Feind wirksam entgegentreten können, werden wir wohl unsere westdeutschen Städte abschreiben müssen. Für die westdeutschen Städte wird´s böse, wenn der Gegner sich auf dem Festland Italien breitgemacht hat, was in nächster Zeit durchaus möglich ist. – Ja, es ist eben schwer, gegen eine Welt von Feinden anzukämpfen. Es hat sich mal wieder bewahrheitet, dass man ohne einen handfesten Partner in keinen Krieg eintreten soll. Mit Italien ist natürlich mehr als Pleite. Noch einige wirkungsvolle Angriffe auf Rom und es spielt überhaupt nicht mehr mit. Von diesem so überaus gutem Freundschaftsverhältnis später mal mehr. Ich liege noch immer an der alten Stelle und kann ich es hier vorerst noch aushalten. Gesundheitlich fühle ich mich noch ausgezeichnet. Die militärische Ausbildung haben wir wieder aufgenommen und praeparieren (!) uns so für evtl. Überraschungen. Ich bin zum motorisierten Spähtrupp eingeteilt. Na, warten wir mal die Dinge ab, die da kommen werden. – Wettermäßig ist hier ein Tag wie der andere drückend heiß. Noch kurze Zeit und wir können uns wieder an den prachtvollen Weintrauben laben. – Wie ich anfangs erwähnte, wollte ich diesen Brief einem Kameraden mit nach D. geben, leider ist er eben plötzlich abgefahren, und so werden auch diese Zeilen, ehe sie Euch erreichen, eine lange Reise hinter sich haben. – Nun, meine Lieben, indem ich Euch gesund und munter hoffe, sende ich Euch sowie den Dortmundern allerherzlichste Grüße Euer Albert (Am linken Rand steht noch:) Teilt mir bitte mit, ob das kl. Köfferchen, das ich nach dort abschickte, angekommen ist. Und Emmy, wann hat Helmut zuletzt von sich hören gelassen? War er auf Urlaub? A.

25.8.43: (Bleistift handgeschrieben)                                                                           Ihr Lieben, soeben erhalte ich Vaters Brief vom 13.8. u. danke vielmals hierfür. Neuigkeiten aus der Heimat interessieren einen immer. Nun ist ja Helmut nach langer Zeit auch mal wieder im Urlaub und wird er wohl zu Hause die nötige Ruhe und Erholung finden. Schade, dass er nicht früher gekommen ist u. so mit uns zusammen sein konnte. Mir geht es gesundheitlich noch sehr gut. Unsere Arbeitstische haben wir draußen in Gottes freier Natur aufgebaut und genießen wir dort frische Luft und Sonne natürlich auch. Die Verpflegung ist noch immer zufrieden stellend. Hin und wieder bereiten wir uns des Abends Bratkartoffeln zu. Zudem haben wir uns zur Gewohnheit gemacht, morgens und abends Milch, die wir bei den hiesigen Bauern erwerben, zu trinken. Also schlecht geht es uns somit noch nicht. Wenn das Miitagessen mal nicht so hinhaut(!), gibt´s zumindest einen anständigen Nachtisch in Form von Weintrauben, die das Fehlende ersetzen. – Der Krieg in Sizilien ist nun beendet. Es wird nicht allzu lange dauern und der Feind wird seinen nächsten Schritt unternehmen. Kommen wird er bestimmt zum Festland, da er die Lage und die Mentalität der Italiener viel zu genau kennt. Hier gibt es Verrat am laufenden Band. Er wird auch bestrebt sein, möglichst bald bis zur Poebene vorzustoßen, um von hier aus eine gute Basis für Fliegerangriffe auf süddeutsche Städte zu haben. Hoffen wir, dass möglichst bald die viel besprochene geheime Waffe in Anwendung kommt, andernfalls noch manche schöne deutsche Stadt dran glauben muss. - Die Angehörigen der Freienohler Afrikaner werden nun, nachdem sie Nachricht haben, beruhigt sein. - Da man sich sehr gut mit Früchten und Obst ernähren kann, verspricht ein Ausreifversuch, wie ihn Hellmanns Klemens unternommen hat, Erfolg. Immerhin, die Leistung ist anzuerkennen u. erfordert Mut. Man wird eben nicht inter…(?), sondern ausliefern. Da er Offiziersanwärter ist und von diesen Leuten eine solche Haltung gewünscht, ja, verlangt wird, wird er auf die Beförderung zum, Offizier nicht zu lange zu warten brauchen. - Da die Beförderung der Briefpost augenblicklich sehr unregelmäßig vonstattengeht, werde ich diesen Brief morgen einem Dienstreisenden mit nach Deutschland geben. – Ich hoffe, dass Emmy wieder genesen ist und verbleibe bis zur nächsten Nachricht mit den herzlichsten Grüßen Euer Albert   (es folgt noch:) Dir, lieber Helmut, wünsche ich, - falls Du noch dort sein solltest -, für die restlichen Urlaubstage noch gute Erholung und sage Dir ebenfalls herzlichste Grße Dein Schwager Albert

21.9.43: (Bleistift handgeschrieben)                                                                          Ihr Lieben, soeben habe ich einen Brief an Helmut abgesetzt (!) und zu Eurer Beruhigung will ich Euch auch noch schnell einige Zeilen schreiben. Ich hätte zwar schon früher von mir hören lassen können, hatte aber, da ich einige Tage lang Ohrenreißen hatte, keine große Lust zum Schreiben. Die Briefpost wird nun wohl bald wieder seinen regelrechten Verkehr per Eisenbahn haben, da fast die ganze Strecke mit deutschen Beamten besetzt ist. Ich sitze noch immer auf der alten Stelle, - halbe Strecke Neapel – Rom. In den kritischen Tagen hatten wir bereits gepackt u. warteten - mit Munition reichlich versehen – kampfbereit der weiteren Entwicklung der Dinge ab. Es hat sich gezeigt, dass die italienische Armee so morsch war und sich im gegebenen Moment keine verantwortlichen tatkräftigen Führer fanden, die die Truppen zum Kampf gegen uns führten. Ich hatte Euch schon früher erzählt, was mit den italienischen Soldaten los war. Nun ist es jedem bekannt. Ich sage Euch, es war ein Trauerspiel sondergleichen. Kleine Häuflein deutscher Soldaten haben italien. Einheiten in Divisionsstärken glatt entwaffnet. Ich habe schon früher gesagt, dass die Italiener nicht nur nicht können, sondern auch nicht wollen. Dies ging schon aus der Nichtbefestigung Siziliens u. des Festlandes empor (hervor). Nein, sie haben es fertig gebracht und haben beim Näherkommen der Feinde ihre Geschütze gesprengt und ihm mit offenen Armen und Früchten empfangen. Das war unser Bundesgenosse! Die Zersetzung der Armee können wir dem König, der ja mit dem englischen Königshaus verschwägert ist und insbesondere dem Kronprinzen, die das seit langem betrieben haben, verdanken. Die Italiener werden nun entsprechend von uns Deutschen behandelt. Es ist ein ausgesprochener Beutefeldzug geworden. Wir leben augenblicklich herrlich und in Freuden! Die Verpflegung kann man wirklich nicht restlos verzehren. Unter anderem habe ich ein Paar derbe Schuhe, geeignet als Schiestiefel, bekommen und höchstwahrscheinlich werde ich ein 2. Paar dazu bekommen. Vater, die werde ich Dir dann bei Gelegenheit zuschicken. Wir werden höchstwahrscheinlich weiter zum Norden verlegen (verlegt werden), um unsere Kräfte mehr zu massieren und dann dem Feind ernstlich die Zähne zu zeigen. Es herrscht nun die notwendig klare Linie und wir fühlen uns nicht mehr als Gast im befremdeten Land, wo man Rücksicht nehmen muss. – Für heute will ich nun zu Ende kommen, in einigen Tagen mehr. - Ach, ich habe mich noch nicht für die beiden Briefe von Vater u. Emmy bedankt. Ich freue mich immer, Neuigkeiten von dort zu hören. – Mir geht´s gut, Euch hoffentlich auch. Ich verbleibe in Herzlichkeit Euer Albert

2.10.1943: (sehr leseschwach mit Bleistift geschrieben)                                           Ihr Lieben, habt heute mal wieder einen kurzen Gruß von mir. Ich befinde mich noch immer an der alten Stelle, rechne aber in den nächsten Tagen mit einer Verlegung gen Norden, da sonst uns der Tommy auf´s Fell rücken wird. Das Wetter ist augenblicklich scheußlich, es gießt und donnert unaufhörlich schon seit Tagen. Man kommt im Dreck und Schlamm bald um und das Zeltleben, das bisher Freude macht, wird man allmählich leid. Dieses Sauwetter hat aber auch seinen Vorteil, dass nämlich uns die feindlichen Flieger nicht besuchen können. – Ich schicke dieser Tage 3 kleine Päckchen ab: eins mit Briefumschlägen, eins mit Korinthen und eines mit Mandeln. Die Ankunft wollt Ihr mir bitte mitteilen. Ferner habe ich noch einige große Teile, die ich evtl. mit nächster Ju (Flugzeug-Marke: Junker) (wenn möglich) nach dort in Marsch setzen werde. Somit alles allright! Für heute herzlichste Grüße! Euer A lbert

11.10.43: (wieder sehr schwer lesbar, mit Bleistift handgeschrieben)                       Ihr Lieben, trotz der vorgerückten Stunde will ich noch schnell auf die soeben erhaltenen beiden Brief von Emmy einige Zeilen erwidern. Um mich braucht Ihr Euch keine allzu große Sorge machen, da ich doch wieder aus der Gefahrenzone heraus bin. In den letzten Tagen war es dort unten etwas brenzlig geworden, da die Flak herausgezogen war (Abkürzung: Fliegerabwehrkanone) und somit die feindlichen Jäger (Flugzeuge!) in geringer Höhe ungehindert hinwegbrausen konnten. Wir werden in nächster Zeit nochmal weiter gen Norden verlegt. Jetzt befinde ich mich ca. 100 km nördlich Rom. – Ja, mein lieber Vater, mit dem Kaufen ist es augenblicklich schlecht. Ich liege auf dem Lande u. habe keine Gelegenheit, in eine größere Stadt zu kommen. Schuhe habe ich bereits 2 Paar (Beuteschuhe, kosten nichts), es sind dabei 1 Paar für Dich, das andere Paar für mich, Größe 45 – 46. Ebenso habe ich 1 Kanister Oel mit 6 Liter stehen. Der Kanister ist auch italien. Beute, er ist wundervoll auch zu anderen Zwecken zu verwenden. Das Oel habe ich äußerst billig (2,50 Rm pro Ltr.) erstanden. Leider bietet sich mir nicht mehr so oft Gelegenheit, das Zeug zu versenden. – Dann hätte ich noch eine Bitte: Schickt mir umgehend meine Armbanduhr, da mir die andere abhandengekommen ist. Vielleicht hat Vater noch eine alte gangbare Taschenuhr dort liegen, dann würde ich die ganz gerne nehmen. Für heute seid nun alle herzlichst gegrüßt von Eurem Albert

7.11.43: (3 ½ kleine Seiten, mit kleinen Buchstaben Bleistift handgeschrieben) Meine Lieben! Der heutige Sonntag war mal wieder ein sehr arbeitsreicher Tag, ich will ihn mit einem Briefchen an Euch beenden. Überhaupt gibt es auf diesem Gefechtsstand weit mehr als früher zu tun, insbesondere viel Laufarbeit, da die Kompanie und andere Abteilungen sehr weit von uns abgesetzt sind. Die gute Erholung vom Zeltlager im Sommer geht so langsam dahin. Gott sei Dank haben wir einen prachtvoll angelegten Park, in dem wir in ruhigen Minuten Entspannung suchen. Vor einigen Tagen erhielt ich Vaters Brief mit den Neuigkeiten aus Freienohl, wofür ich Dir – lieber Vater – herzlich danke. Um auf dem Laufenden zu bleiben, hört man gern von den Geschehnissen in der Heimat, insbesondere dort von den Todesnachrichten. Der Oktober ist ja für Freienohl ein regelrechter schwarzer Monat gewesen. Ich musste mich sehr über die vielen Todesfälle wundern. Was hat dann nur Hassen Ernst gefehlt und was ist das dann für eine komische Todesanzeige? Und Pieps Fritze? Ja, man wird nach dem Kriege eine ganz veränderte Heimat vorfinden. Junge Leute, die man nicht kennt, sind herangewachsen, alte sind verstorben. Sodann vernahm ich die Nachricht von der Verwundung Helmuts. Seitdem er als Geschützführer im Erdkampf eingesetzt war, musste mal damit gerechnet werden. Ich selbst hatte auch schon einige Zeit keine Nachricht mehr von ihm. Na, hoffen wir, dass die Verwundung leichterer Natur ist und er bald wieder vollends genesen ist. Emmy, schreib mir mal bitte über die Verwundung Näheres. – Bei mir ist gesundheitlich noch alles in bester Ordnung. Meinen nächsten Urlaub habe ich mir für Januar vormerken lassen, ich rechne bestimmt damit. – Inzwischen werdet Ihr sicher mein Paket mit den 2 Paar Schuhen erhalten haben. Vater, wenn sie Dir passen, nicht zu klobig sind und sie gebrauchen kannst, nimm 1 Paar davon. – So, nun möchte ich allmählich zu Ende kommen, da ich schlafen gehen will. Wir können froh sein, ein anständiges Bett zu haben. – Emmy, habt Ihr irgendwie noch Bedarf an Hutstumpen und welche Farben, Kostenpunkt ca. 15,- M. – Nun lasst Euch herzlichst grüßen u. es sagt Euch recht gute Nacht Euer Albert

15.11.43: (mit Tinte handgeschrieben) Ihr Lieben! Vater, soeben erhalte ich erst Deinen Brief v. 18.10., er ist fast volle 4 Wochen unterwegs gewesen. Ebenso erhielt ich heute das Paket mit Plätzchen, es ist mal wieder ein Leckerbissen. Habt hierfür meinen herzlichsten Dank. Die Post scheint nun wieder regelmäßiger zu gehen. Wie ich höre, hat FReienohl ja wieder einige Opfer geben müssen. Leider werden es noch nicht die letzten sein, es werden bestimmt noch weitere, die schwerpunktmäßig eingesetzt sind, ihr Leben geben müssen. – Wo (Körperteil) und wie ist Helmut denn verwundet worden? – Sagt mal, Ihr habt doch die Uhr nicht in das Plätzchenpaket gelegt. Ich habe darin keine gefunden. Im Übrigen war das Paket im „Päckchenlazarett“ gewesen und neu verpackt. Es war von fremden Händen leicht angeknabbert gewesen. Ich meine, wenn Ihr die Uhr – die Armbanduhr oder eine Taschenuhr genügend mit Papier verpackt, dürfte sie unversehrt ankommen. – Sind inzwischen die 2 Paar Schuhe eingetroffen? Von unserer Verbindungsstelle in München habe ich Nachricht, dass sie von dort weiter gesandt worden sind. Teilt mir bitte die Ankunft mit. Beiliegend übersende ich Euch mal wieder 6 Zulassungsmarken. – Bei mir ist alles zufriedenstellend, von Euch höre ich, dass auch dort alle gesund und munter sind. Erfreulich! Soeben ist´s Winternacht (?) geworden und möchte mich daher schlafen legen. Seid also bis zum nächsten Mal herzlichst gegrüßt von Eurem Albert

20.11.43: (3 Seiten handgeschrieben mit Bleistift, sehr schwer lesbar)               Meine Lieben! Da heute unser Hauptmann auf Dienstreise ist und wir somit alleine sind, benutzen wir diese Gelegenheit, unsere Korrespondenz während des Dienstes zu erledigen. Wir sind eigentlich jetzt mit unserem neuen Abteilungschef zufrieden. Als er vor ca. ¼ Jahr zu uns kam, wollte er, nachdem er warm geworden war, so allerhand Neuerungen einführen. Bekanntlich fegen neue Besen immer gut. Er hat sich aber die Hörner inzwischen an uns abgestoßen und richtet er sich nun mehr nach uns als wir uns nach ihm. Er kennt übrigens Jungs aus Friedrichsbrunn auch gut, da er aus Quedlinburg stammt. Er wird uns aber in Kürze schon wieder verlassen, da er Oberst…bannführer (?) der SS ist und sich trotz seines Alters (Ende 40-ger) freiwillig zur Waffen-SS gemeldet hat. Sein Nachfolger, den wir auch schon kennen gelernt haben, ist ein Beamter, - Amtmann -. Er ist ein älterer ruhiger Vertreter, der sich scheinbar auch gerne unterordnet. Er kommt aus unserer Gegend, nämlich Menden. Soeben habe ich 2 Päckchen fortbringen lassen, die in den nächsten Tagen mit einer Maschine nach Deutschland befördert werden. In einem sind Gummi-Überschuhe, Größe 41, Beuteware. Hebt sie erstmal auf oder gebraucht sie, falls Ihr Verwendung dafür habt, vielleicht in der Waschküche. In dem anderen sind 2 kg Reis, den wir von hiesiger Marketenderei bekommen haben, ferner 3 kurze Netzunterhosen, die ich hier nicht mehr benötige. – Gestern hatten wir den ersten Schneefall zu verzeichnen. Ist zwar noch nicht liegen geblieben, aber die Gebirgsrücken, - Ausläufer der Alpen -, haben nun ihre weißen Hauben für einige Monate aufgesetzt, ein entzückendes Bild. – Ich erfreue mich noch immer der besten Gesundheit. Man muss sich selbst wundern, dass man sich während dieser Jahre noch keine Krankheit zugezogen hat. Es gibt Einheiten hier im Süden, die 30 – 40 Prozent Ausfälle haben durch Malaria- und Gelbsucht-Kranke. In allem Unglück ist in dem Nest, in deren Nähe wir unser Lager aufgeschlagen haben, Typhus ausgebrochen, 8 Fälle sind bisher unter der Zivilbevölkerung zu verzeichnen. Es wird natürlich von Seiten des Korps-Arztes alles tun (getan), um diese Seuche von der Truppe fernzuhalten. – Emmy, ich weiß nicht, ob ich Dir schon schrieb, dass ich Hutstumpen erwerben kann, Preis ca. 15 -20 M. Habt Ihr Bedarf u. in welcher Farbe? – Ich verbleibe nun für heute mit den herzlichsten Grüßen Euer Albert   (angefügt ist:) Die Briefe, die ich an Helmut geschrieben hatte, habe ich nunmehr zurück erhalten.

29.11.43: (mit Tinte handgeschrieben) Ihr Lieben, soeben habe ich die heutige dienstliche Arbeit beendet und ich will diesen Tag mit einem kleinen Briefchen an Euch abschließen. Liebe Emmy, Deinen Brief vom 16.11. habe ich erhalten, habe dafür meinen herzlichen Dank. Es freut mich, dass ihr gesundheitlich alle wohlauf seid. Helmut schrieb ich gestern ein Briefchen nach Bad Nauheim, die beiden letzten zur Ostfront habe ich unbestellt zurückerhalten. – Ich schrieb Euch letzthin, dass ich 2 Pakete auf dem Luftwege nach Deutschland abgeschickt habe. Leider erhielt ich sie infolge besonderer Umstände zurück. Da nun 1-kg-Päckchen durch Feldpost befördert werden, sandte ich 2 solche gestern ab. Sollte mal 1 verloren gehen, so ist das wegen des geringen Wertes nicht schlimm. Aber noch immer habe ich keine Nachricht von Euch, ob das Paket mit den 2 Paar Schuhen, das ich schon vor Wochen abgesandt habe, dort angekommen ist. Es wäre schade, wenn die Schuhe verloren gegangen wären. – Ihr habt ja sicher auch schon von dem Bandenkrieg hier in Oberitalien gehört oder gelesen. Dieser spielt sich hauptsächlich in den größeren Städten ab und haben wir somit direkt damit noch nichts zu tun gehabt. Aber Vorsicht ist natürlich auch hier am Platze, da man dem Burschen, dem Italiener nicht rauen kann. Nun könnte man die Pistole aber gut gebrauchen. Leider kann nicht jeder mit einer Dienstpistole ausgerüstet werden. Man ist so gezwungen, wenn man in Urlaub fährt, den Karabiner mitzuschleppen. – Nun will ich´s für heute gut sein lassen. Habt Ihr alle recht herzliche Grüße und für Sentamäuschen ein liebes Küsschen von Eurem Albert

14.12.43: (mit Tinte handgeschrieben)                                                                       Ihr Lieben, das Weihnachtsfest rückt bedenklich nahe. Es wird nun bereits das vierte werden, an dem ich nicht zu Hause sein werde. Wer hätte das seinerzeit gedacht. (korrekt abgeschrieben: kein Fragezeichen; wie schön öfters) Immer härter und unbarmherziger wird der Krieg. Nicht viele Familien gibt es mehr, die nicht von den Wehen dieses Krieges erfasst sind. Und wie viele werden noch hie (korrekt abgeschrieben) wie drüben durch Blutvergießen des einen oder anderen Familienmitgliedes ihr Opfer geben müssen. Wie manche Familie ist obdachlos geworden und kann das schöne und einmalige Fest im Jahr in altvertrauten Räumen nicht mehr feiern. Danken wir Gott, dass uns das Schicksal diesbezüglich noch nicht getroffen hat (na na, wo hat Albert H. Religionsunterricht gehabt? Gott : Schicksal…), Aber noch ist der Krieg nicht beendet und wissen wir nicht, was die Zukunft uns bringt. Hoffen und wünschen wir nur das Best. Dem Engländer scheint ja in nächster Zeit nicht das Allerbeste zu blühen. Mag es auch Menschen in Deutschland geben, die an eine Vergeltung nicht mehr glauben; ich bin aber überzeugt, dass eine solche und zwar in nächster Zeit kommen wird. In welchem Ausmaß und mit welcher Wucht sie durchgeführt wird, wäre abzusehen. Aber sie kommt und wäre es unsere letzte Kraft. Denn dieser Krieg wird von zu extremen Seiten durchgeführt und hat zu gehässige Formen angenommen. Nun will ich aufhören, von den Grausamkeiten dieses Krieges zu sprechen, denn es ist nicht der richtige Brief, der heute eigentlich nur Weihnachtsgrüße übermitteln sollte, hiervon zu schreiben. – Nun will ich Euch zunächst mal herzlichst danken für das nette Weihnachtspaket, das ich dieser Tage erhielt. Ich habe bereits mit meinen Kameraden einige Kostproben davon genommen und kann nur sagen: sie sind ein Gedicht, munden wie im dicksten Frieden. Ebenso habe ich Gertas Brief erhalten, sage auch hierfür herzlichen Dank. Ich werde mal sehen, den Wünschen gerecht zu werden. Ich schrieb Euch letzthin, dass ich im Januar in Urlaub kommen würde. Leider ist mein Urlaub in Frage gestellt. Ich werde aber mit einer ablehnenden Entscheidung meines Urlaubsantrages seitens der Kompanie nicht ohne weiteres einverstanden sein, zumal er von meiner Abteilung befürwortet war. Hoffen wir, dass es klappt. – Das Weihnachtsfest werden wir, wie vorgesehen, wohl nicht mit allen Feierlichkeiten begehen können. Es wird in den nächsten Tagen bereits 2 Jahre, dass ich hier unten im Süden bin und es wird mal Zeit, dass man die Front wechselt (?). Wenn Ihr nun in nächster Zeit keine Post von mir bekommt, dann befinde ich mich auf Fahrt. Ich werde vom neuen Einsatzort sobald als möglich schreiben. - Nun möchte ich zu Ende kommen. Ich nehme an, dass die ganze Verwandtschaft sich an den Feiertagen zusammenfindet. Ebenso nehme ich an, dass Helmut diese Tage dort in Freienohl verbringt. Da es mir augenblicklich wirklich an Freizeit mangelt, möchte ich hiermit Euch und zugleich für Alle (groß geschrieben) ein frohes Fest wünschen. Ebenso wünsche ich allen, falls ich dazu später nicht mehr komme, schon jetzt viel Glück und allerbeste Gesundheit im neuen Jahr. Hoffen und wünschen wir, dass uns das kommende Jahr nun endlich den lang ersehnten Frieden bringen wird. – Im Übrigen kann ich Euch melden, dass ich noch immer bei bester Gesundheit bin. Hoffentlich seid auch Ihr alle wohlauf. Nun nochmals herzlichste Grüße Euer Albert

27.12.43: (sehr klein, sehr schwer lesbar, Format DIN A 5 - mit Bleistift handgeschrieben)                                                                                                       Ihr Lieben, einen kurzen Gruß sende ich Euch, von deutschem Boden und zwar von Stuttgart. Ich habe erlebnisreiche Tage hinter mir. Schön war´s doch, wenn sie auch gefahrvoll waren. Gestern war ich in München, heute bin ich in Stuttgart und werde höchstwahrscheinlich mit der Ju 52 weiterfliegen bis Metz oder Paris. Von dort werde ich gleich wieder von mir hören lassen. – Ich hoffe, dass Ihr nette, viele Feiertage im Kreis der Familie verlebt habt. – Was mit meinem Urlaub wird, muss ich erst mals sehen, ich hoffe aber, dass es im Laufe des Januars klappt. Euch nun einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschend sendet Euch die herzlichsten Grüße Euer Albert

29.12.43: (wie am 27.12.: das gleiche Feldpost-Briefpapier; sehr klein, sehr schwer lesbar mit Bleistift handgeschrieben)                                                                    Meine Lieben! Noch befinde ich mich in Stuttgart, wegen zu starken Nebels konnten wir bisher den Weiterflug nicht antreten. An und für sich bin ich froh, mal ein paar Tage nichts mit dem Geschäftsbetrieb zu tun zu haben und so mal ausspannen zu können, denn ich bedurfte dringend mal der Ruhe. – Zur Verlegung hatte man sich genau wie vor 2 Jahren die Weihnachtstage ausgesucht. Die Weihnachtsfeier habe ich noch am Heiligen Abend in schlichter Weise mitgemacht. Unsere Bescherung bestand aus einem Teller Gebäck, Nüssen, Äpfeln, 100 gr Kaffee, Zigaretten und 1 Flasche Wermut. Am 25. Bin ich zu meinem ersten Flug gestartet. Das Wetter war einwandfrei. Wir schlichen über die Poebene am Südrand der Alpen entlang. Es war ein Genuss, die italienische Landschaft aus der Vogelperspektive bewundern zu können. Wir sind in Vicenza zwischengelandet, um nochmals das Wetter einzuholen. Leider war die Wetterlage nicht besonders günstig. Von einer sehr unangenehmen Überraschung wurden wir gegen Mittag in Vicenza betroffen. Wir standen nichts ahnend bei unserer Maschine mitten auf dem Platz, als plötzlich ein Pulk von feindlichen Maschinen am Himmel erschien. Unverständlicherweise war keine Luftgefahr vorangemeldet worden. Wir sprengten blitzschnell auseinander und suchten das Weite. Ich sah das Ende vor mir. Die Maschinen befanden sich über mir, klinkten ihre Bomben aus und zum Glück fielen sie außerhalb des Horstes (Horst war der Fachausdruck für Flugplatz, Flughafen). Wir konnten jeden Moment mit einer neuen Welle Maschinen rechnen, nahmen daher die Beine auf den Rücken (Soldatensprache?) und liefen, was in unseren Kräften stand. Vollständig ermattet erreichten wir ein 1 km entferntes tief eingeschnittenes Flussbett. Solch ein Theater haben wir an diesem Tage 3-mal erlebt. Ihr könnt Euch denken, dass uns dies reichte und das am 1. Weihnachtstag. Die Wetterlage besserte sich gegen 2 Uhr zusehends, sodass wir noch zum Flug über die Alpen starten konnten. --- (jetzt folgt – oben notiert – Seite 3) --- Der Flug über die Alpen war ein einzigartiges Erlebnis. Die Hälfte der Strecke sind wir über der Wolkendecke unter grellender Sonne durch die silbernen Weiten mit unserer treuen Ju dahin geglitten. Nach 2 ½ stündigem Flug sind wir durch die Wolken stoßend mitten über dem Flugplatz München herunter gekommen. Am Abend dieses erlebnisreichen Tages haben wir uns noch einige Stündchen in München amüsiert. Der 2. Feiertag brachte uns von München nach Stuttgart, wo wir jetzt noch liegen und auf günstiges Flugwetter warten. Unsere Herren Offiziere sind bereits gestern per Eisenbahn weiter gefahren. Im Übrigen ist die Fliegerei eine feine Sache. Man sagt zwar, wer nicht fliegt, lebt länger, aber trotzdem würde ich immer wieder in die Maschine einsteigen und es bekommt mir wider Erwarten nicht schlecht. --- (zur Rückseite und Briefschluss) --- Nun will ich Schluss machen. Sage Euch nochmals herzlichste Neujahrsgrüße, ebenso Helmut, falls er dort sein sollte. Euer Albert (noch eine Notiz) Achtet auf mein neues Lg. P. Amt! Paris

Zur Erinnerung: Die von Albert Helnerus geschriebenen Abkürzungen sind übernommen.

13.1.1944: (Bleistift geschrieben, sehr klein schwer lesbar, außen auf dem Kuvert gestempelt: 3.1.44; im Brief-Kopf oben rechts: 13.1.1944. – Aber: eingefaltet liegt hier ein Brief: Bleistift geschrieben, sehr schwer lesbar, ohne Datum; der Papierrand ist an allen 4 Seiten abgerissen, der Text freilich vollständig geblieben. Wegen seines Inhalts und seines möglichen früheren Datums wird er vorgezogen:)     Meine Lieben, vor dem Schlafengehen noch einen Gruß. Unsere Verlegung haben wir gestern beendet. Unsere neuen Unterkünfte sind sehr zufriedenstellend. Es sind Villen, aus denen wir die italienischen Prominenten quasi rausgeschmissen haben. Ich befinde mich jetzt ca. 100 km nördlich Roms. Ich selbst habe einen schweren Pachard gefahren, den ich allein ohne Insassen dem Ziel zugesteuert habe. So kam ich mal wieder nach langer Zeit zum Autofahren. Bis auf 2 Pannen, die ich zu beheben hatte, war die Fahrt sehr schön. Nächstens mehr! Bis dahin verbleibe ich herzlichst Euer Albert                                                                                                                             - Nun der Brief mit dem o.a. Datum. -                                                                        Ihr Lieben, nochmals sende ich Euch einen Gruß aus Stuttgart. Da die Maschine einen kleinen Defekt hatte, konnten wir bisher unseren Weiterflug nicht antreten. Aber nun ist sie wieder klar und gleich geht´s los, wenn´s wettermäßig möglich ist. Unser Flugzeugführer ist soeben fort, das neueste Wetter einholen. Es waren hier in Stuttgart einige Tage der Ausspannung und Erholung. Wenn man vorher gewusst hätte, dass wir eine Woche hier blieben, hätte ich kurz nach Hause fahren können und mich meiner Pakete entledigen. Nun schleppe ich das Zeug mit nach Frankreich und später wieder mit in Urlaub. – Ich nehme an, dass Ihr gesund und munter das neue Jahr begonnen habt und hoffe, dass uns in diesem Jahr weiterhin das Glück beschieden ist. Indem ich mit Euch hoffe und wünsche, dass 1944 nun endlich der Krieg sein Ende finden wird, seid in aller Herzlichkeit gegrüßt von Eurem Albert

6.1.44: (Auf dem Kuvert: Post-Stempel: Metz 3, 7.1.44. - Bleistift handgeschrieben, sehr schwer lesbar)                                                                                               Meine Lieben, eine weitere Etappe liegt hinter uns, seit vorgestern befinde ich mich in Metz. Wir gedenken, morgen unseren Flug bis zum Endziel durchführen zu können. Wir sind am 4. mittags in Stuttgart gestartet. Es war einigermaßen gutes Wetter. Aber schon nach einer halben Stunde Flug gerieten wir über den Vogesen in starkes Schneegestöber, behielten aber noch immer etwas Erdsicht u. landeten nach 2-stündigem Flug glücklich in Metz. Metz gefällt mir eigentlich nicht sehr gut, da es sehr dreckig ist. Es ist eine alte Garnisonsstadt. Kasernen gibt´s unzählige. – So, nun genug für heute, später mehr. Es genügt ja vorerst als Lebenszeichen von mir. Bis zum nächsten Mal seid allerherzlichst gegrüßt von Eurem Albert

9.2.44: (liniertes Schreibpapier, DIN A 3, gefaltet, 3 Seiten mit starkem Bleistift handgeschrieben, gut lesbar)                                                                              Meine Lieben! Vor dem Schlafengehen will ich noch schnell einige Zeilen an Euch richten. Ich habe im Großen und Ganzen nach meiner Rückkehr vom Urlaub (!) hier alles so angetroffen, wie ich es verlassen hatte (Auf der Rückseite des Kuverts, beim Absender: Uffz. A. Helnerus steht Paris.). Was meine Arbeit betrifft, so habe ich allerdings ein anderes Aufgabengebiet bekommen, habe mich aber hierbei nicht verschlechtert. Eigentlich ist es mir gleich, was ich mache, da ich auf jedem Gebiete in unserer Abteilung kundig bin. Ich bin mittlerweile 2 Jahre und der älteste Mann in der Abteilung und habe sie aus den kleinsten Anfängen heraus miterlebt und kann mir somit niemand etwas vormachen. In personeller Hinsicht kann hat sich wiederum etwas geändert, sowohl bei den Vorgesetzten, als auch bei den Kameraden. Ob die Zusammenarbeit mit diesen neuen 100 % harmonieren wird, wäre abzuwarten. - Ich sprach bereits im Urlaub von 6 Ltr. Oel, die wir noch evtl. bekommen würden. Inzwischen habe ich die 6 Ltr. empfangen, einen Kanister hierfür habe ich käuflich erworben, braucht mir daher keinen zuzusenden. Die Frage ist nur die: Wie bekomme ich das Zeug zu Euch? Na, kommt Zeit, kommt Rat! Vater, für Dich schickte ich gestern 2 einzelne Päckchen Tabak ab, ihre Ankunft kannst Du mir bitte mitteilen. Ich will mal sehen, ob ich noch weitere in der Kantine erwerben kann, schicke sie Dir dann laufend! – Dann hätte ich noch eine Bitte: Überweist bitte umgehend (unterstrichen) an meine Adresse und Feldpostnummer per Postanweisung 100,- M, man kann sich monatlich einen Betrag in Höhe des Wehrsoldes schicken lassen, dieser wird uns in Francs ausgezahlt. Im Zuge selbst wurden nur 20,- M umgewechselt. Höchstwahrscheinlich kann ich in nächster Zeit in der Kantine so allerhand Raritäten erwerben, wozu ich das Geld unbedingt benötige. – So, das wären so meine Sorgen. Im Übrigen bin ich noch immer munter und froh. Augenblicklich sind wir dabei, unsere Kenntnisse im MG zu überholen (Maschinengewehr) und haben neben dem Abteilungsdienst fleißig Gefechtsausbildung. Die Tommy´s erscheinen hier täglich pulkweise, fliegen aber meistens weiter ins Reich ein. - So, nun möchte ich Schluss machen. In der Hoffnung, dass auch Ihr alle bei bester Gesundheit seid, grüßt Euch für heute herzlichst Euer Albert. (Darunter stehen noch diese Zeilen) Sollten mal zu Hause unvorhergesehene ernste Fälle vorkommen, könnt Ihr mich unter dem Fernsprechdecknamen „Derfflinger“ telefonisch bei Abteilung Qu./Mot. erreichen. Qu.= Quartiermeister, - Mot.= Motorisierung.

16.2.44: (Mit Tinte handgeschrieben)                                                                        Ihr Lieben, soeben erhalte ich Emmys Brief, wofür ich mich bestens bedanke. – Augenblicklich habe ich einen Lenz, da unsere Abteilung zahlenmäßig sehr stark ist und wir bei weitem nicht ausgelastet sind. Wir treiben momentan nur Beschäftigungstheorie. - Abends haben wir spätestens 7 Uhr Feierabend. So ist es uns möglich, sehr oft das Kino zu besuchen oder das Soldatentheater, wo des Öfteren Künstlertruppen auftreten. In der Stadt selbst wird an Vergnügen sehr wenig geboten, dort gibt´s nur ein kleines Cafee mit billiger Musik, das wir schon mal besuchen. Die übrigen Abende verbringe ich auf meinem Zimmer, das ich mit einem Kameraden, der momentan in Urlaub ist, bewohne und welches wir uns recht wohnlich gestaltet haben. Für gute Zimmertemperatur bei Tag und Nacht sorgt der Dauerbrenner, den wir organisiert haben (Spezial-Heizkörper, nicht: Hit, Schlager, Highlight…). Eine Chaise fehlt natürlich auch nicht (bequeme Liege-Bank, Sofa…). Ihr könnt Euch also denken, dass es für mich ein Genuss ist, des Abends einige Stündchen ganz privat zu sein und gemütlich im Sessel sitzend in aller Ruhe in Büchern lesen kann. – Vater, ich rauchte gestern ein Päckchen mit Tabak und 10 Zigarillos ab, ferner ein kleines mit Schnaps und heute wiederum zweie mit Fläschchen Cognac. Die Verpackung lohnt sich ja kaum, aber ich habe ja Zeit. – Ja, es ist schade, dass Niesens Erich nicht einige Wochen früher in Urlaub gekommen ist, mit uns würde er bestimmt mehr vom Urlaub haben. Übermittelt bitte recht herzliche Grüße an ihn. - Euch selbst sage ich nun ebenfalls die herzlichsten Grüße. Euer Albert (darunter steht noch) Noch eins! Schickt mir bitte das kleine franz.-deutsche Wörterbuch, das ich vergessen habe, mitzunehmen, es steht, - glaube ich -, zwischen den Büchern im Bücherregal des Schreibzimmers.

20.2.44: (mit Bleistift handgeschrieben, kaum zu lesen) I                                           hr Lieben! Es ist Sonntag Nachmittag! Ich habe mal wieder Dienst. Da nicht viel zu tun ist, will ich an Euch einige Zeilen schreiben, allerdings nur einige, da hier in der Bude eine marode Kälte ist und ich lausige kalte Finger habe. Unsere Büroräume sind 3 große aneinanderhängende Räume (früher Speisesäle), die zwar mit Heißluft-Heizungen versehen sind, aber nicht funktionieren. Die von uns aufgestellten Öfen fielen heute plötzlich aus, sodass wir ganz locker (!) im Kalten sitzen. Der Winter, so wie ich ihn von Hause aus kenne, ist hier eingezogen. Es liegt herrlicher Schnee bei sehr niedriger Temperatur, sodass er wahrscheinlich vorerst liegen bleiben wird. Dieser Tage sandte ich wieder ein Päckchen mi 2 P. Tabak u. 1 Flasche Schnaps, eins mit 1 P. Tabak u. 10 Zigarrillos und heute nochmal eins mit 1 P. Tabak. Insgesamt habe ich bis heute auf den Weg nach dort gebracht: 7 Pakete Tabak, 4 kl. Fl. Schnaps u. 10 Zigarillos. Vater, kannst mal verfolgen, ob alles angekommen ist. – Soeben erfahre ich, dass die hundert Mark eingetroffen sind. Werde mir morgen bei der Kasse die Francs dafür abholen. Beiliegend gebe ich heute noch 2 Zulassungsmarken, könnt sie zunächst mal aufheben. Sonst wüsste ich nichts Neues zu berichten. Ich verbleibe weiterhin in Herzlichkeit Euer Albert

1.3.44: (Ortsangabe auf dem Kuvert: Paris. - 4 Seiten mit weichem Bleistift handgeschrieben, schwer lesbar)                                                                         Meine Lieben! Heute Abend will ich mal wieder einige Zeilen an Euch richten. Zunächst danke ich bestens für Vaters Brief v. 15.2. u. Emmy´s v.22.2. – Mittlerweile sind sicherlich schon einige meiner Päckchen angekommen. Hiermit kündige ich den Versand von weiteren 2 Päckchen Tabak und 4 kl. Kanistern Oel an. Weitere 4 Kanister habe ich gefüllt stehen und werde sie in den nächsten Tagen abschicken. Ich habe sie sehr gut verkorkt u. verpackt und hoffe, dass sie unversehrt dort ankommen. Gefahr besteht nur, wenn die Dosen einem größeren Temperatur-Wechsel von kalt auf warm unterworfen werden, denn dann könnten sie durch den gewaltigen Druck bei der Ausdehnung des Oels, da die Dosen bis oben gefüllt sind, platzen. Da ich noch ca. 1 ½ Ltr. Oel in Flaschen habe, sendet mir bitte 3 leere Kanister zurück, damit ich auch diese möglichst bald loswerde. Ferner kaufte ich in der Kantine nochmals 1 kg Leder (1 gutes und 1 schlechteres Stück), was ich auch bald nach dort als Feldpost schicken werde. Solltet Ihr noch genügend liegen haben und es durchaus nicht nötig habt, könnt Ihr´s bei Gelegenheit gegen andere Waren verhandeln. Kostenpunkt ca. 8,- Mark. Außerdem erstand ich in der Kantine 7 m Stoff (vielleicht als Kostümstoff zu verwenden) zum Preise von 4,- M. pro Meter. Emmy, kannst mir mal später mitteilen, ob es für den Preis brauchbar ist. Die Frage ist nur, wie werde ich ihn unzerschnitten los, da doch nur 1 kg-Pakete abgeschickt werden können. Zudem kaufte ich noch 10 m Leinen-Stoff, billiges Zeug, 40 Pf pro m, könnt vielleicht allerhand Tücher davon machen. – Vater, die 100,- M habe ich erhalten, kannst mir nochmal 100,- M überweisen. Die 60,- M Kredit-Kassenscheine, die Du noch liegen hattest, geb (!) zur Bank oder Post, da sie ungültig geworden sind und Du sie vielleicht später nicht mehr eingewechselt bekommst. Mit meinen erhöhten Gebührnissen (!) geht doch in Ordnung, lege Dir zur Kenntnis einen Abrechnungszettel des Luftgaukommandos III Dresden bei, woraus ersichtlich, dass mein Grundgehalt nunmehr 108,43 ist u. ich eine Nachzahlung ab 1.11.43 erhalten habe. – Inzwischen wird auch schon das Geld bei unserer Amtskasse eingetroffen sein. – Jawohl, der Oberarzt Kathol war einer meiner früheren Mescheder Schulkameraden in Neheim auf der Schule. Er war ein feiner Kerl; vielleicht werde ich ihm mal bei Gelegenheit schreiben. - Liebe Emmy, dass Klein Senta mit dem Schlitten karambuliert ist, ist ja weniger erfreulich. Ich hoffe u. wünsche natürlich, dass sich die erlittenen Schäden als weniger kompliziert herausstellen. Wenn Du mal nach Winterberg willst, fahre ruhig hin, ich kann´s Dir nur empfehlen. Engemanns sind auch sehr nett. Na, vielleicht bist Du schon dort, wenn dieser Brief ankommt! – So, Ihr Lieben alle, ich will zum Schluss kommen. Morgen mache ich wieder 2 Päckchen für Euch fertig, die Ihr auch jeweils als einen Gruß von mir betrachten könnt. Inzwischen verbleibe ich in aller Herzlichkeit Euer Albert   (am Rand steht) Emmy, sag mal, ist Helmut noch in Bad Nauheim? Wie ist seine augenblickliche Adresse?

10.3.44: (mit Tinte handgeschrieben)                                                                        Ihr Lieben, Vater, Deinen Brief vom 1.3. habe ich in Händen, danke Dir bestens. Die Angelegenheit mit meinem Gehalt ist inzwischen ja schon geklärt, ich teilte sie Dir bereits mit. – Du teilst mir die Ankunft einiger von mir abgesandten Päckchen (vorwiegend Tabak) mit. Es sind natürlich bei weitem noch nicht alle eingetroffen, hoffe aber, dass inzwischen wieder welche eingetrudelt sind und noch weitere eintreffen werden. Ihr müsst mir nur alle paar Tage eine Bestätigung über eingetroffene Päckchen nach hier geben, damit ich eine Kontrolle habe. Ich zeichne alle abgesandten Päckchen in eine Nachweisliste auf und kann so feststellen, welche Päckchen ausgeblieben sind. Im Allgemeinen scheint die Päckchenpost unregelmäßig zu gehen, einige sind über 14 Tage unterwegs. Insgesamt habe ich nun 8 kl. Kanister Oel zum Versand gebracht. Ferner außer Tabak gestern noch 2 Pakete mit je 5 m Leinen (Preis 0,50 pro M). Könnt Ihr das Zeug für irgendeinen Zweck gebrauchen? Ich könnte dann vielleicht noch mehr bekommen. Gestern kaufte ich bei uns in der Kantine 1 Anzugsstoff für mich, er scheint für seinen Preis – 60 M – sehr ordentlich zu sein. Ich muss mal sehen, wie ich ihn, ebenso den noch liegenden anderen Stoff, nach dort loswerde. Drei kl. Kanister schickt bitte sofort zurück, die anderen vielleicht später, da wir evtl. noch mal mit einer kleinen Oelzuteilung rechnen können. Vater, hast Du bereits wieder 100 M überwiesen? Wenn nicht, besorge das bitte sofort. Wie steht´s mit Gewürzen wie Piment, Zimt, Stangenzimt, Nelken, ganzer Pfeffer, Anis u. weitere. Diese Sachen werden wohl in nächster Zeit in der Kantine offeriert. Bei Bedarf bitte ich, mit umgehend Nachricht zu geben, Preis ca. 0,50 – 1,00 M pro Tütchen. – So nun hätte auch ich mal wieder eine Bitte. Mit meinen Essvorräten vom Urlaub habe ich ziemlich hausgehalten und sie haben fast bis jetzt gewirkt. Da unsere Verpflegung momentan sehr knapp ist und ich mit bestem Willen damit nicht auskomme, hätte ich doch gebeten, mir mal wieder ein anständiges Plätzchenpaket oder sonst was zu schicken. Ich kaufte mir schon in der Kantine – nur gegen Zuteilung zu bekommen - 2 x ½ kg I a Dauerwurst, allerdings zum Preis von je 9,- M. – So, nun will ich es mal für heute genug sein lassen. Emmy, wie steht es mit Senta? Ist alles wieder in Ordnung? Heute erhielt ich von Helmut auch einen Brief. – Ich hoffe u. wünsche Euch alle bei bester Gesundheit und grüße Euch von Herzen Albert

19.3.44: (3 ¼ Seiten, mit Tinte handgeschrieben)                                                      Ihr Lieben! Es ist Sonntag früh vormittags. Einen herrlichen Tag scheint es heute wieder zu werden (korrekt abgeschrieben!). Die Sonnenstrahlen dringen schon in uner Zimmer ein und bringen eine wohlwollende Wärme mit herein. Der Frühling ist also hier eingezogen. Die Vöglein hört man durch das offene Fenster so lieblich zwitschern und es überkommt einem so wirklich ein sonntägliches Gefühl – Gestern Abend erhielt ich Vaters Brief vom 15. und dieser Tage Emmy´s vom 9.3. sage für beide besten Dank. Von den Freienohler Neuigkeiten habe ich Kenntnis genommen, es interessiert mich immer wieder. Von meinen abgesandten Päckchen stehen noch einige aus, wollen noch mal einige Tage abwarten, sie werden sicherlich noch eintrudeln, werde dann mal eine Überprüfung vornehmen und Euch genauere Nachricht geben. Am besten wäre gewesen, wenn ich sie laufend nummeriert hätte. – Die zweiten 100, - M habe ich bereits bei unserer Amtskasse in Empfang genommen, sie wurden angerechnet für die Monate Februar und März. Vater, weitere 50,- M , bestimmt für April, kannst Du Ende März absenden, sodass ich sie Anfang April in Händen habe. – Ich weiß nicht, ob ich Euch schon schrieb, dass ich für mich für ca. 50,- M einen Anzugsstoff gekauft habe. Zudem habe ich noch weitere 7 m Stoff liegen. Ich werde wieder in nächster Zeit und fernerhin Gelegenheit haben, auch größere u. schwerere Stücke über die Grenze nach dort transportieren zu lassen. Es ist nämlich von uns in Metz (!) eine sogenannte Weiterleitstelle eingerichtet worden. Die Pakete gehen bis Metz auf dem Luftwege und werden von dort per Eisenbahn weiter geleitet. - So, nun muss ich meine Plauderei beenden, da ich gerade eine dienstliche Sache zur Vollziehung vorgelegt bekommen habe. – Empfangt viele herzliche Sonntagsgrüße von Eurem Albert

27.3.44: (mit Tinte handgeschrieben)                                                                         Lieber Vater! Zu Deinem Geburtstage spreche ich Dir meine herzlichsten Wünsche aus. Anbei sende ich Dir zu diesem Fest einige Rauchwaren. – Wir bekommen aus der Kantine eine monatliche Zuteilung an Rauchwaren. Wenn auch die Zuteilung an Tabak äußerst gering ist, versuche ich dennoch für Zigaretten Tabak zu erwerben. Leider war es mir noch nicht möglich, eine gute Flasche Cognac für Dich zu bekommen. Indem ich hoffe, dass Du noch lange Jahre – auch Nachkriegsjahre – bei bester Gesundheit verlebst, sendet Dir nochmals herzliche Geburtstagsgrüße u. –Wünsche Dein Sohn Albert

1.4.44: (mit Tinte handgeschrieben)                                                                     Meine Lieben! Da es am heutigen Samstag spätnachmittag ziemlich ruhig im Dienstbetrieb ist, habe ich mal wieder die Feder ergriffen, um Euch einige Zeilen zu schreiben. – In den letzten Tagen erhielt ich von Euch einige Briefe, wofür ich mich bestens bedanke. – Wie ich höre, sind meine abgesandten Päckchen erfreulicherweise restlos eingetroffen. Gestern sandte ich dann noch den Rest meines Oels ab, es sind 2 Kanisterchen u. 2 kl. Fläschelchen. - Nun bin ich auch die Stoffe losgeworden, sie sind gestern mit einer Maschine bis Metz überflogen worden. Von dort werden die beiden Pakete per Bahn weitergeleitet. Emmy, vielleicht lässt sich der blaue Stoff als Kostümstoff verwenden. Falls Gerta auch Bedarf hat, kannst Du ihr ja auch etwas abtreten. Ebenso kann Gerta die ersten 10 m von dem Leinenstoff nehmen. Du und Senta könnt dann die 20 m haben, die gestern mit der Maschine abgegangen sind. – Ich schickte Euch mal vor einiger Zeit ein Päckchen mit Gewürzen. Zur Orientierung teile ich Euch nun die einzelnen Preise mit. Pro Tüte bzw. Stange: Anis 60 Pf., Nelken 75 Pf., Kümmel 30 Pf., Pfeffer 40 Pf., Stangenzimt 90 Pf., Muskat 1,30 M., Vanille 1,50 M. – Teilt mir mal mit, ob Ihr Interesse für Samen habt, man kann hier so allerhand Sorten kaufen. - Das Päckchen mit Wurst und Plätzchen konnte ich aber gut gebrauchen, und habe ich jetzt noch etwas davon. Da nun Sperre eingetreten ist, habe ich gedacht, Ihr schickt mir zu einem meiner Kameraden, der sich in Urlaub befindet. Dieser kann mir das Paket dann mitbringen. Er ist sehr in Ordnung und wird es gerne tun. Seine Adresse lautet: Uffz. Hermann Klasen, Papenburg / Ems, Hauptkanal links Nr. 33. Ich werde ihm heute ebenfalls schreiben, dass er von Euch ein Paketchen für mich erhält. Der Kamerad wird bis zum 20.4. in Urlaub sein. – In der Anlage liegen zu Eurer Verwendung 2 Zulassungsmarken bei. – Die 50,- M sind noch nicht eingetroffen, werden wohl in den nächsten Tagen ankommen. – So, das wär´s für heute. Indem ich Euch alle wieder gesund hoffe, grüßt Euch herzlich und sagt Euch frohe Ostertage Euer Albert

16.4.44: (Bleistift handgeschrieben, gerade noch lesbar mit Licht-Lupe)                 Ihr Lieben, da Ihr lange nichts mehr von mir gehört habt, will ich mal wieder ein Lebenszeichen von mir geben. – Abgesehen von einer kleinen Erkältung, die sich in Zahnschmerzen bemerkbar macht, geht es mir noch gut. Die Osterfeiertage habe ich in aller Stille verlebt. Am 2. Feiertag hatte ich nachmittags dienstfrei und habe mit einigen Kameraden eine sehr nette Wanderung gemacht. Im Übrigen treibe ich augenblicklich in dienstfreien Stunden Sport (Fußball u. Faustball) und halte meinen Körper äußerst gelenkig. – Ich schickte Senta zum Geburtstag ein Päckchen Schokolade. Ist dies angekommen? Ferner zu Vaters Geburtstag ein Päckchen mit Rauchwaren. Ankunft bitte ist mir mitzuteilen. - Wie geht´s Euch? Waren die Dortmunder an den Feiertagen alle bei Euch? Emmy, war Helmut auch da? Wie er mir schrieb, wollte er es möglich machen. Hast Du schon mal wieder in Winterberg angefragt? Es besteht die Möglichkeit, dass Engemanns in diesem …(1 Wort?) weniger eine Erholens…(1 Silbe?) Deinerseits als ein Inspizieren der dortigen Verhältnisse erblicken. Ich weiß nicht, ob Du unter diesen Umständen nochmal dort anfragst. Fräulein Doris befindet sich augenblicklich für einige Wochen in Listarnohl bei Verwandten. Sie macht dort einen Kursus für Säuglingspflege mit. – So, nun genug für heute. Seid alle herzlichst gegrüßt von Eurem Albert

24.4.44: (Mit Tinte handgeschrieben)                                                                   Meine Lieben! Mit etwas Verspätung ist heute der Kamerad aus Papenburg mit dem Paket für mich hier eingetroffen. Ich kann diese schöne Sachen äußerst gut gebrauchen und sage daher meinen allerherzlichsten Dank hierfür. Nun habe ich wenigstens eine Zeit lang zusätzlich zu essen. Die Truppenverpflegung ist ziemlich fettlos und hatte ich von meinem Gewicht inzwischen bestimmt einige Pfündlein verloren. – Heute hatte der Tommy mal wieder Flugtag. Er überflug unseren Standort mit ca. 400 (!) Kampfmaschinen. Da wird wohl wieder eine südwest-deutsche Stadt hat dran glauben müssen. Mein Kamerad erzählte hier, dass Hamm nun auch stark heimgesucht worden ist. Er hat gerade bei seiner Abfahrt den Angriff miterlebt. Er erzählt von panikartigen Szenen. Es wäre doch bald an der Zeit, dass der Krieg zu Ende geht. Trotz des hohen Persönlichketswertes jedes einzelnen deutschen Soldaten werden wir langsam aber sicher durch die Masse des Feindes und die feindliche Materialüberlegenheit erdrückt. – Helmut hat nun leider seine Zeit um und wird wohl demnächst wieder zum Einsatz kommen. Hoffen wir, dass bis zum Kriegsende für uns alles glimpflich verläuft. - Diese Zeilen in Eile u. somit genug für heute. Ich hoffe Euch alle bei bester Gesundheit und grüße Euch von Herzen Albert (darunter.) Falls Helmut noch in Freienohl, auch an ihn die besten Grüße und viel Soldatenglück fernerhin. A.

2.5.44: (mit Tinte handgeschrieben)                                                                           Ihr Lieben, wenn auch die Uhr schon 11 geschlagen hat, so will ich heute doch noch schnell einige Zeilen schreiben. Vaters Brief habe ich mit Dank erhalten, worin er mir mitteilt, dass wieder einige Päckchen angekommen sind. Ich nehme an, dass inzwischen auch das Paket mit den 7 m Stoff eingetroffen ist. Im Allgemeinen ist die Beförderung der Post augenblicklich äußerst schlecht. Der Tommy ist momentan sehr aktiv und hat allenthalben Verkehrslinien mit Bomben belegt, was natürlich den Transport gewaltig hemmt. Von mir habt Ihr in letzter Zeit auch weniger gehört. Das braucht Euch aber nicht zu beunruhigen, ich bin wirklich nicht zum Schreiben gekommen. Helmut wird nun seinen Urlaub auch um haben und über den Ersatztruppenteil wieder einem Fronttruppenteil zugeteilt werden. Emmy, Du kannst mir mal, sobald Du seine genauer Adresse hast, die Anschrift mitteilen. - Ich habe eigentlich Pech gehabt, indem seit Tagen die Urlaubssperre für den Westen eingetreten ist, denn ich sollte übermorgen die 2. Urlaubsrate mit 14 Tagen antreten. Schosland und ich hatten wieder so disponiert, dass wir zusammen fahren konnten. Na, müssen wir eben noch warten. – Hatte ich Euch schon mitgeteilt, dass ich das Paket mit Esswaren durch meinen Kameraden aus Papenburg erhalten habe? Besten Dank. Vater, hast Du für Mai schon 50,- M überwiesen? Wenn nein, besorge das bitte umgehend. – Gestern sandte ich Euch eine Dose Bohnerwachs, die Ihr sicher sehr gut gebrauchen könnt. Morgen werde ich noch 3 Pakte Tabak abschicken. – Das wären meine Berichte für heute. – Mir geht´s gut, hoffe von Euch auch dasselbe. (am Rand) Seid alle miteinander vielmals gegrüßt von Eurem Albert

21.5.44: Bleistift schwach handgeschrieben, sehr schwer lesbar)                             Ihr Lieben! Soeben bin ich aus einem ausgedehnten Mittagsschlaf erwacht und möchte Euch, bevor ich wieder in die Stadt gehe, schnell noch einen kurzen sonntäglichen Gruß senden. Ich werde noch bis Mittwoch in Brüssel bleiben und dann zurückfahren, sodass (ich) wohl am Freitag wieder bei der Truppe bin. Das Hotel, in dem die Gasschutzschule (?!) untergebracht ist das größte und komfortabelste Europas. Ein Beispiel: in den gesamten Gebäulichkeiten befinden sich ca. 300 Flügel (Klaviere). Vorgestern betrachte ich eine Filmvorstellung in einem zum Hause gehörenden erstklassigen Kino- und Theatersaal. Gestern Abend und heute früh nahm ich im Hallenschwimmbad, das ganz hervorragend ist, ein Bad. Alles Einrichtungen, die lediglich für den internen Betrieb bestimmt sind. Da könnt Ihr Euch von diesem erstklassigen Hause ungefähr ein Bild machen. – Ansonsten geht´s mir gut. Die Verpflegung ist hier trotz des schlechteren Verpflegungssatzes bedeutend besser als bei meiner Einheit. Ich werde mal sehen, wenn vorerst mit Urlaub nicht zu rechnen ist, müsst Ihr mir schließlich über unserer Weiterleitstelle-Netz mal wieder ein Paket schicken. Ich sag aber noch Bescheid. – Vater, Du könntest die nächsten 50,- M bestimmt für Monat Juni nach Erhalt dieses Briefes bereits abschicken, da die Überweisung …(1 Wort?) mitunter 14 Tage – 3 Wochen dauert. Ich nehme an, dass die Mai-Überweisung nun bei meiner Einheit vorliegt und ich sie bei meinem Eintreffen dort in Empfang nehmen kann. – Nun wäre im Moment mein Repertoire erschöpft. Mein Wunsch ist, dass Ihr alle miteinander gesund u. Munter bleibt. Für heute grüßt Euch in Herzlichkeit Euer Albert

Pfingstmontag, d. 28.5.44: (mit weichem Bleistift handgeschrieben, sehr schwer, nur mit Lichtlupe lesbar, 3 1/3 Seiten)                                                                         Meine Lieben! Ich möchte Euch kurz mitteilen, dass ich von Brüssel zurück bin und wieder bei der Truppe angelangt bin. Ferner bestätige ich den Empfang von 3 Briefen (2 Vater, 1 Emmy). Habet hierfür meinen allerherzlichsten Dank! – Während meiner Abwesenheit ist mein Kamerad Hubert Schosland aus Arnsberg unverhofft in Urlaub geflogen. Ich nehme an. Ich nehme an, dass er mal bei Euch vorbei kommt. Ihr könntet ihm ein Paketchen mit Esswaren mitgeben. Kommt er nicht nach Freienohl, versucht mal, ihn telefonisch durch den Schlachthof (ein Arbeiter des Schlachthofes wohnt bei ihm im Haus) zu erreichen. Ich weiß …(1 kleines Wort?) niemand nicht, wie lange er Urlaub hat, sehr wahrscheinlich hat er schon 8 Tage ´rum. Ich könnte bei nächster Fluggelegenheit auch in Urlaub fliegen, will aber lieber noch etwas warten. – Vater, die 50,- M habe ich in Empfang genommen, vielen Dank! Schick bitte weitere 50,- M für Juni umgehend ab, ich schrieb Dir ja deswegen schon von Brüssel aus. In letzter Zeit sind ja wieder mehrere Freienohler auf dem Felde geblieben (Wortgebrauch! Da siehe: Dr. Wolf: Freiheit Freienohl, S. 218 ff.), wir scheinen wohl wieder eine Pechsträhne zu haben. Heinz Lichte ist wohl der kleine, der früher bei uns gegessen hat. Und Dehaus Erwin u.a. (?), das hat sicher der alte Herr auch noch nicht erwartet. Man sieht aber, wenn´s das Schicksal will, kann man sogar durch eine heimtückische Krankheit dahingerafft werden. Bei meiner Fahrt von Brüssel nach hier habe ich auch mal wieder Glück gehabt, denn kaum waren wir 10 Minuten aus dem Nordbahnhof hinaus, da wurden wir, - in einem kleinen Vorstadtbahnhof stehend -, von einem Bombenregen überrascht. Zum Glück fielen alle Granaten in 150 m Entfernung auf ein Industriegelände. Außer einer Brücke, die vollends zerstört wurde, wurde kein größerer Schaden angerichtet. - Emmy, Du schreibst in Deinem Brief von Kaffee. Ja, ich würde Dir gern den Wunsch erfüllen, aber die Sache hat einen Haken, nämlich: es fehlen mir dazu die nötigen franz. Franken. In unserer Kantine kann ich so viel Bohnenkaffee (Schmuggelware) erstehen, wie ich will. Aber kein Mensch ist in der Lage, ihn zu kaufen, da er über 3000 Francs pro Kilo, das sind ca. 150,- M kostet. Ich könnte dasselbe Quantum evtl. auch in unserer Marketenderei für ca. 110,- M erwerben. Woher also diese Summe Franken nehmen? Vielleicht kannst Du franz. Fr. durch Irmgard besorgen? Sieh mal zu! – Nun möchte ich zu Ende kommen, da es bereits 9 Uhr ist und ich noch ins Städtchen gehen will, um mir einen zu trinken. Heute haben wir hier eine Bullenhitze gehabt, wie bei uns im Hochsommer an den heißesten Tagen. Im Übrigen geht es uns noch gut, bin zwar im Gesicht noch spitzer geworden, fühle mich aber größtenteils noch sehr wohl. Heute Nachmittag habe ich wieder an einem Fußballwettspiel teilgenommen. An Gewandtheit lasse ich den jüngeren Jahrgängen noch nichts nach. Nun, meine Lieben, sagt Euch nochmals herzliche Pfingstgrüße u. –wünsche Euer Albert   Ebenso an Irmgard Grüße, falls sie noch da ist.

11.6.44: (mit Bleistifthandgeschrieben, ziemlich schwer lesbar)                               Ihr Lieben, da Ihr lange nichts mehr von mir gehört habt, möchte ich Euch mal wieder einen Gruß senden. Wir sind mal wieder umgezogen. Ihr könnt Euch denken, dass das immer mit viel Arbeit für uns verbunden ist. Ich bin somit auch nicht mehr zum Schreiben gekommen. Nun ist ja endlich die Invasion gestiegen! Es ist schon besser so, nun endlich mal zum Klaren zu kommen. Meine persönliche Meinung ist, dass man in einigen Wochen so langsam erreichen kann, wann das Kriegsende da ist. Hoffen und wünschen wir, dass wir es alle mit gesunden Gliedern überstehen. – Gestern ist auch Schosland wieder hier eingetroffen. Leider ist er nicht mehr dazu gekommen, bei Euch vorbei zu kommen. Mein Urlaub ist nun durch die eingetretene völlige Urlaubssperre hinaus gestellt. Anbei einige Zulassungsmarken. Ich habe von der Kompanie noch mal 2 Ltr. Oel bekommen, werde sie aber vorerst hier behalten, da es momentan doch zu lange Zeit in Anspruch nehmen würde, die Kanisterchen hierher schicken zu lassen. Nun genug für heute. Euch alle gesund hoffend sendet Euch herzlichste Grüße Euer Albert

18.6.44: (Bleistift handgeschrieben, schwer lesbar)                                                   Ihr Lieben, habt heute mal wieder einen Gruß von mir. Emmy, für Deinen Brief v. 26.5. bedanke ich mich herzlichst. Die Dortmunder sind ja mal wieder mit einem blauen Auge davon gekommen. Jetzt dürfte in Dortmund eigentlich nicht viel Heiles mehr drin sein. Dem Schön aus der Quarstraße hat es dann sicher auch erwischt. Du kannst schon froh sein, Emmy, dass Du gleich anfangs Dortmund den Rücken gekehrt hast. In Freienohl sitzt Ihr sicher und hat Fr. (Freienohl) wohl nie mit einem konzentrierten Angriff zu rechnen. Inzwischen reift ja nun allmählich die Entscheidung heran. Der Anfang vom Ende scheint gemacht zu sein. Die Wirkungen unserer neu eingesetzten Waffen …(1 Wort?) drüben verheerend sein. Allein kriegsentscheidend werden sie aber nicht sein. Die Entscheidung wird auf dem Festland hier in Frankreich fallen. Es scheint eine Revolution in der Kriegführung eingetreten zu sein. Nicht ausgeschlossen ist, dass auch der Feind mit neuen Sachen auf den Plan kommt. Jedenfalls wird es, ehe das Ende da ist, noch manchen harten Kampf geben. Hoffentlich geht uns hierbei der Benzin, das Wichtigste in einem motorisierten Bewegungskrieg, nicht aus. Was mich betrifft, so bin ich noch wohlauf, hab mal wieder eine Verlegung hinter mir, liege aber noch in der Nähe meines alten Standortes. Wir stehen natürlich auch in erhöhter Alarmbereitschaft und erwarten die Dinge, die da kommen werden. (Am Rand geschrieben:) Bleibt gesund und munter. Für heute einen herzlichen sonntäglichen Gruß Euer Albert

25.6.44: (mit Tinte handgeschrieben)                                                                         Ihr Lieben, bevor ich den heutigen Sonntag beschließe, möchte ich Euch noch einige Zeilen schreiben. – Zunächst, liebe Emmy, bestätige ich Deinen lieben Brief vom 10.6., den ich gestern erhielt und für den ich herzlichst danke. Da ich in letzter Zeit vermehrte Arbeit übernehmen musste, bin ich weniger zum Schreiben gekommen. Ich kann Euch mitteilen, dass es mir wie bisher noch gut geht. Mit Alarm haben wir wieder mehr zu tun, verkriechen uns aber, wenn die „Biester“ kommen, in unsere Löcher. – Vater, Dir hätte ich mitzuteilen, dass ich die letzten 50,- M für Monat Juni erhalten habe. Überweise bitte nach Erhalt dieses Briefes die nächsten für Juli. Kannst ja alles gut notieren. Ich sandte gestern eine Kiste mit folgendem Inhalt an Euch ab: 1 Fl. Rum, 2 Fl. Cognac, 1 Fl. Likör (Cordial), 1 Fl. Likör (Martini) u. 1 Fl. Oel. Hoffentlich kommt alles unversehrt an. Ich wollte sie ursprünglich mit in Urlaub genommen haben. Die Pullen sind nicht billig, aber bei den heutigen Verhältnissen trotzdem fürs Geld zu gebrauchen. Die genauen Preise habe ich vergessen, ich glaube: Rum 20,-, Cordial 15,-, Cognac 13,-, Martini 13,-, und Oel 3,- Rm (Reichsmark). Für mich selbst habe ich eine Flasche Triple Secco gekauft und ich bin schon dabei, sie langsam aber sicher zu verzehren. Ein weiteres Paket habe ich heute fertig gemacht und werde sehen, es in den nächsten Tagen los zu werden. Inhalt: 3 m weißer Pannamastoff à 10,- Rm, insgesamt 1 Ltr. Oel, 1 P. Persil, etwas Tee (Gratis-Zuteilungen) und 6 Pakete Tabak à 1,- Rm. - Wie ich in Emmy´s Brief lese, soll ja nun doch bald Irmgard´s und Erich´s Hochzeit steigen. Wenn die dumme Urlaubssperre nicht gekommen wäre, wäre ich zu dieser Zeit bestimmt zu Hause gewesen. Na, Helmut und ich werden es später nachfeiern. – Da ich nun Helmuts Feldpostnummer habe, werde ich ihm morgen auch mal wieder einen Brief schreiben. – Für heute möchte ich nun meine Zeilen beenden. Meine Gedanken weilen oft bei Euch. Es ist soeben Mitternacht. Gute Nacht! Euer Albert (am Rand) Anbei noch 4 Feldpostzulassungsmarken. Ebenso einige Fotos, die Ihr bitte zu den anderen legen wollt. A.

9.7.44: (Bleistift geschrieben, äußerst schwach lesbar, mit Lichtlupe)                       Ihr Lieben! Schon lange habt Ihr nichts mehr von mir gehört und so möchte ich nun mit einigen Zeilen mal wieder ein Lebenszeichen von mir geben. – Zunächst nehmt zur Kenntnis, dass ich eine neue Feldpostnummer habe. Die ist leicht zu behalten und lautet: 55 555 Lg. P. A. Paris. Na, das Schicksal hat´s mal wieder gewollt, dass ich bei den meisten meiner alten Kameraden bleiben durfte. Es hat nämlich bei uns eine vollkommene Umorganisation stattgefunden. Da ich ein Mensch bin, der pflichtbewusst zur vollsten Zufriedenheit der Vorgesetzten die mir gestellten Aufgaben – ganz gleich, welcher Art – erledige, durfte ich bleiben, während andere meiner Mitarbeiter ihren Dienst quittieren mussten. – Ich liege nun wieder an anderer Stelle und muss sagen, dass ich wieder vorzüglich untergebracht bin. Ich lege auch großen Wert auf mein Wohnzimmer. Bei der Einrichtung ist mir keine Mühe zu viel, denn man macht´s ja auch für sich. In dem Schlafzimmerchen ist alles Angenehme drin, ich bewohne es allein. Nebenan ist sogar ein Badezimmer mit Wasch- und Badegelegenheit, das ich alleine benutze. – Ich hoffe, dass inzwischen meine neiden Pakete mit Spirituosen und Stoff angekommen sind. Ihre Ankunft bitte ich mir sofort mitzuteilen.. Die Flaschen könnt Ihr ja aufheben für den Fall, wenn ich mal in Urlaub komme, womit ja vorerst nicht mit zu rechnen ist. – Vater, hast Du auch die 50,- M für Juli schon überwiesen? Bis jetzt sind sie noch nicht eingetroffen. Ich benötige das Geld dringend. - Wie geht´s Euch allen noch? Seid Ihr noch gesund und munter? Ich habe lange nichts mehr von Euch gehört. Und was gibt es für Neuigkeiten in Freienohl? Steigt Irmgard´s und Erich´s Hochzeit bald? Von mir kann ich beste Gesundheit berichten. Viel Arbeit habe ich momentan und noch mehr steht mir bevor. Aber all diese Bürden trägt man gerne, wenn man nur wüsste, dass diese Kriegszustände bald ein Ende haben werden. Nun lasst mich schließen! Ich werde in den allernächsten Tagen mal wieder von mir hören lassen. Bis dahin habet allerherzlichste Grüße von Eurem Albert

16.7.44: (Wieder ganz schwach Bleistift geschrieben, sehr schwer lesbar, mit Lichtlupe)                                                                                                                     Ihr Lieben, habet für heute von mir einen kurzen lieben Sonntagsgruß! Wie geht´s dort noch? Habe lange von Euch nichts mehr gehört. Ich befinde mich noch wohl. Haben momentan viel Arbeit. Ich kann mich nicht einmal mehr über den momentanen Stand der Front informieren. Ich liege ca. 30 km nördlich Paris. Wir sind wiederum sehr gut untergebracht. Zu unserem Glück liegen unsere Dienststellen und Unterkünfte ziemlich dezentralisiert und gut getarnt, sie sind also von feindlichen Fliegern sehr schwer erfolgreich zu bekämpfen. Zudem verkriechen wir uns bei einem Angriff in die Einmammlöcher. – Emmy, was hörst Du Neues von Helmut? Ich habe ihm mal geschrieben. Hoffentlich hat er mit seiner neuen Dienststelle Glück gehabt und dort eine günstige Verwendung gefunden. Was macht die Hochzeit? Schreib mir mal darüber! Das für heute in Kürze. Wenn ich auch in letzter Zeit weniger geschrieben habe, so seid dennoch versichert, dass meine Gedanken oft bei Euch weilen. Hoffen und wünschen wir, dass wir alle diesen Krieg mit gesunden Gliedern überstehen, dann wird schon alles wieder gut gehen. In diesem Sinne nochmals herzlichste Grüße von Eurem Albert

26.7.44: (wieder äußerst schwer nur mit Lichtlupe lesbar, mit Bleistift geschrieben) Meine Lieben! Zunächst für Deinen lb. Brief v. 17.7., liebe Emmy, herzlichen Dank. Ich hatte lange nichts mehr von Euch gehört. Zur vollsten Zufriedenheit vernehme ich, dass bei Euch noch alles in bester Ordnung ist. Von mir kann ich Euch das gleiche mitteilen. Dass ich inzwischen schon mal wieder umgezogen bin, teilte ich Euch, glaube ich, schon mit. Ich wohne in einem kleinen niedlichen Häuschen, kann mich also breit machen, wie ich will. Leider ist die Bude vollkommen verfloht. Es sollen keine Menschenflöhe, sondern nur Sandflöhe sein. Immerhin machen sie mir, trotz meiner Unzugänglichkeit für diese Dinger viel zu schaffen. (Wikipedia weiß für beide viel.) Anfangs habe ich jeden Morgen einige gefangen, aber schon bald habe ich die Zwecklosigkeit des Fangens eingesehen, da sie immer mehr wurden. Nun schüttete ich sie allmorgendlich von meiner Wäsche ab. Ich bin schon froh, dass ich tagsüber nicht in dem verflohten (!) Bau sitzen muss. Nun will ich aufhören mit diesen Flöhe-Erzählungen, sonst verspürt Ihr sie schließlich auch noch. - Ansonsten geht´s mir gut. Verpflegung geht so leidlich! Ich habe nun eine Quelle gefunden, wo ich zuzüglich wöchentlich etwas Butter kaufen kann. Sie ist zwar teuer, aber das macht nichts. Ich als fast Nichtraucher, opfere auch gern mal etwas an Rauchwaren. – Lieber Vater, noch immer bin ich nicht in dem Besitz der 50,- M für Juli. Es ist möglich, dass der Postweg dieses Mal ein besonders langer ist. Vor kurzem trafen erst Überweisungen vom Mai und Anfang Juni hier bei der Amtskasse ein. Hoffentlich erreichen sie mich in den nächsten Tagen. Ich benötige es dringend. Vater, nach Erhalt dieses Briefes schicke bitte sofort (unterstrichen) weitere 50,- M für Monat August ab. Sortiere bitte alles, abrechnen tun wir dann später. Ich höre von Emmy, dass die Kiste mit dem flüssigen Stoff noch nicht angekommen ist. Es wäre allerdings jammerschade, wenn sie auf dem Transport verloren gegangen wäre. Lasst uns die Hoffnung noch nicht aufgeben. Gebt mir aber bitte umgehend Nachricht, wenn sie eingetroffen ist. Nun lasst mich schlafen, da ich noch einige dienstliche Sachen zu verrichten habe. In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen grüßt Euch von ganzem Herzen Euer Albert   (angefügt sind diese Zeilen) Übermittelt bitte auch Grüße an die Dortmunder und besondere Wünsche auf baldige Genesung an Mutter Hanfe (Haufe?). A. Dir, Sentamäuschen ein liebes Küsschen, sei tapfer in der Zahnbehandlung! Onkel Albert

30.7.44: (Bleistift handgeschrieben, äußerst schwer, nur mit Lichtlupe lesbar)        Ihr Lieben! Herzlich dankend erhalte ich soeben Vaters Brief vom 17.7.44 und möchte heute einige Zeilen als Sonntagsgruß erwidern. Von der augenblicklichen Kriegslage brauche ich wohl keine Worte zu verlieren, da Ihr die sicher tägliche Rundfunknachrichten hört u. Zeitungen lest, wohl momentan besser im Bilde seid als ich. Man scheint nun wohl mit aller …(1 Wort?) weitere Kräfte (…) (2 Wörter?) zu Kriegszwecken heran zu ziehen. Ich nehme aber an, dass man Euch in Ruhe lässt, da Ihr ja mit Betrieb und Haus genügend Arbeit habt, zu wünschen wäre es auf jeden Fall, dass bei Euch der augenblickliche Zustand bei verhältnismäßig guter Lebensweise bis zum Kriegsende bestehen bliebe. – Ich bin noch immer wohlauf. Gleich werde ich mir wieder ein Pfännchen Bratkartoffeln (mein Leibgericht, wie Ihr wisst) zubereiten. Ja, auch das habe ich beim Kommis gelernt. Ihr glaubt nicht, wie lecker ich die zubereiten kann. …(3, 4 Wörter?) Butter …4 Zeilen?) Vorteile meiner franz. Sprachkenntnisse …(11 Zeilen?) Euer Albert

9.8.44: (mit Bleistift handgeschrieben, gerade noch lesbar)                                     Ihr Lieben, habt zur Beruhigung (Datum!) mal heute wieder ein Lebenszeichen von mir. Vaters Brief vom 25.7. erhielt ich auch vor einigen Tagen. Habe hierfür, Vater, wie für die mitgeteilten Neuigkeiten aus der Heimat meinen herzlichsten Dank. – Wie ich höre, seid Ihr noch alle wohlauf, worüber ich sehr froh bin. Auch habt Ihr schon wieder ein Schweinchen im Stall, sodass auch für Euer leibliches Wohl bestens gesorgt ist. Es freut mich sehr, dass die Kiste mit den Spirituosen noch angekommen ist. So können wir die Wiedersehensfeier, die scheinbar nicht sehr ferne liegt, ordentlich begießen. Falls Ihr den Wunsch habt, könnt Ihr Euch allerdings schon ruhig einen genehmigen. Leider habe ich die 50,- M für Juli noch nicht erhalten. Wir wollen nochmal 14 Tage abwarten u. dann evtl. reklamieren. Hoffentlich werden mich die 50,- M für August schneller erreichen. - Ja, was wird die kommende Zeit uns bringen? Das Schicksal wird harte, bittere Tage von uns fordern. Wenn Euch dieser Brief erreicht, wird die Front wieder ein anderes Gesicht haben und auch ich werde höchstwahrscheinlich wieder einmal meine Bündel geschnürt haben. Der Yankee (die Amerikaner) hat ja enorme Reserven herangeführt und drückt ganz gewaltig. Im Übrigen möchte ich, dass wir bald diesen Standort verlassen. Tagtäglich erscheinen schwere Bomberverbände und laden bei uns oder in der Umgebung ab. Vorwiegend sind es Zeitzünder, eine neue Taktik des Feindes. In unserer Nähe befindet sich nämlich eine sehr wichtige militärische Stelle, die der Feind scheinbar ständig mit Bomben belegen will. Hoffentlich überstehen wir die nächsten Wochen glücklich, dann wird wohl alles wieder gut werden. Vorerst braucht Ihr Euch um mich noch keine Sorge zu machen. Denn wenn die Bomber kommen, verkriechen wir uns in unsere Erdlöcher und nur ein Volltreffer könnte unserem Leben den Garaus machen. – Emmy, wie geht´s Helmut? Ich hab´ von ihm noch nichts gehört, werde ihm in den nächsten Tagen nochmal schreiben. Seine Nummer lautet doch noch: L 14625 D München 2. Nun, Ihr meine Lieben alle, lasst Euch herzlich grüßen und lasst uns die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir uns bald wiedersehen. Euer Albert (darunter:) Schönen Gruß an Frau Haufe, ich wünsche ihr gute Besserung

12.8.44: (mit Bleistift handgeschrieben, auch mit Lichtlupe schwer lesbar.)                                    Meine Lieben! Heute Abend habe ich Spätdienst. Ich verrichte diesen, da wir einen sehr schwülen Sommerabend haben, auf der Veranda unserer sehr niedlichen kleinen Villa aus (aus?). Soeben bin ich auch mal wieder aus dem Loch, das wir im Laufe des Tages einige Male aufsuchen müssen, gestiegen. Einige amerikanische Jäger (kleine Flugzeuge) kurvten in geringster Höhe suchend über uns. Dann heißt´s: Rein ins Loch! – Es ist möglich, dass die Post in nächster Zeit wieder schleppend befördert wird. Braucht Euch daher nicht gleich Sorge zu machen, wenn Ihr vorübergehend von mir keine Nachricht erhaltet. Der Feind drückt mit seinen Panzern gewaltig in Richtung Paris. Sollte er überraschend in Paris einbrechen, dann erfährt die Postbeförderung natürlicherweise eine Verzögerung. – Bin mal wieder gestört worden. Muss das Brieflein plötzlich abbrechen. Empfanget die allerherzlichsten Grüße von Eurem Albert

16.8.44: (Bleistift handgeschrieben, gerade noch lesbar)                                        Ihr Lieben, soeben habe ich noch 3 Briefe vom Juni gefunden, die ich wohl nicht gelesen hatte, sie sind scheinbar während einer Verlegung eingetroffen und von einem Kameraden verlegt worden, ohne dass ich davon in Kenntnis gesetzt wurde. Einer davon ist von Dir, Vater! – Vorläufig sitze ich noch bei Paris. Aber so langsam beginnt uns der Boden unter den Füßen heiß zu werden. Ich habe mir auf meinen Arbeitstisch eine Karte angebracht, auf der ich die Front genauestens verfolge. Aus dienstlichen Schreiben bin ich auch immer über den neuesten Stand der feindlichen Panzerspitzen informiert. Ich bin schon froh, dass uns die 4-Mot-Verbände (?) seit einigen Tagen nicht mehr so sehr heimsuchen. Die Jabos (Jagdbomber) sind ja weniger gefährlich. Mit Terroristen haben wir hier wohl weniger zu tun, aber man rechnet auch hier mit. Ich will versuchen, Euch alle paar Tage einen kurzen Brief zu schicken, damit Ihr Euch von mir keine unnötigen Sorgen macht. Verpflegungsmäßig bin ich augenblicklich auch gut versorgt. Ich hatte immer noch Gelegenheit, zusätzlich etwas zu erwerben. Jeden Abend bereite ich mir eine anständige (!) Pfanne Bratkartoffeln zu. – Emmy, Helmut habe ich dieser Tage auch geschrieben. Hoffentlich geht´s auch ihm noch gut und kann er diesen Funktionar-Posten behalten. Denn beim Profi passiert ihm nicht so leicht etwas wie hinter das …(1 Wort?). – Erichs und Irmgards Hochzeit ist ja nun auch ins Wasser gefallen. Na, jetzt werden sie sicher warten, bis wir dabei sein. – Nun mal wieder genug für heute. Bleibt mir alle gesund und munter und seid bestens gegrüßt von Eurem Albert (darunter) Ein herzliches Küsschen für Senta-Mäuschen!

22.8.44: (Bleistift handgeschrieben, noch lesbar)                                                 Meine Lieben! Ganz schnell möchte ich Euch ein paar Zeilen schreiben. Ich schrieb Euch schon dieser Tage, einige Briefe, die aber wohl überhaupt nicht oder sehr verspätet ankommen werden. Zur Freude kann ich Euch mitteilen, dass ich vorerst aus dem Hexenkessel heraus bin. Ich befinde mich auf belgischem Boden nicht weit von Deutschland entfernt. Momentan befinde ich mich wieder auf Fahrt nach Frankreich, um zusammen mit einem Hauptmann Feld- und Kurier-Post zu holen. Es ist sonst nicht meine Aufgabe, aber es war gerade niemand anderer zur Verfügung. – Über die Kriegslage brauche ich kein Wort zu verlieren, denn Ihr wisst ja selbst, wie sie steht. Vater, ich schrieb Dir schon, dass ich die 50,- M für August erhalten habe, schick bitte sofort nochmal 50,- M ab und reklamiere die nicht angekommenen. Hier in Belgien ist alles sehr, sehr teuer. Ich muss nun die Zeilen beenden, da die kleine Rast vorüber u. wir weiter fahren wollen. Sobald als möglich werde ich wieder schreiben. Nehmt die herzlichsten Grüße entgegen von Eurem Albert

22.8.44: (mit Bleistift handgeschrieben, mit Lupe lesbar)                                     Meine Lieben! Seit einigen Tagen befinde ich mich wieder bei der Kompanie, bin aber bisher noch nicht dazu gekommen, Euch einige Zeilen zu schreiben. Die Fahrt war wunderschön bei herrlichstem Wetter, aber auch gefährlich. Die Terroristen machen sich ordentlich breit und werden immer frecher. Sie beschießen aus dem Hinterhalt, auf Marsch befindliche Kfz und sind sogar mit MG ausgerüstet. Wir sind auf Fahrt oft durch Partisanen-Gebiete gekommen, waren diesen Herren aber scheinbar mit 100 Mann u. mehr zu schnell. - Ich nehme an, dass Ihr meine Post inzwischen erhalten habt. Von Euch habe ich lange nichts mehr empfangen. Es liegt wohl an der Beförderung und dem ständigen Wechsel des Standortes. Es geht uns, wie allen Westfront-Soldaten. Mir geht es gesundheitlich noch gut. Wie ist´s dort? Sind schon neue Fälle von Gefallenen oder in Gefangenschaft geratenen Freienohlern bekannt? – Die nächste Verlegung, die wohl nicht mehr ferne ist, wird mich sicherlich ins Reichsgebiet bringen. Ich hätte dann also nicht mehr weit nach Hause. Im Glauben an ein baldiges Wiedersehen seid Ihr, meine Lieben, nun herzlichst gegrüßt von Eurem Albert.

12.9.44: (Bleistift handgeschrieben, 1 DIN-A4-Blatt in 3 Teile gerissen, nur mit Lichtlupe lesbar)                                                                                                         Ihr Lieben! Ich sitze hier in Köln am Hauptbahnhof, also wieder linksrheinisch. Ich befinde mich gerade auf Fahrt zu einer Lw.-Sammelstelle in der Eifel. Wir sind ca. 30 Mann eingespartes Personal aus Stäben. Ich konnte (Blatt getrennt) nicht länger gehalten werden. Ja, die schöne Zeit ist vorüber. Nun scheint´s ernst zu werden. Ich wollte eigentlich gestern nochmal angerufen haben, musste aber vorerst noch allerhand Funktionen verrichten sodass ich auf ein angemeldetes Gespräch nicht warten konnte. Zu gerne wäre ich ja noch einmal kurz nach Hause gefahren, aber es war nicht mehr mög (Blatt getrennt) lich. Nun bin ich ein unbekannter Soldat in einem großen Haufen und dem Schicksal überlassen. Drückt mal alle fest den Daumen, dass alles gut geht. Es ist möglich, dass man uns erst einer kurzen Ausbildung unterzieht, denn wir sind ja Schreiberseelen, die kaum schießen können. (Seite unten, umdrehen, oben anfangen) Gestern habe ich noch schnell die Wehrmachtkraftfahrprüfung der Klasse 3 gemacht. Vielleicht gelingt es mir noch, Kraftfahrer in einer Nachschubkolonne zu werden. Es ist zwar nicht angenehm, aber in den sauren Apfel muss man schon beißen. Wir wollen hoffen, dass mir weiterhin das Sol- (Blatt getrennt) datenglück hold ist. – Die Lage ist ja erschütternd. Gerade ist hier wieder Vollalarm, die Menschen eilen, sind nervös und man sieht nur vergrämte Gesichter. Es ist ein Elend in der Welt, von Humanität keine Spur mehr zu finden. Die Jaboi bestreichen im Tiefstflug mit ihren Bordgeschützen die Züge, und das wird von Tag zu Tag schlimmer, je näher die Front rückt. Feindliche Panzer- (Blatt getrennt, es folgt unterer Seitenteil) spitzen sind bereits auf deutsches Gebiet eingedrungen. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass der Krieg in nächster Zeit in unsere engere Heimat getragen wird, wenn nicht vorerst Schluss gemacht wird, oder was Außer-, Außergewöhnliches passiert. Ich kann Euch nur sagen, Einmannlöcher sind der beste Schutz und im Übrigen verlasst die Scholle nicht, alles herantreten und vorübergehen lassen. - Wenn ich in nächster Zeit nicht schreibe, beängstigt Euch nicht, - (auf derselben Seite am Rand 2 Zeilen) ich schreibe sobald als möglich. Vielleicht will es das Schicksal auch, dass ich noch eine große Seereise mache. Seid nun alle im Haus herzlichst gegrüßt von Eurem Albert – (Auf der Vorderseite am Rand 2 Briefzeilen:) Falls das junge Ehepaar (?) noch im Haus, diesemeinen besonderen Gruß u. Glückwunsch für das fernere Leben (Fortsetzung?) (auf dem Briefkopf der ersten Seite über „Ihr Lieben“ stehen über Kopf 5 ganz klein geschriebene Zeilen:) Ich habe mal vor einiger Zeit aus Belgien ein Paket mit überflüssigem Kram u. ca. 3 …(?) an Euch abgeschickt. Das Paket ist mit einem Waggon nach Wurzen, Sachsen gerollt. Es wird von dort an Euch weiter geleitet. (Briefende)

Sonntag, d. 3.9.44: (mit Bleistift handgeschrieben, gut lesbar)                           Meine Lieben! Schnell einen lieben Sonntagsbrief. Ich war mal wieder auf der Achse, liege nun unmittelbar an der deutschen Reichsgrenze, meine nächste Reise, die in aller Kürze stattfinden wird, wird mich ca. 75 km südlich von meinem Geburtsort bringen. Wer hätte das gedacht! Vielleicht besteht die Möglichkeit, Euch dann mal zu besuchen. Dies als Neuestes in aller Schnelle, denn ein Kommando, das gleich abfährt, soll diese Zeilen noch mitnehmen. Ich bin gesund und munter. Hab´von Euch zwar lange Zeit keine Nachrichten mehr, hoffe aber, dass auch Ihr noch wohlauf seid. Nochmals herzlichste Grüße von Eurem Albert

16.9.44:   (mit Bleistift handgeschrieben, lesbar)                                                   Meine Lieben! Heute will ich Euch mal wieder ein kurzes Lebenszeichen von mir geben. Ich liege momentan in Bonn in einer Kaserne. Von einem Sammellager der Led. (?) an der Ahr bin ich hierher geleitet worden, um von dem Heer übernommen zu werden. Es ließ sich nichts dran ändern, da ich noch zu den jüngeren Jahrgängen gehöre. Hier werden wir irgendeiner Waffengattung zugeteilt. Die meisten natürlich kommen zur Infanterie, Panzer, Panzer-Grenadiere, -Jäger u. dergl. Ich habe nun das Glück gehabt, heute einer Kommission als Schreiber zugeteilt zu werden und habe so vielleicht die Möglichkeit, einen Wunsch zu äußern. Ich habe schon hin und her überlegt. In eine Kraftfahrer-Ersatz-Abteilung zu kommen, dürfte äußerst schwer sein. Somit werde ich mal versuchen, zur Heeres-Nachrichten-Truppe zu kommen. Hoffentlich gelingt´s mir! Bevor ich nicht wieder bei einer festen Einheit bin, braucht Ihr mir nicht zu schreiben. Ich lasse frühzeitig von mir hören und teile Euch die neue Feldpostnummer mit. Sehr wahrscheinlich werde ich zur Neuaufstellung nach Osnabrück …(1 Wort?), Bielefeld oder sonst wo in den Raum Münster kommen. Urlaub werde ich wohl nicht, selbst nicht für kürzeste Zeit, bekommen können. Ich will auch gerne darauf verzichten, wenn nur alles gut geht. Nun, Ihr meine Lieben, sage ich Euch herzlichste Grüße und bleibt mir alle wohlauf! Euer Albert

19.10.44:   (mit Bleistift handgeschrieben, schwer lesbar) Ihr Lieben, will Euch eben kurz mitteilen, dass ich gut in Bielefeld gelandet bin. Ich war bereits 12 Uhr Mitternacht in der Kaserne. Wenn ich ½ 4 Uhr in Freienohl abgefahren wäre, hätte ich noch den Anschlusszug, der in Brilon-Wald , der bis Bielefeld durchgeht, gut erreicht. Nur in Paderborn Hbf. hatten wir durch Vollalarm 1 Stunde Unterbrechung, - Der Kasernenbetrieb hier ist mit einem Bienenhaus zu vergleichen. Was mit mir geschieht, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen. Vielleicht werde ich noch einige Zeit im Katastropheneinsatz Verwendung finden, da vom letzten Terrorangriff noch nicht alles aufgeräumt ist. - Morgen werde ich mich erstmal krank melden und zum Zahnarzt gehen, um dem Zahnübel abzuhelfen. Nun, Ihr meine Lieben, empfangt den ersten Gruß von Eurem Albert

Borgholzhausen, d. 24.10.44: (Bleistift handgeschrieben, sehr schwach, nur mit Lichtlupe zu entziffern) Ihr Lieben, abseits von jeglichen Kriegsgefahren befinde ich mich für 8 Tage tief im Teutoburger Wald. Ich sitze soeben auf einem Baumstumpf, hoch am Hang, habe herrlichste Aussicht, reinste Waldesluft und schreibe Euch diese Zeilen. Mir ist es gelungen, aufgrund der mitgebrachten „Vitamine“ Führer eines kleinen Holzfällerkommandos zu werden. Das Kommando soll voraussichtlich 10 Tage dauern, wird aber vielleicht noch einige Tage mehr in Anspruch nehmen. Hier könnte ich es den ganzen Winter über aushalten. Wir haben die Aufgabe, einige hundert Raummeter Holz zu fällen, das als Generator-Holz bestimmt ist. Wie ist das so schön, keinen Fliegeralarm zu hören und ganz für sich und fern von jedem Kasernenbetrieb zu sein. Kameraden, die mit mir vom Urlaub zurückgekommen sind, sind bereits zu einem Frontverband abgestellt (Vokabel!). Nach Beendigung meines Kommandos werde auch ich wohl nicht länger zu halten sein. Na, wollen mal abwarten, vielleicht habe ich weiterhin Glück. Jedenfalls ist es auch kein …(1 Wort?), ständig in der Marschkompanie, wo man sich wie ein gehetztes Stück Wild fühlt, zu verbleiben. Ansonsten geht es mir gut und bin augenblicklich dabei, meine Verpflegung…(?) zu verzehren. Sagt Mutter Haufe nochmals meinen herzlichsten Dank für die schöne leckere Wurst. Den Plätzchenbestand habe ich noch nicht angegriffen, er wird eine geraume Zeit reichen und mir sehr wohl tun. Nun, Ihr meine Lieben, möchte ich zu Ende kommen, denn solange hier auf dem …(1 Adjektiv?) Baumstumpf zu sitzen, ist auch kein Vergnügen. Indem ich wünsche, dass Ihr weiterhin von dem Kriegsgerummel verschont bleibt und es Euch fürderhin wohl ergehe, verbleibe ich immer mit herzlichsten Grüßen Euer Albert

Geseke, den 4. Nov. 1944: Absender: August Molitor, Geseke, den4. Nov.1944: (an dieser Stelle in der Briefe-Sammlung eingeordnet, adressiert an Familie Julius Helnerus; noch ziemlich korrekt Sütterlin-Schrift)                                                Meine Lieben! Am heutigen Tage werde ich sowohl an Eure Mutter erinnert; Vor 2 Jahren ging sie in die Ewigkeit. Wir haben sie nicht vergessen. Ich kam in meinen gesunden Tagen in jeden Ferien zu Euch. Die Mutter freute sich dann sehr über den Besuch, wir tauschten uns die Erlebnisse der Zeit aus. Ich vermisse sie jetzt und habe sie niemals vergessen. Der Allerseelentag (1. Nov.: Allerheiligen, 2. Nov.: Allerseelen) ist ein Erinnerungstag. Die Mutter war um Albert immer sehr besorgt. Ich frage an, wo befindet sich Albert jetzt und was ist er? Die armen Jungen sind zu bedauern. Unser Willi war in den ersten 8 Monaten in Dänemark; in dieser Zeit hatten wir weniger Sorgen um ihn. Seit Juli ist er in Lettland, als Funker; vor einigen Wochen sie nach Memel eingeschifft wurden. Gott möge unsere Jungen an Leib u. Seele gesund in die Heimat zurückführen. Elisabeth weilt noch um Gesundheit in Goslar in H (Horst-Wessel Str. 6). Meine Gesundheit hat sich etwas gebessert. Man ist doch kein ganzer Mann mehr. Heutzutage hat fast jede Familie Not und Sorgen; solch ein Elend hat die Welt noch nicht gesehen. Die hiesige Jugend wird täglich 3 – 4 mal von feindlichen Fliegern heimgesucht; am 31.5. war hier ein starker Angriff. Herzl. Grüße August (das Blatt beidseitig ganz geschrieben; darum „plötzlich“ Schluss) In diesem Kuvert liegen 2 Abschnitte aus Karton: 1.) 10 x 10 cm: Deutsches Turn- und Sportfest Breslau 1938 Zehnkampf U – eingedruckte Nr.: - 2150; 2.) 25 x 5 cm: Des Wettkämpfers Vorname: Schreibmaschine, auch weiterhin: Albert / Familienname: Helnerus / Nummer des Gaues: 9 / Kreis: Sauerland / Verein: Turn- und Rasensportverein / Ort: Freienohl – am Rand steht handgeschrieben: Fam. Scholz, Sternstr. 74 (vielleicht die Unterkunft). Auf der Rückseite: Zehnkampf f. Unterst. – Abschnitt für den Wettkämpfer / Ergebnis des Wettkampfes / Wett.Nr. 2150 / - 2 Spalten: links: Gerät, rechts: erreichte Punktzahl: FreiÜ: 15 / PferdSeit: Pflicht: 14. Barren Pflicht: 17, Kür 14. Reck Pflicht: 11, Kür: 14. PfrdSprg Pflicht: -, Kür: 16. Summe: 101. Volkstüml. Übungen: Weitsprung 19, Kugelstoß 13, Lauf 16, Summe 48. Gesamtpunktzahl 149. Rang-Nr. 36

Urlaub von Albert Helnerus

Bielefeld, den 5.11.44: (mit Bleistift handgeschrieben, schwer lesbar, nur mit Lichtlupe) Meine Lieben! Zur Kaserne zurückgekehrt möchte ich Euch heute einen lieben Sonntagsgruß senden. Oh, wie schön waren doch diese 2 Wochen draußen in freier Luft fern der Kaserne! Ich rechne sie noch zuzüglich zum Urlaub als Erholungstage. Es waren wirklich Tage des Amüsements! Als ich gestern Abend das Kasernentor passierte, drückte es gleich wie ein Alpdrücken auf mich. Das Stiefelgetrampel hier in den steinernen Fluren macht mich, der ich doch meist die Ruhe so liebe, fast nervös. Und die Jagd nach Soldaten, die reif zur Abstellung sind, macht den Aufenthalt für längere Dauer hier unerträglich. Unter diesen Umständen bin ich einerseits froh, hier fort zu kommen. Hinzukommen die immerwährenden Fliederangriffe. Während meiner Abwesenheit hat Bielefeld wieder 2 Angriffe zu verzeichnen gehabt. Weitere werden wohl folgen. Soeben steht draußen wieder feldmarschmäßig ein Haufen von ca. 100 Mann angetreten. Sie kommen zum Osten, Volksgrenadiere. Die Kameraden, die ich vor 14 Tagen verlassen habe, sind bereits alle abgestellt (Vokabel!). Ich sehe nur neue Gesichter. Dieses ewig neue Kennenlernen und Trennenmüssen ist für mich etwas Unheimliches. Gottseidank kann ich ohne Überhebung von mir sagen, dass ich infolge meiner Gutmütigkeit u. Anpassungsvermögens bei Kameraden u. Untergebenen immer sehr beliebt bin. So war´s auch bei dem Holzfällen-Kommando. Ich wünschte, ich könnte mit den alten Veteranen ausrücken. – Was gibt´s dort für Neues? Ist vom Herrn Haufe irgendeine Spur gefunden worden? Haufe Verwandte (Nettlau) habe ich vor 14 Tagen einen Besuch abgestattet. Leider werde ich wohl nicht mehr dazu kommen, die anderen zu besuchen, da ich wohl in den nächsten Tagen abgestellt werde (s.o. Vokabel!). Nun, meine Lieben, lasset mich schließen, da ich noch ein Briefchen schreiben möchte. Es ist wirklich nötig, dass Ihr nach hier schreibt. Ich werde sofort, wenn ich bei einer festen Einheit bin, Euch die Feldpostnummer mitteilen. Habt für heute herzlichste Grüße von Eurem Albert

Bielefeld, Bülow-Kaserne, den 14.11.44: (Bleistift handgeschrieben, im Vergleich zu früher: kleinere Buchstaben, schwer lesbar)                                                               Ihr Lieben! Heute will ich Euch mal wieder ein paar Zeilen schreiben. Wie Ihr seht, bin ich noch in Bielefeld, werde aber im Laufe dieses Monats bestimmt abgestellt zu einer Feldeinheit. Vielleicht wird mir noch vorher noch ein kurzer Holzgenerator Lehrgang, den ich in einer benachbarten Kaserne mitmachen möchte, genehmigt. Ich habe dieserhalb bei der Kompanieführung schon vorgesprochen und man ist, wenn möglich, nicht abgeneigt. – Emmy, Deinen Brief vom 31.10. erhielt ich vergangenen Sonntag, es war eine kleine Sonntagsfreude für mich. Wenn vom Herrn Haufe noch immer keine Spur gefunden ist, wird wohl die Angelegenheit für ewig ungeklärt bleiben. Von den Kölnern glaube ich auch bald, dass sie umgekommen sind. Nicht Rüstungstätige sollen nämlich keine Lebensmittelmarken in Köln erhalten, also schnellstens die Stadt verlassen. Oder habt Ihr inzwischen etwas von ihnen gehört? – Dieser Tage sprach mich in der Kantine beim Mittagessen der Göckelers aus dem Alten Wege an, ich hätte ihn nicht erkannt, da man die Burschen Jahre lang nicht gesehen hat und inzwischen zu Männern herangewachsen sind. Er sagte mir, dass Polizeis Ludwig auch bei ihm in der Kompanie sei, den ich nun inzwischen auch getroffen habe. Beide befinden sich in der Magenkompanie, in der die Magenkranken sind, die zunächst nicht frontverwendungsfähig sind (Vokabel!). – Im Übrigen behagt mir dieses Kasernenleben nicht besonders. Es ist lausig kalt und es wird kaum geheizt. Ausgehehen tut man auch nicht. Was will man auch in der zerstörten Stadt suchen. Am Sonntag Nachmittag habe ich Frau Göttcher, die Schwägerin Frau Haufes aufgesucht. Sie wohnt nur 200 Meter von unserer Kaserne entfernt. Wenn mir möglich, werde ich sie noch mal besuchen. Nun, Ihr meine Lieben, möchte ich schließen. In der Hoffnung, dass Ihr noch bei bester Gesundheit seid, grüßt Euch herzlichst Euer Albert - Für Sentamaus ein liebes Küsschen vom Onkel Albert

Postkarte: 20.11.1944, Bielefeld, Bülow-Kaserne: geschrieben: 19.11.44:  (Bleistift geschrieben, sehr schwer – nur mit Lichtlupe – lesbar)                                              Ihr Lieben, von einem kurzen Spaziergang in ein der Kaserne nahe gelegenes Restaurant sende ich Euch herzlichste Sonntagsgrüße. Heute Nachmittag habe ich dienstfrei und heute Abend werde ich mal ein Kleinkabarett besuchen, das in unserer Kaserne für die Kameraden gegeben wird. Gesundheitlich bin ich noch wohlauf, hoffe von Euch allen dasselbe. Für heute grüßt Euch nochmals Euer Albert

Bielefeld, den 22.11.44: (Bleistift handgeschrieben, sehr schwer, nur mit Lichtlupe lesbar)                                                                                                                  Meine Lieben! Vor dem Schlafengehen will ich Euch schnell noch einige Zeilen schreiben. Als ich gestern bei Alarm in den Keller gehen wollte, lief mir auf der Treppe ein Zivilist entgegen, es war Ahsmanns Alfons. Er ist wieder eingezogen und befindet sich in meiner Kompanie. Es ist durchaus möglich, dass wir zusammen abgestellt werden. Soeben komme ich aus der Kantine, wir 4 Freienohler haben uns nämlich „einen genehmigt“ und dabei von unserem Heimatörtchen erzählt und alte Erinnerungen ausgetauscht. Das hätte man wissen müssen, dann hätte uns Alfons ein Paket mitbringen können. Meine Reserven sind nämlich zur Neige gegangen und der Verpflegungssatz ist hier zwar nicht schlecht, aber für mich doch nicht ausreichend. Wenn ich gewusst hätte, dass ich so lange hier geblieben wäre, hätte ich nach einer Gelegenheit gesucht, nach hierher ein Paket zu bekommen. Eine anständige Dose Wurst, Marmelade u. Plätzchen könnte ich mal wieder gut gebrauchen. Ich habe noch einige Marken und werde nun des Abends mal versuchen, aus der Kaserne zu kommen und in nahe gelegene Restaurants etwas zu essen zu bekommen. Ich hörte, dass Rocholls Ernst des Öfteren mit dem Wagen nach Bielefeld fährt und hier bei der Bülow-Kaserne vorbeikommt und dem Göckelers etwas mitbringt. Ihr könntet nach Erhalt dieses Briefes Ernst mal anrufen und fragen, ob er in den nächsten Tagen nach hier kommt. Bejahendenfalls gebt ihm bitte ein Esspaket mit. Sollte ich dann inzwischen von hier fort sein, kann er es ja wieder mit zurückbringen. Außer uns 4 soll sich hier im Kasernement noch ein Freienohler befinden und zwar einer von Nolten, den wir allerdings noch nicht angetroffen haben. Ferner sind noch in einer Nachbarkaserne Kaulmanns Clemens und ein Tönies aus dem Langel. Diese Beiden scheinen des Öfteren Gelegenheit zu haben, nach Hause fahren zu können. Wie mir Ludwig erzählte, ist Clemens momentan wieder für ein paar Tage zu Haus. – Nun habe ich bereits den Zapfenstreich überschritten und möchte mich jetzt schlafen legen. Ich sage heute daher eine recht gute Nacht und verbleibe mit herzlichsten Grüßen Euer Albert

Bielefeld, den 30.11.44: (mit Bleistift geschrieben, sehr schwach, nur mit Lichtlupe zu lesen)                                                                                                                    Ihr Lieben! Heut (!) sollt Ihr mal wieder ein Lebenszeichen von mir haben. Ja, gerade heute besonders habe ich das Bedürfnis, etwas von mir hören zu lassen. Der gestrige Tag ist nämlich einer, an den ich ewig denken werde. Beinahe hätte mich nämlich gestern ein ähnliches Schicksal wie Herrn Haufe erreicht. Seit einigen Tagen sind wie im Katastropheneinsatz auf einer sehr wichtigen Bahnstrecke. Gestern wurden wir trotz schlechtestem Wetter von feindlichen Bomberpulks heimgesucht, die eine Unzahl Bömbchen schwersten Kalibers auf uns herunter regnen ließen. Der Schutzengel war mir mal wieder hold. Es hat sich nur um Meter gehandelt. Es ist hier außerordentlich schwer, sich frühzeitig in Sicherheit zu bringen, denn die Teppiche werden im Umkreise von 2 – 3 km gelegt. Unter diesen Umständen bin ich froh, wenn ich möglichst bald zu einer Feldeinheit abgestellt werde, was wohl in den nächsten Tagen passieren wird. Dieser Brief soll Euch natürlich nicht in Besorgnis versetzen. Ich kann Euch sagen, dass die Nachrichtentruppe immer noch eine kleine Lebensversicherung ist. Ich habe auch schon in den letzten Wochen vom Nachrichtenwesen allerhand gelernt, sodass ich wenigstens nicht mehr auffalle. - Nun, wie geht´s Euch und allen anderen im Haus? Vorläufig könnt Ihr an meine augenblickliche Adresse weiter schreiben. Sollte ich plötzlich versetzt werden, werde ich es Euch kurz mitteilen. Ich glaube kaum, dass von hier aus Post nachgeschickt wird. Rocholls Ernst soll vor einigen Tagen wieder hier gewesen sein. Sollte er mir mal ein Paket mitbringen, so soll er sich bei der Marschk. Block 9, in der Personalabteilung erkundigen, ob ich noch hier bin und, wenn ja, es bei dem U.v.D. abgeben, der es mir dann aushändigen wird. Momentan liege ich auf Stube 67. Dies ist zwar etwas unverständlich für Ernst, aber wenn er es auf der Hauptwache abgibt, könnte es „in der Luft hängen“, wenn ich fort sein sollte, da hier einer den anderen nicht kennt. - Indem ich hoffe u. wünsche, dass wir alle das Kriegsende glücklich überstehen, rufe ich Euch herzlichste Grüße zu! Euer Albert - quer am Rand entlang steht: - Vater, wenn Du mal wieder Wehrmacht-Rauchermarken hast, kannst Du sie mir im Brief zuschicken.

Bielefeld, den 8.12.44: (wie oben: Bleistift handgeschrieben, sehr schwach, schwer, nur mit Lichtlupe lesbar:) Ihr Lieben! Am heutigen Wochenende sollt Ihr mal wieder etwas von mir hören. Die Post geht ja augenblicklich sehr schlecht. Habt Ihr meine letzten Briefe erhalten? Wie geht es Euch noch? Ich hörte einige Wochen nichts mehr von Euch. Bielefeld hat in letzter Zeit wieder einige Angriffe erdulden müssen. Unsere Kasernen sind aber immer noch davon verschont geblieben. Ich habe in der Stadt einige Male helfend mit einspringen müssen. Man hat grauenvolle Bilder gesehen. Hoffentlich hat dieser Wahnsinn bald ein Ende! Nun über mein wahrscheinlich weiteres Soldatenschicksal! In letzter Zeit sind vom hiesigen Ersatztruppenteil wenig chargierte Soldaten abgestellt worden, sodass diese sich mehr u. mehr angehäuft haben. Nun musste man radikal damit aufräumen. Ein Teil ist bereits den Truppennachrichten überwiesen, ich werde wohl mit anderen in nächster Zeit folgen. Zu dieser Art Nachrichten zu kommen, ist natürlich nicht erfreulich! Sie liegen ganz vorne im Dreck und sind mitunter schlechter dran als die Infanteristen. Ein Angenehmes hat natürlich diese Versetzung. Ich werde vorerst einen Umstellungslehrgang von 6 Wochen hier in Bielefeld mitmachen müssen, der am 27.12. anläuft. Diese Zeit ginge natürlich vom Krieg ab. Aber was kommt dann? Ob der Krieg dann wohl sein Ende gefunden hat? Na, wollen mal alles an mir herantreten lassen. – Ahsmanns Alfons ist auch noch hier, er liegt auf demselben Flur wie ich. – Emmy, was macht Helmut? Es hat fast gar keinen Zweck mehr, dass man miteinander korrespondiert. Was machen die Dortmunder und habt Ihr überhaupt schon etwas von den Kölnern gehört? Teilt mir mal Eure Neuigkeiten mit. – Zum Schluss empfanget herzlichste Grüße von Eurem Albert

Eine Postkarte Im Kuvert: Bielefeld, den 11.12.44: (mit Bleistift handgeschrieben, äußerst schwer mit Lichtlupe lesbar:)                                                                   Meine Lieben! In Eile teile ich Euch noch eben mit, dass ich nun doch schon heute versetzt bin u. zwar vorerst zu einem Ersatzhaufen (!) nach Lingen (Ems). Werde wohl von dort in Kürze zur Front kommen. Das ist zwar nicht erfreulich, aber wir wollen hoffen, dass alles gut geht. Ich werde von Lingen aus sobald als möglich schreiben. Gebt also bitte Rochells Ernst kein Paket mit. Ich muss schließen, denn es geht gleich los. Seid mir alle von Herzen gegrüßt! Euer Albert

Eine Feldpost-Postkarte im Kuvert: Lingen, Walter Flex-Kaserne, den 13.12.44: (mit Bleistift handgeschrieben, äußerst schwer mit Lichtlupe lesbar:)                         Meine Lieben! Aus Lingen a. d. Ems sende ich Euch einen ersten lieben Gruß. Meine ersten Eindrücke von hier sind nicht die schlechtesten. Fliegeralarm scheint es weniger zu geben als in B. (Bielefeld). Allem Anschein nach werde ich hier einige Wochen verbleiben. In den nächsten Tagen mehr davon im Brief. Hier in der Nähe muss auch Sögel sein, wo Aenne (?) Holtmann wohnt. – Da die Post momentan sehr lange unterwegs ist, wünsche ich Euch bereits heute ein frohes Weihnachtsfest. Wie gerne wäre ich in den Tagen bei Euch zu Hause. Wir wollen hoffen, dass es diesmal die letzten Kriegsweihnachten sind. Ich verbleibe nochmals mit herzlichsten Weihnachtsgrüßen Euer Albert (darunter steht noch:) Vermittelt bitte auch herzl. Festtagsgrüße sn fir Dortmunder.

Lingen, den 16.12.44:  (mit Bleistift handgeschrieben, sehr schwach, nur mit Lichtlupe lesbar:)                                                                                                   Meine Lieben! Es ist noch bereits sehr früh am Morgen. Irrtümlicherweise ist unsere Stube 1 Stunde zu früh aufgestanden. Ich möchte daher diese kostbaren Minuten ausnutzen, Euch ein Briefchen zu schreiben. Dass ich versetzt worden bin, teilte ich Euch ja bereits schon mit. Also alle Post zukünftig nach hier richten. Die Postbeförderung ist ja augenblicklich sehr mangelhaft und ich glaube auch, dass ein Teil der Briefe überhaupt nicht ankommt. – Nun ein Wort zu meiner neuen Einheit! (Einheit = bestimmte Soldaten-Gruppe) Der Betrieb hier ist wesentlich kleiner, aber der Dienst ist mehr als in Bielefeld. Wir sitzen oft bis tief in die Nacht und achsen (korrekt abgeschrieben, aber?) Neben der Fernsprecherei (Telephon…) werden wir in der Funkerei ausgebildet, aber vollkommen ungeschult. Dieses Umschulen wird wohl bis in den Februar hinein andauern. Der größte Teil des Winters dürfte darin wohl vorüber sein. Aber was kommt dann, wenn der Krieg noch nicht sein Ende gefunden hat? Ich werde meinen Einsatz und zwar in vorderster Linie wohl nicht verhindern können. Wir sind hier Truppennachrichten, die ganz vorne eingesetzt werden. Das ist der große Nachteil gegenüber den Nachrichtenleuten in Bielefeld, die höchstens bis zur Division, also immer noch hinter der Front Verwendung finden. Wäre ich noch im Kameradschafts-Dienstgrad gewesen, hätte ich bei den Divisionsnachrichten bleiben können. Die Portefeeträger (?) und Uffz. Hatten sich in B. so sehr angerammelt (?), dass man unbedingt damit aufräumen musste. Na, will das Schicksal nun mal an mich herantreten lassen, vielleicht gibt´s eine günstige Verwendung u. wir sehen uns bald wieder. Ohne Schaden wird man wohl nicht aus diesem Rennen kommen. Wenn man die Auszeichnungen der Kameraden hier und die silbernen und goldenen Verwundetenabzeichen sieht, weiß man genug. Das ist hier eine ausgesprochene bayerischeKompanie, d. h. wenigstens der Chef, Spieß, Ausbilder pp. sind Bayern. Dass dieses nicht vorteilhaft für uns ist, ist klar, schon allein wegen dem Dialekt, den ich sowieso sehr schlecht verstehe. Der Chef ist ein 100 prozentiger Soldat, Weltkriegsteilnehmer (1914-1918) und 12 Jahre aktiv nach dem Krieg. Er kennt nur Soldatisches, alles andere ist nichts für ihn. Was das bedeutet für uns, könnt Ihr Euch wohl lebhaft vorstellen, Dienst, Dienst, nochmals Dienst! (Jetzt auf beiden Seiten am Rand und ganz klein geschrieben weiter:) Nun Schluss für heute, ich muss zum Dienst antreten. Ich wünsche Euch der schweren Zeit gemäß frohe Weihnachtstage u. sende Euch schon jetzt zum, neuen Jahr herzlichste Grüße. Möge das neue Jahr uns möglichst bald den lang ersehnten Frieden bringen. Übermittelt bitte all meine Grüße u. Wünsche zu den Feiertagen an die Dortmunder. Der kleinen Senta ein besonders liebes Küsschen. Euer Albert

Darup bei Nottuln, Bezirk Münster, 21.12.44: (Bleistift geschrieben, ein kleines Blatt, etwa 2/3 von DIN A 5, sehr schwer, mit Lichtlupe lesbar)                                         Ihr, meine Lieben, kurz möchte ich Euch meinen neuen Standort mitteilen: Darup bei Nottuln, Bz. Münster. Wir haben die Kaserne vertauscht mit einem gewöhnlichen Wirtshaussaal und liegen hier im Stroh auf dem Boden. Es schläft sich ausgezeichnet hierin, wenn man müde ist. Hätte nur mancher Deutsche ein solches Nachtlager und er würde froh sein. Vorteilhaft ist auch, dass wir mit Fliegeralarm nichts zu tun haben. Darup ist ein kleines Örtchen, 10 km von Coesfeld entfernt. Als ich den Namen hörte, erinnerte ich mich an Kösters Norbert u. seine Familie, die hier wohnen könnte. Ich habe mich auch soeben bei jemandem erkundigt und man sagte mir, dass eine Familie Köster nach dem Tode des alten Herrn von hier fortgezogen sei. – Gesundheitlich bin ich noch wohlauf, bleibt auch Ihr mir alle gesund und munter. Dies in Kürze für heute, in den nächsten Tagen mehr. Ich verbleibe für immer in Herzlichkeit Euer Albert

Darup, d. 7.1.45 (nur Feldpostbrief, nicht im Kuvert, DIN A 5; Bleistift geschrieben) Meine Lieben! Habt heute mal wieder einen lieben Gruß von mir. Der Lehrgang ist nunmehr beendet u. die Abstellung wird nun nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wie geht´s Euch eigentlich noch? Habt Ihr keinen meiner Briefe erhalten? Von Euch erhielt ich seit meinem Urlaub nur 1 Brief von Emmy. Schreibt doch mal bitte umgehend. Ich hätte doch nochmal gerne vor meiner neuern Versetzung Nachricht von Euch. Emmy, wie geht´s Helmut? Ich wünsche Euch allen im neuen Jahr viel Glück und bleibe immer mit herzlichsten Grüßen Euer Albert (Die genauen Urlaubstage sind leider unbekannt.)

Darup, den 7.1.45 (im Kuvert, 1 ½ Seiten DIN A 4, Bleistift geschrieben, schwach lesbar)                                                                                                                         Ihr Lieben! Wenn ich auch schon vorhin bereits ein Briefchen an Euch abgeschickt habe, so möchte ich schnell nochmal einige Zeilen schreiben, da ich den Brief einem Bekannten aus unserer Heimat mitgeben kann. Denkt mal, vorhin treffe ich am Kaminfeuer in einem Gasthof den alten Herrn v. Beranke vom Berger Hammer. Er hat seinen Sohn besucht, der auch Angehöriger unserer Kompanie ist, allerdings als Rekrut. Ebenso steckt hier ein Neffe vom Lehrer Demmel, der sich mir bekannt machte, als er meinen Namen hörte. Nun habe ich endlich mal Gewissheit, dass einer meiner Briefe Euch bestimmt u. schnell erreicht. Von Euch habe ich nun seit vielen Wochen nichts mehr gehört. Wie geht es Euch noch? Schreibt doch bitte mal umgehend. Meine Ausbildung ist nunmehr beendet. Vielleicht werde ich schon in Kürze + vielleicht auch erst in 14 Tagen oder später abgestellt. Ich werde gleich Herrn v. Branke sagen, er möchte Euch doch mal anrufen. Er wird vielleicht seinen Sohn des Öfteren besuchen, könnte mir dann eigentlich etwas mitbringen. Ja, werde ihn gleich mal fragen. Im Übrigen bin ich noch wohlauf, hoffe von Euch dasselbe. Bleibt mir alle gesund und munter bis auf ein frohes Wiedersehen. Adieu Euer Albert (über den Inhalt der Ausbildung keine Information; unbekannt ist die Bedeutung von „abgestellt“, Soldaten-Sprache)

Coesfeld, d. 8.1.45 (Feldpost-Brief, Brief-Absender-Ort: Darup: 1 gefaltete Seite: DIN A 5, Bleistift )                                                                                                          Meine Lieben! Ich sitze hier mit v. Branke sen. u. jun. zusammen. Der alte Herr wird heute Abend wieder abfahren. Ich bin soeben hier in Coesfeld beim Truppen-Arzt gewesen; ich verspürte nämlich seit einiger Zeit einige Schmerzen. Der Arzt stellte Krampfaderbruch fest. Leider kann operativ nichts dagegen unternommen werden. Meinen Tauglichkeitsgrad konnte ich nicht erfahren. Vielleicht werde ich hierdurch bedingt k.v. (bedingt kriegsverwendungsfähig) und werde nicht in der ersten Linie eingesetzt. Wollen das Beste hoffen. Sonst fühle ich mich aber gesund. In der Hoffnung, nun mal bald etwas von Euch zu hören, grüßt Euch herzlichst Euer Albert

Ortswechsel! Brief-Schreib-Termine! Lücke.

Nürnberg, Nitterorl (?), den 1.2.45   (Bleistift geschrieben, schwach)                                                                           Ihr Lieben! Soeben bin ich in Nürnberg gelandet u. beabsichtige ich, hier zu übernachten. Ca. 10-mal musste ich doch umsteigen, um die Strecke zurückzulegen. In Freienohl kam ich gerade rechtzeitig zu einem Zug u. in Wennemen hatte ich auch guten Anschluss. Siegen passierte ich zu Fuß, da gerade ein Angriff voraus gegangen war. 2 Tage werde ich wohl noch gebrauchen, bis ich am Ziel bin. Werde von dort gleich schreiben und Euch die neue Adresse mitteilen. Wollen hoffen, dass ich es gut antreffe. Nun habt herzlichste Grüße, ebenso Frau Haufe und Irmgard und lebet wohl! Euer Albert

Grafenwöhr, Stabskomp. Wodan, Truppenübungsplatz, den 5.2.45 (Bleistift, schwach geschrieben, mit Lichtlupe lesbar)                                                         Meine Lieben! Da gleich einer meiner neuen Kameraden nach Hamburg fährt, möchte ich Euch schnell noch einige Zeilen schreiben, die er dann die Hälfte der Strecke mitnehmen kann u. (so oft mit Punkt abgekürzt) Euch so schneller erreichen werden (das Wort „Werden“ ist über der Zeile eingefügt; ein Zeichen, dass Albert seinen Text Korrektur gelesen hat). Ich schrieb Euch schon, dass die Division gerade ausgerückt war, als ich hier eintraf. Mein weiteres Schicksal konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen. Es scheint, als ob ich vorerst noch hier verbleiben würde. Ob dieser Patsache (Schreibfehler? „Pattsache“? – Googeln) wäre ich nicht böse. Der Dienst, den ich momentan leiste, ist sehr ertragbar. Alle Tage bin ich mal Wachhabender, und ansonsten Aufsichtshabender. Hier wäre es also bis Kriegsende auszuhalten. Fliederalarm gibt es so gut wie gar nicht. Also auch diesbezüglich Ruhe. (= Vorderseite, Rückseite =) Ich bin froh, dass ich noch Lebensmittelmarken mitgenommen habe. Denn hier in dem Städtchen (Niederösterreich, westlich von Wien; Wikipedia) kann man prima essen, und ich habe fast allabendlich Gelegenheit dazu. Sagt Frau Ha (so abgekürzt) nochmal herzlichen Dank für die Marken. Die Strenge des Winters scheint nun doch gebrochen zu sein. Hier ist der Schnee fast restlos verschwunden. Gott sei Dank! So, nun will ich mal wieder schlafen. Ich will lieber kürzer, aber dafür mal öfter schreiben. Und wenn (das an dieser Stelle gedruckte Wort „Feldpost“ auf der unteren Adress-Hälfte des benutzten Brief-Papiers ist durchgestrichen) dann auch Briefe verloren gehen sollten, hin und wieder kommt sicherlich eine Nachricht von mir durch. Habt allerherzlichste Grüße und Wünsche von Eurem Albert (im Kuvert verschickt)

Zeit-Abstand… Post-Lücke

o.u. den 16.3.45 (Schreibmaschine geschrieben, ohne Kuvert, ohne ausdrückliche Ortsangabe)                                                                                                          Meine Lieben! Soeben habe ich ein behelfsmäßiges Bad genommen und möchte, bevor ich mich schlafen lege, Euch einen Gute-Nacht-Gruß senden. Vorweg zu Eurer Beruhigung die Nachricht, dass es mir noch ausgezeichnet geht. – („noch“!) - , Unterkunft annehmbar und Essen ausreichend. Mein gutes Quartier allerdings habe ich verlassen müssen, da wir mit dem Geschäftszimmer ausgezogen sind und ich als ständiger Begleiter und Behüter des Schriftkrams mitgehen musste. Die schöne Zusatzverpflegung, die ich von meinen gastfreundlichen Quartiersleuten täglicj bekam, fällt nun flach. Wir sind mit unserem Laden in ein Verwaltungsgebäude einer Ziegelei gezogen, wo ich auch mein Nachtlager aufschlagen musste. Ich habe zwar hier auch ein Bett, aber es ist zu klein und ohne Oberbett. Dies macht nichts, ich schlaf schon gut drin. Ich bin ganz alleine in den Räumen, habe aber durch ein Radio des Abends genügend Unterhaltung. Ich bin sehr zufrieden mit meinem augenblicklichen Los. Wer weiß, wo ich jetzt schon irgendwo am Niederrhein im Kampf stecken würde, wenn ich bei dem Ersatztruppenteil in Darup geblieben wäre. Ich habe mal wieder gewaltigen Dussel gehabt. In meinem Abschnitt hier herrscht augenblicklich ziemliche Ruhe. Aber wer weiß, der Spieß kann sich schnell drehen. Dort bei Euch im Westen sieht´s verdammt schlecht aus. Die Alliierten haben ja schon über den Rhein gesetzt. Sollte ihnen die Erweiterung des Brückenkopfes gelingen, würde es auch für Euch bedenklicher. --- Sagt mal, wie geht´s eigentlich den Dortmundern? Leben sie überhaupt noch? In den letzten Wochen war Dortmund doch wiederum das Ziel der Terrorbomber. Und was hörst Du, liebe Emmy, Gutes von Helmut? Ich will hoffen, dass es ihm genau wie mir noch gut geht. Emmy, wie ist Dein Zustand? (wieder Kein Wort über, zu Senta) Na, so langsam fallen mir vor Müdigkeit die Augen zu, lasst mich daher schon wieder Schluss machen mit der Schreiberei. Lasst auch Ihr mal bald etwas von Euch hören. Nun, Ihr, meine Lieben alle, seid herzlichst gegrüßt von Eurem Albert. (Darunter:) Viele Grüße auch an Irmgard und Frau Haufe. (Das Blatt, 1 Seite, ist auch voll.)

o.u. den 2.4.45 (keine Ortsangabe, im Kuvert von Darup, 2 Blatt Feldpost-Papier, je DIN A 5, handgeschrieben, mit Lichtlupe schwach lesbar)                                        Ihr meine Lieben! Ich möchte Euch heute Abend noch schnell eine kurze Nachricht von meiner Ankunft am Bestimmungsort geben. Die Einheit, mit der ich fort sollte, ist seit 24 Stunden ausgerückt. Was nun mit mir geschieht, ist mir noch nicht ganz klar. Vielleicht werde ich mit anderen bei nächster Gelegenheit nachgeschickt, Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass ich zum Ersatztruppenteil zurück in Marsch gesetzt werde. Na, vorerst werde ich wohl einige Tage hier bleiben. Ich bin hier einer Stabskompanie, so eine Art Auffangkompanie, zugeteilt. Auf jeden fall werde ich, wenn der Russe uns nicht auf´s Fell rückt, entsprechend meiner Ausbildung als Nachrichtenmann eingesetzt. – Seite 2 - Das Wetter ist, Gott sei Dank, recht milde geworden; der Schnee ist hier bald verschwunden. – Über die neueste Kriegslage seid Ihr ja besser informiert als ich; aber auch ich werde bemüht sein, täglich die Lage der Front in Erfahrung zu bringen, da sie mich sehr interessiert. Die auf dem Umschlag angegebene Adresse wird für mich nur für kürzere Zeit maßgebend sein, daher ist es wohl nicht nötig, dass Ihr mir nach hier schreibt. Diesen meinen Brief gebe ich einem Uffz. (Unteroffizier) mit nach Hannover; von dort wird er Euch sicherlich sehr bald erreichen. Nun seid Ihr alle, nebst Familie Haufe, recht herzlichst gegrüßt von Eurem Albert

Mehr Briefe, Karten, Feldpost liegen nicht vor. Nicht nach dem 2. April bis zum 28. April 1945, dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Ergänzung: Albert Helnerus Feldpost: Liste genannter Namen

Albert Helnerus nennt in seiner Feldpost Namen. Die sind hier in der Tabelle aufgelistet. Lesen von links nach rechts; Feldpost-Datum und Name. Hier sind nicht übernommen die engsten Familien-Namen: Vater, Mutter, seine Schwester Emmy mit ihrem Mann Helmut und ihrer ganz jungen Tochter Senta.

10.06.1940: Erich Niesen (Niessen)

31.07.1940: Alois Kosmas

20.08.1940: Leni

31.01.1941: Ludwig …

06.03.1941: Fritz Gördes

17.03.1941: Gustav Gebhardt

09.04.1941: Fritz Gördes, Ehefrau Frieda

Nach: 21.04.1941: Gustav

25.05.1941: Willi Hütter (+)

             Cossmann (Junge)

             Familie Corade

29.08.1941: Heremann von Boeselager

28.12.1941: Lippskas Käppe

02.03.1942: Onkel Paul

20.03.1942: Erich Niesen

             Alte Frau Korte, Freitod

01.05.1942: Horn, Kamerad

20.6.42: Emil Molitor

22.08.1942: Erich Waldeyer

11.12.1942: Jupp Treut

11.01.1943: Tante Maria

19.02.1943 + 28.02.1943: Tante Maria

19.03.1943: Leuers Wilhelm

27.03.1943: Tante Maria

            Herr Schön

17.5.43: Tante Adele

             Hubert Schgosland

07.11.1943: Fritz Pieps

             Ernst Hesse(n)

01.03.1944: Oberarzt Kathol (Schulkamerad)

           Engemann (Familie)

16.04.1944: Engemann

             Frl. Doris (Listernohl)

11.06.1944: Hubert Schosland

18.06.1944: Schön (Quarstraße)

26.07.44: Mutter Haufe

16.08.1944: Irmgard – Erich – Hochzeit

05.11.1944: Haufe (Nettlau)

14.11.1944: Frau Göttcher

               Frau Heufe

11.12.1944: Ernst Rocholl

21.12.1944: Norbert Köster

07. u. 08.01.1945: von Branke Sen. + Jun.

16.01.1945: Irmgard und Frau Haufe

27.07.1940: Wilhelm Siepe(n) Alter Weg

10.08.1940: Franziska Gebhardt, Auf dem Kump, Tochter von Gustav Gebhardt, Braut von Wilhelm Siepe

11.11.1940: Karl Wrede

05.02.1941: Heinz (Dortmund)

17.03.1941: HeinrichGerwin (Neheim) Kamerad

29.03.1941: Kehr, der Jüngste

13.04.1941: Tante Clara / Klara aus Köln

15.05.1941: Paul Korte, Breiter Weg

07.08.1941: Albert Blessenohl

           Willi Guntermann

           Pöttgen aus Wildshausen

12.10.1041: Kuno Altenwerth

               Wießbrock (Heldentod)

21.02.1942: Gustav

11.03.1942: Hans Jung (Heldentod)

17.04.1942: Onkel Paul

07.05.192: Heinrich Gerwin

29.05.1942: Horn, Gerwin (Kameraden)

07. + 15.06.1942: Horn, Gerwin

01.11.1942: Onkel Paul

11.12.1942: Onkel Paul, auch: 18.12.1942

25.01.1943: Onkel Paul,

             Tante Maria

             Herr Lenzen, auch 09.04.1943

15.04.1943: Hubert Schosland, Arnsberg, Kamerad, auch 13.05.1943

25.07.1943: Anna

16.02.1944: Erich Niesen

01.04.1944: Hermann Klaren, Papenburg, Kamerad

18.05.1944: Hubert Schosland

28.05.1944: Hubert Schosland

             Erwin Dehaus (alter Herr)

             Irmgard

25.06.1944 u. 09.07.1944: Irmgard – Erich: Hochzeit

09.08.1944: Frau Haufe

01.11.1944: August Molitor

14.11.1944: Göckeler (Alter Weg)

22.11.1944: Alfons Ahsmann

               Ernst Rocholl

               Göckeler

               Nolte

               Clemens Kaulmann

               Tönnies (Langel)

               Ludwig

Ein persönlicher Nachtrag des Abschreibers

Der ist gebürtiger Hamburger, Jahrgang 1933. Sein Vater, Buchbindermeister, im Zweiten Weltkrieg eingezogen bei der Luftwaffe, auf einem Fliegerhorst / Flugplatz in Leningrad / St. Petersburg, Aufkleben der Landkarten auf Stoff für die Pioniere. Zum Schluss gelang die Flucht mit Schiff über die Ostsee nach Hamburg. – Der Abschreiber hat in Hamburg den Bombenkrieg erlebt: Beim Flieger-Alarm ging´s in den Keller, angezogen mit 3 Trainingsanzügen, aus Sicherheitsgründen; eine befreundete Familie kam im Stadtteil Billstedt beim Phosfor-Bomben-Angriff ums Leben. Der kam 1943 auf die Oberschule (Gymnasium); seine Klasse wurde sofort evakuiert nach Peulendorf bei Bamberg in ein schlossähnliches Haus mit zwei nicht verheirateten Lehrerinnen, einer jungen, einer älteren, die immer in Uniform. – Kurz vor Kriegsende waren wie: meine Mutter mit meinem jüngeren Bruder, „ausgebombt“. Beide kamen sofort nach Peulendorf in eine Wohnung, gastfreundlich, weil wir katholisch waren. Kurz nach Kriegsende erschien plötzlich, sehnsüchtig erwartet mein Vater. Schnell kamen wir wieder zurück nach Hamburg zu einem neuen Leben, voll mit Erinnerungen… Gewiss eine Selbstverständlichkeit der ungekürzten Abschrift der Feldpost von Albert Helnerus.

Heinrich Pasternak, Januar 2022 , 102 Seiten